Produktinfos:
Ausgabe: 2012
Seiten: 288
Amazon
* * * * *
Der Autor:
Wolfgang Brenner, Jahrgang 1954, studierte zunächst Germanistik und Philosophie. Als Journalist arbeitete er für zahlreiche Zeitungen wie die Zeit, den Stern und die Frankfurter Rundschau. Zu seinen Romanen gehören u. a. Die Exekution, Welcome Ossi und Alleingang.
Inhalt:
Robert und Marie sind die Eltern des elfjährigen Johann. Spätestens um 19 Uhr zum Abendessen soll er stets zuhause sein - doch eines Abends kehrt er nicht vom Spielen heim. Marie findet heraus, dass er kurz vor sieben mit dem Fahrrad von seinem Freund aufbrach. Die Eltern verständigen die Polizei, Robert sucht mit dem Auto den Weg ab. Johann bleibt verschwunden - aber Robert findet sein Fahrrad und seine Lieblingsmütze neben einer Straße.
Für Marie und Robert beginnen verzweifelte Tage. Die Polizei sucht mit Einsatzkräften und Hubschraubern nach dem Jungen, ständig gehen die Ermittler beiden Eltern ein und aus. Während Robert auf die Arbeit der Polizei vertraut, hat Marie ihre Zweifel und fühlt sich oft bevormundet und übergangen.
Nach einem bewegenden TV-Auftritt von Marie meldet sich der Entführer per Telefon. Als Marie ihm sagt, dass der Anschluss überwacht wird, legt er auf. Kurz darauf lässt er ihr Johanns Handy zukommen und kontaktiert sie darauf. Marie glaubt, dass sie Johanns Leben nur retten kann, wenn sie die Polizei aus dem Spiel hält. In ihrer Verzweiflung ist sie bereit, mit dem Mann zu sprechen, der sich "der Freund" nennt. Angeblich ist Johann am Leben und unversehrt. Marie habe aber nur eine Chance, ihn zurückzubekommen, wenn sie der Polizei nichts vom Kontakt mit dem Entführer verrät ...
Bewertung:
Die Entführung eines Kindes ist ein typisches und recht dankbares Motiv für einen Thriller - sowohl Leid und Reaktionen der Eltern als auch die Ermittlungsarbeit der Polizei bieten viele spannende Anknüpfungspunkte für den Leser. Indessen überzeugt "Aber Mutter weinet sehr" jedoch nur in der ersten Hälfte, während die zweite Hälfte hingegen mehr und mehr Schwächen aufweist.
Die erste Hälfte ist ausgesprochen spannend und liest sich dementsprechend schnell. Von Johann werden nur Fahrrad und Mütze gefunden, ganz offenbar wurde er mit einem Auto entführt. Als in den folgenden Tagen keine Lösegeldforderung eingeht, liegt die Vermutung nah, dass Johann einem Sexualstraftäter zum Opfer gefallen ist. Die Chance, den Jungen noch lebend zu finden, schwinden rapide. Dann aber gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer: Zeugen wollen in der Nähe einen Mann mit Micky-Maus-Maske gesehen haben. Die Ermittler vermuten, dass dies der Entführer war, der so nicht nur Johann neugierig gemacht und angelockt hat, sondern auch sein Gesicht vor ihm verborgen hat - und dies wiederum würde bedeuten, dass Johann den Täter nicht identifizieren könnte und somit durchaus freigelassen werden kann. So ist es auch für den Leser lange Zeit nicht ersichtlich, was genau mit Johann geschehen ist und es bleibt spannend, ob er die Entführung vielleicht tatsächlich überlebt.
Interessant sind die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Marie und Robert. Robert kooperiert bedingungslos mit der Polizei, er vertraut den Ermittlern. Marie dagegen hat Zweifel, will die Polizei bald aus dem Haus haben und nicht ständig überwacht werden. Sie vermutet, dass der Entführer sie beobachtet und sie nur kontaktieren wird, wenn die Polizei abgezogen ist. In diesem Anfangsstadium sind beide Verhaltensweisen grundsätzlich nachvollziehbar. Es ist offenkundig, dass die Ehe der beiden ohnehin belastet ist. Johann war ein ungeplantes Kind, zur Zeit von Maries Schwangerschaft war das Paar hoch verschuldet, Robert plädierte ursprünglich für eine Abtreibung. Zwar liebt er er seinen Sohn, doch weitere Kinder sind kein Thema und Marie fühlt sich ihm in der Elternrolle etwas überlegen.
Der Grundgedanke, dass die Mutter eine heimliche Kommunikation mit dem Entführer eingeht, um ihren Sohn zu retten, ist reizvoll und weiß anfangs zu fesseln. Der fremde Mann kommuniziert zunächst mit ihr über Johanns Handy, dann kommt es gar zu persönlichen Treffen an abgelegenen Orten. Der Entführer trägt seine Micky-Maus-Maske und verrät nichts über sich, außer dass er Johann nicht missbrauche und ihn gut versorgt in einem Zimmer versteckt halte - natürlich ist ungewiss, ob er die Wahrheit sagt. Durchaus plausibel wird geschildert, warum Marie es zu Beginn nicht wagt, sich an die Polizei zu wenden und inständig hofft, dass der Fremde ihren Sohn irgendwann frei lässt, wie er ihr versprochen hat. Nach und nach aber werden Maries Alleingänge immer gewagter und abstruser. Mehrfach lässt sie jede Vorsicht vergessen, handelt unüberlegt und begibt sich am Ende auf einen reichlich übertriebenen Rachefeldzug. Vor allem hält Marie selbst dann noch an ihren eigensinnigen Handlungen fest, nachdem sie damit die Polizei eindeutig behindert hat; sie scheint nicht aus ihrem Verhalten zu lernen. Im Verlauf der Handlung verliert Marie so mehr und mehr die Sympathie des Lesers
Es ist irgendwann auch nicht mehr glaubwürdig, wie leicht sich Ehemann und Polizei von ihr austricksen lassen. Etwas störend ist auch, dass ein banaler Zufall Marie auf die Spur des Entführers bringt, nachdem der Kontakt abgerissen ist. Zwar betreibt sie auch viel Eigeninitiative, aber der entscheidende Schritt geschieht dann ohne ihr Zutun, fällt ihr geradezu in den Schoß.
Fazit:
Ein durchschnittlicher Thriller mit einer interessanten Grundthematik, der in der ersten Hälfte durchaus fesselt. In der zweiten Hälfte handelt die Protagonistin zunehmend übertrieben und der Verlauf nicht eine weniger überzeugende Wendung.
Ausgabe: 2012
Seiten: 288
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Der Autor:
Wolfgang Brenner, Jahrgang 1954, studierte zunächst Germanistik und Philosophie. Als Journalist arbeitete er für zahlreiche Zeitungen wie die Zeit, den Stern und die Frankfurter Rundschau. Zu seinen Romanen gehören u. a. Die Exekution, Welcome Ossi und Alleingang.
Inhalt:
Robert und Marie sind die Eltern des elfjährigen Johann. Spätestens um 19 Uhr zum Abendessen soll er stets zuhause sein - doch eines Abends kehrt er nicht vom Spielen heim. Marie findet heraus, dass er kurz vor sieben mit dem Fahrrad von seinem Freund aufbrach. Die Eltern verständigen die Polizei, Robert sucht mit dem Auto den Weg ab. Johann bleibt verschwunden - aber Robert findet sein Fahrrad und seine Lieblingsmütze neben einer Straße.
Für Marie und Robert beginnen verzweifelte Tage. Die Polizei sucht mit Einsatzkräften und Hubschraubern nach dem Jungen, ständig gehen die Ermittler beiden Eltern ein und aus. Während Robert auf die Arbeit der Polizei vertraut, hat Marie ihre Zweifel und fühlt sich oft bevormundet und übergangen.
Nach einem bewegenden TV-Auftritt von Marie meldet sich der Entführer per Telefon. Als Marie ihm sagt, dass der Anschluss überwacht wird, legt er auf. Kurz darauf lässt er ihr Johanns Handy zukommen und kontaktiert sie darauf. Marie glaubt, dass sie Johanns Leben nur retten kann, wenn sie die Polizei aus dem Spiel hält. In ihrer Verzweiflung ist sie bereit, mit dem Mann zu sprechen, der sich "der Freund" nennt. Angeblich ist Johann am Leben und unversehrt. Marie habe aber nur eine Chance, ihn zurückzubekommen, wenn sie der Polizei nichts vom Kontakt mit dem Entführer verrät ...
Bewertung:
Die Entführung eines Kindes ist ein typisches und recht dankbares Motiv für einen Thriller - sowohl Leid und Reaktionen der Eltern als auch die Ermittlungsarbeit der Polizei bieten viele spannende Anknüpfungspunkte für den Leser. Indessen überzeugt "Aber Mutter weinet sehr" jedoch nur in der ersten Hälfte, während die zweite Hälfte hingegen mehr und mehr Schwächen aufweist.
Die erste Hälfte ist ausgesprochen spannend und liest sich dementsprechend schnell. Von Johann werden nur Fahrrad und Mütze gefunden, ganz offenbar wurde er mit einem Auto entführt. Als in den folgenden Tagen keine Lösegeldforderung eingeht, liegt die Vermutung nah, dass Johann einem Sexualstraftäter zum Opfer gefallen ist. Die Chance, den Jungen noch lebend zu finden, schwinden rapide. Dann aber gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer: Zeugen wollen in der Nähe einen Mann mit Micky-Maus-Maske gesehen haben. Die Ermittler vermuten, dass dies der Entführer war, der so nicht nur Johann neugierig gemacht und angelockt hat, sondern auch sein Gesicht vor ihm verborgen hat - und dies wiederum würde bedeuten, dass Johann den Täter nicht identifizieren könnte und somit durchaus freigelassen werden kann. So ist es auch für den Leser lange Zeit nicht ersichtlich, was genau mit Johann geschehen ist und es bleibt spannend, ob er die Entführung vielleicht tatsächlich überlebt.
Interessant sind die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Marie und Robert. Robert kooperiert bedingungslos mit der Polizei, er vertraut den Ermittlern. Marie dagegen hat Zweifel, will die Polizei bald aus dem Haus haben und nicht ständig überwacht werden. Sie vermutet, dass der Entführer sie beobachtet und sie nur kontaktieren wird, wenn die Polizei abgezogen ist. In diesem Anfangsstadium sind beide Verhaltensweisen grundsätzlich nachvollziehbar. Es ist offenkundig, dass die Ehe der beiden ohnehin belastet ist. Johann war ein ungeplantes Kind, zur Zeit von Maries Schwangerschaft war das Paar hoch verschuldet, Robert plädierte ursprünglich für eine Abtreibung. Zwar liebt er er seinen Sohn, doch weitere Kinder sind kein Thema und Marie fühlt sich ihm in der Elternrolle etwas überlegen.
Der Grundgedanke, dass die Mutter eine heimliche Kommunikation mit dem Entführer eingeht, um ihren Sohn zu retten, ist reizvoll und weiß anfangs zu fesseln. Der fremde Mann kommuniziert zunächst mit ihr über Johanns Handy, dann kommt es gar zu persönlichen Treffen an abgelegenen Orten. Der Entführer trägt seine Micky-Maus-Maske und verrät nichts über sich, außer dass er Johann nicht missbrauche und ihn gut versorgt in einem Zimmer versteckt halte - natürlich ist ungewiss, ob er die Wahrheit sagt. Durchaus plausibel wird geschildert, warum Marie es zu Beginn nicht wagt, sich an die Polizei zu wenden und inständig hofft, dass der Fremde ihren Sohn irgendwann frei lässt, wie er ihr versprochen hat. Nach und nach aber werden Maries Alleingänge immer gewagter und abstruser. Mehrfach lässt sie jede Vorsicht vergessen, handelt unüberlegt und begibt sich am Ende auf einen reichlich übertriebenen Rachefeldzug. Vor allem hält Marie selbst dann noch an ihren eigensinnigen Handlungen fest, nachdem sie damit die Polizei eindeutig behindert hat; sie scheint nicht aus ihrem Verhalten zu lernen. Im Verlauf der Handlung verliert Marie so mehr und mehr die Sympathie des Lesers
Es ist irgendwann auch nicht mehr glaubwürdig, wie leicht sich Ehemann und Polizei von ihr austricksen lassen. Etwas störend ist auch, dass ein banaler Zufall Marie auf die Spur des Entführers bringt, nachdem der Kontakt abgerissen ist. Zwar betreibt sie auch viel Eigeninitiative, aber der entscheidende Schritt geschieht dann ohne ihr Zutun, fällt ihr geradezu in den Schoß.
Fazit:
Ein durchschnittlicher Thriller mit einer interessanten Grundthematik, der in der ersten Hälfte durchaus fesselt. In der zweiten Hälfte handelt die Protagonistin zunehmend übertrieben und der Verlauf nicht eine weniger überzeugende Wendung.
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