13. April 2016

Weil du lügst - Sophie McKenzie

Produktinfos:

Ausgabe: 2016 bei Heyne
Seiten: 464
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Die Autorin:

Sophie McKenzie, geboren und aufgewachsen in London, arbeitete zunächst als Journalistin und Herausgeberin, ehe sie sich ganz der Schriftstellerei widmete. Weitere auf Deutsch erschienene Werke von ihr sind: Lauren, vermisst; Du musst mir vertrauen und Seit du tot bist.

Inhalt:


Emily verbringt einen entspannten Urlaub mit ihrem Verlobten Jed auf Korsika. Mit dabei sind Jeds erwachsener Sohn Lish und seine dreizehnjährige Tochter Dee Dee aus erster Ehe sowie Jeds Bruder und dessen Freundin, Emilys Schwester Rose und ihr Bruder Martin mit seinem Partner Cameron. Emily ist glücklich mit Jed, der einzige Wermutstropfen ist seine Noch-Ehefrau Zoe, die ihren Hass gegenüber Emily deutlich zeigt.

Als Emily starke Kopfschmerzen bekommt, besorgt ihr Lish Schmerzmittel. Wenig später klagt auch Dee Dee über Kopfschmerzen, und Emily gibt ihr ein Tütchen von ihrem Mittel. Am nächsten Morgen ist Dee Dee tot - Zyankalivergiftung.

Zunächst deutet alles darauf hin, dass die Herstellerfirma aufgrund eines Produktionsfehlers das Zyankali versehentlich in das Schmerzmittel mischte, und Jed strebt einen Prozess gegen sie an. Doch kurz darauf erhält Emily eine SMS von einer unbekannten Nummer mit dem Inhalt: "Es hätte dich treffen sollen, du Hure." Ihr Verdacht fällt auf Zoe, und tatsächlich stößt sie auf Hinweise, dass Lish in Drogengeschäfte verwickelt ist und im Auftrag seiner Mutter gehandelt haben könnte. Aber der Polizei genügen die Beweise nicht, und Jed will nichts von ihrer Vermutung wissen ...

Bewertung:

Sophie McKenzie macht in "Weil du lügst" genau das, was sie am besten kann: Eine weibliche Protagonistin aus der Idylle reißen und von jetzt auf gleich in ein Netz von Lügen und Verrat werfen, in dem sie kaum noch weiß, wem sie trauen kann.

Den größte Teil der Handlung erzählt Emily aus ihrer Perspektive, zudem in der Gegenwartsform, was sich bei den sich immer wieder überschlagenen Ereignissen und dem temporeichen Geschehen anbietet. Von dem Moment an, als Dee Dee tot aufgefunden wird, ist in Emilys Leben nichts mehr so, wie es war. Zunächst ist da die Trauer um ihre Stieftochter, die sie sehr gerne mochte, und die Sorge um ihren Verlobten, der den Tod der Tochter schwer verkraftet.

Die Handlung entwickelt sich aber schon bald zum Thriller, als Emily vermutet, dass jemand das Schmerzmittelpäckchen manipuliert hat und dass womöglich sie das eigentliche Ziel war - und daher immer noch in Gefahr schwebt. Es ist eine für das Genre sehr klassische und bewährte Situation, in der sich Emily befindet: Sie hat nicht genug Beweise, um die Polizei zu überzeugen, lediglich eine Ansammlung von Hinweisen, die auch harmlos interpretiert werden können. Nicht einmal ihr Umfeld kann Emily von ihrer Theorie überzeugen, dass ihr jemand nach dem Leben trachtet und dass vor allem Lish und Zoe die Drahtzieher zu sein scheinen. Jed wischt jeden Zweifel an seinem Sohn beiseite, auch Emilys Geschwister können sich nicht vorstellen, dass Zoe und Lish zu so etwas fähig sein sollen. Der Einzige, der Emily Glauben schenkt, ist ausgerechnet ihr Exfreund Dan, der sie vor vielen Jahren verließ und der nun als Journalist auf Indizien gestoßen ist, die Emilys Verdacht decken, ja ihn sogar erst richtig hervorrufen.

Ähnlich wie Emily fällt es auch dem Leser schwer, zu entscheiden, wem man trauen kann und wem nicht und wie alles zusammenhängt. Eine große Unbekannte ist Emilys Exfreund Dan, der sie in ihrer Suche nach der Wahrheit unterstützt. Jed allerdings versucht Emily einzureden, dass sich Dan alle Indizien gegen Lish ausgedacht hat, um Jed zu schaden und Emily für sich zu gewinnen. Immer wieder begeben sich Emily und Dan bei ihren Nachforschungen in große Gefahr, etwa wenn sie heimlich Lishs Apartment auf der Suche nach Drogen durchstöbern. Erst ganz zum Schluss klärt sich auf, wie Dee Dees Tod, die Drohungen gegen Emily und Dans Erkenntnisse zusammenhängen. Langeweile kommt nicht auf, denn immer wieder ergeben sich neue Hinweise und Fährten, die den Leser in Atem halten. Wer eine kurzweilige Lektüre sucht, kommt hier ganz auf seine Kosten.

Die Auflösung ist recht komplex, jedoch auch schon wieder ein wenig überladen: Auf den letzten Seiten überschlagen sich die Ereignisse, und es ist etwas zu melodramatisch, was sich alles enthüllt, denn es ist - so viel darf verraten werden - nicht nur eine Person, die hier in finstere Dinge verwickelt ist. Das erhöht natürlich die Unvorhersehbarkeit, macht das ganze Geschehen aber auch konstruierter. Luft nach oben ist auch bei den Charakteren gegeben. Niemand ist uninteressant oder komplett eindimensional, aber wirklich einprägsam ist nur Dee Dee. Zwar stirbt sie recht früh in der Handlung, doch zwischendrin gibt es immer wieder kurze Kapitel, die ihre Videotagebuch-Aufnahmen wiedergeben. Darin erfährt der Leser, wie unglücklich Dee Dee war, weil sie sich wegen ihres pummeligen Körpers schämte, weil sie ihre Freundinnen sich von ihr abwendeten und weil ihr der Konflikt zwischen ihren Eltern über Emily zusetzte. Jed ist dank seiner kontrollierenden und bestimmenden Art schnell unsympathisch; Emily handelt manchmal etwas naiv, und die wiederaufflammende Anziehung zwischen ihr und Dan liest sich etwas klischeehaft, wie um künstliche zusätzliche Dramatik zu erzeugen.

Fazit:


Abgesehen von ein paar Kleinigkeiten ist "Weil du lügst" ein sehr spannender und wendungsreicher Thriller, der Genrefans sehr kurzweilige Unterhaltung bietet.

1 Kommentar:

  1. Hi:-)

    Schöne Rezi! Ich habe das Buch auch gerade zuwende gelesen und fand es toll! :-)

    Liebe Grüsse
    Jessi

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