4. November 2012

Der kleine Vampir liest vor - Angela Sommer-Bodenburg

Produktinfos:

Ausgabe: 1997
Seiten: 128
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Die Autorin:

Angela Sommer-Bodenburg wurde 1948 bei Hamburg geboren und lebt seit 1992 in Kalifornien. Bisher sind über 40 Bücher von ihr erschienen, darunter Romane, Kurzgeschichten, Gedichte und Bilderbücher. Ihre Werke wurden in 27 Sprachen übersetzt. Weitere Gruselbücher von ihr neben der Reihe um den kleinen Vampir sind z.B. "Die Moorgeister" und "Wenn du dich gruseln willst".
Eine weitere, sehr erfolgreiche Buchserie ist die Reihe um den sprechenden Bernhardiner "Schokolowski".

Hintergrund:

Der achtjährige Anton ist ein Vampirfan und liebt gruselige Bücher. Sein bester Freund ist Rüdiger, ein echter kleiner Vampir, der eines Abends auf seinem Fensterbrett saß. Da Rüdiger selbst noch ein Kind ist, freundeten sich die beiden rasch an. Auch Rüdigers kleine Schwester Anna steht Anton sehr nah. Antons Eltern jedoch glauben nicht an Vampire, daher müssen sie sich in ihrer Gegenwart als Menschen ausgeben und ihre nächtlichen Ausflüge mit Anton geheim halten.

Inhalt:

Immer noch ist Anton mit seinem Vater auf Zelturlaub im Jammertal, wo er sich nachts heimlich mit Rüdiger und Anna trifft. Nachdem sich aber Antons Vater an der Hand verletzt hat, ist Antons Mutter besorgt angereist. Zu Antons Enttäuschung haben die Eltern beschlossen, einen Landgasthof in Freudental zu beziehen. Seine Laune bessert sich aber schnell, als er hört, dass dies der Nachbarort ist, den er mit dem Vampirumhang schnell erreichen kann.

Am Abend will er sich eigentlich wie verabredet mit Rüdiger in der Burgkapelle treffen. Der kleine Vampir hat ihm versprochen, ihm aus der geheimen Familienchronik der Schlottersteins vorzulesen. Stattdessen trifft Anton aber unterwegs auf Lumpi. Lumpi besteht darauf, dass Anton ihm in der verlassenen Kegelbahn einige Kegeltricks vorführt, dank denen Rüdiger Lumpi kürzlich schlagen konnte. Versehentlich bricht sich dabei Lumpi seinen langen Fingernagel ab, kurz vor der Nagelkür, die unter seinen Freunden ausgetragen wird, und schwört Anton Rache. Unter diesen Umständen verschiebt Anton seinen Besuch bei Rüdiger lieber auf den nächsten Abend.

In der kommenden Nacht ist es soweit: Er trifft Rüdiger in der Burgkapelle. Dort erfährt er, was sich in jener Nacht im transsilvanischen Schloss anspielte, als die Eltern seiner umschwärmten Cousine Olga von Vampirjägern vernichtet wurden. Aber auch Anna taucht auf und schließlich muss sich Anton sogar vor Tante Dorothee verstecken ...

Lesestunde bei Schlottersteins

Nahtlos an den vorherigen Band "Der kleine Vampir im Jammertal" schließt dieses Buch und ist als eigenständige Lektüre daher eher nicht zu empfehlen. Das ungewohnte Setting, Anton im abgelegenen Jammertal statt zuhause, sorgt für ein abenteuerliches Flair, auch wenn der restliche Urlaub nicht mehr in der Wolfshöhle, sondern in einem Gasthof stattfindet.

Die Handlung birgt einige spannende Momente, die Anton in Gefahr bringen. Da ist einmal die Begegnung mit Lumpi, der zwar eine Vereinbarung mit Rüdiger und Anna hat, Anton nichts zu tun - aber so launisch und unberechenbar wie Lumpi ist, vertraut Anton nicht wirklich darauf. Er wagt es daher auch nicht, Lumpi zu widersprechen, als dieser Kegelunterricht von ihm haben will. Als er sich den Nagel abbricht, gibt er typischerweise sofort Anton die Schuld dafür. Noch prekärer wird es in der Burgruine, als sich Anton und Anna treffen. Viel früher als erwartet kehrt Tante Dorothee zurück und Anton bleibt nur das Versteck in einer Kleidertruhe. Ausgerechnet auf diese Truhe setzt sich schließlich Tante Dorothee und Anton, der schon einmal erlebt hat, dass sie Menschenblut erreichen kann, muss einige Ängste ausstehen.

Die Auszüge aus der Familienchronik gewähren einen näheren Einblick in das Vampirleben und schildern eindringlich, wie Olgas Eltern überfallen wurden. Auch wenn man Olgas Schicksal schon im fünften Band erfahren hat, ist es natürlich um einiges brisanter, die Details zu erfahren. Interessant ist ebenfalls, die Großeltern im Gespräch zu erleben, denn gewöhnlich spielt nur Tante Dorothee von den erwachsenen Schlotterstein-Vampiren eine größere Rolle. Dank der Erinnerung an Olgas Schicksal und Rüdigers Wehmut - da seine hoffnungslose Schwärmerei für Olga wieder ausbricht - sorgen für einige melancholische Elemente in der Handlung.

Amüsant wird es aber auch, vor allem dank Anna, die Anton ein groß angekündigtes Geheimnis präsentiert. Das "Geheimnis" ist dann aber lediglich ein viel zu großes, altmodisches Hochzeitskleid aus weißer Spitze und der zugehörige Anzug des Bräutigams. Anna zeigt sich voller Stolz darin, während Anton wenig begeistert ist, ihr zuliebe aber Haltung bewahrt. Schließlich schlüpft er selbst auf ihren Wunsch in den Anzug und fühlt sich unendlich lächerlich, wohingegen Anna alles sehr romantisch findet. Der Reiz im Zusammenspiel zwischen den beiden besteht im gegensätzlichen Verhalten trotz etwa gleicher Gefühle: Anna spricht stets sehr offen aus, dass sie sich eine Zukunft mit Anton erhofft, Anton dagegen mag Anna zwar mehr als gern, ist aber eben doch nur ein achtjähriger Junge, den ihre großen Worte regelmäßig überfordern.

Eine kleine Schwäche ist sicherlich, dass der Band nur mit dem Vorgänger Sinn macht und auch Olga sollte man schon aus dem fünften Band kennen. Zum Vorlesen aus der Familienchronik wären zudem andere Geschichten noch spannender gewesen, da Olga nur eine kleine Rolle in der Serie spielt - interessant wäre beispielsweise Rüdigers Vampirwerdung oder die Vernichtung von Onkel Theodor durch Geiermeier gewesen, was sowohl für den Leser auch auch für Anton wohl mehr Reiz hätte. Ein bisschen nervig ist wie öfter schon Antons Begriffsstutzigkeit. Gerade gegenüber Anna wiederholt er häufig einfach ihre Worte, stammelt vor sich hin. Sogar Lumpi wirft ihm in diesem Band vor, so schwer von Begriff zu sein, dass er gar nicht wisse, was Rüdiger an ihm fände und auch dem Leser fällt diese übertriebene Eigenschaft Antons negativ auf.

Fazit:


Ein lesenswerter Band aus der Reihe "Der kleine Vampir", der durch Spannung und einige witzige Szenen überzeugt. Das Buch ist noch weniger eigenständig als andere Bände, ein paar Kleinigkeiten trüben auch den Gesamteindruck, insgesamt aber auf alle Fälle empfehlenswert.

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