Produktinfos:
Ausgabe: 2016 bei Lübbe
Seiten: 496
* * * * *
Die Autorin:
Liane Moriarty, Jahrgang 1966, stammt aus Australien und schrieb schon als Kind gern Geschichten. Sie arbeitete zunächst u. a. im Marketingbereich, ehe sie 2004 ihren ersten Roman "Drei Wünsche frei" veröffentlichte. Weitere Werke sind "Das Geheimnis meines Mannes", "Ein Geschenk des Himmels" und "Alles aus Liebe".
Inhalt:
Madeline, Celeste und Jane sind Freundinnen aus einem beschaulichen Vorort von Sydney, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Madeline ist offen, temperamentvoll, spontan und trägt ihr Herz auf der Zunge. Sie ist glücklich in ihrer zweiten Ehe, nur die Differenzen mit ihrem Exmann und ihrer Teenagertochter trüben manchmal das Familienglück. Die bildschöne Celeste ist deutlich ruhiger und scheint oft in Träumereien zu versinken. Jane ist sehr jung, alleinerziehend und auffallend unsicher.
Ihre Kinder Chloe, Josh und Max sowie Ziggy werden gemeinsam in der Pirriwee Public School eingeschult. Gleich am ersten Tag kommt es zu einem Zwischenfall. Ein Mädchen beschuldigt Ziggy, sie angegriffen zu haben, Ziggy wiederum streitet es ab. Jane hält zu ihrem Sohn und zieht sich damit den Ärger einiger Mütter zu.
Die Vorwürfe wiederholen sich in den kommenden Wochen. Die Elternschaft spaltet sich in zwei Lager, schließlich wird sogar eine Unterschriftenaktion für Ziggys Schulausschluss gestartet. Madeline und Celeste bemühen sich nach Kräften, ihre Freundin zu unterstützen, doch die bösen Gerüchte und Intrigen wollen nicht gesponnen. In dieser angespannten Atmosphäre findet eine Quizveranstaltung für Eltern statt, die mit dem Tod eines der Väter endet ...
Bewertung:
Vielleicht nicht tausend, aber zahlreiche kleinere und größere Lügen sind es, die in Liane Moriartys großartigem Roman - der gerade von HBO mit ein paar Abweichungen als Miniserie verfilmt wurde - eine Katastrophe heraufbeschwören. Es ist kein Thriller, obwohl alles auf den gewaltsamen Tod eines Menschen hinausläuft, sondern eher ein mit Spannungselementen gespickter Roman über Freundschaft, Gesellschaft und Beziehungen.
Die Handlung spielt in den Monaten, Wochen und Tagen vor jenem verhängnisvollen Quizabend. In jedem Kapitel stehen zu Beginn oder am Ende eine oder mehrere Aussagen von Mütter, Vätern, Schulbediensteten und Ermittlern, die das Geschehen zwar bereits andeuten, aber nichts Genaues verraten. So weiß man während des Lesens nur, dass eben am Quizabend einer der Väter bei einem Balkonsturz stirbt - aber erst ganz zum Schluss erfährt man, wen es trifft, wer darin verwickelt ist, ob es ein Unfall oder Vorsatz war und vor allem, warum es geschieht. Aus diesen Andeutungen entwickelt sich eine knisternde Spannung mit dichter Atmosphäre, die immer unheilvoller wird und sich schließlich im dramatischen Finale entlädt.
Im Mittelpunkt des Geschehens stehen drei unterschiedliche Frauen und ihre Freundschaft zueinander sowie die kleineren und größeren Intrigen hinter einer scheinbar makellosen Vorstadtidylle. Madeline und Celeste sind schon seit Langem Freundinnen, Jane stößt hinzu, als sie der verunfallten Madeline zufällig begegnet und zu Hilfe ein. Alle drei Frauen sind sympathische Charaktere, mit denen sich der Leser schnell solidarisiert, so verschieden sie auch sein mögen. Madeline sorgt mit ihrer liebenswert-vorlauten Art für viele humorvolle Szenen. Sie und ihr zweiter Ehemann Ed führen eine liebevolle Ehe mit zärtlichen Neckereien, Tochter Chloe ist ein süßes, altkluges und selbstbewusstes Ding, während die vierzehnjährige Abigail sich immer stärker ihrem leiblichen Vater Nathan und der spirituell angehauchten Stiefmutter Bonny zuwendet. Celeste gibt sich zurückhaltend, fällt aber aufgrund ihrer Schönheit zwangsläufig immer auf. Zusammen mit ihrem sehr wohlhabenden Ehemann Perry und den Zwillingsjungs Josh und Max entsteht der Eindruck einer Bilderbuchfamilie - doch langsam kristallisiert sich heraus, dass Celeste ein düsteres Geheimnis verbirgt, das nicht einmal ihre Freundinnen erahnen.
Jane schließlich scheint als junges, alleinerziehendes und bescheiden lebendes Ding von Mitte zwanzig gar nicht in die Welt der anderen Schulmütter zu passen; sie wird zunächst gar für ein Aupairmädchen gehalten. In Madeline und Celeste findet sie jedoch zwei Vertraute, die ihr beistehen, auch als die bösen Gerüchte überhandnehmen. Das Geschehen dreht sich um die Fragen, ob Ziggy wirklich hinter den Drangsalierungen steckt oder nicht, wie weit das Thema noch eskaliert und wie alles mit dem tödlichen Ausgang am Quizabend zusammenhängt. Des Weiteren darf man gespannt verfolgen, wie sich Celestes Geheimnis entwickelt und was genau Jane in ihrer Vergangenheit verbirgt - es scheint mit Ziggys unbekanntem Vater zusammenzuhängen, dessen Namen sie niemandem verrät.
Es gelingt Liane Moriarty hervorragend, die Handlung sowohl spannend und bewegend als auch humorvoll zu gestalten. Vor allem Madelines erfrischende Art sorgt immer wieder für witzige Momente, ebenso ihre Dialoge mit Ehemann Ed. Zudem werden auf amüsante Weise die affektierten, überbesorgten und eingebildeten Mütter karikiert, die versuchen, in der Pirriwee Public School die Herrschaft an sich zu reißen. Und zugleich ist "Tausend kleine Lügen" bei allem Humor aber auch ein Roman, der nachdenklich stimmt, der einige melancholische Momente hat und der gelungene Charaktere präsentiert, deren Schicksal bewegt.
Fazit:
"Tausend kleine Lügen" von Liane Moriarty ist ein sehr spannender und zugleich humorvoller Roman mit Thrillerelementen über eine Dreier-Frauenfreundschaft, über Intrigen und über deren dramatische Folgen.
Ausgabe: 2016 bei Lübbe
Seiten: 496
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Die Autorin:
Liane Moriarty, Jahrgang 1966, stammt aus Australien und schrieb schon als Kind gern Geschichten. Sie arbeitete zunächst u. a. im Marketingbereich, ehe sie 2004 ihren ersten Roman "Drei Wünsche frei" veröffentlichte. Weitere Werke sind "Das Geheimnis meines Mannes", "Ein Geschenk des Himmels" und "Alles aus Liebe".
Inhalt:
Madeline, Celeste und Jane sind Freundinnen aus einem beschaulichen Vorort von Sydney, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Madeline ist offen, temperamentvoll, spontan und trägt ihr Herz auf der Zunge. Sie ist glücklich in ihrer zweiten Ehe, nur die Differenzen mit ihrem Exmann und ihrer Teenagertochter trüben manchmal das Familienglück. Die bildschöne Celeste ist deutlich ruhiger und scheint oft in Träumereien zu versinken. Jane ist sehr jung, alleinerziehend und auffallend unsicher.
Ihre Kinder Chloe, Josh und Max sowie Ziggy werden gemeinsam in der Pirriwee Public School eingeschult. Gleich am ersten Tag kommt es zu einem Zwischenfall. Ein Mädchen beschuldigt Ziggy, sie angegriffen zu haben, Ziggy wiederum streitet es ab. Jane hält zu ihrem Sohn und zieht sich damit den Ärger einiger Mütter zu.
Die Vorwürfe wiederholen sich in den kommenden Wochen. Die Elternschaft spaltet sich in zwei Lager, schließlich wird sogar eine Unterschriftenaktion für Ziggys Schulausschluss gestartet. Madeline und Celeste bemühen sich nach Kräften, ihre Freundin zu unterstützen, doch die bösen Gerüchte und Intrigen wollen nicht gesponnen. In dieser angespannten Atmosphäre findet eine Quizveranstaltung für Eltern statt, die mit dem Tod eines der Väter endet ...
Bewertung:
Vielleicht nicht tausend, aber zahlreiche kleinere und größere Lügen sind es, die in Liane Moriartys großartigem Roman - der gerade von HBO mit ein paar Abweichungen als Miniserie verfilmt wurde - eine Katastrophe heraufbeschwören. Es ist kein Thriller, obwohl alles auf den gewaltsamen Tod eines Menschen hinausläuft, sondern eher ein mit Spannungselementen gespickter Roman über Freundschaft, Gesellschaft und Beziehungen.
Die Handlung spielt in den Monaten, Wochen und Tagen vor jenem verhängnisvollen Quizabend. In jedem Kapitel stehen zu Beginn oder am Ende eine oder mehrere Aussagen von Mütter, Vätern, Schulbediensteten und Ermittlern, die das Geschehen zwar bereits andeuten, aber nichts Genaues verraten. So weiß man während des Lesens nur, dass eben am Quizabend einer der Väter bei einem Balkonsturz stirbt - aber erst ganz zum Schluss erfährt man, wen es trifft, wer darin verwickelt ist, ob es ein Unfall oder Vorsatz war und vor allem, warum es geschieht. Aus diesen Andeutungen entwickelt sich eine knisternde Spannung mit dichter Atmosphäre, die immer unheilvoller wird und sich schließlich im dramatischen Finale entlädt.
Im Mittelpunkt des Geschehens stehen drei unterschiedliche Frauen und ihre Freundschaft zueinander sowie die kleineren und größeren Intrigen hinter einer scheinbar makellosen Vorstadtidylle. Madeline und Celeste sind schon seit Langem Freundinnen, Jane stößt hinzu, als sie der verunfallten Madeline zufällig begegnet und zu Hilfe ein. Alle drei Frauen sind sympathische Charaktere, mit denen sich der Leser schnell solidarisiert, so verschieden sie auch sein mögen. Madeline sorgt mit ihrer liebenswert-vorlauten Art für viele humorvolle Szenen. Sie und ihr zweiter Ehemann Ed führen eine liebevolle Ehe mit zärtlichen Neckereien, Tochter Chloe ist ein süßes, altkluges und selbstbewusstes Ding, während die vierzehnjährige Abigail sich immer stärker ihrem leiblichen Vater Nathan und der spirituell angehauchten Stiefmutter Bonny zuwendet. Celeste gibt sich zurückhaltend, fällt aber aufgrund ihrer Schönheit zwangsläufig immer auf. Zusammen mit ihrem sehr wohlhabenden Ehemann Perry und den Zwillingsjungs Josh und Max entsteht der Eindruck einer Bilderbuchfamilie - doch langsam kristallisiert sich heraus, dass Celeste ein düsteres Geheimnis verbirgt, das nicht einmal ihre Freundinnen erahnen.
Jane schließlich scheint als junges, alleinerziehendes und bescheiden lebendes Ding von Mitte zwanzig gar nicht in die Welt der anderen Schulmütter zu passen; sie wird zunächst gar für ein Aupairmädchen gehalten. In Madeline und Celeste findet sie jedoch zwei Vertraute, die ihr beistehen, auch als die bösen Gerüchte überhandnehmen. Das Geschehen dreht sich um die Fragen, ob Ziggy wirklich hinter den Drangsalierungen steckt oder nicht, wie weit das Thema noch eskaliert und wie alles mit dem tödlichen Ausgang am Quizabend zusammenhängt. Des Weiteren darf man gespannt verfolgen, wie sich Celestes Geheimnis entwickelt und was genau Jane in ihrer Vergangenheit verbirgt - es scheint mit Ziggys unbekanntem Vater zusammenzuhängen, dessen Namen sie niemandem verrät.
Es gelingt Liane Moriarty hervorragend, die Handlung sowohl spannend und bewegend als auch humorvoll zu gestalten. Vor allem Madelines erfrischende Art sorgt immer wieder für witzige Momente, ebenso ihre Dialoge mit Ehemann Ed. Zudem werden auf amüsante Weise die affektierten, überbesorgten und eingebildeten Mütter karikiert, die versuchen, in der Pirriwee Public School die Herrschaft an sich zu reißen. Und zugleich ist "Tausend kleine Lügen" bei allem Humor aber auch ein Roman, der nachdenklich stimmt, der einige melancholische Momente hat und der gelungene Charaktere präsentiert, deren Schicksal bewegt.
Fazit:
"Tausend kleine Lügen" von Liane Moriarty ist ein sehr spannender und zugleich humorvoller Roman mit Thrillerelementen über eine Dreier-Frauenfreundschaft, über Intrigen und über deren dramatische Folgen.
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