30. Juli 2013

Weil ich euch liebte - Linwood Barclay

Produktinfos:

Ausgabe: 2012
Seiten: 528
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Der Autor:

Linwood Barclay studierte zunächst Literatur und arbeitete als Journalist in Kanada. 2007 erschien sein Thriller "Ohne ein Wort", der ihn sofort zum Bestsellerautor machte. Weitere Werke sind "Dem Tode nah", "In Todesangst" und "Kein Entkommen".

Inhalt:

Das Leben von Bauunternehmer Glen Garber schlägt jäh in eine Katastrophe um, als seine Frau Sheila bei einem Autounfall stirbt. Der Verlust allein ist schon schlimm genug für Glen und seine achtjährige Tochter Kelly, doch es kommt noch schlimmer - Sheila war offenbar stark alkoholisiert und hat bei dem Unfall zwei weitere Menschen mit in den Tod gerissen.

Glen kämpft mit den widersprüchlichen Gefühlen von Trauer und Wut über Sheilas Verhalten. Kelly wird wegen ihrer Mutter in der Schule angefeindet, Sheilas Mutter gibt Glen die Schuld dafür, dass er nichts von ihrem Alkoholproblem ihrer Tochter wusste. Zusätzlich belastet Glen, dass eines seiner erbauten Häuser abgebrannt ist und die Versicherung die Zahlung verweigert.

Kurz nach Sheilas Tod stirbt ihre Freundin Anne, Mutter von Kellys bester Freundin Emily, auf mysteriöse Weise, indem sie nachts ertrinkt. Bei einem Besuch bei Emily hörte Kelly tags zuvor zufällig ein seltsames Telefongespräch von Anne mit, das sich offenbar um dubiose Geschäfte drehte. Schließlich spricht auch noch Sheilas Freundin Belinda von 62.000 Dollar, die sie Sheila gegeben habe. Allmählich kommt Glen der Verdacht, dass Sheila selbst in gefährliche Machenschaften verwickelt war und dass hinter ihrem angeblichen Unfalltod ein Verbrechen steckt ...

Bewertung:


Sie ähneln sich schon, die Thriller von Linwood Barclay. Wie üblich ist der Ich-Erzähler ein Mann Mitte dreißig, der bis vor Kurzem ein solides Familienleben führte, ehe er sich plötzlich in ein Verbrechen verwickelt sieht, das er auf eigene Faust zu klären versucht. Dabei gelingt es dem Autor nicht, an sein fulminantes "Ohne ein Wort" anzuschließen, dennoch ist auch "Weil ich euch liebte" unterm Strich ein lesenswertes Werk für Fans des Genres.

Dabei sieht es längere Zeit weniger wie ein Thriller aus, da der Fokus doch recht stark auf Glens Versuch liegt, mit Sheilas Tod und ihrer mutmaßlichen Schuld an dem Unfall umzugehen. Glen muss einerseits für seine Tochter Kelly da sein und seine eigene Trauer bewältigen, andererseits seine geschäftlichen Probleme behandeln, auch wenn er sich dazu kaum in der Lage sieht. Für den Leser ist schon recht früh klar, dass hinter Sheilas Tod mehr als ein Unfall steckt, die genauen Zusammenhänge aber werden nur nach und nach aufgedeckt. Ganz allmählich ergibt sich ein komplexes Gefüge, in das eine Vielzahl an Personen verwickelt ist und in dem gefälschte Markentaschen, Medikamentenhandel und der Brand in dem von Glen gebauten Haus zusammenhängen. Vor allem der Zusammenhang zwischen dem Brand und den anderen beiden Punkten wird erst spät offenkundig und es ist durchaus auch für einige Überraschungen gesorgt. Zu seinem Entsetzen muss Glen erkennen, dass einige Personen aus seinem engsten Umfeld in die Geschehnisse verwickelt sein könnten und er weiß schließlich kaum noch, wem er trauen darf. Zudem geht die Polizei zwar den kriminellen Machenschaften nach, doch dass Sheilas Tod ein selbst verschuldeter Unfall war, steht für sie nach wie vor außer Zweifel. Wie üblich versteht sich Linwood Barclay gut darin, seinen Protagonisten sympathisch und im positiven Sinn 'durchschnittlich' zu gestalten - Glen Garber ist kein außergewöhnlicher Charakter und daher sicher auch nicht besonders einprägsam, aber gut geeignet als Identifikationsfigur. Spannung ist eigentlich durchweg gegeben, auch dank einiger Cliffhanger, deren Einsatz Barclay allerdings ruhig sparsamer dosieren könnte. Bei der achtjährigen Kelly fällt auf, dass sie für ihr Alters ein bisschen zu reif erscheint, gerade angesichts der Tatsache, dass sie ihre Mutter durch einen schrecklichen Unfall verloren hat.

Ein eindeutiger Schwachpunkt des Romans ist die allzu häufige Bemühung des Zufalls, um den Handlungsfluss zu bewahren. Besonders ärgerlich ist dies dann, wenn etwa zwei Personen unabhängig voneinander zeitlich eine Art Geistesblitz haben und sich über die gleiche Sache klar werden. Auch das Ende leidet unter dieser Methodik - einerseits ergibt sich zwar eine reizvolle und sicher wenig erwartete Wendung, andererseits ist es wieder einmal sehr konstruiert, wie Glen in genau dem passenden Moment den richtigen Schluss zieht und nur durch die Entdeckung eines bestimmten Details plötzlich eine Eingebung hat, die ihm sonst wohl verborgen geblieben wäre. Zudem neigt Linwood Barclay in diesem Roman auch zu sehr dazu, immer in letzter Sekunde Figuren eintreffen zu lassen oder eine Situation zu entschärfen und schießt dabei ein wenig übers Ziel hinaus. Alles in allem entsteht dadurch der Eindruck, dass aus Phantasielosigkeit bestimmte Entwicklungen auf die leichteste Art gelöst werden, anstatt ein bisschen mehr Raffinesse zu bemühen.

Fazit:


Ein insgesamt unterhaltsamer und sehr kurzweiliger Thriller, der spannend und dramatisch ist und sich leicht und locker liest. Allerdings fallen die häufigen Zufälle störend auf, vor allem gegen Ende wird es damit übertrieben. So zählt das Buch nicht zu Linwood Barclays besten Büchern, empfiehlt sich aber dennoch für eifrige Thrillerleser.

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