21. Mai 2013

Dunkler Wahn - Wulf Dorn

Produktinfos:

Ausgabe: 2013
Seiten: 429
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Der Autor:

Wulf Dorn, Jahrgang 1969, absolvierte Fremdsprachenkorrespondenten und arbeitete in der Betreuung von Psychiatrie-Patienten. 2009 erschien mit "Trigger" sein erster Roman, der ihm gleich den Durchbruch als Thriller-Autor verschaffte. Weitere Werke: Kalte Stille, Mein böses Herz.

Inhalt:

Psychiater Jan Forstner erlebt gerade eine Krise mit seiner Freundin Carla, die sich von ihrem zurückgezogen hat. Zudem steht er noch unter den nervenaufreibenden Eindrücken der letzten Monate, in denen er einen Klinikskandal aufdeckte. Ausgerechnet jetzt hat es offenbar eine Verehrerin auf ihn abgesehen, die ihm Rosen schickt und ihn anruft.

Jan ist zunächst etwas irritiert, merkt dann jedoch schnell, dass er es mit einer ernstzunehmenden Stalkerin zu tun hat. Die Unbekannte hinterlässt mittlerweile auch Nachrichten bei ihm zuhause, beobachtet ihn anscheinend ständig und schickt bedrohliche Bilder, die auf eine gestörte Persönlichkeit hinweisen. Jan wird den Verdacht nicht los, dass es sich möglicherweise um eine Frau aus seinem direkten Umfeld handelt und verdächtigt mehrere Personen.

Zur gleichen Zeit will sich der Journalist Volker Nowak mit Jan treffen, um mit ihm über etwas Wichtiges zu sprechen. Doch kurz vor dem Treffen wird Nowak ermordet aufgefunden. Zu Jans Entsetzen verdichten sich die Hinweise, dass seine unbekannte Verehrerin dahinter steckt. Schließlich wird sie aus Eifersucht sogar für die Frauen in Jans Umfeld gefährlich - und erst recht für seine Freundin Carla. Verzweifelt versucht der Psychiater herauszufinden, wer hinter diesen Anschlägen steckt ...

Lieb mich oder ich kill dich

Eine psychopathische Stalkerin, die es auf einen Psychiater abgesehen hat, bietet grundsätzlich viel Potential für einen spannenden Thriller - das Wulf Dorn allerdings nur zu einem gewissen Teil tatsächlich nutzt.

Dabei ist vor allem die erste Hälfte des Romans durchaus verheißungsvoll: Die Geschehnisse greifen zu Beginn kurz Ereignisse aus dem vorangegangenen Band auf, ohne sich in Details zu verlieren. Jan Forstner steckt gerade in einer nicht leichten Phase seines Lebens - er hat einerseits noch mit jenen Vorkommnissen aus "Kalte Stille" zu kämpfen und andererseits distanziert sich seine Freundin Carla Weller von ihm. Als er einen Blumenstrauß erhält, ist sein erster glücklicher Gedanke, dass dieser von Carla stammt - und bald darauf wird er enttäuscht. Schnell stellt sich heraus, dass die anonyme Verehrerin weit mehr im Sinn hat, als lediglich von ihm im Stillen zu schwärmen. Sowohl dem Leser als auch Jan wird klar, dass es sich hier um eine gefährliche und gestörte Person handelt, die in einer Art Traumwelt lebt. Seine Spannung bezieht der Roman in dieser Phase aus den Fragen, wer sich hinter der Stalkerin verbirgt, wen sie womöglich noch umbringt oder anderweitig angreift und was sich Jan einfallen lässt, um sie zu entlarven. Besonderen Reiz gewinnt die Handlung durch die Tatsache, dass Jan nicht genügend Beweise für die tatsächliche Existenz der Stalkerin hat, damit die Polizei ermitteln kann. Gelungene Nebenfiguren wie der Polizist Stark, die alte Mutter des ermordeten Journalisten Volker Nowak und der junge Pfarrer Felix Thanner, der sich mit dem Beichtgeheimnis quält, runden in diesem Stadium den Roman ab.

Leider verliert sich der Thriller von da an mehr und mehr in unrealistischen Szenarien. Die Identität der Stalkerin sorgt für einen Knalleffekt, der allerdings zugleich ziemlich abstrus wirkt. Sicher wird dabei ein interessantes Phänomen thematisiert, das allerdings in der präsentierten Form sehr gezwungen und konstruiert erscheint. Ähnliche Auflösungen des Täters hat es in anderen Werken schon überzeugender gegeben - in diesem Fall hier siegt Effekthascherei über Plausibilität.

Des Weiteren hätte sicherlich noch die Figur des Jan Forstner vertiefend dargestellt werden können; er ist kein unsympathischer, aber auch nicht allzu einprägsamer Protagonist und bleibt unterm Strich recht blass. Eine weitere Pointe auf den letzten Seiten ist zudem nicht besonders wirkungsvoll - die Idee ist zwar an sich nicht unoriginell, hat aber einen ähnlich konstruierten Anschein wie die Enthüllung der Stalkerin. Flüssig geschrieben und insgesamt unterhaltsam ist der Roman durchaus - allerdings auch wahrlich kein Meisterwerk.

Fazit:

Grundsätzlich lesenswerter Thriller, der verheißungsvoll beginnt, am Ende aber doch recht konstruiert wirkt und somit nicht vollends überzeugen kann. Liest sich recht locker, ist aber dennoch insgesamt eher durchschnittlich.

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