Produktinfos:
Ausgabe: 2014
Seiten: 560
Amazon
* * * * *
Der Autor:
Stefan Ahnhem aus Schweden, Jahrgang 1966, war vor seinem Debüt als Romanautor bereits als Drehbuchautor bekannt, vor allem für die Drehbücher zu den Wallander-Filmen. 2014 erschien sein erster Roman, 2015 folgte mit "Herzsammler" der zweite.
Inhalt:
Kriminalkommissar Fabian Risk will einen beruflichen und privaten Neuanfang und zieht daher mit seiner Frau und den Kindern aus Stockholm zurück in seine beschauliche Heimatstadt Helsingborg. Eigentlich hat er noch Urlaub, doch er wird prompt in einen neuen Fall einbezogen - denn das Mordopfer Jörgen Palsson ist ein ehemaliger Klassenkamerad. Ihm wurden die Hände abgeschlagen, ehe nach langer Qual starb. Bei dem Opfer liegt ein Klassenfoto, auf dem sein Gesicht durchgestrichen ist.
Für Risk und seine neuen Kollegen liegt nah, dass sie es mit dem Beginn einer Mordserie zu tun haben. Und tatsächlich stirbt bald darauf ein zweiter ehemaliger Mitschüler, dem die Füße abgetrennt wurden. Risk erinnert sich, dass beide als Schläger bekannt waren; Jörgen nutzte stets nur seine Hände, Glenn seine Füße. Es sieht danach aus, als räche sich ein ehemaliger Mitschüler für erlittene Drangsalierungen.
Jörgen und Glenn bleiben nicht die einzigen Opfer. Fieberhaft arbeiten die Ermittler daran, alle ehemaligen Klassenkameraden ausfindig zu machen und zu überprüfen. Der Täter geht äußerst planvoll vor und begeht kaum Fehler. Für Risk und seine Kollegen beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit - und auch Risk gerät ins Visier des Mörders ...
Bewertung:
Mit "Und morgen du" startet Stefan Ahnhem seine Serie um den schwedischen Ermittler Fabian Risk. Der Auftakt ist gelungen, wenn man rasante Thriller mag, wenngleich nicht frei von Schwächen.
Harter Thrillerstoff
Zielgruppe des Werkes sind in erster Linie Fans von Serienmörder-Geschichten und weniger die Anhänger jener doch recht zahlreichen Skandinavien-Krimis, die mit viel Melancholie einhergehen und eher gemächlich ihre Geschichte erzählen. Trotz der über fünfhundert Seiten lädt der Roman zu einer raschen Lektüre ein und hält den Leser in Atem. Verantwortlich dafür sind einmal die vielen Morde und einmal die vielen Wendungen, die immer wieder in neue Richtungen führen. Anfangs sieht es noch so aus, als habe es der Täter womöglich nur auf die beiden schulbekannten Schläger abgesehen. Doch die Mordserie geht weiter, die Ermittler müssen damit rechnen, dass der Mörder die gesamte Schulklasse auslöschen will und wohl bei jedem ehemaligen Mitschüler einen Grund findet, warum er ihn nicht verschonen will. Der Täter geht sehr geplant vor, die Taten sind von langer Hand vorbereitet, und auch bei gewissen Hindernissen findet er ein um andere Mal einen Weg, um sein Opfer zu erreichen. Dabei beobachtet der Mörder nicht nur seine ehemaligen Schulkameraden, sondern auch die Ermittler, indem er beispielsweise versteckte Kameras installiert und so frühzeitig über ihre Schritte informiert ist.
Im Handlungsverlauf entwickeln Risk und seine Kollegen diverse Theorien, wer der Täter und was sein Motiv sein könnte. Allerdings darf verraten werden, dass hier vieles anders ist, als es auf den ersten Blick erscheint. Immer wieder tappen die Ermittler in eine Falle oder müssen plötzlich ihre Annahmen verwerfen, und ebenso ergeht es dem Leser.
Die geschilderten Morde sind nichts für schwache Nerven. Der Täter hat seine Freude daran, die Opfer einem tagelangen Sterbeprozess auszusetzen, bis sie schließlich unter großen Qualen verbluten oder ersticken. Der "Klassenmörder", wie ihn die Medien bald nennen, ist sehr intelligent, wenngleich ihm auch mal Fehler unterlaufen. Von Anfang an spürt der Leser, dass man es hier mit einem extrem, entschlossenen und unbarmherzigen Menschen zu tun hat. Gleich nach der ersten Tat steht fest: Dies ist kein Täter, bei dem man irgendeine Schonung erhoffen darf. Er tötet auch nicht nur ehemalige Klassenkameraden, sondern auch unliebsame Zeugen, und schließlich schwebt auch Risks Familie in Gefahr.
Ermittler mit Kanten
Fabian Risk steht in der Tradition jener Ermittler, deren Privatleben in diverser Hinsicht angeschlagen ist. Seine Familie leidet unter seinem zeitraubenden Job, was auch der Grund für den Umzug aus der Großstadt in die scheinbare Idylle war. Allerdings konnte niemand ahnen, dass gleich sein erster Mordfall eng mit seiner Schulzeit verknüpft ist und sowohl Täter als auch Opfer ihm vertraut sind. Dementsprechend lässt er Urlaub Urlaub sein, vernachlässigt dabei aber vor allem seinen Sohn Theo, der sich ohnehin meist zum Computerspielen in sein Zimmer verkriecht. Fabian Risk ist zudem ein Ermittler, der gerne auf eigene Faust handelt. Das hat ihm in seinem letzten Job große Probleme bereitet, wie angedeutet wird, und auf seiner neuen Dienststelle setzt sich dies fort. Fabian neigt dazu, eignen Theorien nachzugehen, die er niemandem mitteilt, solange er noch noch nicht sicher ist, ob er recht hat. Das stößt bei seinen neuen Kollegen verständlicherweise auf Unverständnis und Verärgerung; brisanterweise hat eine Entscheidung Fabians sogar sehr fatale Folgen. Er ist ohne Frage ein guter Ermittler, der sich aber auch bisweilen irrt und Theorien revidieren muss, was gewiss realistischer ist als ein perfekter Kommissar.
Manches Mal zu viel gewollt
Allerdings gehören gerade diese Ecken und Kanten und Unstimmigkeiten zwischen den Ermittlern zu den Schwachpunkten des Buches. Es hat noch seinen Reiz, dass sich Fabian Risk im Helsingborger Team erst eingewöhnen muss und die Zusammenarbeit nicht reibungslos abläuft. Allerdings kommt vor allem in der zweiten Hälfte vermehrt die dänische Ermittlerin Dunja Hougaard ins Spiel, die große Konflikte mit dem Polizeichef austragen muss. Beides zusammen ist ein bisschen viel an Konfliktstoff unter den Ermittlern, zumal gerade Fabians eigenmächtige Entscheidungen teilweise nerven können. Diese Überladenheit trifft durchaus auch für die Mordserie zu - ganz am Ende gibt es nach den vielen Twist noch einmal einen entscheidenden, der dann doch schon des Guten zu viel ist und einfach übertrieben wirkt; was sich der Täter da einfallen lässt, mag clever sein, überspannt aber den Bogen schon ein wenig und wirkt beinah absurd.
Des Weiteren wird viel auf Fabians Vorgeschichte in Stockholm angespielt, allerdings bleiben die Details im Dunkeln. Bisweilen hat man fast den Eindruck, man wäre mitten in einer Reihe eingestiegen, weil manche Hintergründe mit zu spärlichen Andeutungen bedacht werden und leicht verwirren. Das gilt insbesondere für die Fragen, was genau auf Fabians alter Dienststelle vorgefallen ist und ihn den Job gekostet hat und was es mit seiner alten Kollegin, der Technikexpertin Niva auf sich hat, die er kurz rekrutiert und die seiner Ehefrau ein Dorn im Auge ist. Man erfährt zwar, dass Fabian Risk in einer äußerst bedrohlichen Situation hätte schießen müssen und es nicht konnte und dass seine Ehefrau irgendeine Sache mit Niva missinterpretiert hat, aber mehr auch nicht: Aufgelöst werden diese Fragen erst im zweiten Band "Herzsammler", der zeitlich vor dem ersten angesiedelt ist.
Fazit:
Ein spannender und vor allem wendungsreicher Serienmörder-Thriller, der nicht an harten Beschreibungen spart. In mancher Hinsicht ist der Roman ein bisschen überladen, und es stört, dass man einige Hintergründe zum Protagonisten erst im zweiten Band erfährt. Trotzdem insgesamt empfehlenswerter Thriller, der sich leicht liest.
Ausgabe: 2014
Seiten: 560
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Der Autor:
Stefan Ahnhem aus Schweden, Jahrgang 1966, war vor seinem Debüt als Romanautor bereits als Drehbuchautor bekannt, vor allem für die Drehbücher zu den Wallander-Filmen. 2014 erschien sein erster Roman, 2015 folgte mit "Herzsammler" der zweite.
Inhalt:
Kriminalkommissar Fabian Risk will einen beruflichen und privaten Neuanfang und zieht daher mit seiner Frau und den Kindern aus Stockholm zurück in seine beschauliche Heimatstadt Helsingborg. Eigentlich hat er noch Urlaub, doch er wird prompt in einen neuen Fall einbezogen - denn das Mordopfer Jörgen Palsson ist ein ehemaliger Klassenkamerad. Ihm wurden die Hände abgeschlagen, ehe nach langer Qual starb. Bei dem Opfer liegt ein Klassenfoto, auf dem sein Gesicht durchgestrichen ist.
Für Risk und seine neuen Kollegen liegt nah, dass sie es mit dem Beginn einer Mordserie zu tun haben. Und tatsächlich stirbt bald darauf ein zweiter ehemaliger Mitschüler, dem die Füße abgetrennt wurden. Risk erinnert sich, dass beide als Schläger bekannt waren; Jörgen nutzte stets nur seine Hände, Glenn seine Füße. Es sieht danach aus, als räche sich ein ehemaliger Mitschüler für erlittene Drangsalierungen.
Jörgen und Glenn bleiben nicht die einzigen Opfer. Fieberhaft arbeiten die Ermittler daran, alle ehemaligen Klassenkameraden ausfindig zu machen und zu überprüfen. Der Täter geht äußerst planvoll vor und begeht kaum Fehler. Für Risk und seine Kollegen beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit - und auch Risk gerät ins Visier des Mörders ...
Bewertung:
Mit "Und morgen du" startet Stefan Ahnhem seine Serie um den schwedischen Ermittler Fabian Risk. Der Auftakt ist gelungen, wenn man rasante Thriller mag, wenngleich nicht frei von Schwächen.
Harter Thrillerstoff
Zielgruppe des Werkes sind in erster Linie Fans von Serienmörder-Geschichten und weniger die Anhänger jener doch recht zahlreichen Skandinavien-Krimis, die mit viel Melancholie einhergehen und eher gemächlich ihre Geschichte erzählen. Trotz der über fünfhundert Seiten lädt der Roman zu einer raschen Lektüre ein und hält den Leser in Atem. Verantwortlich dafür sind einmal die vielen Morde und einmal die vielen Wendungen, die immer wieder in neue Richtungen führen. Anfangs sieht es noch so aus, als habe es der Täter womöglich nur auf die beiden schulbekannten Schläger abgesehen. Doch die Mordserie geht weiter, die Ermittler müssen damit rechnen, dass der Mörder die gesamte Schulklasse auslöschen will und wohl bei jedem ehemaligen Mitschüler einen Grund findet, warum er ihn nicht verschonen will. Der Täter geht sehr geplant vor, die Taten sind von langer Hand vorbereitet, und auch bei gewissen Hindernissen findet er ein um andere Mal einen Weg, um sein Opfer zu erreichen. Dabei beobachtet der Mörder nicht nur seine ehemaligen Schulkameraden, sondern auch die Ermittler, indem er beispielsweise versteckte Kameras installiert und so frühzeitig über ihre Schritte informiert ist.
Im Handlungsverlauf entwickeln Risk und seine Kollegen diverse Theorien, wer der Täter und was sein Motiv sein könnte. Allerdings darf verraten werden, dass hier vieles anders ist, als es auf den ersten Blick erscheint. Immer wieder tappen die Ermittler in eine Falle oder müssen plötzlich ihre Annahmen verwerfen, und ebenso ergeht es dem Leser.
Die geschilderten Morde sind nichts für schwache Nerven. Der Täter hat seine Freude daran, die Opfer einem tagelangen Sterbeprozess auszusetzen, bis sie schließlich unter großen Qualen verbluten oder ersticken. Der "Klassenmörder", wie ihn die Medien bald nennen, ist sehr intelligent, wenngleich ihm auch mal Fehler unterlaufen. Von Anfang an spürt der Leser, dass man es hier mit einem extrem, entschlossenen und unbarmherzigen Menschen zu tun hat. Gleich nach der ersten Tat steht fest: Dies ist kein Täter, bei dem man irgendeine Schonung erhoffen darf. Er tötet auch nicht nur ehemalige Klassenkameraden, sondern auch unliebsame Zeugen, und schließlich schwebt auch Risks Familie in Gefahr.
Ermittler mit Kanten
Fabian Risk steht in der Tradition jener Ermittler, deren Privatleben in diverser Hinsicht angeschlagen ist. Seine Familie leidet unter seinem zeitraubenden Job, was auch der Grund für den Umzug aus der Großstadt in die scheinbare Idylle war. Allerdings konnte niemand ahnen, dass gleich sein erster Mordfall eng mit seiner Schulzeit verknüpft ist und sowohl Täter als auch Opfer ihm vertraut sind. Dementsprechend lässt er Urlaub Urlaub sein, vernachlässigt dabei aber vor allem seinen Sohn Theo, der sich ohnehin meist zum Computerspielen in sein Zimmer verkriecht. Fabian Risk ist zudem ein Ermittler, der gerne auf eigene Faust handelt. Das hat ihm in seinem letzten Job große Probleme bereitet, wie angedeutet wird, und auf seiner neuen Dienststelle setzt sich dies fort. Fabian neigt dazu, eignen Theorien nachzugehen, die er niemandem mitteilt, solange er noch noch nicht sicher ist, ob er recht hat. Das stößt bei seinen neuen Kollegen verständlicherweise auf Unverständnis und Verärgerung; brisanterweise hat eine Entscheidung Fabians sogar sehr fatale Folgen. Er ist ohne Frage ein guter Ermittler, der sich aber auch bisweilen irrt und Theorien revidieren muss, was gewiss realistischer ist als ein perfekter Kommissar.
Manches Mal zu viel gewollt
Allerdings gehören gerade diese Ecken und Kanten und Unstimmigkeiten zwischen den Ermittlern zu den Schwachpunkten des Buches. Es hat noch seinen Reiz, dass sich Fabian Risk im Helsingborger Team erst eingewöhnen muss und die Zusammenarbeit nicht reibungslos abläuft. Allerdings kommt vor allem in der zweiten Hälfte vermehrt die dänische Ermittlerin Dunja Hougaard ins Spiel, die große Konflikte mit dem Polizeichef austragen muss. Beides zusammen ist ein bisschen viel an Konfliktstoff unter den Ermittlern, zumal gerade Fabians eigenmächtige Entscheidungen teilweise nerven können. Diese Überladenheit trifft durchaus auch für die Mordserie zu - ganz am Ende gibt es nach den vielen Twist noch einmal einen entscheidenden, der dann doch schon des Guten zu viel ist und einfach übertrieben wirkt; was sich der Täter da einfallen lässt, mag clever sein, überspannt aber den Bogen schon ein wenig und wirkt beinah absurd.
Des Weiteren wird viel auf Fabians Vorgeschichte in Stockholm angespielt, allerdings bleiben die Details im Dunkeln. Bisweilen hat man fast den Eindruck, man wäre mitten in einer Reihe eingestiegen, weil manche Hintergründe mit zu spärlichen Andeutungen bedacht werden und leicht verwirren. Das gilt insbesondere für die Fragen, was genau auf Fabians alter Dienststelle vorgefallen ist und ihn den Job gekostet hat und was es mit seiner alten Kollegin, der Technikexpertin Niva auf sich hat, die er kurz rekrutiert und die seiner Ehefrau ein Dorn im Auge ist. Man erfährt zwar, dass Fabian Risk in einer äußerst bedrohlichen Situation hätte schießen müssen und es nicht konnte und dass seine Ehefrau irgendeine Sache mit Niva missinterpretiert hat, aber mehr auch nicht: Aufgelöst werden diese Fragen erst im zweiten Band "Herzsammler", der zeitlich vor dem ersten angesiedelt ist.
Fazit:
Ein spannender und vor allem wendungsreicher Serienmörder-Thriller, der nicht an harten Beschreibungen spart. In mancher Hinsicht ist der Roman ein bisschen überladen, und es stört, dass man einige Hintergründe zum Protagonisten erst im zweiten Band erfährt. Trotzdem insgesamt empfehlenswerter Thriller, der sich leicht liest.
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