11. Mai 2013

Der Tod schreibt mit - Rebecca Michéle

Produktfakten:

Ausgabe: 2012
Seiten: 301
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Herzlichen Dank an Goldfinch und Blogg dein Buch zum Bereitstellen des Rezensionsexemplars. 


Die Autorin:

Rebecca Michéle, Jahrgang 1963, heißt eigentlich Ursula Schreiber. Sie arbeitete zunächst als Arzthelferin und bei einer Krankenkasse, ehe sie sich dem Schreiben widmete. Viele ihrer Werke spielen in Großbritannien. "Die Tote von Higher Barton" war der erste Cornwall-Krimi mit Mabel Clarence.

Inhalt:


Mabel Clarence, pensionierte Krankenschwester und Haushälterin bei dem Tierarzt Victor Daniels, hat von ihrer Cousine das Anwesen Higher Barton in Cornwall überlassen bekommen, das inzwischen regelmäßig für Veranstaltungen vermietet wird. Diesmal wird der Autor Clark Kernick dort seinen historischen Roman vorstellen. Als Mabel dem Autor nach der Lesung das vergessene Portemonnaie in sein Cottage bringen will, findet sie den Schriftsteller dort tot vor - erschlagen mit einem Schürhaken.

Polizeiinspektor Warden ist wenig begeistert, dass die rüstige alte Dame erneut in einen Mord verwickelt ist und schärft ihr ein, sich aus den Untersuchungen herauszuhalten. Das kommt für Mabel jedoch nicht in Frage - erst recht nicht, als der alte Hickery als Mordverdächtiger verhaftet wird, den sowohl Mabel als auch Victor für unschuldig halten. Als sich Hickery kurz darauf in Haft umbringt, wird es von der Polizei als Schuldeingeständnis gewertet.

Mabel allerdings ahnt, dass mehr hinter dem Fall steckt. Welche Rolle spielt Hickerys Exfrau, die eine Affäre mit Kernick hatte? Zudem scheint sie nicht die einzige Geliebte gewesen zu sein. Mabel begibt sich auf die Suche nach weiteren Verdächtigen und gerät dabei selbst in Gefahr ...

Miss Mabel ermittelt

Rund ein halbes Jahr, nachdem Mabel Clarence, eine rüstige pensionierte Krankenschwester Anfang sechzig, zum ersten Mal als Amateurdetektivin bewies, stolpert sie erneut über eine Leiche - mehr oder weniger im Sinn des Wortes. Was folgt, ist eine aus kriminalistischer Sicht recht konservative und nicht allzu komplexe Handlung, die aber durch liebenswerte Protagonisten überzeugt.

Nicht erst wenn Victor Daniels selbst Mabel scherzhaft mit "Miss Marple" anredet wird der Zusammenhang zwischen den beiden Figuren offenkundig: Mabel Clarence erinnert doch recht stark an die Figur Agatha Christies, wohlgemerkt vor allem an die filmische Darstellung durch Margaret Rutherford. Mabel ist eine charmante, kluge, aber auch recht eigensinnige alte Dame, die es nicht lassen kann, sich in Kriminalfälle einzumischen, erst recht nicht bei Mord. Ganz wie in den Miss-Marple-Filmen gibt es auch hier einen Inspector, der ihre Einmischungen ungern sieht, auch wenn er sich eingestehen muss, dass Mabel tatsächlich über eine gute Kombinationsgabe verfügt. Wer den ersten Band der Reihe noch nicht gelesen hat, wird hier knapp über die wichtigsten Fakten zur Ausgangslage informiert: Mabel hat von ihrer Cousine das altehrwürdige Herrenhaus Higher Barton überlassen bekommen und ist finanziell eigentlich unabhängig - mehr aus Lust an einem Zeitvertreib hat sie die Stelle als Haushaltshilfe beim Tierarzt Victor Daniels angenommen, der erneut ihr Kompagnon in Sachen Mordermittlungen wird. Victor Daniels wiederum ist ein etwas brummiger Junggeselle - stoffelig, oft barsch und kurz angebunden gegenüber seinen Mitmenschen, dafür umso herzlicher gegenüber Tieren. Mabel allerdings weiß, wie sie den knurrigen alten Knaben zu nehmen hat und lässt sich durch seine eigenbrötlerische Art nicht abschrecken. Mabel und Victor sind ein sympathisches Detektivgespann, das sich gut ergänzt und schnell die Herzen der Leser gewinnt.

Der Fall selbst ist recht spannend, wenngleich kein Hochgenuss der Krimikunst. Eine ganze Weile ist offen, wer den Autor ermordet hat und aus welchem Grund. Seine vielen Affären und zynischen Äußerungen über die ehemaligen Geliebten liefern Gründe genug, sowohl für die verletzten Frauen als auch für deren Ehemänner. Allerdings könnte auch sein posthumer Verkaufserfolg eine Rolle spielen und Mabel fragt sich, wer von den enormen Verkaufszahlen seines Historienromans am meisten profitiert - der Verlag oder eventuelle Angehörige? Des Rätsels Lösung ahnt der Leser schließlich einige Seiten vor der Enthüllung, eine spezielle Andeutung verrät ein bisschen zu viel. Zudem fällt hin und wieder störend auf, dass der Erzähler bestimmte Aussagen oder Reaktionen der Figuren unnötig detailliert kommentiert - oft würde es genügen, bestimmte Sätze einfach für sich selbst stehen zu lassen, anstatt noch weitschweifig zu erklären, was die betreffende Figur nun genau denkt; das Offensichtliche wird das eine oder andere Mal zu deutlich ausgeführt. Letztlich hätte man sich auch den wörtlichen Miss-Marple-Vergleich sparen können, die parallelen zwischen den Figuren sind ohnehin schon auffällig genug - vielleicht handelt es sich hier aber auch einfach um eine selbstironische Anspielung seitens der Autorin.

Fazit:

Ein insgesamt solider und lesenswerter Krimi aus Cornwall, der vor allem dank der sympathischen Hauptfiguren gut unterhält. Die Kriminalhandlung ist nicht übermäßig raffiniert, dennoch wird durchaus die Neugier auf weitere Bände der Reihe geweckt.

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