Posts mit dem Label Liane Moriarty werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Liane Moriarty werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

17. April 2018

Die Wahrheit eines Augenblicks - Liane Moriarty

Produktinfos:

Ausgabe: 2013 bei Lübbe
Seiten: 432
* * * * *
Die Autorin:

Liane Moriarty, Jahrgang 1966, stammt aus Australien und schrieb schon als Kind gern Geschichten. Sie arbeitete zunächst u. a. im Marketingbereich, ehe sie 2004 ihren ersten Roman "Drei Wünsche frei" veröffentlichte. Weitere Werke sind "Tausend kleine Lügen", "Ein Geschenk des Himmels" und "Alles aus Liebe".

Inhalt:

Die Fitzpatricks Cecilia, John-Paul und ihre drei Töchter Isabelle, Esther und Polly sind eine glückliche Familie in Sydney. Als ihr Mann John-Paul gerade auf Geschäftsreise ist, findet Cecilia beim Aufräumen einen verschlossenen Brief von ihm mit der Aufschrift: "Nur im Fall meines Todes zu öffnen". Auf John-Pauls Bitte hin öffnet sie den Brief zunächst nicht, doch es lässt ihr keine Ruhe.

Zur gleichen Zeit erfährt in Melbourne die bis dahin glücklich verheiratete Tess O'Leary, dass ihr Ehemann Will und ihre Cousine und beste Freundin Felicity sich ineinander verliebt haben. Verstört zieht Tess bis auf Weiteres mit dem kleinen Sohn Liam zu ihrer Mutter nach Sydney.

Während Tess versucht, ihr Leben am Ort ihrer Kindheit und Jugend neu zu ordnen, öffnet Cecilia schließlich den Brief - und erfährt eine erschreckende Wahrheit, die ihr Leben auf den Kopf stellt ...

Bewertung:


Frauenroman, Krimi, Gesellschaftsdrama, von allem etwas vereint Liane Moriartys "Die Wahrheit eines Augenblicks" (das mittlerweile unter "Das Geheimnis meines Mannes" neu aufgelegt wurde). Der Roman ist zwar nicht ganz so großartig wie ihr wohl bekanntestes Werk "Tausend kleine Lügen", bietet aber dennoch sehr gute Unterhaltung - und regt auch ein wenig zum Nachdenken und Mitfühlen an.

Im Fokus stehen vor allem die Schicksale von Cecilia und Tess, und beide sind auf unterschiedliche Weise von Beginn an spannend. Bei Cecilia möchte man zunächst erfahren, was in dem ominösen Brief geschrieben steht, und gleich darauf, wie sie mit diesem Wissen umgeht. Ihr Zwiespalt ist gut nachvollziehbar: Auf der einen Seite fühlt sie sich moralisch zum Handeln verpflichtet, auf der anderen Seite würde sie damit nicht nur ihren Mann, sondern auch ihren Töchtern schaden. Somit steht Cecilia vor einer schweren Entscheidung, die ihr niemand abnehmen kann. Es ist sehr verständlich, dass sie ihre Familie schützen möchte, zugleich aber wünscht man sich auch, dass sie über ihren Schatten springt und sich anders entscheidet. Cecilias Situation verleitet dazu, sich in ihre Lage zu versetzen und sich zu fragen, inwieweit es bei bestimmten Handlungen überhaupt ein Richtig oder Falsch gibt - oder auch, ob es besser gewesen wäre, den Brief nie zu öffnen.

Tess hat ein ganz anderes Problem, das auf seine Weise aber auch den Leser berührt. Ihr Mann hat sich ausgerechnet in ihre Cousine verliebt, die für sie seit Kindertagen Schwester und beste Freundin zugleich war. Tess fühlt sich doppelt betrogen, ihre Welt bricht zusammen, und gleichzeitig versucht sie, ihren Schmerz vor ihrem Sohn zu verbergen. Die Rückkehr in ihre alte Heimat Sydney sorgt fürs Abwechslung, konfrontiert sie aber auch intensiver mit ihrer Jugendvergangenheit, als ihr lieb ist - etwa in Gestalt ihres Ex-Freundes. Tess' Geschichte ist zwar etwas weniger dramatisch als die von Cecilia, versteht aber ebenfalls zu fesseln. Zudem kommt es zu einer interessanten Verquickung beider Schicksale.

Obwohl der Roman einige melancholische Seiten hat und traurige Dinge passieren, ist er auch durchzogen mit humorvollen Szenen. Dafür sorgen oft die quirligen Töchter Isabelle, Esther und Polly, aber auch die ironisch-sarkastischen Gedanken der Protagonistinnen. Freude und Leid liegen für die Figuren häufig sehr nah beieinander; der Autorin gelingt das schwierige Kunststück, witzige, dramatische und tragische Momente nebeneinanderzustellen, ohne Brüche entstehen zu lassen. Die Schwächen fallen nur gering aus. Die ersten Seiten ziehen sich ein wenig, bis endlich der Briefinhalt bekannt ist und auch Tess' Schicksal thematisiert wird und für Spannung sorgt. Zudem wirkt das Ende, obgleich an sich passend, etwas dick aufgetragen.

Fazit:


"Die Wahrheit eines Augenblicks" von Liane Moriarty ist ein sentimentaler, nachdenklich stimmender und zugleich in weiten Teilen auch humorvoller Roman.

23. Juli 2017

Tausend kleine Lügen - Liane Moriarty

Produktinfos:

Ausgabe: 2016 bei Lübbe
Seiten: 496
* * * * *
Die Autorin:

Liane Moriarty, Jahrgang 1966, stammt aus Australien und schrieb schon als Kind gern Geschichten. Sie arbeitete zunächst u. a. im Marketingbereich, ehe sie 2004 ihren ersten Roman "Drei Wünsche frei" veröffentlichte. Weitere Werke sind "Das Geheimnis meines Mannes", "Ein Geschenk des Himmels" und "Alles aus Liebe".

Inhalt:

Madeline, Celeste und Jane sind Freundinnen aus einem beschaulichen Vorort von Sydney, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Madeline ist offen, temperamentvoll, spontan und trägt ihr Herz auf der Zunge. Sie ist glücklich in ihrer zweiten Ehe, nur die Differenzen mit ihrem Exmann und ihrer Teenagertochter trüben manchmal das Familienglück. Die bildschöne Celeste ist deutlich ruhiger und scheint oft in Träumereien zu versinken. Jane ist sehr jung, alleinerziehend und auffallend unsicher.

Ihre Kinder Chloe, Josh und Max sowie Ziggy werden gemeinsam in der Pirriwee Public School eingeschult. Gleich am ersten Tag kommt es zu einem Zwischenfall. Ein Mädchen beschuldigt Ziggy, sie angegriffen zu haben, Ziggy wiederum streitet es ab. Jane hält zu ihrem Sohn und zieht sich damit den Ärger einiger Mütter zu.

Die Vorwürfe wiederholen sich in den kommenden Wochen. Die Elternschaft spaltet sich in zwei Lager, schließlich wird sogar eine Unterschriftenaktion für Ziggys Schulausschluss gestartet. Madeline und Celeste bemühen sich nach Kräften, ihre Freundin zu unterstützen, doch die bösen Gerüchte und Intrigen wollen nicht gesponnen. In dieser angespannten Atmosphäre findet eine Quizveranstaltung für Eltern statt, die mit dem Tod eines der Väter endet ...

Bewertung:


Vielleicht nicht tausend, aber zahlreiche kleinere und größere Lügen sind es, die in Liane Moriartys großartigem Roman - der gerade von HBO mit ein paar Abweichungen als Miniserie verfilmt wurde - eine Katastrophe heraufbeschwören. Es ist kein Thriller, obwohl alles auf den gewaltsamen Tod eines Menschen hinausläuft, sondern eher ein mit Spannungselementen gespickter Roman über Freundschaft, Gesellschaft und Beziehungen.

Die Handlung spielt in den Monaten, Wochen und Tagen vor jenem verhängnisvollen Quizabend. In jedem Kapitel stehen zu Beginn oder am Ende eine oder mehrere Aussagen von Mütter, Vätern, Schulbediensteten und Ermittlern, die das Geschehen zwar bereits andeuten, aber nichts Genaues verraten. So weiß man während des Lesens nur, dass eben am Quizabend einer der Väter bei einem Balkonsturz stirbt - aber erst ganz zum Schluss erfährt man, wen es trifft, wer darin verwickelt ist, ob es ein Unfall oder Vorsatz war und vor allem, warum es geschieht. Aus diesen Andeutungen entwickelt sich eine knisternde Spannung mit dichter Atmosphäre, die immer unheilvoller wird und sich schließlich im dramatischen Finale entlädt.

Im Mittelpunkt des Geschehens stehen drei unterschiedliche Frauen und ihre Freundschaft zueinander sowie die kleineren und größeren Intrigen hinter einer scheinbar makellosen Vorstadtidylle. Madeline und Celeste sind schon seit Langem Freundinnen, Jane stößt hinzu, als sie der verunfallten Madeline zufällig begegnet und zu Hilfe ein. Alle drei Frauen sind sympathische Charaktere, mit denen sich der Leser schnell solidarisiert, so verschieden sie auch sein mögen. Madeline sorgt mit ihrer liebenswert-vorlauten Art für viele humorvolle Szenen. Sie und ihr zweiter Ehemann Ed führen eine liebevolle Ehe mit zärtlichen Neckereien, Tochter Chloe ist ein süßes, altkluges und selbstbewusstes Ding, während die vierzehnjährige Abigail sich immer stärker ihrem leiblichen Vater Nathan und der spirituell angehauchten Stiefmutter Bonny zuwendet. Celeste gibt sich zurückhaltend, fällt aber aufgrund ihrer Schönheit zwangsläufig immer auf. Zusammen mit ihrem sehr wohlhabenden Ehemann Perry und den Zwillingsjungs Josh und Max entsteht der Eindruck einer Bilderbuchfamilie - doch langsam kristallisiert sich heraus, dass Celeste ein düsteres Geheimnis verbirgt, das nicht einmal ihre Freundinnen erahnen.

Jane schließlich scheint als junges, alleinerziehendes und bescheiden lebendes Ding von Mitte zwanzig gar nicht in die Welt der anderen Schulmütter zu passen; sie wird zunächst gar für ein Aupairmädchen gehalten. In Madeline und Celeste findet sie jedoch zwei Vertraute, die ihr beistehen, auch als die bösen Gerüchte überhandnehmen. Das Geschehen dreht sich um die Fragen, ob Ziggy wirklich hinter den Drangsalierungen steckt oder nicht, wie weit das Thema noch eskaliert und wie alles mit dem tödlichen Ausgang am Quizabend zusammenhängt. Des Weiteren darf man gespannt verfolgen, wie sich Celestes Geheimnis entwickelt und was genau Jane in ihrer Vergangenheit verbirgt - es scheint mit Ziggys unbekanntem Vater zusammenzuhängen, dessen Namen sie niemandem verrät.

Es gelingt Liane Moriarty hervorragend, die Handlung sowohl spannend und bewegend als auch humorvoll zu gestalten. Vor allem Madelines erfrischende Art sorgt immer wieder für witzige Momente, ebenso ihre Dialoge mit Ehemann Ed. Zudem werden auf amüsante Weise die affektierten, überbesorgten und eingebildeten Mütter karikiert, die versuchen, in der Pirriwee Public School die Herrschaft an sich zu reißen. Und zugleich ist "Tausend kleine Lügen" bei allem Humor aber auch ein Roman, der nachdenklich stimmt, der einige melancholische Momente hat und der gelungene Charaktere präsentiert, deren Schicksal bewegt.

Fazit:

"Tausend kleine Lügen" von Liane Moriarty ist ein sehr spannender und zugleich humorvoller Roman mit Thrillerelementen über eine Dreier-Frauenfreundschaft, über Intrigen und über deren dramatische Folgen.