Produktinfos:
Ausgabe: 2014
Seiten: 384
Amazon
* * * * *
Der Autor:
Arno Strobel, Jahrgang 1962, studierte zunächst Informationstechnologie und arbeitete im IT-Bereich, ehe er mit dem Schreiben begann. 2010 gelang ihm mit "Der Trakt" der Durchbruch als Thrillerautor. Weitere Werke sind u. a. "Das Wesen", "Das Skript" und "Der Sarg". Mehr über ihn auf seiner Homepage www.arno-strobel.com
Inhalt:
Frank Geissler führt zusammen mit seiner Frau Beate und seiner fünfzehnjährigen Tochter Laura ein zufriedenes, unspektakuläres Leben. Das ändert sich urplötzlich, als eines Morgens ein USB-Stick in seiner Post auftaucht. Der Inhalt des Sticks verweist ihn auf die Website www.das-spiel.to. Dort sieht Frank einen nackten, festgeketteten Mann neben einem Käfig voller ausgehungerter Ratten. Dazu die Anweisung, dass Frank eine bestimmte Mutprobe bewältigen soll, um das Leben des Mannes zu retten.
Frank hält die Botschaft für einen schlechten Scherz und ignoriert sie. Doch am nächsten Tag erhält er erneut einen Stick, diesmal mit einem Video, das den qualvollen Tod des Mannes zeigt. Tatsächlich wird auch die Leiche des Unbekannten aufgefunden und Frank weiß nun - dies alles ist kein Scherz.
Der Täter führt Frank und drei ehemalige Freunde von ihm zusammen, die alle die gleichen Botschaften und Videos erhielten. Sie werden zu einem ehemaligen Atomschutzbunker in der Eifel bestellt und erhalten dort weitere Anweisungen. Die vier einstigen Cliquenmitglieder Frank, Jens, Torsten und Manuela sind "Spielfiguren", eingesperrt im Bunker. In dieser Nacht bekommen sie vier Aufgaben gestellt, für jede gelöste Aufgabe gibt es einen Punkt - und nur, wer am Morgen zwei Punkte hat, rettet damit sein eigenes Leben und das seiner Familie ...
Bewertung:
Erst mit über vierzig Jahren hat Arno Strobel das Schreiben begonnen, doch sein Output kann sich sehen lassen: Nach "Der Trakt", "Das Wesen", "Das Skript" und "Der Sarg" ist "Das Rachespiel" der fünfte Psychothriller für Erwachsene, der sich nicht nur, was den Titel angeht, nahtlos einreiht.
Protagonist Frank ist ein auf den ersten Blick sympathischer, wenngleich nicht besonders origineller Charakter, eine Art Durchschnittstyp, dem an sich gerade deswegen schnell verbunden fühlt. Sein behütetes Leben gerät von heute auf morgen aus den Fugen und konfrontiert ihn mit zweierlei Dingen - mit einem perfiden Mörder, der ein Katz-und-Maus-Spiel mit ihm treibt sowie mit seiner verdrängten Vergangenheit. Schon früh erhält der Leser Andeutungen, dass Frank einen dunklen Punkt in seiner Jugend besitzt. Vor fast dreißig Jahren war Frank der Anführer einer Clique. Da waren der zurückhaltende rothaarige Jens, der wegen seiner Haarfarbe nur "Kupfer" genannt wurde, die burschikose Manuela, das leicht reizbare Schwergewicht Torsten, genannt "Fozzie", und er selbst, der lässige Wortführer "Fränkie". Diese Konstellation - eine zusammengewürfelt wirkende Clique, die Jahrzehnte später wieder zusammengebracht wird und sich einem dunklen Geheimnis widmen muss - erinnert an Stephen Kings modernen Horror-Klassiker "Es" und ähnliche Werke.
"Das Rachespiel" dreht sich allerdings nicht um die Bekämpfung eines Monsters. Stattdessen scheint alles von einem gewissen Festus auszugehen. Festus war seinerzeit ein gleichaltriger Junge, der geistig allerdings auf dem Stand eines Vierjährigen war. Der kindlich-anhängliche Festus wollte unbedingt Mitglied der Bande werden, was den vier Freunden wiederum gar nicht recht war - eine waghalsige Mutprobe als angebliche Aufnahmeprüfung sollte Festus abschrecken, führte jedoch stattdessen zu einer Katastrophe. Nun will sich Festus offenbar dafür rächen - der Haken liegt darin, dass Festus eigentlich gar nicht mehr leben dürfte. Dies wiederum erinnert dezent an Filme wie "Ich weiß, was du letzten Sommer getan" hast und auch der gerissene Serienmörder, ein durchtriebenes Spiel inszeniert, ist ein altbekanntes Thrillermotiv. Dennoch tut es keinen Abbruch, dass die einzelnen Bestandteile des Romans dem Leser bekannt vorkommen. Arno Strobel setzt diese Topoi souverän ein und präsentiert eine spannende Handlung, die frei von Längen ist. Der Leser ist sofort drin im Geschehen und verfolgt gebannt die immer dramatischeren Entwicklungen. Zwischendrin gibt es immer wieder kurze Rückblicke in die Vergangenheit, in denen sich Stück für Stück die Geschichte mit Festus enthüllt.
Ein absoluter Gewinn für das Lesevergnügen ist das Setting. Der Großteil der Handlung spielt in dem abgelegenen Bunker, der obendrein die meiste Zeit über finster ist. Erzählzeit und erzählte Zeit liegen dicht beisammen, sodass der Leser geneigt ist, das Buch in einer Nacht zu verschlingen. Für unheimliche Momente ist reichlich gesorgt dank der kalten Computerstimme, die die Anweisungen erteilt und den unzähligen dunklen Gänge und Zimmer in dem Bunker.
Reizvoll sind die schwelenden Konflikte zwischen den ehemaligen Freunden. Torsten alias "Fozzie" hat sich zu einem muskulösen Schrank entwickelt, der zu Gewalt neigt und wenig Kooperationsbereitschaft zeigt. Aus der burschikosen Manuela ist eine attraktive Frau geworden, die sich bisweilen überängstlich verhält, dann aber wieder kühle Entschlossenheit demonstriert. Der schüchterne Jens alias "Kupfer" ist der Opportunist, der sich mal vom aggressiven Torsten fern hält und sich mal mit ihm zu verbünden versucht. Keiner der vier wird als Held dargestellt, selbst der eigentliche Sympathieträger Frank zeigt Schwächen und ist zu fast allem bereit, um seine Familie zu retten. Alte Feindseligkeiten brechen immer wieder auf und jedem der vier Mitspieler ist klar, dass jeder von ihnen in erster Linie an sein eigenes Wohl und an das seiner Familie denkt - zu fürchten ist daher nicht nur der mysteriöse Mörder, sondern sie alle sind letztlich Rivalen und schwanken zwischen Konkurrenzkampf und Hilfsbereitschaft um der alten Freundschaft willen.
Ein paar Kleinigkeiten gibt es trotz des überzeugenden Gesamteindrucks zu kritisieren. Zum einen verläuft das Ende leicht konstruiert; der Täter verhält sich an einer Stelle viel zu unvorsichtig und ermöglicht so einen bestimmten Handlungsverlauf; diese Art von Lösung wirkt sehr einfallslos. Zum anderen ist nicht ganz überraschend, wer hinter den Taten steckt. Falsche Fährten gibt es zwar, doch weit vor der eigentlichen Enthüllung kann der Leser anhand mehrerer Indizien erschließen, wer für die Inszenierung verantwortlich ist; vor allem eine falsche Fährte ist zu offensichtlich gelegt. Zudem gibt es einen kleinen Widerspruch: Ursprünglich sagt der Täter den Spielern, dass ein gewonnener Punkt ihr eigenes Leben rettet, der zweite Punkt das Leben ihrer Familie. Im weiteren Verlauf der Handlung ist seitens der Figuren aber immer wieder die Rede davon, dass der erste Punkt das Leben der Angehörigen rettet und der zweite das eigene.
Fazit:
Ein sehr spannender und leicht zu lesender Psychothriller, der insgesamt eine unterhaltsame Lektüre garantiert.
Ausgabe: 2014
Seiten: 384
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Der Autor:
Arno Strobel, Jahrgang 1962, studierte zunächst Informationstechnologie und arbeitete im IT-Bereich, ehe er mit dem Schreiben begann. 2010 gelang ihm mit "Der Trakt" der Durchbruch als Thrillerautor. Weitere Werke sind u. a. "Das Wesen", "Das Skript" und "Der Sarg". Mehr über ihn auf seiner Homepage www.arno-strobel.com
Inhalt:
Frank Geissler führt zusammen mit seiner Frau Beate und seiner fünfzehnjährigen Tochter Laura ein zufriedenes, unspektakuläres Leben. Das ändert sich urplötzlich, als eines Morgens ein USB-Stick in seiner Post auftaucht. Der Inhalt des Sticks verweist ihn auf die Website www.das-spiel.to. Dort sieht Frank einen nackten, festgeketteten Mann neben einem Käfig voller ausgehungerter Ratten. Dazu die Anweisung, dass Frank eine bestimmte Mutprobe bewältigen soll, um das Leben des Mannes zu retten.
Frank hält die Botschaft für einen schlechten Scherz und ignoriert sie. Doch am nächsten Tag erhält er erneut einen Stick, diesmal mit einem Video, das den qualvollen Tod des Mannes zeigt. Tatsächlich wird auch die Leiche des Unbekannten aufgefunden und Frank weiß nun - dies alles ist kein Scherz.
Der Täter führt Frank und drei ehemalige Freunde von ihm zusammen, die alle die gleichen Botschaften und Videos erhielten. Sie werden zu einem ehemaligen Atomschutzbunker in der Eifel bestellt und erhalten dort weitere Anweisungen. Die vier einstigen Cliquenmitglieder Frank, Jens, Torsten und Manuela sind "Spielfiguren", eingesperrt im Bunker. In dieser Nacht bekommen sie vier Aufgaben gestellt, für jede gelöste Aufgabe gibt es einen Punkt - und nur, wer am Morgen zwei Punkte hat, rettet damit sein eigenes Leben und das seiner Familie ...
Bewertung:
Erst mit über vierzig Jahren hat Arno Strobel das Schreiben begonnen, doch sein Output kann sich sehen lassen: Nach "Der Trakt", "Das Wesen", "Das Skript" und "Der Sarg" ist "Das Rachespiel" der fünfte Psychothriller für Erwachsene, der sich nicht nur, was den Titel angeht, nahtlos einreiht.
Protagonist Frank ist ein auf den ersten Blick sympathischer, wenngleich nicht besonders origineller Charakter, eine Art Durchschnittstyp, dem an sich gerade deswegen schnell verbunden fühlt. Sein behütetes Leben gerät von heute auf morgen aus den Fugen und konfrontiert ihn mit zweierlei Dingen - mit einem perfiden Mörder, der ein Katz-und-Maus-Spiel mit ihm treibt sowie mit seiner verdrängten Vergangenheit. Schon früh erhält der Leser Andeutungen, dass Frank einen dunklen Punkt in seiner Jugend besitzt. Vor fast dreißig Jahren war Frank der Anführer einer Clique. Da waren der zurückhaltende rothaarige Jens, der wegen seiner Haarfarbe nur "Kupfer" genannt wurde, die burschikose Manuela, das leicht reizbare Schwergewicht Torsten, genannt "Fozzie", und er selbst, der lässige Wortführer "Fränkie". Diese Konstellation - eine zusammengewürfelt wirkende Clique, die Jahrzehnte später wieder zusammengebracht wird und sich einem dunklen Geheimnis widmen muss - erinnert an Stephen Kings modernen Horror-Klassiker "Es" und ähnliche Werke.
"Das Rachespiel" dreht sich allerdings nicht um die Bekämpfung eines Monsters. Stattdessen scheint alles von einem gewissen Festus auszugehen. Festus war seinerzeit ein gleichaltriger Junge, der geistig allerdings auf dem Stand eines Vierjährigen war. Der kindlich-anhängliche Festus wollte unbedingt Mitglied der Bande werden, was den vier Freunden wiederum gar nicht recht war - eine waghalsige Mutprobe als angebliche Aufnahmeprüfung sollte Festus abschrecken, führte jedoch stattdessen zu einer Katastrophe. Nun will sich Festus offenbar dafür rächen - der Haken liegt darin, dass Festus eigentlich gar nicht mehr leben dürfte. Dies wiederum erinnert dezent an Filme wie "Ich weiß, was du letzten Sommer getan" hast und auch der gerissene Serienmörder, ein durchtriebenes Spiel inszeniert, ist ein altbekanntes Thrillermotiv. Dennoch tut es keinen Abbruch, dass die einzelnen Bestandteile des Romans dem Leser bekannt vorkommen. Arno Strobel setzt diese Topoi souverän ein und präsentiert eine spannende Handlung, die frei von Längen ist. Der Leser ist sofort drin im Geschehen und verfolgt gebannt die immer dramatischeren Entwicklungen. Zwischendrin gibt es immer wieder kurze Rückblicke in die Vergangenheit, in denen sich Stück für Stück die Geschichte mit Festus enthüllt.
Ein absoluter Gewinn für das Lesevergnügen ist das Setting. Der Großteil der Handlung spielt in dem abgelegenen Bunker, der obendrein die meiste Zeit über finster ist. Erzählzeit und erzählte Zeit liegen dicht beisammen, sodass der Leser geneigt ist, das Buch in einer Nacht zu verschlingen. Für unheimliche Momente ist reichlich gesorgt dank der kalten Computerstimme, die die Anweisungen erteilt und den unzähligen dunklen Gänge und Zimmer in dem Bunker.
Reizvoll sind die schwelenden Konflikte zwischen den ehemaligen Freunden. Torsten alias "Fozzie" hat sich zu einem muskulösen Schrank entwickelt, der zu Gewalt neigt und wenig Kooperationsbereitschaft zeigt. Aus der burschikosen Manuela ist eine attraktive Frau geworden, die sich bisweilen überängstlich verhält, dann aber wieder kühle Entschlossenheit demonstriert. Der schüchterne Jens alias "Kupfer" ist der Opportunist, der sich mal vom aggressiven Torsten fern hält und sich mal mit ihm zu verbünden versucht. Keiner der vier wird als Held dargestellt, selbst der eigentliche Sympathieträger Frank zeigt Schwächen und ist zu fast allem bereit, um seine Familie zu retten. Alte Feindseligkeiten brechen immer wieder auf und jedem der vier Mitspieler ist klar, dass jeder von ihnen in erster Linie an sein eigenes Wohl und an das seiner Familie denkt - zu fürchten ist daher nicht nur der mysteriöse Mörder, sondern sie alle sind letztlich Rivalen und schwanken zwischen Konkurrenzkampf und Hilfsbereitschaft um der alten Freundschaft willen.
Ein paar Kleinigkeiten gibt es trotz des überzeugenden Gesamteindrucks zu kritisieren. Zum einen verläuft das Ende leicht konstruiert; der Täter verhält sich an einer Stelle viel zu unvorsichtig und ermöglicht so einen bestimmten Handlungsverlauf; diese Art von Lösung wirkt sehr einfallslos. Zum anderen ist nicht ganz überraschend, wer hinter den Taten steckt. Falsche Fährten gibt es zwar, doch weit vor der eigentlichen Enthüllung kann der Leser anhand mehrerer Indizien erschließen, wer für die Inszenierung verantwortlich ist; vor allem eine falsche Fährte ist zu offensichtlich gelegt. Zudem gibt es einen kleinen Widerspruch: Ursprünglich sagt der Täter den Spielern, dass ein gewonnener Punkt ihr eigenes Leben rettet, der zweite Punkt das Leben ihrer Familie. Im weiteren Verlauf der Handlung ist seitens der Figuren aber immer wieder die Rede davon, dass der erste Punkt das Leben der Angehörigen rettet und der zweite das eigene.
Fazit:
Ein sehr spannender und leicht zu lesender Psychothriller, der insgesamt eine unterhaltsame Lektüre garantiert.
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