6. August 2016

The Walking Dead - Die Zuflucht (Band 3)

Produktinfos:

Ausgabe: 2006
Seiten: 136
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Der Autor:

Robert Kirkman, Jahrgang 1978, veröffentlichte zu Halloween 2003 das erste Heft der Reihe "The Walking Dead". Mittlerweile erschienen mehr als 150 Hefte, seit 2010 läuft die sehr erfolgreiche TV-Serie dazu. Weitere Comicreihen, an denen Kirkman als Autor beteiligt war, sind z. B. Battle Pope, Dieb der Diebe, Tech Jacket und Ultimate X-Men.

Inhalt:

Nachdem Ricks Gruppe Hershels Farm nach einigen Unstimmigkeiten auf dessen Wunsch verlassen musste, suchen sie nach einer neuen Bleibe. Sie entdecken eine Gefängnisanlage, die ihnen ideal als neues Zuhause erscheint - wenn das Gelände und die Gebäude erst einmal von den Zombies gesäubert sind.

Nachdem sie die Zombies auf dem Hofgelände getötet haben, untersuchen sie die Innenräume. Dabei stoßen sie auf vier Überlebende - vier Insassen, die sich hier seit dem Ausbruch der Katastrophe verstecken. Dexter, Andrew, Axel und Thomas verhalten sich freundlich gegenüber Ricks Gruppe und versorgen sie mit den reichlichen Vorräten des Gefängnisses, doch Ricks Leute bleiben misstrauisch.

Vor allem Lori gefällt der Gedanke nicht, dass vier Verbrecher mit ihnen leben sollen - zumal Lori in einigen Monaten ihr Baby erwartet. Die Vorteile des neuen Heims überwiegen jedoch, sodass Rick schließlich Hershel und seine Familie nachholt, damit sie mit ihnen dort leben - zudem kann Hershel mit seinen Farmerkenntnissen beim Anbau von Nahrungsmitteln helfen. Während die Untoten mit der Zeit ein kleineres Problem darstellen, da die Zäune sie fernhalten, gibt es Konflikte mit den Insassen ...

Bewertung:

Der dritte Sammelband steht ganz im Zeichen des Gefängnisses, das für eine längere Zeit (sprich: mehrere Sammelbände) das neue Zuhause für Ricks Gruppe wird.

Die Entdeckung war freilich ein Zufall, doch logisch betrachtet, ist ein verlassenes Gefängnis die ideale Unterkunft während einer Zombie-Apokalypse: Die Zäune und Mauern halten die Untoten fern, es gibt ausreichend Räume für alle Gruppenmitglieder, es gibt reichlich Vorräte in Form von Dosennahrung, und später können Rick und seine Freunde sogar dank Sportraum und Bibliothek endlich etwas Zerstreuung finden. Zum ersten Mal seit Beginn der Katastrophe erfahren die Überlebenden einen Hauch von Normalität. Natürlich ist das Gefängnis kein heimeliger, geschweige denn luxuriöser Ort. Aber es gibt Nahrung, die Kleidung kann gewaschen werden, und es gibt sanitäre Anlagen. Vor allem erfährt die Gruppe auch endlich einmal Privatraum, während sie zuvor regelmäßig ihre Nächte gemeinsam in Dales Wohnmobil verbringen musste. Weiterhin erscheint Hershel in diesem Band versöhnlicher; er ist zwar nicht ganz die liebenswerte Vaterfigur wie in der TV-Serie, aber deutlich sympathischer und gemäßigter als noch im zweiten Band auf der Farm.

Vereinzelt gibt es auch witzige und herzerwärmende Szenen, etwa wenn Carl Sophia gesteht, sie sei "pretty and stuff" und dass sie Händchenhalten könnten, was Sophia sehr entzückt. Des Weiteren spielt die Zombie-Gefahr im Vergleich zu den beiden vorherigen Bänden eine verhältnismäßig geringe Rolle. Zwar muss die Gruppe auf vereinzelte Zombies achten, die sich in den noch unkontrollierten Räumen befinden können, aber sie müssen sich - nach der Säuberungsaktion auf dem Außengelände - nicht mehr mit Horden auseinandersetzen.

Dafür geht die Gefahr jetzt von anderen Menschen aus. Bislang hatten Rick und seine Gruppe Glück mit den Leuten, auf die sie trafen. Tyreese wurde schnell zu einer wichtigen Unterstützung für Rick, mit Hershel gab es zwar Differenzen, die sich aber beilegen ließen. Die vier inhaftierten Männer sind zunächst eine Unbekannte für die Gruppe, und auch der Leser kann sie nicht leicht einschätzen. Da ist einmal der muskulöse und dominant auftretende Dexter, der wegen Mordes an seiner Exfreundin und deren Liebhaber verurteilt wurde. Er versichert zwar, dass er unter anderen Umständen nie zu einem Mord fähig wäre, aber natürlich ist Ricks Leuten alles andere als wohl, einem Doppelmörder gegenüberzustehen. Dexter hat sich im Gefängnis mit Andrew eingelassen, einem schmächtigen, nervösen Exjunkie, der sich ihm gegenüber sehr devot verhält. Dann ist da der stille Thomas, der angeblich wegen Steuerbetrug sitzt, und schließlich Axel, ein älterer Mann mit langen weißen Haaren, der auf den ersten Blick leutselig erscheint. Für den Leser ist es sehr spannend zu verfolgen, wie sich diese vier im Handlungsverlauf entwickeln, wer von ihnen tatsächlich gefährlich ist und wer sich vielleicht in die Gruppe einfügt.

Trotz der relativen Sicherheit im Gefängnis gibt es ein paar Todesfälle, und es passieren dramatische Ereignisse. Rick glaubt aufgrund eines Vorfalls, in seiner Rolle als Anführer versagt zu haben; zudem erlebt man hier erstmals seine ungezügelte Wut, die sogar seinen Sohn Carl ängstigt. Nie zuvor wurde bislang so deutlich, wie wichtig Rick ist, die richtigen Entscheidungen zu treffen und seiner Verantwortung gegenüber der Gruppe nachzukommen. Dabei zeigt er eine Konsequenz und Härte, die manche seiner Mitstreiter irritiert - und man ahnt nach diesem Band, dass sich die Irritationen und Konflikte um Ricks Entscheidungen noch steigern werden.

Ein bisschen Kritik kann man daran üben, dass sich eine Figur kaum nachvollziehbar verhält, selbst angesichts der Umstände. Es wäre zu viel gesagt, zu verraten, um wen und was es konkret geht; man kann jedoch vorwegnehmen, dass eine Person kurzfristig die Seiten wechselt. Man darf zwar in einer solchen Ausnahmesituation keine allzu engen Maßstäbe anlegen, trotzdem wirkt ihr Verhalten etwas konstruiert, wie um Erklärungen für bestimmte Ereignisse zu finden.

Charlie Adlards Schwarz-Weiß-Zeichnungen führen Tony Moores Werk, der den ersten Sammelband zeichnete, würdig fort. Adlards Stil ist etwas rauer und kantiger, die Hintergründe und auch die Zombies sind weniger detailliert, allerdings passt der etwas schmutzigere und gröbere Stil Adlards noch besser zur Handlung.

Fazit:

Sehr guter dritter Sammelband der Walking-Dead-Comics, der mit dem Gefängnis ein neues, reizvolles Setting bietet. Es gibt aufgrund der abgeschirmten Lage weniger Zombie-Kämpfe, dafür umso mehr Konflikte mit anderen Menschen, was nicht weniger spannend ist.

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