23. Juli 2015

Geheimnis um ein gestohlenes Bild - Enid Blyton

Produktinfos:

Ausgabe: 2000
Seiten: 164
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Die Autorin:

Enid Blyton, geboren 1897 und gestorben 1968, war eine der erfolgreichsten Kinderbuchautorinnen der Welt. Sie arbeitete zunächst als Lehrerin, begann aber schon früh mit dem Schreiben. 1922 erschien ihr erstes Buch, im Laufe ihres Lebens sollten es mehr als 700 Werke werden. Zu ihren bekanntesten Buchreihen gehören "Hanni und Nanni", "Die fünf Freunde", "Dolly" und "Geheimnis um".

Die sechs Spürnasen der "Geheimnis um"-Reihe sind fünf Kinder und ein Hund, die im kleinen Örtchen Peterswalde wohnen und gemeinsam in jeden Schulferien ein Verbrechen aufklären. Ihr Anführer ist Dietrich Kronstein, wegen seines leichten Übergewichts immer nur Dicki genannt, der sowohl intelligent als auch schlagfertig ist und später ein großer Detektiv werden will. Außerdem besitzt er ein erstaunliches Talent darin, sich zu maskieren. Zu seinen Freunden gehören zwei Geschwisterpärchen, Rolf und Gina sowie Flipp und Betti. Der brummige Dorfpolizist Herr Grimm ist nicht gut auf die Kinder zu sprechen, die sich immer in seine Fälle einmischen und sie oft früher lösen als er. Sein Vorgesetzter Jenks hingehen ist sehr angetan von den Leistungen der Nachwuchsdetektive und ermahnt Herrn Grimm zu dessen Frust oft, sie nicht zu unterschätzen. In späteren Bänden kommt noch Herrn Grimms Neffe Ern dazu, der die Ferien bei seinem Onkel verbringt. Ern leidet oft unter dessen Strenge, ist ein bisschen begriffsstutzig, dichtet in seiner Freizeit mäßige Gedichte und ist ein großer Bewunderer von Dicki.

Inhalt:

Rolf, Gina, Flipp und Betti wollen am Bahnhof ihren Freund Dicki abholen, der als Letzter zu der Clique stößt, um die Winterferien in Peterswalde zu verbringen. Am Bahnhof gibt es jedoch einen Zwischenfall, als das Ehepaar Lorenzo mit einer Pudeldame ankommt und Dickis aufgeregter Purzel für Trubel sorgt. Die Lorenzos wollen sich zunächst bei Polizist Grimm beschweren, doch zum Glück für die Spürnasen reicht die Zeit nicht vor der Zugabfahrt.

Tags darauf hören die Freunde eine sensationelle Neuigkeit: Ein wertvolles Gemälde wurde gestohlen und die Lorenzos werden dringend als Diebe verdächtigt und international gesucht. Es stellt sich heraus, dass sie ihren Pudel Püppi dem älteren Hausverwalterehepaar Larkin überlassen haben, die in einem Häuschen beim Lorenzo-Anwesen wohnen. Da Frau Lorenzo sehr an ihrem Hündchen hängt, geht man davon aus, dass sie versuchen werden, ihn früher oder später heimlich abzuholen.

Da trifft es sich wunderbar für die Spürnasen, dass ihr Freund Ern, Herrn Grimms Neffe, zu Besuch in Peterswalde ist. Seine Tante Frau Whoosh wohnt ausgerechnet neben den Lorenzos, sodass Ern das Anwesen beobachten kann. Für die Freunde beginnen aufregende Zeiten - haben die Lorenzos das Bild gestohlen, werden sie sich in Peterswalde blicken lassen und wissen die Larkins mehr, als sie zugeben ...?

Bewertung:

Der zwölfte Band der Geheimnis-um-Serie vereint grundsätzlich die bekannten Stärken der Kinderkrimireihe: Ein Diebstahl mit Tatverdächtigen, Beschattungen der Örtlichkeiten durch die Spürnasen, Konflikte mit dem Dorfpolizisten Herrn Grimm und Dickis unnachahmliche Maskierungen.

Vor allem die Maskierungen sorgen in diesem Band für viel Unterhaltung, denn gleich zweimal kommen sie zum Einsatz. Dicki besitzt bekanntlich ein Arsenal an Utensilien, das einem Theaterschauspieler würdig wäre, dazu kommt sein Talent, sich in Sachen Gang, Stimme und Mimik täuschend echt zu verstellen. Zunächst verkleidet sich Dicki aus Spaß als indischer Student, stilecht mit Turban, um Herrn Grimm, der das Lorenzo-Anwesen beobachtet, ein wenig in die Irre zu führen. Dicki gibt sich gegenüber Larkin als Mr. Hoho-Ha aus Bong Castle aus, angeblich ein Freund der Lorenzos. Anschließend lässt er sich bereitwillig von Herrn Grimm durch Peterswalde verfolgen, ehe er in seinem eigenen Haus verschwindet und es dem verwirrten Polizisten überlässt, dort nach einem mysteriösen Inder zu fragen. Beim zweiten Mal verkleidet sich Dicki gar als der alte Larkin, was durch widrige Umstände dazu führt, dass Herr Grimm in der Nacht plötzlich auf dem Lorenzo-Anwesen mit zwei Larkins konfrontiert wird und an seinem Verstand zweifeln muss.

Dem Roman kommt zudem zugute, dass Herr Grimms Neffe Ern wieder einmal mit von der Partie ist; es ist das dritte von insgesamt fünf Malen, dass er die Ferien zusammen mit den Spürnasen in Peterswalde verbringt. Die Clique mag Ern, allerdings ist er auch teilweise recht naiv. Er bewundert den schlagfertigen und intelligenten Dicki restlos; in einem pathetischem Moment nimmt er sich gar vor, ihm treu zu sein "bis in den Tod". Daneben erweist sich Ern hier aber auch als nützliches Teammitglied dank seiner Beobachtungen und erfährt sogar selbst mal Bewunderung: Seine beiden jüngeren Nichten Liz und Glad himmeln ihn an, seit er ihnen ein Baumhaus gebaut hat, übernehmen für ihn bereitwillig Beobachtungsaufträge und laden ihn zum Picknick ein.

In kriminalistischer Hinsicht überzeugt der Band in erster Linie durch das clevere Ende, bei dem sich Überraschungseffekt ergibt. Ansonsten verläuft die Handlung in Sachen Ermittlungen doch eher betulich ab. Es gibt weit weniger Verdächtige als in anderen Bänden und zudem kaum Ortswechsel. Alles konzentriert sich auf das Anwesen der Lorenzos, während in anderen Bänden mehrere Örtlichkeiten beschattet werden und es beispielsweise heimliche Verfolgungen von Verdächtigen gibt. Überhaupt gibt es in anderen Abenteuern häufiger kleinere Aufträge, die einzelne Spürnasen übernehmen; hier dagegen sind es eigentlich nur Dicki und Ern, die sichtbare Ermittlungsarbeit leisten.

Des Weiteren ist es sehr konstruiert, dass Erns Tante ausgerechnet neben den Lorenzos wohnt. Dadurch erledigt sich das Problem der Spürnasen, wie sie das Grundstück vor allem nachts beschatten sollen, ganz von allein. Gerade als die Freunde fürchten, dass sie bei dem Geheimnis nicht weiter ermitteln können, schneit Ern als deus ex machina mit der frohen Botschaft herein, dass er die Ferien in Nachbarschaft zum Lorenzo-Anwesen verbringen wird. Eine geschicktere Alternative wäre etwa gewesen, die Freunde einfach auf einer Wiese nah dem Anwesen zelten zu lassen - freilich dürfte der Band dann natürlich nicht in den Winterferien spielen. Schade ist auch, dass man nicht mehr Lorenzos erfährt, die zu Beginn noch als sehr interessant dargestellt werden: Man erzählt sich, dass sie gerne mit Freunden frivole Partys feiern, etwa Nacktbaden bei Mondschein im Fluss und Verkleidungen mit Tierkostümen. Die Lorenzos erscheinen dadurch auf spannende Weise exzentrisch und hätten gut als charismatische Figuren inszeniert werden können, doch im weiteren Verlauf wird nur noch der Bilddiebstahl thematisiert.

Zudem sind einige Äußerungen des Chefinspektor Jenks nicht wirklich überzeugend. Es ist zwar bekannt, dass Herr Grimm nicht zu den cleversten Ermittlern gehört; dennoch ist es unpassend, dass er den Dorfpolizisten gegenüber Dicki als Dummkopf hinstellt und gleichzeitig den Jungen dazu ermutigt, die Ermittlungen zu übernehmen - bei aller Klugheit dürfte Dicki nicht älter als 14 Jahre alt sein. Normalerweise nimmt der Inspektor die Hinweise der Spürnasen gerne entgegen, aber es ist eher ungewöhnlich, dass er Dicki so offen beauftragt.

Fazit:

Ein solider und durchaus lesenswerter Band aus der Geheimnis-um-Reihe, der aber nicht zu den besten Bänden zählt. Das Buch hat seine witzigen Momente und eine recht originelle Auflösung; indessen ist die kriminalistische Handlung ansonsten wenig abwechslungsreich und teilweise konstruiert.

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