Produktinfos:
Ausgabe: 2014
Dauer: 127 Minuten
Amazon
* * * * *
Der Autor:
John Willard, 1885-1942, war ein amerikanischer Dramatiker. "Die Katze und der Kanarienvogel" aus dem Jahr 1922 ist sein populärstes Werk, das auch mehrfach verfilmt wurde.
Inhalt:
Das einsam gelegene Glencliff Manor am Hudson River im Jahr 1921: Wie von ihm gewünscht, wird genau zwanzig Jahre nach dem Tod des reichen Exzentrikers Cyrus West sein Testament verlesen. Außer dem Notar Mr. Crosby und der Haushälterin Mammy Pleasant finden sich sechs potenzielle Erben ein: Der arrogante Harry Blythe, die junge, kindliche Cicily Young, deren überhebliche ältere Tante Susan Sillsby, Harrys einstiger Rivale Charlie Wilder, der eher ängstliche und ungeschickte Paul Jones und die junge und attraktive Illustratorin Annabelle West.
Gerade als die Testamentsverlesung beginnen soll, erklingt ein unheimlicher Gong, und die spirituelle Mammy spricht angeblich mit einem Geist namens Eliza. Demnach soll einer der Anwesenden in dieser Nacht sterben. Auch das Testament hält Überraschungen bereit: Als einzige Erben werden diejenigen unter den Nachfahren bestimmt, die den Nachnamen "West" tragen. Da dies nur auf Annabelle zutrifft, ist sie somit die Alleinerbin.
Allerdings gibt es noch eine Zusatzklausel: Annabelle muss die Nacht in der Bibliothek verbringen. Sollte sie in dieser Nacht sterben oder den Verstand verlieren, geht das Vermögen an einen anderen Erben, der in einem weiteren Umschlag vermerkt ist - dieser Umschlag darf aber erst in diesem Fall geöffnet werden, sodass niemand wissen dürfte, wer der Nutznießer sein würde. Zusätzlich zu diesen ungewöhnlichen Bedingungen sorgen die Konflikte unter den drei Männern für Spannungen, da alle drei in Annabelle verliebt sind. Schließlich erfahren die Anwesenden auch noch, dass ein Verrückter aus der nah gelegenen Irrenanstalt entlaufen ist ...
Bewertung:
Eine Doppelfolge widmet Titania Medien John Willards Theaterstück, das sich viele Jahrzehnte nach seiner Uraufführung immer noch großer Beliebtheit erfreut. Die Grundidee der Handlung ist freilich nicht neu: Ein abgelegenes Herrenhaus mit Geheimgängen, ein seltsames Testament, eine gruselige Nacht, die es zu überstehen gilt, eine Reihe entfernter Verwandter, die einander teilweise zu Recht misstrauen - dies alles sind typische Motive für den Landhauskrimi, in dem sich das Geschehen auf engem Raum abspielt.
Da sich das Setting ausschließlich auf das Anwesen beschränkt, liegt der Fokus naturgemäß auf den Charakteren, die sich in Sympathen und Unsympathen aufteilen. Die designierte Erbin Annabelle West erscheint als charmante junge Dame, freudig-überrascht über das Erbe, ohne gönnerhaft zu wirken. Sie ist recht gewitzt und schlagfertig und unterm Strich zweifellos eine liebenswerte Figur, mit der der Hörer mitfiebert. Zu den positiv besetzten Charakteren zählt auch die harmlos-naive Cicily, der schon bald unheimlich zumute ist und die mit ängstlicher Zurückhaltung die Dinge beobachtet. Liebenswert-trottelig ist Paul Jones, der zu Gedankensprüngen und umständlichen Formulierungen neigt, die für den humorvollen Part des Hörspiels verantwortlich sind.
Dem gegenüber stehen die halbseidenen Rivalen Harry und Charlie, die sich gegenseitig belauern und zudem beide um Annabelles Gunst werben, mit der sie einst jeweils ein Techtelmechtel verband. Zu den unangenehmen, aber auch unfreiwillig komischen Gestalten gehört Susan Sillsby, die mit Cicily angereist ist. Mit aller Macht versucht die unverheiratete Susan vor ihren Verwandten den Status einer Grande Dame zu verkörpern, den sie offensichtlich nicht besitzt. Sie reagiert unverhohlen pikiert auf das Testament und ist im weiteren Handlungsverlauf immer wieder auffallend besorgt um Annabelles geistige Gesundheit, offensichtlich in der Hoffnung, dass die Erbin den Verstand verliert. Schließlich ist da noch die undurchschaubare Haushälterin Mammy Pleasant, die die letzten zwanzig Jahre unerschütterlich allein in Glencliff Manor verbracht hat und die vorgeblich mit der Geisterwelt in Kontakt steht.
Das abgelegene, düstere Anwesen ist natürlich prädestiniert für eine unheimliche Atmosphäre, die sich auch alsbald einstellt. Die Handlung verbreitet eine wohlige Gruselstimmung und ist trotz der ausgedehnten Länge spannend gestaltet: Das Geschehen dreht sich hauptsächlich um die Fragen, ob es tatsächlich einen Toten in jener Nacht geben wird und wer dies sein mag, ob Annabelle die Nacht heil übersteht und das Erbe antreten kann, ob wirklich Geister mit von der Partie sind und wer von den Anwesenden womöglich ein falsches Spiel treibt. Das Sahnehäubchen bildet die Nachricht über den entflohenen Geisteskranken, der katzenhaft in Gebäude einzudringen vermag. Ob er in persona auftaucht, darf abgewartet werden; zumindest bewirkt allein schon die Vorstellung eines umherstreifenden Psychopathen ein solides Schaudern.
Das Hörspiel setzt weniger auf Action denn auf subtilen Grusel. Im Vergleich zur Vorlage wurde die Handlung zwar gekürzt, doch an manchen Stellen ist sie dennoch verhältnismäßig ausführlich geraten. Die Charaktere trudeln nach und nach ein, und jedem ist ein gewisser Raum gewidmet, um seine Eigenschaften zu verdeutlichen. Das ist einerseits hilfreich, um den Überblick zu behalten - andererseits zieht sich diese Einführung recht lange hin. Überhaupt gibt es immer wieder Szenen, in denen das Geplänkel etwas zu ausladend gerät. Langweilig wird es gewiss nie, doch es braucht geduldige Hörer, um dem Werk ohne Unterbrechung zu folgen.
Die Sprecher fallen ausnahmslos positiv auf, auch diverse Hochkaräter des Metiers sind vertreten. Einen kurzen, aber sehr markanten Auftritt hat Jürgen Thormann, dessen Stimme man als deutsche Version von Michael Caine kennt. Mit Dagmar von Kurmin als Mammy Pleasant ist ein Urgestein des Hörspiels mit von der Partie, und wie erwartet verleiht sie der mysteriösen Haushälterin viel Charisma. Eine sehr bekannte Stimme besitzt auch Joseline Gassen, die hier wunderbar herablassend und divenhaft Susan Sillsby spricht - sie synchronisierte beispielsweise schon häufig Bette Midler und Ellen Barkin. Nana Spier gibt wiederum überzeugend die liebenswerte Annabelle West, ihre Stimme ist vertraut durch die Synchronisation von Sarah Michelle Gellar und Claire Danes.
Fazit:
Souveränes Hörspiel mit subtilem Grusel, das vor allem durch sehr gute Sprecher, eine dichte Atmosphäre und interessante Charaktere überzeugt. Der im Vergleich zu den Standardfolgen doppelte Umfang erfordert etwas Konzentration und Geduld, manche Szenen sind etwas ausufernd gestaltet.
Sprechernamen:
Annabelle West - Nana Spier
Mammy Pleasant - Dagmar von Kurmin
Roger Crosby - Eckart Dux
Harry Blythe - Sascha Wussow
Cicily Young - Julie Stoepel
Susan Sillsby - Joseline Gassen
Charlie Wilder - Patrick Bach
Paul Jones - Claus Thull-Emden
Hendricks - Axel Lutter
Dr. Patterson - Jürgen Thormann
Ausgabe: 2014
Dauer: 127 Minuten
Amazon
* * * * *
Der Autor:
John Willard, 1885-1942, war ein amerikanischer Dramatiker. "Die Katze und der Kanarienvogel" aus dem Jahr 1922 ist sein populärstes Werk, das auch mehrfach verfilmt wurde.
Inhalt:
Das einsam gelegene Glencliff Manor am Hudson River im Jahr 1921: Wie von ihm gewünscht, wird genau zwanzig Jahre nach dem Tod des reichen Exzentrikers Cyrus West sein Testament verlesen. Außer dem Notar Mr. Crosby und der Haushälterin Mammy Pleasant finden sich sechs potenzielle Erben ein: Der arrogante Harry Blythe, die junge, kindliche Cicily Young, deren überhebliche ältere Tante Susan Sillsby, Harrys einstiger Rivale Charlie Wilder, der eher ängstliche und ungeschickte Paul Jones und die junge und attraktive Illustratorin Annabelle West.
Gerade als die Testamentsverlesung beginnen soll, erklingt ein unheimlicher Gong, und die spirituelle Mammy spricht angeblich mit einem Geist namens Eliza. Demnach soll einer der Anwesenden in dieser Nacht sterben. Auch das Testament hält Überraschungen bereit: Als einzige Erben werden diejenigen unter den Nachfahren bestimmt, die den Nachnamen "West" tragen. Da dies nur auf Annabelle zutrifft, ist sie somit die Alleinerbin.
Allerdings gibt es noch eine Zusatzklausel: Annabelle muss die Nacht in der Bibliothek verbringen. Sollte sie in dieser Nacht sterben oder den Verstand verlieren, geht das Vermögen an einen anderen Erben, der in einem weiteren Umschlag vermerkt ist - dieser Umschlag darf aber erst in diesem Fall geöffnet werden, sodass niemand wissen dürfte, wer der Nutznießer sein würde. Zusätzlich zu diesen ungewöhnlichen Bedingungen sorgen die Konflikte unter den drei Männern für Spannungen, da alle drei in Annabelle verliebt sind. Schließlich erfahren die Anwesenden auch noch, dass ein Verrückter aus der nah gelegenen Irrenanstalt entlaufen ist ...
Bewertung:
Eine Doppelfolge widmet Titania Medien John Willards Theaterstück, das sich viele Jahrzehnte nach seiner Uraufführung immer noch großer Beliebtheit erfreut. Die Grundidee der Handlung ist freilich nicht neu: Ein abgelegenes Herrenhaus mit Geheimgängen, ein seltsames Testament, eine gruselige Nacht, die es zu überstehen gilt, eine Reihe entfernter Verwandter, die einander teilweise zu Recht misstrauen - dies alles sind typische Motive für den Landhauskrimi, in dem sich das Geschehen auf engem Raum abspielt.
Da sich das Setting ausschließlich auf das Anwesen beschränkt, liegt der Fokus naturgemäß auf den Charakteren, die sich in Sympathen und Unsympathen aufteilen. Die designierte Erbin Annabelle West erscheint als charmante junge Dame, freudig-überrascht über das Erbe, ohne gönnerhaft zu wirken. Sie ist recht gewitzt und schlagfertig und unterm Strich zweifellos eine liebenswerte Figur, mit der der Hörer mitfiebert. Zu den positiv besetzten Charakteren zählt auch die harmlos-naive Cicily, der schon bald unheimlich zumute ist und die mit ängstlicher Zurückhaltung die Dinge beobachtet. Liebenswert-trottelig ist Paul Jones, der zu Gedankensprüngen und umständlichen Formulierungen neigt, die für den humorvollen Part des Hörspiels verantwortlich sind.
Dem gegenüber stehen die halbseidenen Rivalen Harry und Charlie, die sich gegenseitig belauern und zudem beide um Annabelles Gunst werben, mit der sie einst jeweils ein Techtelmechtel verband. Zu den unangenehmen, aber auch unfreiwillig komischen Gestalten gehört Susan Sillsby, die mit Cicily angereist ist. Mit aller Macht versucht die unverheiratete Susan vor ihren Verwandten den Status einer Grande Dame zu verkörpern, den sie offensichtlich nicht besitzt. Sie reagiert unverhohlen pikiert auf das Testament und ist im weiteren Handlungsverlauf immer wieder auffallend besorgt um Annabelles geistige Gesundheit, offensichtlich in der Hoffnung, dass die Erbin den Verstand verliert. Schließlich ist da noch die undurchschaubare Haushälterin Mammy Pleasant, die die letzten zwanzig Jahre unerschütterlich allein in Glencliff Manor verbracht hat und die vorgeblich mit der Geisterwelt in Kontakt steht.
Das abgelegene, düstere Anwesen ist natürlich prädestiniert für eine unheimliche Atmosphäre, die sich auch alsbald einstellt. Die Handlung verbreitet eine wohlige Gruselstimmung und ist trotz der ausgedehnten Länge spannend gestaltet: Das Geschehen dreht sich hauptsächlich um die Fragen, ob es tatsächlich einen Toten in jener Nacht geben wird und wer dies sein mag, ob Annabelle die Nacht heil übersteht und das Erbe antreten kann, ob wirklich Geister mit von der Partie sind und wer von den Anwesenden womöglich ein falsches Spiel treibt. Das Sahnehäubchen bildet die Nachricht über den entflohenen Geisteskranken, der katzenhaft in Gebäude einzudringen vermag. Ob er in persona auftaucht, darf abgewartet werden; zumindest bewirkt allein schon die Vorstellung eines umherstreifenden Psychopathen ein solides Schaudern.
Das Hörspiel setzt weniger auf Action denn auf subtilen Grusel. Im Vergleich zur Vorlage wurde die Handlung zwar gekürzt, doch an manchen Stellen ist sie dennoch verhältnismäßig ausführlich geraten. Die Charaktere trudeln nach und nach ein, und jedem ist ein gewisser Raum gewidmet, um seine Eigenschaften zu verdeutlichen. Das ist einerseits hilfreich, um den Überblick zu behalten - andererseits zieht sich diese Einführung recht lange hin. Überhaupt gibt es immer wieder Szenen, in denen das Geplänkel etwas zu ausladend gerät. Langweilig wird es gewiss nie, doch es braucht geduldige Hörer, um dem Werk ohne Unterbrechung zu folgen.
Die Sprecher fallen ausnahmslos positiv auf, auch diverse Hochkaräter des Metiers sind vertreten. Einen kurzen, aber sehr markanten Auftritt hat Jürgen Thormann, dessen Stimme man als deutsche Version von Michael Caine kennt. Mit Dagmar von Kurmin als Mammy Pleasant ist ein Urgestein des Hörspiels mit von der Partie, und wie erwartet verleiht sie der mysteriösen Haushälterin viel Charisma. Eine sehr bekannte Stimme besitzt auch Joseline Gassen, die hier wunderbar herablassend und divenhaft Susan Sillsby spricht - sie synchronisierte beispielsweise schon häufig Bette Midler und Ellen Barkin. Nana Spier gibt wiederum überzeugend die liebenswerte Annabelle West, ihre Stimme ist vertraut durch die Synchronisation von Sarah Michelle Gellar und Claire Danes.
Fazit:
Souveränes Hörspiel mit subtilem Grusel, das vor allem durch sehr gute Sprecher, eine dichte Atmosphäre und interessante Charaktere überzeugt. Der im Vergleich zu den Standardfolgen doppelte Umfang erfordert etwas Konzentration und Geduld, manche Szenen sind etwas ausufernd gestaltet.
Sprechernamen:
Annabelle West - Nana Spier
Mammy Pleasant - Dagmar von Kurmin
Roger Crosby - Eckart Dux
Harry Blythe - Sascha Wussow
Cicily Young - Julie Stoepel
Susan Sillsby - Joseline Gassen
Charlie Wilder - Patrick Bach
Paul Jones - Claus Thull-Emden
Hendricks - Axel Lutter
Dr. Patterson - Jürgen Thormann
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