Produktinfos:
Ausgabe: 2017 bei C. Bertelsmann
Seiten: 320
* * * * *
Die Autorin:
Amy Gentry schloss ihr Studium in Chicago mit einem PhD ab und unterrichtet derzeit in Texas englische Literatur an einer High School. Parallel dazu arbeitet sie als freie Literaturkritikerin. "Good as gone" ist ihr erster Roman, der sofort zum Bestseller wurde.
Inhalt:
Die dreizehnjährige Julie wird mitten in der Nacht von einem Mann aus ihrem Zimmer entführt. Die einzige Zeugin ist ihre jüngere Schwester Jane, die alles heimlich und verängstigt beobachtet. Trotz der polizeilichen Ermittlungen und familiärer Suchaktionen bleibt Julie unauffindbar.
Acht Jahre später steht eine abgemagerte und verwahrloste junge Frau vor der Tür der Familie und gibt sich als Julie aus. Ihre Familie ist überwältigt vor Glück. Julie erzählt, dass sie all die Jahre gefangen gehalten und regelmäßig vergewaltigt wurde. Kurz bevor sie umgebracht werden sollte, gelang ihr die Flucht. Während die Polizei versucht, die Täter zu finden, bemühen sich Tom, Anna und Jane um ein halbwegs normales Familienleben.
Doch Julies Mutter Anna ertappt ihre Tochter nach einiger Zeit bei diversen Lügen. Sie ist unsicher, was sie davon zu halten hat. Schließlich kommt Anna der Verdacht, dass es sich vielleicht gar nicht um Julie handelt. Doch was sollte eine Fremde damit bezwecken wollen ...?
Bewertung:
Amy Gentrys "Good as gone" ist ein Verwirrspiel um eine verlorene und möglicherweise zurückgekehrte Tochter. Die Handlung nimmt abwechselnd Anna und Julie in den Fokus. Anna ist zunächst überglücklich über Julies Rückkehr und möchte ihrer Tochter das neue Leben so angenehm wie möglich gestalten. Aber gewisse Unstimmigkeiten in Julies Aussagen machen sie unsicher, und sie engagiert schließlich einen Privatdetektiv, der Licht in Julies Vergangenheit bringen soll. Parallel dazu erhält der Leser immer wieder kurze Einblicke in Julies früheres Leben. Schnell ist klar, dass sie tatsächlich einiges vor Anna, Tom und Jane verbirgt und dass sie einige Lügen aufgetischt hat. Doch welche Gründe sie dafür hat, bleibt lange Zeit offen. Der Leser darf hier rätseln, ob Julie die echte Julie ist oder eine Betrügerin, und daran knüpfen automatisch die Fragen an, wer hinter der Entführung damals steckte und ob diese Tat aufgeklärt wird.
Die Ermittlungsarbeiten nehmen einen verschwindend kleinen Raum ein, stattdessen steht die familiäre Dynamik im Vordergrund. Für Julies Angehörige ist es schwer, mit der neuen Situation umzugehen. Jane fühlt sich immer mehr zurückgesetzt, sie rebelliert. Anna ist hin- und hergerissen zwischen Fürsorge, Neugierde und Misstrauen gegenüber Julie. Die meisten Entführungsthriller enden mit dem Auffinden des Opfers, tot oder lebend, und im lebenden Fall ist es gewöhnlich ein glückliches Ende. "Good as gone" beleuchtet die Probleme, die sich gerade aus dem Auftauchen des Opfers ergeben können. Die Sorgen, Ängste und Verzweiflungen der vergangenen Jahre werden durch neue Schwierigkeiten ersetzt, es ist mitnichten plötzlich alles heil für die Familie. Während Tom eher außen vor bleibt, kann man sowohl Annas als auch Janes Gefühle grundsätzlich gut nachvollziehen. Am Ende werden alle wichtigen Fragen beantwortet, und es stellt sich ein gewisser Überraschungseffekt ein.
Störend fällt aber beispielsweise auf, dass kein DNA-Test nach Julies Rückkehr durchgeführt wird. Man sollte doch annehmen, dass sich die Polizei nicht einfach mit der Aussage des angeblichen Entführungsopfers zufriedengibt, nachdem immerhin acht Jahre vergangen sind und Julie natürlich nicht mehr genauso aussieht wie als Dreizehnjährige. Natürlich hätte ein schneller DNA-Test die Handlung erheblich abgekürzt, was ein Problem für die Geschichte wäre. So wirkt es recht konstruiert, wie ein billiger Trick, um eben die Frage bezüglich Julies Identität lange offenzulassen. Überhaupt bleiben die Ermittlungen nach Julies Rückkehr sehr außen vor. Nicht so überzeugend ist auch die sehr geraffte Darstellung der ersten Wochen. Gerade die allererste Zeit nach Julies Rückkehr wäre interessant, aber davon wird kaum etwas gezeigt, was für den Leser unbefriedigend ist. Zu guter Letzt wäre schön gewesen, wenn man sich noch besser in Anna, Tom und Jane einfühlen könnte; sie sind für ein so hochemotionales Thema ein wenig zu blass geraten.
Fazit:
"Good as gone" von Amy Gentry ist ein anfangs sehr reizvoller, dann aber doch nur solider Roman mit Thrillerelementen. Die Idee ist interessant, und es kommt eine gewisse Spannung auf, sodass man neugierig auf die Auflösung wird; rundum kann das Buch aber nicht überzeugen.
Ausgabe: 2017 bei C. Bertelsmann
Seiten: 320
* * * * *
Die Autorin:
Amy Gentry schloss ihr Studium in Chicago mit einem PhD ab und unterrichtet derzeit in Texas englische Literatur an einer High School. Parallel dazu arbeitet sie als freie Literaturkritikerin. "Good as gone" ist ihr erster Roman, der sofort zum Bestseller wurde.
Inhalt:
Die dreizehnjährige Julie wird mitten in der Nacht von einem Mann aus ihrem Zimmer entführt. Die einzige Zeugin ist ihre jüngere Schwester Jane, die alles heimlich und verängstigt beobachtet. Trotz der polizeilichen Ermittlungen und familiärer Suchaktionen bleibt Julie unauffindbar.
Acht Jahre später steht eine abgemagerte und verwahrloste junge Frau vor der Tür der Familie und gibt sich als Julie aus. Ihre Familie ist überwältigt vor Glück. Julie erzählt, dass sie all die Jahre gefangen gehalten und regelmäßig vergewaltigt wurde. Kurz bevor sie umgebracht werden sollte, gelang ihr die Flucht. Während die Polizei versucht, die Täter zu finden, bemühen sich Tom, Anna und Jane um ein halbwegs normales Familienleben.
Doch Julies Mutter Anna ertappt ihre Tochter nach einiger Zeit bei diversen Lügen. Sie ist unsicher, was sie davon zu halten hat. Schließlich kommt Anna der Verdacht, dass es sich vielleicht gar nicht um Julie handelt. Doch was sollte eine Fremde damit bezwecken wollen ...?
Bewertung:
Amy Gentrys "Good as gone" ist ein Verwirrspiel um eine verlorene und möglicherweise zurückgekehrte Tochter. Die Handlung nimmt abwechselnd Anna und Julie in den Fokus. Anna ist zunächst überglücklich über Julies Rückkehr und möchte ihrer Tochter das neue Leben so angenehm wie möglich gestalten. Aber gewisse Unstimmigkeiten in Julies Aussagen machen sie unsicher, und sie engagiert schließlich einen Privatdetektiv, der Licht in Julies Vergangenheit bringen soll. Parallel dazu erhält der Leser immer wieder kurze Einblicke in Julies früheres Leben. Schnell ist klar, dass sie tatsächlich einiges vor Anna, Tom und Jane verbirgt und dass sie einige Lügen aufgetischt hat. Doch welche Gründe sie dafür hat, bleibt lange Zeit offen. Der Leser darf hier rätseln, ob Julie die echte Julie ist oder eine Betrügerin, und daran knüpfen automatisch die Fragen an, wer hinter der Entführung damals steckte und ob diese Tat aufgeklärt wird.
Die Ermittlungsarbeiten nehmen einen verschwindend kleinen Raum ein, stattdessen steht die familiäre Dynamik im Vordergrund. Für Julies Angehörige ist es schwer, mit der neuen Situation umzugehen. Jane fühlt sich immer mehr zurückgesetzt, sie rebelliert. Anna ist hin- und hergerissen zwischen Fürsorge, Neugierde und Misstrauen gegenüber Julie. Die meisten Entführungsthriller enden mit dem Auffinden des Opfers, tot oder lebend, und im lebenden Fall ist es gewöhnlich ein glückliches Ende. "Good as gone" beleuchtet die Probleme, die sich gerade aus dem Auftauchen des Opfers ergeben können. Die Sorgen, Ängste und Verzweiflungen der vergangenen Jahre werden durch neue Schwierigkeiten ersetzt, es ist mitnichten plötzlich alles heil für die Familie. Während Tom eher außen vor bleibt, kann man sowohl Annas als auch Janes Gefühle grundsätzlich gut nachvollziehen. Am Ende werden alle wichtigen Fragen beantwortet, und es stellt sich ein gewisser Überraschungseffekt ein.
Störend fällt aber beispielsweise auf, dass kein DNA-Test nach Julies Rückkehr durchgeführt wird. Man sollte doch annehmen, dass sich die Polizei nicht einfach mit der Aussage des angeblichen Entführungsopfers zufriedengibt, nachdem immerhin acht Jahre vergangen sind und Julie natürlich nicht mehr genauso aussieht wie als Dreizehnjährige. Natürlich hätte ein schneller DNA-Test die Handlung erheblich abgekürzt, was ein Problem für die Geschichte wäre. So wirkt es recht konstruiert, wie ein billiger Trick, um eben die Frage bezüglich Julies Identität lange offenzulassen. Überhaupt bleiben die Ermittlungen nach Julies Rückkehr sehr außen vor. Nicht so überzeugend ist auch die sehr geraffte Darstellung der ersten Wochen. Gerade die allererste Zeit nach Julies Rückkehr wäre interessant, aber davon wird kaum etwas gezeigt, was für den Leser unbefriedigend ist. Zu guter Letzt wäre schön gewesen, wenn man sich noch besser in Anna, Tom und Jane einfühlen könnte; sie sind für ein so hochemotionales Thema ein wenig zu blass geraten.
Fazit:
"Good as gone" von Amy Gentry ist ein anfangs sehr reizvoller, dann aber doch nur solider Roman mit Thrillerelementen. Die Idee ist interessant, und es kommt eine gewisse Spannung auf, sodass man neugierig auf die Auflösung wird; rundum kann das Buch aber nicht überzeugen.
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