23. Mai 2013

Herzstoß - Joy Fielding

Produktinfos:

Ausgabe: 2013
Seiten: 384
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Die Autorin:


Joy Fielding, geboren 1945 in Toronto, Kanada, hatte bereits in ihrer Kindheit großes Interesse am Schreiben. Vor ihrer Karriere als Schriftstellerin studierte sie englische Literatur und arbeitete eine Weile als Schauspielerin. 1991 gelang ihr mit dem Roman "Lauf Jane, lauf" der internationale Durchbruch. Seitdem landen ihre Frauenthriller regelmäßig auf den Spitzenpositionen der Bestsellerlisten. Weitere Werke sind u. a. "Sag Mammi goodbye", "Ein mörderischer Sommer", "Schlaf nicht, wenn es dunkel wird" und "Tanz Püppchen, tanz".

Inhalt:

Zwei Jahre ist es her, dass das Leben der fünfzigjährigen Kanadierin Marcy Taggert aus den Fugen geriet. Ihre zwanzigjährige, bipolare Tochter Devon kehrte von einem Kanuausflug nicht zurück; das gekenterte Kanu wurde gefunden, Devon selbst blieb verschollen. Für die Polizei und Marcys Ehemann Peter deutete schnell alles auf einen Selbstmord hin. Marcy allerdings klammert sich nach wie vor an die Hoffnung, dass Devon ihren Tod nur vortäuschte und anderswo ein neues Leben begonnen hat.

Die zweiten Flitterwochen in Irland sollen Marcy auf andere Gedanken bringen - kurz zuvor verlässt Peter sie jedoch wegen einer anderen Frau. Aus Trotz fliegt Marcy dennoch nach Irland. In einem Pub in Cork glaubt sie plötzlich, in einer jungen Frau ihre Tochter zu erkennen, ehe diese ihrem Blickfeld entschwindet. Bestärkt wird sie in ihrer Annahme durch Devons frühere Faszination für Irland, das Land ihres Vaters.

Marcy ist überzeugt davon, dass sie tatsächlich Devon gesehen hat und setzt alles daran, sie zu finden. Mit einem Foto Devons macht sie sich auf die Suche. Schließlich erfährt sie, dass die junge Frau, die sie sah, vermutlich Audrey heißt - Devons neue Identität, vermutet Marcy. Bei ihren Nachforschungen gerät sie allerdings in gefährliche Situationen. Die Polizei hält sie allmählich für psychisch instabil, zudem scheint jemand alles daran zu setzen, sie von der Suche abzuhalten ...

Bewertung:


Verschwundene Töchter und die verzweifelte Suche der Mutter nach ihnen waren schon in anderen Thrillern Joy Fielding Thema ("Lebenslang ist nicht genug" und "Bevor der Abend kommt") und auch sonst greift die Autorin auf ihr bewährtes Schema zurück: Eine Frau mittleren Alters in einer Lebenskrise, verlassen vom Ehemann und mehr oder weniger allein für eine fixe Überzeugung kämpfend. Marcy ist die Einzige, die noch nach zwei Jahren glaubt, dass Devon bei dem Kanuunfall nicht umgekommen ist. Neben dem Scheitern ihrer Ehe hat sie noch zu verarbeiten, dass ihre eigene Mutter ebenfalls an einer bipolaren Störung litt und sich das Leben nahm - Grund genug für Marcys Noch-Ehemann Peter, ihr vorzuwerfen, dass Devon die psychische Krankheit offenbar aus Marcys Teil der Familie haben muss. Auch Marcys Schwester Judith ist ihr keine große Hilfe, da sie genau wie alle anderen von Devons Selbstmord überzeugt ist.

Trotz einiger Schwächen ist der Roman vor allem in der ersten Hälfte durchaus recht spannend und kurzweilig zu lesen. Es ist weder auszuschließen, dass es sich bei "Audrey" tatsächlich um Devon handelt, noch, dass Marcy einem Irrtum erlegen ist. Ihre Hilflosigkeit ist deutlich zu spüren und ihre Verzweiflung wirkt teils anrührend. Für weitere Spannung sorgen die beiden Männer, die in Irland in Marcys Leben treten: Da ist einmal der wohlhabende Vic, der großes Interesse an Marcy zeigt und mit dem sie zu ihrer eigenen Überraschung eine Nacht verbringt. Danach versucht sie, die aufkeimenden Gefühle abzuschütteln und gerät in einen Zwiespalt, als Vic verdächtigt wird, ihr Pensionszimmer verwüstet zu haben. Und da ist der junge Liam, Kellner in dem Pub, in dem Marcy Devon das erste Mal gesehen haben will. Liam ist Marcy nicht nur bei der Suche nach dem Mädchen behilflich, er zeigt ebenfalls Interesse, was Marcy nicht zuletzt wegen des Altersunterschiedes verwirrt. Welche Rolle diese beiden Männer einnehmen und ob sie es ehrlich mit Marcy meinen, bleibt eine ganze Weile auch für den Leser spekulativ.

Zu den Mankos des Romans zählt zum einen, dass sich das Ende einige Seiten vor den entscheidenden Enthüllungen erahnen lässt und das große Finale daher genau verläuft wie erwartet. Zudem gibt es am Ende ein paar konstruierte Zufälle, bei denen es sich die Autorin zu einfach gemacht hat und die den Gesamteindruck merklich trüben. Weiterhin fallen immer wieder einige von Marcys Handlungsweisen störend auf. Mehrfach verhält sie sich äußerst leichtsinnig und strategisch unklug und beschwört die Probleme, in die sie gerät, selbst herauf; nicht nur auf die Polizisten, auch auf den Leser wirkt dies zunehmend enervierend. Letztlich erinnert der Roman in vielen Details stark an frühere Romane der Autorin - seien es die Eheprobleme, die Gedanken der Protagonistin, ihre Familienverhältnisse oder ihre scheinbar prophetischen Träume - all dies kommt einem aus anderen Büchern Joy Fieldings bekannt vor und wirkt wie eine phantasielose Wiederverwertung.

Fazit:


Ein halbwegs unterhaltsamer Thriller, sofern man keine hohen Ansprüche stellt. Liest sich leicht und schnell, bleibt aber nicht lange im Gedächtnis und erinnert doch in einen Punkten an frühere Werke der Autorin.

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