15. Juli 2017

Entführt (The Cage 1) - Megan Shepherd

Produktinfos:

Ausgabe: 2016 bei Heyne fliegt
Seiten: 464
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Die Autorin:

Megan Shepherd stammt aus North Carolina, studierte Kulturwissenschaften und Sprachen und arbeitete zwei Jahre lang im Senegal als Lehrerin. Die The-Cage-Trilogie (Entführt, Gejagt, Zerstört) sind ihre ersten Romane.

Inhalt:

Die sechzehnjährige Cora erwacht in einer Wüste, ohne zu wissen, wie sie dorthin gelangt ist. Da ihr Vater Gouverneur ist, denkt sie zunächst an eine Entführung mit Lösegeldabsicht. Sie bemerkt allerdings bald, dass sie in keiner normalen Wüste gelandet ist - an die Wüste grenzen sowohl die arktische Tundra als auch das Meer, und dahinter liegt eine filmkulissenartige Stadt.

Im Meer entdeckt sie schließlich zu ihrem Entsetzen ein totes Mädchen. Bald darauf trifft sie vier weitere Jugendliche, die alle ahnungslos sind wie sie selbst: der rüpelhafte und rebellische Leon, der mathematisch hochgebabte Rolf, das thailändische Modell Nok aus London und der niedliche Lucky, der aus Coras Gegend stammt.

Und dann erscheint ein soldatenhafter, außergewöhnlich großer und schöner junger Mann, der sich ihnen als Cassian vorstellt. Er sei ihr Wächter, die fünf Jugendliche Gefangene in einem Zoo, Millionen Kilometer von Zuhause entfernt. Eine Flucht scheint aussichtslos, doch Cora will die Hoffnung nicht aufgeben. Während sich unter den Jugendlichen zunehmend Spannungen entwickeln, fühlt sich Cora zu Cassian hingezogen und er sich offenbar auch zu ihr. Doch kann sie ihrem "Wächter" wirklich trauen ...?

Bewertung:

Mit "Entführt" legt Megan Shepherd den ersten Band der Dystopie-Reihe "The Cage" vor. Der Auftakt entpuppt sich als recht unterhaltsame Jugendlektüre, die aber nicht über Mittelmaß hinausreicht.

In Sachen Spannung kann das Werk zumindest über weite Strecken überzeugen. Anfangs ist absolut unklar, was mit Cora geschehen ist; der Leser ist genauso ahnungslos wie sie. Man erforscht gemeinsam mit ihr die Umgebung, und man weiß vor allem oft nicht, wem zu trauen ist. Zunächst sind die anderen Jugendlichen Coras Verbündete, und die Rasse der Kindred, die sie gefangen halten, sind ihre Feinde. Dann aber gibt es ein paar vertrauliche Momente zwischen Cora und dem Wächter Cassian; und auf der anderen Seite entstehen Spannungen und Konflikte zwischen den Jugendlichen. Rolf und Nok finden sich erstaunlich schnell mit der Situation ab, ja scheinen ihre Heimat kaum noch zu vermissen. Cora ist für die auf einmal ein Störenfried, der ihr neues Glück bedroht.

Zudem ist recht reizvoll, dass es eine prekäre Vorgeschichte zwischen Cora und Lucky gibt. Cora ahnt davon nichts, aber Lucky weiß sehr wohl, wer sie ist, und ist in ein wichtiges Lebensereignis von Cora verwickelt. Vor allem da Cora und Lucky sich schnell näherkommen, ist man gespannt, wie Cora reagieren wird, wenn sie die Wahrheit erfährt. Da es sich um den ersten von drei Teilen handelt, ist klar, dass es am Ende keine endgültige Flucht geben wird. Doch es ist unvorhersehbar, wie weit Cora in ihrer Rebellion gehen wird, wie sich ihr Verhältnis zu Cassian entwickelt und was den Jugendlichen in ihrer Gefangenschaft womöglich noch zustoßen wird.

Das Potenzial der Geschichte wird allerdings bei Weitem nicht voll ausgeschöpft. Zum einen sind die fünf Jugendlichen zwar allesamt sehr unterschiedlich, aber keiner sticht als wirklich interessanter Charakter heraus. Ebenfalls stört ihr teils doch zu laxer Umgang mit der Situation. Mehrmals geben sie flapsige Kommentare ab, die nicht zum Ernst der Lage passen; sie reagieren zwar genervt oder betroffen, aber es wirkt nicht glaubwürdig angesichts der Dinge, die sie gerade erst erfahren haben. Das verhindert ein intensives Einfühlen in die Figuren, es bleibt eine deutliche Distanz zum Leser. Des Weiteren bleibt die Spezies der Kindred recht blass, wird nicht wirklich interessant dargestellt.

Fazit:

"The Cage - Entführt" von Megan Shepherd ist der durchschnittliche Auftakt zu einer dystopischen Trilogie für jugendliche Leser. Der Roman ist durchaus ganz unterhaltsam und animiert zum Lesen der nächsten Bände, kann aber nicht in allen Belangen überzeugen.

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