Produktinfos:
Ausgabe: 2016
Seiten: 512
Amazon-Marketplace
Buchhandel.de
* * * * *
Der Autor:
Linwood Barclay studierte zunächst LIteratur und arbeitete als Journalist in Kanada. Er begann eine Krimireihe, die bislang nicht auf Deutrsch veröffentlicht wurde. 2007 erschien sein Thriller "Ohne ein Wort", der ihn sofort zum Bestsellerautor machte. Weitere Werke sind u. a. "Dem Tode nah", "In Todesangst" und "Weil ich euch liebte".
Inhalt:
Sieben Jahre sind vergangen, seit Cynthia Archer endlich das Geheimnis um ihre seit Jahrzehnten verschwundene Familie lüften konnte. Immer noch leiden sie, ihr Mann Terry und die inzwischen vierzehnjährige Grace unter den dramatischen Ereignissen von damals, die sie beinah das Leben kosteten. Cynthia reagiert gereizt und überbehütend auf ihre Tochter, und nimmt sich schließlich eine kleine Auszeit von der Familie, um mit sich ins Reine zu kommen.
Grace nutzt den neu gewonnenen Freiraum, um sich mit ihrem neuen Freund Stuart zu treffen. Stuart überredet sie, heimlich in ein Haus einzusteigen, wo er ein fremdes Auto für eine Spritztour ausleihen will. Die beiden sind allerdings nicht allein im Haus. Plötzlich fällt ein Schuss, Grace flüchtet in Panik.
Bestürzt erfährt Terry, dass Stuart ihr eine Waffe in die Hand gedrückt hatte und dass Grace nun fürchtet, Stuart versehentlich erschossen zu haben. Als Terry den Schauplatz untersucht, findet er Blut, doch Stuart ist verschwunden - und auch nicht mehr per Handy zu erreichen. Allmählich ahnt Terry, dass seine Tochter unverhofft Zeugin einer kriminellen Tat wurde. Offenbar gibt es auch einen Zusammenhang zu dem älteren Paar, das kurz zuvor in ihrer Gegend erschossen wurde - und Terry ahnt, dass seine Familie und vor allem Grace in großer Gefahr schweben ...
Bewertung:
Mit seinem Debütthriller "Ohne ein Wort" gelang Linwood Barclay auf Anhieb der internationale Durchbruch, alle nachfolgenden Werke waren Erfolge. Bislang war er nicht für Fortsetzungen bekannt, doch nun liegt mit "Schweig für immer" ein Folgeband an "Ohne ein Wort" vor, der gut unterhält, wenngleich er nicht die Klasse seines hervorragenden Vorgängers erreichen kann.
Grundsätzlich spielen die Ereignisse aus "Ohne ein Wort" keine bedeutende Rolle für diesen Roman, sieht man davon ab, dass das erlebte Trauma die Familie belastet. Die wichtigsten Ereignisse aus dem früheren Werk werden angerissen, sodass auch Neueinsteiger "Schweig für immer" ohne Verständnisprobleme lesen können; natürlich ist der Reiz aber größer, wenn man die Protagonisten schon von früher kennt. Man erfährt, wie sehr die Ereignisse von damals die Familie auch sieben Jahre später noch belastet. Auch wenn Cynthia Antworten auf ihre Fragen nach dem Schicksal ihrer Familie erhalten hat und sie, Terry und Cynthia das Abenteuer überstanden, herrscht keine Heile-Welt-Stimmung bei den Archers. Bei Thrillern ohne Fortsetzung neigt man dazu, zu vergessen, dass auch ein halbwegs guter Ausgang nicht garantiert, dass die Protagonisten anschließend wieder in ihr früheres Leben zurückkehren können; insofern ist es sehr interessant, hier zu erleben, was es mit Menschen langfristig auslöst, die Hauptfiguren in einem Thriller gewesen zu sein.
Ohne Frage ist Linwood Barclay hier erneut ein spannendes Werk geglückt, das einige recht unerwartete Wendungen bietet und den Leser mit dramatischen Handlungsverläufen in Atem hält. Parallel werden mehrere Entwicklungen verfolgt: Es geht um die Frage, ob Grace tatsächlich versehentlich ihren Freund Stuart angeschossen hat und wohin er verschwunden ist, wer die dritte Person im Haus war und wie die Geschehnisse mit dem ermordeten Ehepaar zusammenhängen. Die meiste Zeit erzählt Terry aus der Ich-Perspektive, aber dazwischen gibt es immer wieder Kapitel mit personalem Erzähler, der mal Grace, mal Vince und mal Cynthia fokussiert.
Zudem gibt es ein Wiedersehen mit zwei wichtigen Figuren aus "Ohne ein Wort", die auch hier wieder eine entscheidende Rolle einnehmen. Terrys einstige rebellische, aber begabte Schülerin Jane Scavullo hat sich zu einer jungen Frau entwickelt, die lose mit ihm in Kontakt geblieben ist. Ebenfalls dabei ist Janes Stiefvater Vince Fleming, ein berüchtigter Gangster und ehemaliger Jugendfreund von Cynthia, der trotz seiner kriminellen Aktivitäten das Herz auf dem rechten Fleck trägt, wenn es um seine Liebsten geht. In "Ohne ein Wort" hatte Vince Fleming entscheidenden Anteil daran, dass Teddy, Cynthia und Grace die Handlung lebend überstanden; dennoch bleibt Vince ein zwiespältiger Charakter, den man nicht reizen sollte. Das gilt erst recht für diesen zweiten Band, da ihm sowohl sein körperlicher Zustand als auch der Tod seiner Frau physisch und psychisch zusetzen.
Vince ist, weil schwer durchschaubar und komplex, definitiv einer der gelungensten Charaktere. Terry fungiert wie schon in "Ohne ein Wort" als sympathische Identifikationsfigur, der nette Familienvater und Englischlehrer, der bemüht ist, seine Lieben zu schützen und die Kontrolle über alles zu behalten. Blass bleibt hingegen Cynthia. In "Ohne ein Wort" konnte man besser mit ihr leiden, schließlich ging es um ihre Eltern und ihren Bruder, die spurlos verschwanden und deren Schicksal sich allmählich aufklärte. In "Schweig für immer" erscheint sie in erster Linie kompliziert, und es fällt nicht leicht, eine Bindung zu ihr aufzubauen.
Das Ende ist bemüht, den Leser ein wenig zu schockieren und mit einer gewissen Beklemmung zurückzulassen. Das funktioniert teilweise auch, allerdings wirkt die Wendung auch etwas übertrieben und aufgesetzt. Grundsätzlich ist die Handlung ein bisschen zu überladen, vollgefrachtet mit persönlichen Dramen und Konflikten (Grace' Rebellion gegen die Eltern, Cynthias Probleme mit Grace, Vince' Verlust seiner Ehefrau, Vince' Verhältnis zu seiner Stieftochter), die in der Fülle leicht ermüdend und einfach zu dick aufgetragen erscheinen.
Fazit:
Kurzweiliger und unterhaltsamer Thriller, der aber deutlich hinter dem Vorgängerband "Ohne ein Wort" zurückbleibt und nie dessen Klasse und Faszination erreichen kann.
Ausgabe: 2016
Seiten: 512
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Der Autor:
Linwood Barclay studierte zunächst LIteratur und arbeitete als Journalist in Kanada. Er begann eine Krimireihe, die bislang nicht auf Deutrsch veröffentlicht wurde. 2007 erschien sein Thriller "Ohne ein Wort", der ihn sofort zum Bestsellerautor machte. Weitere Werke sind u. a. "Dem Tode nah", "In Todesangst" und "Weil ich euch liebte".
Inhalt:
Sieben Jahre sind vergangen, seit Cynthia Archer endlich das Geheimnis um ihre seit Jahrzehnten verschwundene Familie lüften konnte. Immer noch leiden sie, ihr Mann Terry und die inzwischen vierzehnjährige Grace unter den dramatischen Ereignissen von damals, die sie beinah das Leben kosteten. Cynthia reagiert gereizt und überbehütend auf ihre Tochter, und nimmt sich schließlich eine kleine Auszeit von der Familie, um mit sich ins Reine zu kommen.
Grace nutzt den neu gewonnenen Freiraum, um sich mit ihrem neuen Freund Stuart zu treffen. Stuart überredet sie, heimlich in ein Haus einzusteigen, wo er ein fremdes Auto für eine Spritztour ausleihen will. Die beiden sind allerdings nicht allein im Haus. Plötzlich fällt ein Schuss, Grace flüchtet in Panik.
Bestürzt erfährt Terry, dass Stuart ihr eine Waffe in die Hand gedrückt hatte und dass Grace nun fürchtet, Stuart versehentlich erschossen zu haben. Als Terry den Schauplatz untersucht, findet er Blut, doch Stuart ist verschwunden - und auch nicht mehr per Handy zu erreichen. Allmählich ahnt Terry, dass seine Tochter unverhofft Zeugin einer kriminellen Tat wurde. Offenbar gibt es auch einen Zusammenhang zu dem älteren Paar, das kurz zuvor in ihrer Gegend erschossen wurde - und Terry ahnt, dass seine Familie und vor allem Grace in großer Gefahr schweben ...
Bewertung:
Mit seinem Debütthriller "Ohne ein Wort" gelang Linwood Barclay auf Anhieb der internationale Durchbruch, alle nachfolgenden Werke waren Erfolge. Bislang war er nicht für Fortsetzungen bekannt, doch nun liegt mit "Schweig für immer" ein Folgeband an "Ohne ein Wort" vor, der gut unterhält, wenngleich er nicht die Klasse seines hervorragenden Vorgängers erreichen kann.
Grundsätzlich spielen die Ereignisse aus "Ohne ein Wort" keine bedeutende Rolle für diesen Roman, sieht man davon ab, dass das erlebte Trauma die Familie belastet. Die wichtigsten Ereignisse aus dem früheren Werk werden angerissen, sodass auch Neueinsteiger "Schweig für immer" ohne Verständnisprobleme lesen können; natürlich ist der Reiz aber größer, wenn man die Protagonisten schon von früher kennt. Man erfährt, wie sehr die Ereignisse von damals die Familie auch sieben Jahre später noch belastet. Auch wenn Cynthia Antworten auf ihre Fragen nach dem Schicksal ihrer Familie erhalten hat und sie, Terry und Cynthia das Abenteuer überstanden, herrscht keine Heile-Welt-Stimmung bei den Archers. Bei Thrillern ohne Fortsetzung neigt man dazu, zu vergessen, dass auch ein halbwegs guter Ausgang nicht garantiert, dass die Protagonisten anschließend wieder in ihr früheres Leben zurückkehren können; insofern ist es sehr interessant, hier zu erleben, was es mit Menschen langfristig auslöst, die Hauptfiguren in einem Thriller gewesen zu sein.
Ohne Frage ist Linwood Barclay hier erneut ein spannendes Werk geglückt, das einige recht unerwartete Wendungen bietet und den Leser mit dramatischen Handlungsverläufen in Atem hält. Parallel werden mehrere Entwicklungen verfolgt: Es geht um die Frage, ob Grace tatsächlich versehentlich ihren Freund Stuart angeschossen hat und wohin er verschwunden ist, wer die dritte Person im Haus war und wie die Geschehnisse mit dem ermordeten Ehepaar zusammenhängen. Die meiste Zeit erzählt Terry aus der Ich-Perspektive, aber dazwischen gibt es immer wieder Kapitel mit personalem Erzähler, der mal Grace, mal Vince und mal Cynthia fokussiert.
Zudem gibt es ein Wiedersehen mit zwei wichtigen Figuren aus "Ohne ein Wort", die auch hier wieder eine entscheidende Rolle einnehmen. Terrys einstige rebellische, aber begabte Schülerin Jane Scavullo hat sich zu einer jungen Frau entwickelt, die lose mit ihm in Kontakt geblieben ist. Ebenfalls dabei ist Janes Stiefvater Vince Fleming, ein berüchtigter Gangster und ehemaliger Jugendfreund von Cynthia, der trotz seiner kriminellen Aktivitäten das Herz auf dem rechten Fleck trägt, wenn es um seine Liebsten geht. In "Ohne ein Wort" hatte Vince Fleming entscheidenden Anteil daran, dass Teddy, Cynthia und Grace die Handlung lebend überstanden; dennoch bleibt Vince ein zwiespältiger Charakter, den man nicht reizen sollte. Das gilt erst recht für diesen zweiten Band, da ihm sowohl sein körperlicher Zustand als auch der Tod seiner Frau physisch und psychisch zusetzen.
Vince ist, weil schwer durchschaubar und komplex, definitiv einer der gelungensten Charaktere. Terry fungiert wie schon in "Ohne ein Wort" als sympathische Identifikationsfigur, der nette Familienvater und Englischlehrer, der bemüht ist, seine Lieben zu schützen und die Kontrolle über alles zu behalten. Blass bleibt hingegen Cynthia. In "Ohne ein Wort" konnte man besser mit ihr leiden, schließlich ging es um ihre Eltern und ihren Bruder, die spurlos verschwanden und deren Schicksal sich allmählich aufklärte. In "Schweig für immer" erscheint sie in erster Linie kompliziert, und es fällt nicht leicht, eine Bindung zu ihr aufzubauen.
Das Ende ist bemüht, den Leser ein wenig zu schockieren und mit einer gewissen Beklemmung zurückzulassen. Das funktioniert teilweise auch, allerdings wirkt die Wendung auch etwas übertrieben und aufgesetzt. Grundsätzlich ist die Handlung ein bisschen zu überladen, vollgefrachtet mit persönlichen Dramen und Konflikten (Grace' Rebellion gegen die Eltern, Cynthias Probleme mit Grace, Vince' Verlust seiner Ehefrau, Vince' Verhältnis zu seiner Stieftochter), die in der Fülle leicht ermüdend und einfach zu dick aufgetragen erscheinen.
Fazit:
Kurzweiliger und unterhaltsamer Thriller, der aber deutlich hinter dem Vorgängerband "Ohne ein Wort" zurückbleibt und nie dessen Klasse und Faszination erreichen kann.
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