4. Juli 2016

Auferstehung - Brian Keene

Produktinfos:

Ausgabe: 2011 bei Heyne
Seiten: 400
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Der Autor:

Brian Keene (USA, Jahrgang 1967), erhielt gleich für seinen Debütroman "Auferstehung" im Jahr 2001 den Bram Stoker Award, der alljährlich für außergewöhnliche Horrorliteratur verliehen wird. Weitere Werke sind u. a. Stadt der Toten, Die Verschollenen und Kill Whitey.

Inhalt:

Ein Nuklearexperiment der Havenbrook National Laboratories in Pennsylvania schlägt fehl - furchtbar fehl. Als Folge fahren bösartige Dämone in die Körper der Toten, die daraufhin wieder auferstehen und Jagd auf die Lebenden machen. Diese Zombie-Wesen stecken zwar in verrottenden Körpern, sind jedoch genauso intelligent wie die Menschen und nutzen auch Waffen für den Kampf.

Viele der Lebenden fallen diesen Wesen rasch zum Opfer und wandeln kurz darauf mit ihnen über die Erde. Zu den wenigen Überlebende gehört Jim Thurmond, der sich mit Vorräten in seinem Bunker in West Virginia verschanzt hat. Als ihn ein verzweifelter Anruf seines kleinen Sohnes Danny aus New Jerseys erreicht, bricht er auf, um ihn zu retten.

Auf dem Weg trifft er den alten Pfarrer Thomas Martin, der ihn begleitet. Nachdem sie sich eine Weile durchgeschlagen haben, geraten sie in Gefangenschaft des skrupellosen Colonel Schow und seiner Soldatentruppe, die ehemals der Pennsylvania National Guard angehörten. Die Soldaten nehmen wahllos Männer und Frauen gefangen, die Frauen als Zwangsprostituierte, die Männer als Sklaven. Bei den Frauen ist die junge drogensüchtige Exprostituierte Frankie, die sich mit ihrem Schicksal nicht abfinden will. Zudem befindet sich Professor William Baker unter den Gefangenen, der Anteil an dem fehlgeschlagenen Experiment hat. Er soll die National Guard um Colonel Schow zu den Havenbrook National Laboratories führen, da sich der Colonel erhofft, dort effektive Waffen gegen die Zombies zu finden -..

Bewertung:

Umherwandelnde Zombies, die Menschen töten und fressen, eine kleine Gruppe Überlebender, die sich verzweifelt gegen diese Invasion wehrt - das ist gewiss nichts Neues im Horrorgenre. Ungewöhnlich ist aber, dass die Zombies in Brian Keenes "Auferstehung" nicht nur wandelnde Körper sind, die allenfalls animalische Laute von sich geben und nur über minimale Intelligenz verfügen. Stattdessen können diese Zombies denken und sprechen und sich auch sehr geschickt bewegen. Sie töten nicht bloß mit Händen und Zähnen, sondern sie können problemlos auch Schusswaffen benutzen oder Fahrzeuge bedienen. Den Lebenden Unterlegen sind sie im Grunde nur durch ihre teils zerstörten Körper. Die Zombies achten zwar darauf, ihre Opfer beim Töten nicht so zuzurichten, dass sie anschließend nicht mehr laufen können; trotzdem sind die Zombies natürlich manchmal in ihrer Motorik durch Verletzungen eingeschränkt. Als wäre das nicht schon genug, ist auch die Tierwelt von diesem Phänomen betroffen, sodass getötete und wiederauferstandene Tiere nicht nur ungenießbar, sondern auch höchst gefährlich sind.

Es ist daher gut nachvollziehen, dass es extrem schwer ist, in dieser postapokalyptischen Welt zu überleben. Die Untoten lauern quasi an jeder Ecke und gehen planvoll vor, lassen sich nicht so einfach austricksen wie ihre deutlich primitiveren Kollegen aus anderen Büchern oder Filmen. Ein Biss führt zwar nicht zur Zombifizierung, wie sonst in derartigen Medien meist üblich, sprich, solange man nicht durch Blutverlust oder eine Infektion stirbt, wird man durch Zombie-Verletzungen nicht zwangsläufig selbst zu einem. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, ohne ärztliche Versorgung durch einen Zombie-Angriff zu sterben, natürlich hoch, nicht zuletzt, weil die verwesenden Zombies unzählige Bakterien verbreiten.

Die Handlung teilt sich in verschiedene Stränge auf, die in der zweiten Hälfte nach und nach zusammenlaufen. Zunächst verfolgt man jeweils separat, was Jim und Thomas Martin, Frankie und Baker erleben. Jim ist anfangs dem Selbstmord nah, erlebt er doch mit, wie seine schwangere Frau stirbt und sich, ebenso wie der Fötus in ihr, in einen Zombie verwandelt. Erst der Anruf seines Sohnes Danny gibt seinem Leben wieder Sinn: Jims Exfrau, Dannys Mutter, ist offenbar ebenso wie ihr Partner umgekommen, und Danny verschanzt sich auf dem Dachboden. Jim ist überzeugt davon, dass sein Sohn es irgendwie schaffen wird zu überleben, bis er bei ihm eintrifft und ihn rettet, egal wie unwahrscheinlich das für Außenstehende klingt. Der weise Pfarrer Martin unterstützt ihn in seinem Vorhaben und wird ihm bald ein guter Freund. Die toughe Frankie entkommt aus einem Zoo in Baltimore, wo sich die wilden Tiere gleichfalls in Zombies verwandelt haben. Durch ihre harte Vergangenheit als Prostituierte und Heroinsüchtige gelingt es ihr, sich mit ihrer Gefangenschaft bei den Soldaten zu arrangieren und einen kühlen Kopf zu bewahren. Nach außen hin kooperativ hofft sie, im Verlauf ihrer Gefangenschaft eine Chance zur Flucht zu bekommen.

Ein weiterer Strang gebührt William Baker, der den Colonel und dessen Truppe zu den Havenbrook National Laboratories führt, wohl wissend, dass er gar nicht über die Kenntnisse verfügt, die der Colonel von ihm erwartet. Baker hat sich zudem eines elternlosen, etwa neunjährigen Jungen angenommen, der sich "Wurm" nennt. Wurm ist taub, spricht daher nur schwer verständlich und versteht sein Gegenüber wiederum nur, wenn er die Worte von den Lippen ablesen kann. Es ist rührend, zu lesen, wie sich Baker um den Jungen kümmert, der ihm wiederum volles Vertrauen schenkt und sich bei ihm sichtlich geborgen fühlt.

Spannung bezieht der Roman aus den Fragen, wer von den Protagonisten überleben wird, ob Jim nach New Jeryes gelangt und seinen Sohn womöglich lebend findet und was der Colonel und die anderen in den Havenbrook National Laboratories vorfinden - dort, wo alles seinen Anfang nahm. Wie bei Brian Keenes grundsätzlich recht schonungslosem Stil zu erwarten, sind die Schilderungen der Grausamkeiten hart und direkt, egal ob es sich um Zombie-Angriffe, Vergewaltigungen oder Kannibalismus handelt. Ein Großteil der Überlebenden ist verroht und hat jede Moral verloren. Alle vier Hauptfiguren - Jim, Pfarrer Martin, Frankie und Baker - sind sympathisch, und man wünscht jedem von ihnen, dass er diese Hölle überlebt.

Diese neue Art von Zombies, die denkt und spricht und planvoll handelt, ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Wenn man bedenkt, dass sogar Tiere betroffen sind und beispielsweise jeder Vogel eine tödliche Gefahr darstellen kann, ist es schon schwer vorstellbar, dass überhaupt jemand längere Zeit überleben kann, die Gefahrensituation ist insgesamt ein bisschen übertrieben hoch. Zudem wirken die höhnischen Kommentare der Zombies teilweise schon etwas unfreiwillig komisch. Und auch wenn man grundsätzlich mit Jim Thurmond fühlt, hat Stephen King in "Puls" die verzweifelte Suche eines Vaters nach seinem Sohn inmitten einer Zombie-Apokalypse zweifellos noch packender und bewegender umgesetzt. Bei den Charakteren stört vor allem, dass eine recht ausgeprägte Schwarz-Weiß-Malerei vorherrscht: Es gibt einmal die Guten, wie Jim Thurmond und Pfarrer Martin, und es gibt abgrundtief verrohte Menschen wie die Kannibalen oder den Colonel und zahlreiche seiner Soldaten, aber nur wenig dazwischen. Der Roman ist für Horror-Fans unterhaltsam, aber erhebt sich nicht wirklich über den Durchschnitt hinaus. Schlechte Karten haben überdies die Leser, die auf die Fortsetzung "Stadt der Toten" verzichten wollen, denn "Auferstehung" endet mit einem Cliffhanger, und wichtige Punkte werden erst im Folgeband aufgeklärt.

Fazit:

"Auferstehung" von Brian Keene ist ein solider Zombie-Roman mit viel Splatter, in dem die Zombies ungewöhnlicherweise genauso intelligent und geschickt sind wie die Lebenden. Wer gerne postapokalyptische Romane liest und nicht zart besaitet ist, findet hier ordentliche Unterhaltung, allerdings gibt es einige Werke mit facettenreicheren Charakteren und einer noch fesselnderen Atmosphäre.

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