27. April 2017

Perfect Girl (Nur du kennst die Wahrheit) - Gilly Macmillan

Produktinfos:

Ausgabe: 2016 bei Droemer Knaur
Seiten: 464
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Die Autorin:

Gilly Macmillan aus Großbritannien studierte zunächst Kunst und Kunstgeschichte und arbeitete als Dozentin und für Kunstgalerien. Ihr Debütroman "Toter Himmel" erschien 2015 und war gleich ein großer Erfolg.

Inhalt:

Die vierzehnjährige Zoe ist eine hochbegabte Pianistin, die vor einer glänzenden Karriere steht. Doch alles ändert sich schlagartig, als Zoe nach einer Party einen Autounfall verursacht, bei dem alle drei Mitfahrer sterben, darunter ihre beste Freundin. Zoe kommt für einige Monate in Jugendhaft, ihre Eltern trennen sich unter der Belastung.

Drei Jahre später: Zoe wurde mittlerweile entlassen. Ihre Mutter Maria hat den reichen Unternehmer Chris geheiratet und noch ein Baby bekommen. Sowohl Zoe als auch ihre Mutter haben seinen Namen angenommen und hoffen auf einen schönen Neuanfang in einer neuen Stadt. Allerdings weiß Chris nichts von Zoes Vergangenheit - und Maria hat ihrer Tochter eingeschärft, dass er es auch niemals erfahren darf.

Als Zoe gemeinsam mit Stiefbruder Lucas ihr erstes Konzert nach ihrer Entlassung gibt, stürmt ein Mann auf sie zu und beschimpft sie als Mörderin - es ist der Vater eines der Opfer. Zoes Mutter bekommt Panik, dass ihre Zukunft zusammenbricht; die furchtbare Vergangenheit holt die Familie ein. Und um Mitternacht ist Zoes Mutter tot - was ist geschehen ...?

Bewertung:

In Gilly Macmillans "Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit" trifft Familientragödie auf Thriller, wobei der Thrilleranteil erst später ins Spiel kommt. Die Hauptfigur ist Zoe, aber die Handlung wird aus verschiedenen Sichtweisen erzählt. Mal spricht Zoe, dann ihre Tante Tessa, Zoes ehemaliger Anwalt Sam und Tessas Eheman Richard. Man erfährt nach und nach Details zu Zoes Unfall; zunehmend dreht sich dann aber die Thematik um Marias Tod. War es ein Unfall oder hat sie jemand bewusst getötet? Zoe trauert nicht nur um ihre Mutter, sie hat auch - nicht unberechtigt - Angst, dass sie erneut ins Visier der Polizei gerät. Es herrscht Misstrauen unter den Familienmitgliedern, und sie haben jeweils ihre Geheimnisse. So hat beispielsweise Tessa ein Verhältnis mit Zoes Anwalt Sam, wovon ihr alkoholabhängiger Ehemann Richard natürlich nichts erfahren soll. Im Zuge der Ermittlungen um Marias Tod werden jedoch die Alibis aller Angehörigen überprüft, und Tessa gerät dadurch in Bedrängnis.

Spannend sind einerseits die Enthüllungen aus der Vergangenheit. Allmählich klärt sich für den Leser auf, was in jener Nacht genau geschah. Das hilft, sich in Zoe einzufühlen. Sie hat damals sehr dumm gehandelt, allerdings erfährt man in den Rückblicken auch, dass einige Dinge anders waren, als sie sich für die Ermittler darstellten. Zoe ist gewiss nicht nur ein Opfer, aber man kann mit ihr fühlen, und man spürt, wie sehr sie den Fehler in ihrer Vergangenheit bereut. Zugleich kann man aber auch sehr gut den Kummer der Hinterbliebenen der Opfer verstehen, die nicht akzeptieren wollen, dass die "Täterin" jetzt unbehelligt ein schönes Leben führt. Zoes Rehabilitation ist in emotionaler Hinsicht ein zweischneidiges Schwert, das zum Nachdenken anregt.

Andererseits ist auch nicht sofort zu durchschauen, wer für Marias Tod verantwortlich ist. Zoes Mutter hinterlässt eine zerrissene Familie, in der gegenseitiges Misstrauen herrscht. Gerade Zoe weiß nicht, wem sie trauen kann und wie ihr Leben nun weitergeht - wird sie zu ihrem leiblichen Vater zurückkehren, will der diese Verantwortung überhaupt? Oder bleibt sie bei Stiefvater Chris und Stiefbruder Lucas. Und was ist mit Baby Grace - muss sich Zoe von ihrer Schwester trennen? Eine undurchsichtige Rolle nimmt ihr Stiefbruder ein. Der stille Lucas steckt Zoe ein selbst verfasstes Drehbuch zu, das aus der Sicht seiner verstorbenen Mutter geschrieben ist, eine zunächst vor allem verwirrende und beklemmende Lektüre.

Das Ende ist zwar keine große Überraschung, aber zufriedenstellend. Mit den vielen Erzählperspektiven wurde vielleicht etwas übertrieben; ob es nötig ist, dass etwa Zoes Onkel Richard eigene Kapitel erhält, kann man diskutieren. Dazu nimmt die private Situation von Anwalt Sam ein bisschen zu viel Raum ein und lenkt von den Geschehnissen um Zoe ab.

Fazit:


Gilly Macmillans "Perfect Girl" ist ein unterhaltsamer Mix aus Familiendrama und Thriller. Sofern einen die vielen unterschiedlichen Erzählperspektiven nicht stören oder verwirren, ergibt sich daraus eine kurzweilige Lektüre.

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