Produktinfos:
Ausgabe: 2017 bei Goldmann
Seiten: 448
* * * * *
Die Autorin:
Michelle Frances arbeitet hauptberuflich als Fernsehproduzentin für BBC Wales. "Das Gift der Seele" ist ihr erster Roman.
Inhalt:
Laura Cavendish ist eine glückliche Frau: Sie produziert sehr erfolgreich Fernsehserien, ihr Sohn Daniel, Medizinstudent, ist ihr ganzer Stolz, und mit ihrem wohlhabenden Ehemann Howard führt sie eine solide Ehe. Doch dann verliebt sich Daniel in die junge Immobilienmaklerin Cherry. Cherry stammt im Gegensatz zu Daniel aus sehr armen Verhältnissen. Das allein stört Laura nicht, aber sie empfindet ihre Schwiegertochter in spe schnell als besitzergreifend und manipulativ.
Schon kurz nach dem Kennenlernen verbringt Daniel sehr viel Zeit mit Cherry. Laura hat zunehmend das Gefühl, dass Cherry gegen sie stichelt, und versucht, sie von Daniel fernzuhalten. Schließlich kommt Laura auch noch der Verdacht, dass Cherry in erster Linie hinter Daniels Geld her ist.
Dieser Verdacht erhärtet sich während eines gemeinsamen Urlaubs in Frankreich. Cherry ist Laura zunehmend ein Dorn im Auge, und Laura versucht, Daniel von ihr abzubringen. Doch sie hat nicht mit Cherrys Raffinesse und Durchhaltevermögen gerechnet. Die junge Frau setzt alles daran, dass Daniel sie heiratet - und greift zu drastischen Mitteln, um Laura zu ruinieren ...
Bewertung:
Michelle Frances' Debütroman ist eine Mischung aus Psychothriller und Familiendrama, ein Duell zweier Frauen, die beide um den gleichen Mann kämpfen - allerdings die eine als Partnerin, die andere als Mutter. Die Handlung fokussiert sich abwechselnd auf Cherry und Laura, der Leser wird über beide Frauen und ihre Gedankengänge gleichermaßen informiert.
Grundsätzlich ist Cherry die "Böse" und Laura die "Gute"; die Rollen sind jedoch nicht ganz so eindeutig verteilt, wie es anfangs den Anschein haben mag. Cherry wird nie zur Sympathiefigur, sie ist aber auch nicht von Beginn an ein Biest. Daniels monetärer Hintergrund ist definitiv wichtig für ihr Interesse, doch sie hat auch unabhängig davon Gefühle für ihn. Zudem möchte Cherry gern mit Laura befreundet sein und intrigiert erst, als dies aussichtslos ist. Laura wiederum neigt zur Überfürsorglichkeit bei Daniel, ihrem einzigen Kind. Sie reagiert teilweise übertrieben kritisch auf Cherry und leistet sich mindestens einen schwerwiegenden Fehltritt, bei dem sie kaum auf das Verständnis des Lesers zählen kann. Daniels Gedanken und Handlungen sind nachvollziehbar, und er ist eine sympathische Figur. Es ist kein Wunder, dass er von der schönen Cherry fasziniert ist, und es spricht für ihn, dass ihn ihre niedere Herkunft nicht stört. Dank seiner engen Beziehung zu seiner Mutter fühlt er sich bald hin- und hergerissen, und es ist nicht absehbar, wie es mit seiner Loyalität auf Dauer bestellt sein wird.
Spannend ist der Roman allemal. Es ist unterhaltsam zu verfolgen, was sich Cherry alles einfallen lässt, um Lauras Leben zu ruinieren. Es ist unklar, wie weit sie dabei letztendlich gehen wird. Aber auch Laura bleibt nicht untätig, sie stellt Recherchen zu Cherry an und bemüht sich nach allen Kräften, ihrem Umfeld zu beweisen, dass ihre Schwiegertochter in spe ein falsches Spiel treibt. Das ist alles andere als leicht, denn Cherry ist sehr intelligent und zugleich skrupellos. Man kann gut Lauras Hilflosigkeit angesichts dieser Intrigen nachempfinden. Zunehmend rücken Lauras Sohn, ihr Ehemann, ihre beste Freundin und ihre Arbeitskollegen von ihr ab, halten sie für hysterisch und zeigen immer weniger Verständnis für ihre Antipathie gegenüber Cherry. Die Situation spitzt sich immer weiter zu, und man möchte unbedingt erfahren, wie das Duell der Rivalinnen endet.
Die Handlung entwickelt sich allerdings sehr gemächlich. Zwar deuten sich die Spannungen zwischen Cherry und Laura schon bald an, aber man braucht einiges an Geduld, ehe es wirklich brisant wird. Anfangs verhält sich Cherry noch sehr zahm, und Lauras Gedanken wirken übertrieben. Sie bemuttert Daniel sehr, reagiert mehrmals übersensibel, und man kann nicht immer nachvollziehen, warum sie sich angegriffen fühlt. Folglich dauert es eine Weile, bis der Roman seinen Thrill entwickelt. Er ist zu Beginn zwar nicht uninteressant, aber gerade für Thrillerfreunde schleppt er sich doch ein wenig hin.
Des Weiteren ist Lauras Verhalten nicht immer nachvollziehbar. Sie fordert durch manche Handlungen Probleme geradezu heraus und macht es vor allem in der zweiten Buchhälfte Cherry leicht, gegen sie zu intrigieren. Es hat zwar seinen Reiz, dass Laura ihre Ecken und Kanten hat, doch ihr Vorgehen irritiert bisweilen. Letztlich hat es auch seine Nachteile, dass der Leser so detailliert Cherrys Pläne und Gedanken erfährt. Man rätselt nicht über ihre Motive, man braucht nicht zu spekulieren, wie viel sich Laura vielleicht einbildet und hinter welchen Vorkommnissen Cherry tatsächlich steckt, man wird direkt darüber informiert - was der Spannung mitunter etwas abträglich ist.
Fazit:
"Das Gift der Seele" von Michelle Frances ist ein unterhaltsamer und solider Thriller. Höchstspannung gibt es zwar nicht unbedingt, zumal der Anfang etwas gemächlich ist. Aber wenn man keine allzu hohen Ansprüche stellt und einfach eine kurzweilige Lektüre sucht, ist der Roman grundsätzlich empfehlenswert.
Ausgabe: 2017 bei Goldmann
Seiten: 448
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Die Autorin:
Michelle Frances arbeitet hauptberuflich als Fernsehproduzentin für BBC Wales. "Das Gift der Seele" ist ihr erster Roman.
Inhalt:
Laura Cavendish ist eine glückliche Frau: Sie produziert sehr erfolgreich Fernsehserien, ihr Sohn Daniel, Medizinstudent, ist ihr ganzer Stolz, und mit ihrem wohlhabenden Ehemann Howard führt sie eine solide Ehe. Doch dann verliebt sich Daniel in die junge Immobilienmaklerin Cherry. Cherry stammt im Gegensatz zu Daniel aus sehr armen Verhältnissen. Das allein stört Laura nicht, aber sie empfindet ihre Schwiegertochter in spe schnell als besitzergreifend und manipulativ.
Schon kurz nach dem Kennenlernen verbringt Daniel sehr viel Zeit mit Cherry. Laura hat zunehmend das Gefühl, dass Cherry gegen sie stichelt, und versucht, sie von Daniel fernzuhalten. Schließlich kommt Laura auch noch der Verdacht, dass Cherry in erster Linie hinter Daniels Geld her ist.
Dieser Verdacht erhärtet sich während eines gemeinsamen Urlaubs in Frankreich. Cherry ist Laura zunehmend ein Dorn im Auge, und Laura versucht, Daniel von ihr abzubringen. Doch sie hat nicht mit Cherrys Raffinesse und Durchhaltevermögen gerechnet. Die junge Frau setzt alles daran, dass Daniel sie heiratet - und greift zu drastischen Mitteln, um Laura zu ruinieren ...
Bewertung:
Michelle Frances' Debütroman ist eine Mischung aus Psychothriller und Familiendrama, ein Duell zweier Frauen, die beide um den gleichen Mann kämpfen - allerdings die eine als Partnerin, die andere als Mutter. Die Handlung fokussiert sich abwechselnd auf Cherry und Laura, der Leser wird über beide Frauen und ihre Gedankengänge gleichermaßen informiert.
Grundsätzlich ist Cherry die "Böse" und Laura die "Gute"; die Rollen sind jedoch nicht ganz so eindeutig verteilt, wie es anfangs den Anschein haben mag. Cherry wird nie zur Sympathiefigur, sie ist aber auch nicht von Beginn an ein Biest. Daniels monetärer Hintergrund ist definitiv wichtig für ihr Interesse, doch sie hat auch unabhängig davon Gefühle für ihn. Zudem möchte Cherry gern mit Laura befreundet sein und intrigiert erst, als dies aussichtslos ist. Laura wiederum neigt zur Überfürsorglichkeit bei Daniel, ihrem einzigen Kind. Sie reagiert teilweise übertrieben kritisch auf Cherry und leistet sich mindestens einen schwerwiegenden Fehltritt, bei dem sie kaum auf das Verständnis des Lesers zählen kann. Daniels Gedanken und Handlungen sind nachvollziehbar, und er ist eine sympathische Figur. Es ist kein Wunder, dass er von der schönen Cherry fasziniert ist, und es spricht für ihn, dass ihn ihre niedere Herkunft nicht stört. Dank seiner engen Beziehung zu seiner Mutter fühlt er sich bald hin- und hergerissen, und es ist nicht absehbar, wie es mit seiner Loyalität auf Dauer bestellt sein wird.
Spannend ist der Roman allemal. Es ist unterhaltsam zu verfolgen, was sich Cherry alles einfallen lässt, um Lauras Leben zu ruinieren. Es ist unklar, wie weit sie dabei letztendlich gehen wird. Aber auch Laura bleibt nicht untätig, sie stellt Recherchen zu Cherry an und bemüht sich nach allen Kräften, ihrem Umfeld zu beweisen, dass ihre Schwiegertochter in spe ein falsches Spiel treibt. Das ist alles andere als leicht, denn Cherry ist sehr intelligent und zugleich skrupellos. Man kann gut Lauras Hilflosigkeit angesichts dieser Intrigen nachempfinden. Zunehmend rücken Lauras Sohn, ihr Ehemann, ihre beste Freundin und ihre Arbeitskollegen von ihr ab, halten sie für hysterisch und zeigen immer weniger Verständnis für ihre Antipathie gegenüber Cherry. Die Situation spitzt sich immer weiter zu, und man möchte unbedingt erfahren, wie das Duell der Rivalinnen endet.
Die Handlung entwickelt sich allerdings sehr gemächlich. Zwar deuten sich die Spannungen zwischen Cherry und Laura schon bald an, aber man braucht einiges an Geduld, ehe es wirklich brisant wird. Anfangs verhält sich Cherry noch sehr zahm, und Lauras Gedanken wirken übertrieben. Sie bemuttert Daniel sehr, reagiert mehrmals übersensibel, und man kann nicht immer nachvollziehen, warum sie sich angegriffen fühlt. Folglich dauert es eine Weile, bis der Roman seinen Thrill entwickelt. Er ist zu Beginn zwar nicht uninteressant, aber gerade für Thrillerfreunde schleppt er sich doch ein wenig hin.
Des Weiteren ist Lauras Verhalten nicht immer nachvollziehbar. Sie fordert durch manche Handlungen Probleme geradezu heraus und macht es vor allem in der zweiten Buchhälfte Cherry leicht, gegen sie zu intrigieren. Es hat zwar seinen Reiz, dass Laura ihre Ecken und Kanten hat, doch ihr Vorgehen irritiert bisweilen. Letztlich hat es auch seine Nachteile, dass der Leser so detailliert Cherrys Pläne und Gedanken erfährt. Man rätselt nicht über ihre Motive, man braucht nicht zu spekulieren, wie viel sich Laura vielleicht einbildet und hinter welchen Vorkommnissen Cherry tatsächlich steckt, man wird direkt darüber informiert - was der Spannung mitunter etwas abträglich ist.
Fazit:
"Das Gift der Seele" von Michelle Frances ist ein unterhaltsamer und solider Thriller. Höchstspannung gibt es zwar nicht unbedingt, zumal der Anfang etwas gemächlich ist. Aber wenn man keine allzu hohen Ansprüche stellt und einfach eine kurzweilige Lektüre sucht, ist der Roman grundsätzlich empfehlenswert.
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