8. März 2018

The Child - Fiona Barton

Produktinfos:

Ausgabe: 2017 bei Wunderlich (Rowohlt)
Seiten: 480
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Die Autorin:

Fiona Barton (Großbritannien) war lange Zeit als Reporterin bei der "Daily Mail", dem "Daily Telegraph" und der "Mail on Sunday" tätig und erhielt die Auszeichnung "Reporter of the Year". 2016 gelang ihr gleich mit ihrem ersten Roman "Die Witwe" ein internationaler Erfolg.

Inhalt:

Bei Bauarbeiten in London wird das Skelett eines Babys entdeckt, das offenbar schon seit Jahrzehnten dort vergraben war. Die Journalistin Kate stößt auf diese Nachricht und wittert eine interessante Geschichte dahinter. Sie beginnt nachzuforschen, in der Hoffnung, die Hintergründe zu enthüllen. Wer ist das Baby, und wer hat es dort vergraben?

Dabei trifft sie schon bald auf Angela Irving. Angelas Tochter wurde vor vierzig Jahren kurz nach ihrer Geburt aus dem Krankenhaus entführt, und bis heute gibt es keine Spur von ihr oder dem Täter. Angela ist überzeugt davon, dass es sich bei dem Baby um ihre Tochter handelt - und hofft auf baldige Gewissheit.

Und auch die labile zweiundvierzigjährige Emma liest über den Fall und reagiert mit großem Entsetzen. Sie fürchtet, dass im Zuge der Ermittlungen ein dunkles Geheimnis aus ihrer Vergangenheit ans Licht kommen wird ...

Bewertung:

Nach dem ihrem erfolgreichen Debütroman "Die Witwe" legt Fiona Barton mit "The Child" ihr nächstes Werk vor, das in nahezu allen Belangen überzeugt. Es gibt hier ein Wiedersehen mit Kate Waters, die auch im vorherigen Werk mit von der Partie war; man muss "Die Witwe" aber nicht kennen, und es wird auch nicht zu viel darüber verraten, falls man es im Anschluss noch lesen möchte.

Drei Frauen werden abwechselnd in den Handlungsfokus gerückt, jede von ihnen auf andere Weise mit dem Fall des vergrabenen Babys verbunden. Kate ist diejenige, die die Geschichte ins Rollen bringt. Sie entdeckt eine knappe Nachricht zu dem Fund und spürt instinktiv, dass dahinter eine große Story lauert - die sie braucht, um ihren wackligen Posten in der Redaktion wieder zu festigen. Schon bald aber ist sie nicht nur aus beruflichem Ehrgeiz, sondern auch aus emotionaler Verbundenheit davon besessen, den Fall zu klären. Die intelligente, hartnäckige Kate ist eine sympathische Figur, die man gern bei ihren Recherchen begleitet.

Angela wiederum weckt Mitgefühl. Auch wenn der Verlust ihrer Tochter Jahrzehnte zurückliegt, hat sie ihn nie verwunden. Immer noch macht sie sich Vorwürfe, damals zehn Minuten zum Duschen gegangen zu sein und ihr Baby alleingelassen zu haben; auch ihr Mann und ihre beiden verbliebenen Kinder können den fortwährenden Schmerz kaum lindern. Angela will endlich erfahren, was mit Alice geschehen ist - vor allem aber will sie sie bestatten können. Ihre Verzweiflung wird sehr gut nachvollziehbar und berührend geschildert - und man wünscht ihr inständig, dass sie Klarheit über Alice' Schicksal erhält.

Emmas genaue Rolle ist längere Zeit unklar. Sie ist depressiv und durch den Artikel über das tote Baby sehr beunruhigt. Sie hat furchtbare Angst, allerdings ist zunächst nicht klar, ob dies begründet ist oder auf ihrem labilen Zustand beruht. Auch das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter Jude scheint eine Rolle zu spielen, aber Genaueres kristallisiert sich erst ganz allmählich heraus. Man erahnt zwar zunehmend, was es mit Emmas Ängsten und ihrer Vergangenheit auf sich hat, das mindert aber nicht die Anteilnahme des Lesers.

Alle drei Handlungsstränge erzeugen Spannung, und man möchte von Beginn an erfahren, was es mit dem vergrabenen Baby auf sich hat. Es ist freilich kein actiongeladener Thriller, und es gibt keine Bedrohung durch einen Mörder. Dennoch fiebert man mit, weil einen das Schicksal des Babys berührt, weil man seine Geschichte kennenlernen will, weil man gebannt Kates Nachforschungen verfolgt, sich für Angela Klarheit erhofft und neugierig auf Emmas Geheimnis ist. Die Wendungen können durchaus vorausgeahnt werden, was aber nicht weiter ins Gewicht fällt, da es kein Werk ist, das hauptsächlich auf Überraschungen baut. Der Roman ist in erster Linie ein bewegendes Drama und ein feines psychologisches Porträt dreier Frauen. Die Atmosphäre ist oft melancholisch, erfährt jedoch auch zarte humorvolle Auflockerungen. Das Ende ist sehr überzeugend gewählt und lässt keine wichtigen Fragen offen.

Fazit:

Mit "The Child" ist Fiona Davis ein überzeugender, einfühlsamer Roman mit interessanten Charakteren gelungen. Ein Werk mit sehr leisen Thrilleranklängen, aber dadurch nicht weniger spannend.

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