Produktinfos:
Ausgabe: 2016 bei Heyne Hardcore
Seiten: 400
Buchhandel.de
* * * * *
Der Autor:
Jeff Menapace (USA) erlangte gleich mit seinem Debütroman "Das Spiel" den Durchbruch als Horrorautor; zwei weitere Bände folgten nach. 2011 erhielt er den Red Adept Reviews Indie Award. Ansonsten ist er Fan der Three Stooges, liebt den Originalfilm "The Texas Chainsaw Massacre" und hasst Spinnen.
Inhalt:
Das Ehepaar Patrick und Amy Lambert freut sich auf ein gemütliches Wochenende mit seinen Kindern, der sechsjährigen Carrie und dem vierjährigen Caleb, am idyllischen Crescent Lake in Pennsylvania. Angeln, Spaziergänge, gutes Essen und nettes Plaudern mit den Hütten-Nachbarn Lorraine und Norm - das sind die Pläne der Familie.
Auf der Hinfahrt macht Patrick eine seltsame Begegnung an einer Tankstelle. Ein jovialer Fremder verwickelt ihn zunächst in ein Gespräch, um anschließend seine Benzinrechnung zu übernehmen. Amy ist der aufdringliche Fremde unheimlich, erst recht, als sie ihn kurz danach wiedertreffen und er Carries Puppe gegen einen Lutscher eintauscht. Schließlich wird Amy in einem Supermarkt von einem weiteren Fremden sexuell belästigt.
Die Lamberts sind durch die Vorkommnisse beunruhigt, doch sie ahnen bei Weitem nicht das Ausmaß, das ihnen bevorsteht. Die Brüder Arty und Jim Fannelli lieben es, sich Opfer für ihre perversen Spiele zu suchen, sie körperlich und seelisch bis aufs Äußerste zu quälen. Die Lamberts haben sie als ihre neusten Mitspieler auserkoren und verfolgen sie bis zu ihrem Ferienhaus ...
Bewertung:
Der Film "Funny Games" und der Autor Richard Laymon sollen laut Rückseitentext die Richtung vorgeben, in die sich dieser Roman begibt - und grundsätzlich liegt der Verlag damit auch richtig.
Der erste Teil der "Spiel"-Trilogie von Jeff Menapace ist ein recht brutaler Horrorthriller mit zwei sadistischen Psychopathen, die Jagd auf eine typisch amerikanische Durchschnittsfamilie machen. Ganz so nervenaufreibend und provokant wie "Funny Games" (insbesondere das Original mit dem wunderbaren Schauspieler-Ehepaar Ulrich Mühe und Susanne Lothar) ist das Werk allerdings nicht; und auch der Splatterfaktor und die sexuellen Ausschweifungen der Richard-Laymon-Romane werden nicht erreicht, was je nach Lesergeschmack auch ein Vorteil sein kann. Zudem nimmt sich das Werk Zeit für den Aufbau. Der Leser lernt zunächst die Lamberts ausführlich kennen, um auch ganz sicher mit ihnen zu sympathisieren. Das gelingt grundsätzlich, wobei letztlich keiner der Figuren wirklich im Gedächtnis bleibt; die Lamberts sind nett und freundlich, aber eben auch durchschnittlich und recht beliebig. Amy ist dreiunddreißig, Patrick achtunddreißig, und die beiden sind, wie immer wieder betont wird, auch nach vielen Jahren Ehe sehr verliebt ineinander. Der kleine Caleb ist ruhig und naiv, seine ältere Schwester ein bisschen eigensinniger und widerspenstiger. Trotz kleiner Querelen strahlt diese Familie Harmonie aus, vielleicht ein bisschen zu sehr; ein paar Ecken und Kanten hätten den Lamberts jedenfalls nicht geschadet.
Das mörderische Brüderpaar Arty und Jim tritt früh ins Bild, und der Leser erhält Einblick in ihre Pläne und Phantasien; es dauert jedoch lange, bis die beiden wirklich zuschlagen. Das baut eine gewisse Spannung auf, kann die Geduld manchen Lesers aber auch strapazieren. Gewissenlos und bar jeglichen Mitgefühls für ihre Opfer sind sie beide. Während der etwas ältere Arty aber etwas besonnener auftritt, verliert Jim schneller mal die Kontrolle. Vor allem ist Jim deutlich mehr auf die sexuelle Seite des Spiels fixiert und hat in Amy ein besonders reizvolles Opfer gefunden.
Es ist recht spannend, zu verfolgen, wie sich das "Spiel" entwickelt, welche physischen wie psychischen Quälereien sich die unheilvollen Brüder für die Lamberts ausgedacht haben und wie diese reagieren. Natürlich steht im Vordergrund die Frage, ob die Lamberts das Martyrium überleben und ob ihnen vielleicht die Flucht oder gar eine erfolgreiche Gegenwehr gelingt. Das Buch schenkt seinen Lesern einige Stunden gute Unterhaltung, liest sich flüssig und ist generell für alle Freunde von Horrorthrillern zu empfehlen. Wer wirklich harte Kost erwartet, die den Genrekenner schockiert, wird indessen enttäuscht werden; an die Härte von Richard Laymons Werken oder auch an Bret Easton Ellis' "American Psycho" reichen die Grausamkeiten nun doch nicht heran. Neben den etwas zu flachen Charakteren kann man auch die eine oder andere konstruierte Szene kritisieren, die bestimmte Entwicklungen erst ermöglicht. Bisweilen verhalten sich manche Figuren nicht in naheliegender Weise, was für die Handlung praktisch ist, aber etwas zu simpel wirkt. Das Ende präsentiert schließlich noch eine Wendung, die allerdings für Genrekenner nicht wirklich überraschend ist und längst nicht so schockierend ist, wie es wohl sein soll.
Fazit:
"Opfer", der erste Teil der "Spiel"-Trilogie von Jeff Menapace, ist ein unterhaltsamer Horrorthriller, eine schnelle und flüssige Lektüre für zwischendurch mit einer gewissen Spannung. Die Charaktere sind allerdings nicht sonderlich einprägsam, und es gibt ein paar konstruierte Szenen. Alles in allem ein guter Roman, der neugierig auf den zweiten Teil macht, sofern man nicht mit allzu hohen Erwartungen herangeht.
Ausgabe: 2016 bei Heyne Hardcore
Seiten: 400
Buchhandel.de
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Der Autor:
Jeff Menapace (USA) erlangte gleich mit seinem Debütroman "Das Spiel" den Durchbruch als Horrorautor; zwei weitere Bände folgten nach. 2011 erhielt er den Red Adept Reviews Indie Award. Ansonsten ist er Fan der Three Stooges, liebt den Originalfilm "The Texas Chainsaw Massacre" und hasst Spinnen.
Inhalt:
Das Ehepaar Patrick und Amy Lambert freut sich auf ein gemütliches Wochenende mit seinen Kindern, der sechsjährigen Carrie und dem vierjährigen Caleb, am idyllischen Crescent Lake in Pennsylvania. Angeln, Spaziergänge, gutes Essen und nettes Plaudern mit den Hütten-Nachbarn Lorraine und Norm - das sind die Pläne der Familie.
Auf der Hinfahrt macht Patrick eine seltsame Begegnung an einer Tankstelle. Ein jovialer Fremder verwickelt ihn zunächst in ein Gespräch, um anschließend seine Benzinrechnung zu übernehmen. Amy ist der aufdringliche Fremde unheimlich, erst recht, als sie ihn kurz danach wiedertreffen und er Carries Puppe gegen einen Lutscher eintauscht. Schließlich wird Amy in einem Supermarkt von einem weiteren Fremden sexuell belästigt.
Die Lamberts sind durch die Vorkommnisse beunruhigt, doch sie ahnen bei Weitem nicht das Ausmaß, das ihnen bevorsteht. Die Brüder Arty und Jim Fannelli lieben es, sich Opfer für ihre perversen Spiele zu suchen, sie körperlich und seelisch bis aufs Äußerste zu quälen. Die Lamberts haben sie als ihre neusten Mitspieler auserkoren und verfolgen sie bis zu ihrem Ferienhaus ...
Bewertung:
Der Film "Funny Games" und der Autor Richard Laymon sollen laut Rückseitentext die Richtung vorgeben, in die sich dieser Roman begibt - und grundsätzlich liegt der Verlag damit auch richtig.
Der erste Teil der "Spiel"-Trilogie von Jeff Menapace ist ein recht brutaler Horrorthriller mit zwei sadistischen Psychopathen, die Jagd auf eine typisch amerikanische Durchschnittsfamilie machen. Ganz so nervenaufreibend und provokant wie "Funny Games" (insbesondere das Original mit dem wunderbaren Schauspieler-Ehepaar Ulrich Mühe und Susanne Lothar) ist das Werk allerdings nicht; und auch der Splatterfaktor und die sexuellen Ausschweifungen der Richard-Laymon-Romane werden nicht erreicht, was je nach Lesergeschmack auch ein Vorteil sein kann. Zudem nimmt sich das Werk Zeit für den Aufbau. Der Leser lernt zunächst die Lamberts ausführlich kennen, um auch ganz sicher mit ihnen zu sympathisieren. Das gelingt grundsätzlich, wobei letztlich keiner der Figuren wirklich im Gedächtnis bleibt; die Lamberts sind nett und freundlich, aber eben auch durchschnittlich und recht beliebig. Amy ist dreiunddreißig, Patrick achtunddreißig, und die beiden sind, wie immer wieder betont wird, auch nach vielen Jahren Ehe sehr verliebt ineinander. Der kleine Caleb ist ruhig und naiv, seine ältere Schwester ein bisschen eigensinniger und widerspenstiger. Trotz kleiner Querelen strahlt diese Familie Harmonie aus, vielleicht ein bisschen zu sehr; ein paar Ecken und Kanten hätten den Lamberts jedenfalls nicht geschadet.
Das mörderische Brüderpaar Arty und Jim tritt früh ins Bild, und der Leser erhält Einblick in ihre Pläne und Phantasien; es dauert jedoch lange, bis die beiden wirklich zuschlagen. Das baut eine gewisse Spannung auf, kann die Geduld manchen Lesers aber auch strapazieren. Gewissenlos und bar jeglichen Mitgefühls für ihre Opfer sind sie beide. Während der etwas ältere Arty aber etwas besonnener auftritt, verliert Jim schneller mal die Kontrolle. Vor allem ist Jim deutlich mehr auf die sexuelle Seite des Spiels fixiert und hat in Amy ein besonders reizvolles Opfer gefunden.
Es ist recht spannend, zu verfolgen, wie sich das "Spiel" entwickelt, welche physischen wie psychischen Quälereien sich die unheilvollen Brüder für die Lamberts ausgedacht haben und wie diese reagieren. Natürlich steht im Vordergrund die Frage, ob die Lamberts das Martyrium überleben und ob ihnen vielleicht die Flucht oder gar eine erfolgreiche Gegenwehr gelingt. Das Buch schenkt seinen Lesern einige Stunden gute Unterhaltung, liest sich flüssig und ist generell für alle Freunde von Horrorthrillern zu empfehlen. Wer wirklich harte Kost erwartet, die den Genrekenner schockiert, wird indessen enttäuscht werden; an die Härte von Richard Laymons Werken oder auch an Bret Easton Ellis' "American Psycho" reichen die Grausamkeiten nun doch nicht heran. Neben den etwas zu flachen Charakteren kann man auch die eine oder andere konstruierte Szene kritisieren, die bestimmte Entwicklungen erst ermöglicht. Bisweilen verhalten sich manche Figuren nicht in naheliegender Weise, was für die Handlung praktisch ist, aber etwas zu simpel wirkt. Das Ende präsentiert schließlich noch eine Wendung, die allerdings für Genrekenner nicht wirklich überraschend ist und längst nicht so schockierend ist, wie es wohl sein soll.
Fazit:
"Opfer", der erste Teil der "Spiel"-Trilogie von Jeff Menapace, ist ein unterhaltsamer Horrorthriller, eine schnelle und flüssige Lektüre für zwischendurch mit einer gewissen Spannung. Die Charaktere sind allerdings nicht sonderlich einprägsam, und es gibt ein paar konstruierte Szenen. Alles in allem ein guter Roman, der neugierig auf den zweiten Teil macht, sofern man nicht mit allzu hohen Erwartungen herangeht.
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