Produktinfos:
Ausgabe: 2015
Seiten: 416
Amazon
Buchhandel.de
* * * * *
Die Autorin:
Virginia Bergin (England) studierte Psychologie, ehe sie das Schreiben für sich entdeckte. "Rain" ist ihr erster Roman.
Inhalt:
Die fünfzehnjährige Ruby aus dem ländlichen Dartbridge führt ein typisches Teenagerleben, bis eine weltweite Katastrophe ausbricht und schlagartig alles verändert. Ein für Menschen tödliches Virus ist in die Atmosphäre gelangt und verseucht den Regen. Wer mit Regenwasser in Berührung kommt, beginnt kurz darauf zu bluten und stirbt binnen weniger Stunden unter großen Schmerzen. Es gibt kein Gegenmittel.
Ruby ist gerade auf einer Party bei Freunden, als die Nachricht eintrifft. Die Mutter ihres Schulfreundes fährt sie nach Hause, zu ihrer Mutter, Stiefvater Simon und ihrem kleinen Bruder Henry. Während im Fernsehen immer nur die Anweisung wiederholt wird, die Häuser nicht zu verlassen, bricht auf den Straßen Chaos aus, und das Internet funktioniert nicht mehr.
In den nächsten Tagen muss Ruby erleben, dass sich erst ihre Mutter und ihr kleiner Bruder und später ihr Stiefvater infizieren und sterben. Allein auf sich gestellt, hat sie nur noch ein Ziel: Sie will nach London zu ihrem Vater und ihrem Halbbruder gelangen. In einer Welt, die jegliche Struktur verloren zu haben scheint, kämpft sich Ruby nach London durch ...
Bewertung:
Endzeitszenarien sind beliebte Sujets für Bücher und Filme, gerne resultierend aus einer Zombie-Invasion. Das Szenario, in dem die Strukturen der Zivilisation zusammenbrechen und das Gesetz des Stärkeren zählt, ist also beileibe keine neuer Aspekt in Virginia Bergins Jugendthriller; doch hier sind es keine Zombies, sondern ein tödlicher Regenvirus, der dies alles auslöst.
Die fünfzehnjährige Ruby steht deutlich im Mittelpunkt, zumal sie auch als Ich-Erzählerin fungiert und den Leser regelmäßig anspricht. Sie erzählt rückblickend das Geschehen, ohne dass dem Leser von vornherein klar wäre, aus welcher aktuellen Situation heraus sie dies tut. Außer, dass sie offenbar überlebt hat, ist also zunächst alles offen - wer von ihrer Familie und ihren Freunden überlebt hat, ob sie ihren Vater und ihren Halbbruder gefunden hat, ob ein Heilmittel gegen den Regen gefunden wurde und wie sich die Zivilisation entwickelt hat.
Schnell begreifen sowohl Ruby als auch der Leser, wie fatal die neue Lage der Welt ist: Bereits wenige Regentropfen reichen offenbar aus, um das tödlichen Virus zu übertragen. Mehr noch, auch durch Berührungen infizierter oder toter Menschen kann die Krankheit ausgelöst werden, und natürlich darf kein Leitungswasser mehr genutzt werden. Auch nach einem Regenschauer ist die Gefahr noch nicht gebannt, schließlich lauert in jeder Pfütze der Tod, und Obst und Gemüse, die dem Regen ausgesetzt waren, sollten vorsichtshalber auch gemieden werden. Bis auf die ersten Warnungen in TV und Radio existiert kein Informationssystem, zumindest in Rubys Gegend sind die Menschen auf sich allein gestellt und müssen selbst herausfinden, wie sie am besten überleben. Die Nahrungsmittelvorräte in den Häusern gehen schnell zur Neige, entsprechend werden Supermärkte geplündert und Beute wird teils mit Waffengewalt verteidigt.
Innerhalb weniger Stunden hat sich die Welt in einen trostlosen Ort verwandelt, und Ruby sieht innerhalb der ersten Tage bereits so viele Tote, dass sie das Zählen einstellt. Sehr bewegend ist die Szene, in der Ruby realisiert, dass ihre Mutter und ihr Bruder über Nacht gestorben sind. Mit ihrem Stiefvater Simon hatte sie bislang ein schlechtes Verhältnis, war er doch für sie in erster Linie ein Miesmacher und Besserwisser. Notgedrungen raufen sich die beiden zusammen und werden innerhalb weniger Tage zu einem erstaunlich guten Team, bis auch er ihr entrissen wird. Ruby hat nun keinen Vertrauten mehr in der Nähe, jeder Fremder könnte ein Feind sein, der für Vorräte zum Töten bereit ist.
"Rain" kann problemlos von Erwachsenen gelesen werden, richtet sich jedoch insbesondere an Jugendliche, die sich etwa in Rubys Alter befinden. Entsprechend erzählt Ruby überwiegend in einem etwas schnodderigen, ironischen Tonfall; beispielsweise sind ihr oft teenagertypische Dinge peinlich, sie denkt über ihr Aussehen nach, überhaupt möchte sie gerne, trotz der Situation, möglichst "cool" wirken. Das ist mitunter recht witzig, vor allem im Zusammenspiel mit einem späteren Verbündeten, bei dem es sich ausgerechnet um den schulbekannten Nerd Darius handelt. Unter gewöhnlichem Umständen würde Ruby den streberhaften Darius keines Blickes würdigen, nun müssen sich die beiden gemeinsam nach London durchschlagen, begleitet von einem etwa neunjährigen, vor Schock stummen Mädchen, das sich Darius angeschlossen hat. Es ist amüsant zu lesen, wie sich aus Rubys anfänglicher Abneigung beinah widerwillig eine Sympathie für Darius entwickelt. Zu Beginn ist Darius für Ruby einfach ein trotteliger Streber, der sich ausgerechnet in der Schule sein Lager eingerichtet hat. Doch die beiden ergänzen sich gut, und schließlich registriert Ruby verwirrt und beschämt, dass sie Darius sogar gar nicht mal unattraktiv findet; diese Annäherung sorgt für den nötigen auflockernden Humor inmitten der düsteren Ereignisse. Überhaupt ist Darius ein gelungener Charakter; er ist clever, vernünftig, liebenswert und man hofft, dass er nach dem Verlust seiner Familie einen Weg finden wird, in dieser Welt zurechtzukommen.
Allerdings wird mit Einsatz dieses witzig-locken Tonfalls und Rubys Teenagerproblemen übertrieben, was auf Dauer etwas nervt. Es ist nicht realistisch, wie sehr sie sich auch nach dem Tod ihrer Mutter, ihres kleinen Bruders und ihres Stiefvaters noch um ihr Aussehen sorgt, sodass sie sogar kostbares Wasser zum Haarefärben benutzt. Auch dass sie noch auf dem Weg zu ihrem Dad eine Shoppingtour nicht lassen kann, ist angesichts der Lage eher lächerlich. Das gilt auch für ihren späten Entschluss, sich mit Darius zusammenzutun - es ist kaum glaubhaft, dass sie lieber allein ist, als sich mit einem in ihren Augen uncoolen Nerd abzugeben. Ruby soll zwar bewusst einen durchschnittlichen Teenager darstellen, mit allen Ecken und Kanten, aber durch diese Anwandlungen wird sie phasenweise unsympathisch und unglaubwürdig. Der Schluss wirkt überdies zunächst ein bisschen frustrierend - aber nur solange, bis man sich vor Augen hält, dass 2016 die Fortsetzung erscheint, Rubys Geschichte also noch nicht auserzählt ist.
Fazit:
Ein grundsätzlich gelungener, sehr spannender erster Band einer für Jugendliche konzipierte Horrorthriller-SF-Reihe, der gut unterhält und sowohl witzig als auch bewegend ist. Störend fällt allerdings auf, dass die Protagonistin sich angesichts der Lage zu oft mit Oberflächlichkeiten beschäftigt und sich bisweilen zu unrealistisch verhält.
Ausgabe: 2015
Seiten: 416
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* * * * *
Die Autorin:
Virginia Bergin (England) studierte Psychologie, ehe sie das Schreiben für sich entdeckte. "Rain" ist ihr erster Roman.
Inhalt:
Die fünfzehnjährige Ruby aus dem ländlichen Dartbridge führt ein typisches Teenagerleben, bis eine weltweite Katastrophe ausbricht und schlagartig alles verändert. Ein für Menschen tödliches Virus ist in die Atmosphäre gelangt und verseucht den Regen. Wer mit Regenwasser in Berührung kommt, beginnt kurz darauf zu bluten und stirbt binnen weniger Stunden unter großen Schmerzen. Es gibt kein Gegenmittel.
Ruby ist gerade auf einer Party bei Freunden, als die Nachricht eintrifft. Die Mutter ihres Schulfreundes fährt sie nach Hause, zu ihrer Mutter, Stiefvater Simon und ihrem kleinen Bruder Henry. Während im Fernsehen immer nur die Anweisung wiederholt wird, die Häuser nicht zu verlassen, bricht auf den Straßen Chaos aus, und das Internet funktioniert nicht mehr.
In den nächsten Tagen muss Ruby erleben, dass sich erst ihre Mutter und ihr kleiner Bruder und später ihr Stiefvater infizieren und sterben. Allein auf sich gestellt, hat sie nur noch ein Ziel: Sie will nach London zu ihrem Vater und ihrem Halbbruder gelangen. In einer Welt, die jegliche Struktur verloren zu haben scheint, kämpft sich Ruby nach London durch ...
Bewertung:
Endzeitszenarien sind beliebte Sujets für Bücher und Filme, gerne resultierend aus einer Zombie-Invasion. Das Szenario, in dem die Strukturen der Zivilisation zusammenbrechen und das Gesetz des Stärkeren zählt, ist also beileibe keine neuer Aspekt in Virginia Bergins Jugendthriller; doch hier sind es keine Zombies, sondern ein tödlicher Regenvirus, der dies alles auslöst.
Die fünfzehnjährige Ruby steht deutlich im Mittelpunkt, zumal sie auch als Ich-Erzählerin fungiert und den Leser regelmäßig anspricht. Sie erzählt rückblickend das Geschehen, ohne dass dem Leser von vornherein klar wäre, aus welcher aktuellen Situation heraus sie dies tut. Außer, dass sie offenbar überlebt hat, ist also zunächst alles offen - wer von ihrer Familie und ihren Freunden überlebt hat, ob sie ihren Vater und ihren Halbbruder gefunden hat, ob ein Heilmittel gegen den Regen gefunden wurde und wie sich die Zivilisation entwickelt hat.
Schnell begreifen sowohl Ruby als auch der Leser, wie fatal die neue Lage der Welt ist: Bereits wenige Regentropfen reichen offenbar aus, um das tödlichen Virus zu übertragen. Mehr noch, auch durch Berührungen infizierter oder toter Menschen kann die Krankheit ausgelöst werden, und natürlich darf kein Leitungswasser mehr genutzt werden. Auch nach einem Regenschauer ist die Gefahr noch nicht gebannt, schließlich lauert in jeder Pfütze der Tod, und Obst und Gemüse, die dem Regen ausgesetzt waren, sollten vorsichtshalber auch gemieden werden. Bis auf die ersten Warnungen in TV und Radio existiert kein Informationssystem, zumindest in Rubys Gegend sind die Menschen auf sich allein gestellt und müssen selbst herausfinden, wie sie am besten überleben. Die Nahrungsmittelvorräte in den Häusern gehen schnell zur Neige, entsprechend werden Supermärkte geplündert und Beute wird teils mit Waffengewalt verteidigt.
Innerhalb weniger Stunden hat sich die Welt in einen trostlosen Ort verwandelt, und Ruby sieht innerhalb der ersten Tage bereits so viele Tote, dass sie das Zählen einstellt. Sehr bewegend ist die Szene, in der Ruby realisiert, dass ihre Mutter und ihr Bruder über Nacht gestorben sind. Mit ihrem Stiefvater Simon hatte sie bislang ein schlechtes Verhältnis, war er doch für sie in erster Linie ein Miesmacher und Besserwisser. Notgedrungen raufen sich die beiden zusammen und werden innerhalb weniger Tage zu einem erstaunlich guten Team, bis auch er ihr entrissen wird. Ruby hat nun keinen Vertrauten mehr in der Nähe, jeder Fremder könnte ein Feind sein, der für Vorräte zum Töten bereit ist.
"Rain" kann problemlos von Erwachsenen gelesen werden, richtet sich jedoch insbesondere an Jugendliche, die sich etwa in Rubys Alter befinden. Entsprechend erzählt Ruby überwiegend in einem etwas schnodderigen, ironischen Tonfall; beispielsweise sind ihr oft teenagertypische Dinge peinlich, sie denkt über ihr Aussehen nach, überhaupt möchte sie gerne, trotz der Situation, möglichst "cool" wirken. Das ist mitunter recht witzig, vor allem im Zusammenspiel mit einem späteren Verbündeten, bei dem es sich ausgerechnet um den schulbekannten Nerd Darius handelt. Unter gewöhnlichem Umständen würde Ruby den streberhaften Darius keines Blickes würdigen, nun müssen sich die beiden gemeinsam nach London durchschlagen, begleitet von einem etwa neunjährigen, vor Schock stummen Mädchen, das sich Darius angeschlossen hat. Es ist amüsant zu lesen, wie sich aus Rubys anfänglicher Abneigung beinah widerwillig eine Sympathie für Darius entwickelt. Zu Beginn ist Darius für Ruby einfach ein trotteliger Streber, der sich ausgerechnet in der Schule sein Lager eingerichtet hat. Doch die beiden ergänzen sich gut, und schließlich registriert Ruby verwirrt und beschämt, dass sie Darius sogar gar nicht mal unattraktiv findet; diese Annäherung sorgt für den nötigen auflockernden Humor inmitten der düsteren Ereignisse. Überhaupt ist Darius ein gelungener Charakter; er ist clever, vernünftig, liebenswert und man hofft, dass er nach dem Verlust seiner Familie einen Weg finden wird, in dieser Welt zurechtzukommen.
Allerdings wird mit Einsatz dieses witzig-locken Tonfalls und Rubys Teenagerproblemen übertrieben, was auf Dauer etwas nervt. Es ist nicht realistisch, wie sehr sie sich auch nach dem Tod ihrer Mutter, ihres kleinen Bruders und ihres Stiefvaters noch um ihr Aussehen sorgt, sodass sie sogar kostbares Wasser zum Haarefärben benutzt. Auch dass sie noch auf dem Weg zu ihrem Dad eine Shoppingtour nicht lassen kann, ist angesichts der Lage eher lächerlich. Das gilt auch für ihren späten Entschluss, sich mit Darius zusammenzutun - es ist kaum glaubhaft, dass sie lieber allein ist, als sich mit einem in ihren Augen uncoolen Nerd abzugeben. Ruby soll zwar bewusst einen durchschnittlichen Teenager darstellen, mit allen Ecken und Kanten, aber durch diese Anwandlungen wird sie phasenweise unsympathisch und unglaubwürdig. Der Schluss wirkt überdies zunächst ein bisschen frustrierend - aber nur solange, bis man sich vor Augen hält, dass 2016 die Fortsetzung erscheint, Rubys Geschichte also noch nicht auserzählt ist.
Fazit:
Ein grundsätzlich gelungener, sehr spannender erster Band einer für Jugendliche konzipierte Horrorthriller-SF-Reihe, der gut unterhält und sowohl witzig als auch bewegend ist. Störend fällt allerdings auf, dass die Protagonistin sich angesichts der Lage zu oft mit Oberflächlichkeiten beschäftigt und sich bisweilen zu unrealistisch verhält.
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