11. September 2014

Nixenjagd - Susanne Mischke

Produktinfos:

Ausgabe: 2007
Seiten: 194
Amazon
* * * * *
Die Autorin:

Susanne Mischke, Jahrgang 1960, studierte zunächst BWL und arbeitete u.a. als Journalistin und Schauspielerin, ehe sie 1994 ihren ersten Krimi "Stadtluft" veröffentlichte. Seitdem lebt sie als freie Autorin und hat bislang über ein Dutzend Romane herausgebracht. Weitere bekannte Werke sind "Mordskind", "Die Eisheilige", "Das dunkle Haus am Meer" und "Wölfe und Lämmer".

Inhalt:


Die sechzehnjährige Franziska schwärmt für ihren neuen Mitschüler Paul, der vor vier Wochen mit ihr die elfte Stufe besucht. Paul sieht gut aus, wirkt aber auch etwas unnahbar. Umso glücklicher ist Franziska, als sich mit ihm ein Gespräch ergibt. Sie erfährt, dass Paul in seiner Freizeit gerne auf einen Hochsitz im Wald geht und dort Tiere beobachtet. Freudig nimmt sie das Angebot an, ihn zu begleiten.

Kurz darauf findet das alljährliche Zeltwochenende der Oberstufenschüler statt. Franziska hofft, dass sie ihm dort endlich näher kommt. Doch alles läuft anders, als gedacht: Ausgerechnet Franziskas Freundin Katrin zeigt reges Interesse an Paul und die beiden verschwinden zusammen im Zelt. Verletzt zieht sich Franziska zurück.

Wenig später ist Katrin plötzlich verschwunden. Wie viele andere Schüler ist sie zum nächtlichen Schwimmen in den See gegangen. Stunden später wird ihre Leiche gefunden - Katrin, die beste Schwimmerin der Stufe, ist ertrunken. Die Polizei beginnt zu ermitteln und es ergeben sich Hinweise, dass Katrin ertränkt wurde. Paul gerät in Verdacht, aber Franziska will nicht an seine Schuld glauben. Schließlich erhält sie bedrohliche Mails und irgendjemand scheint sie auf Schritt und Tritt zu beobachten ...

Bewertung:

Wie in den Arena-Thrillern üblich, steht im Handlungsmittelpunkt ein Teenager, in dessen Umfeld plötzlich ein Mord geschieht und der allmählich selbst in Gefahr gerät.

Hier ist die Hauptfigur die sechzehnjährige Franziska, ein typischer Teenager und damit wohl als Identifikationsfigur durchaus geeignet. Franziska fühlt sich als Außenseiterin - sie ist ein Bücherwurm, der anders als ihre Klassenkameradin gerne mal Hesse liest; sie ist eher burschikos und findet ihre mausbraunen Haare langweilig. Vor allem ihre Unsicherheit in Bezug auf Jungs ist gut nachzuempfinden. Franziska möchte Paul gerne beeindrucken, allein ihr fehlt die zündende Idee. Dementsprechend gestalten sich die ersten Gespräche recht holprig und Franziskas verwirrte Gedanken und Sorgen wirken authentisch.

Die Handlung bietet eine gewisse Spannung, die sich um zwei grundlegende Fragen rankt: Wer hat Katrin ermordet und wer stalkt Franziska? Franziska erhält anfangs beleidigende Mails und Sms, doch eines Tages liegt auch eine tote Ratte vor ihrer Tür und schließlich deutet alles darauf hin, dass sich jemand Zutritt zu ihrem Zimmer verschafft hat. Es ist ungewiss, wie weit Franziskas Stalker gehen wird und ob es vielleicht sogar zu einem weiteren Mord kommt. Des Weiteren wird Franziskas Konflikt bezüglich Pauls möglicher Involvierung gut dargestellt. Es ist verständlich, dass sie trotz gewisser Indizien an seine Unschuld glaubt und ihn etwa gegenüber ihren besorgten Eltern verteidigt. Andererseits ist sie aber auch nicht gänzlich naiv und erwägt, ob er nicht doch zumindest für das Stalking verantwortlich sein könnte.

Leider mischen sich in diese grundlegend positiven Aspekte auch einige Mängel hinein. Auffallend ist etwa, dass dem psychologischen Konflikt Franziskas nach Katrins Tod zu wenig Raum gegeben wird. Katrin war zwar in Hinblick auf Paul ihre Konkurrentin, aber dennoch ihre engste Freundin. Was ihr plötzlicher Tod in Franziska auslöst, wird kaum thematisiert. Nach Katrins Beerdigung wird ihr Tod fast nur noch in Bezug auf den Mörder aufgegriffen; Franziskas Selbstvorwürfe und ihre Verlustgefühle bleiben zu sehr außen vor.

Handlungstechnisch stören zwei naive Verhaltensweisen von Franziska sowie von ihrem Stalker. Als Franziska die Droh-E-Mails erhält, verdächtigt sie Paul, da sie ihm kurz zuvor ihre Mailadresse gab. Sie kommt nicht auf die naheliegende Idee, ihn zu überprüfen, indem sie ihm eine neue Mailadresse gibt - würde der Stalker nun diese neue Adresse benutzen, die sonst keiner kennt (was er nicht ahnt), würde er sich damit als Paul verraten. Der Stalker wiederum verrät sich schließlich durch einen äußerst dummen Leichtsinnsfehler, was angesichts seines sonst perfiden Vorgehens unglaubwürdig wirkt. Dazu kommt, dass die Motivation des Mörders sehr durchsichtig ist und vom Leser deutlich schneller erkannt wird als von den Figuren.

Fragen wirft die Sms auf, die Franziska von ihrem Stalker erhält. Die Absendernummer "war unterdrückt worden" heißt es, was allerdings technisch nicht möglich ist (im Gegensatz zur unterdrückten Rufnummer). Per Internet ist eine anonyme Sms dagegen möglich - allerdings ermittelt die Polizei später die betroffene Handy-Nummer (eines nicht zuordbaren Prepaidhandys), woraus zu schließen ist, dass die Sms offenbar nicht mit per Internet geschickt wurde - wie es dann möglich war, die Absendernummer auszublenden, bleibt also offen.

Fazit:


Ein durchschnittlicher Jugendthriller, der ganz gut unterhält, allerdings auch nicht in allen Belangen überzeugt. Geht in Ordnung, wenn man keine hohen Erwartungen hat, prägt sich aber nicht ein; es gibt viele bessere Werke in diesem Genre.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.