4. Oktober 2013

In tiefster Dunkelheit - Debra Webb

Produktinfos:

Ausgabe: 2013
Seiten: 320
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Die Autorin:

Debra Webb arbeitete bereits als Kindergärtnerin, Vertreterin, Sekretärin und bei der NASA, ehe ihr als Autorin der Durchbruch gelang. Bisher erschienen sind u.a. "Wie ein böser Traum" und "Wie ein böser Fluch".

Inhalt:


Die Karriere der bislang sehr erfolgreichen FBI-Agentin Jess Harris erhält einen herben Rückschlag: Durch ihr Verschulden muss ein Serienmörder in Kürze wieder auf freien Fuß gelassen werden, Jess' Job beim FBI steht auf dem Spiel. In dieser schweren Phase ihres Lebens bittet die Polizei ihrer Heimatstadt, Birmingham in Alabama, sie um Hilfe in einem dringenden Fall.

In der Kleinstadt sind vier Mädchen im Alter von etwa zwanzig Jahren verschwunden. Auch wenn die jungen Frauen außer ihrem Alter scheinbar nichts verbindet, vermutet die Polizei einen Serienentführer - und Polizeichef Dan Burnett will Jess wegen ihrer Fähigkeiten als Profilerin bei den Ermittlungen dabei haben. Jess nimmt diese neue Bewährungschance gerne wahr, auch wenn die Umstände nicht optimal sind - denn Dan Burnett ist ihre Jugendliebe. Auch wenn sie sich zehn Jahre lang nicht gesehen haben und die Beziehung zwanzig Jahre zurück liegt, können beide eine gewisse Anziehung nicht leugnen.

Trotz der spärlichen Informationen gelingen Jess schon bald wichtige Erkenntnisse, die dem Team Hoffnung machen, den Fall lösen zu können. Dann jedoch wird wie angekündigt der Serienmörder aus ihrem früheren Fall freigelassen. Er nimmt ihre Fährte auf und Jess schwebt in Lebensgefahr ...

Bewertung:


"In tiefster Dunkelheit" ist nicht Debra Webbs erster Thriller, aber der erste Band der neuen Reihe um die FBI-Agentin Jess Harris.

Der Roman kombiniert zwei zentrale Themen, von denen jedes für sich bereits handlungsfüllend gewesen wäre. Zum einen drehen sich die Ereignisse lange Zeit um die Entführungen und die Suche nach den vermissten Mädchen. Zum anderen steht der frei gelassene Serienmörder im Fokus, der das Leben von Jess bedroht. Die personale Erzählperspektive konzentriert sich meist auf Jess, zwischendurch auch mal auf Dan und immer wieder wird zu den gefangenen jungen Frauen geschaltet. Spannung ist durch diese Themen- und Szenenvielfalt durchaus gegeben: Es stellen sich die Fragen, was mit den entführten Frauen geschieht, ob sie Zufallsopfer sind oder es einen Grund für ihre Auswahl gibt, wie die Ermittler auf die Spur der Entführer kommen und natürlich, was mit dem frei gelassenen Mörder geschieht, der mit Jess ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt. Der Leser erfährt zwar früh, dass die verschwundenen Frauen noch leben, aber es werden nicht zu viele Details verraten: Die jungen Frauen sind völlig ahnungslos, wer sie gekidnappt hat und welcher Zweck verfolgt wird. Offenkundig ist nur, dass die Entführer mehrere Personen sind, die irgendwelche dubiosen Experimente mit ihnen anstellen - Details dazu bleiben jedoch vorerst im Dunkeln.

Die Handlung benötigt ein bisschen Zeit, um richtig in Fluss zu kommen, zumal man nicht unbedingt sofort mit den Protagonisten warm wird. Spätestens nach dem ersten Viertel jedoch versteht es der Roman, den Leser zu fesseln. Die Szenen bei den entführten Mädchen und die Ermittlungen sind gleichermaßen spannend, die Ereignisse entwickeln sich nicht zu vorhersehbar. Geschickt werden nach und nach Indizien und Andeutungen ins Spiel gebracht, die auf mögliche Motive und Zusammenhänge hinweisen, Gewissheit erhält der Leser aber erst spät.

Trotz dieser positiven Aspekte hat der Roman auch seine Schwächen zu verzeichnen. Beispielsweise ist es nicht optimal, dass der Leser so lange über die genauen Umstände von Jess' Debakel beim FBI im Ungewissen gelassen wird. Lange Zeit gibt es nur Andeutungen, erst nach knapp 100 Seiten klärt sich auf, wie es dazu kommen konnte, dass durch Jess' Verschulden ein Serienmörder frei gelassen werden musste.

Verbesserungspotential gibt es auch bei der Ausgestaltung der Charaktere. Weder Jess noch ihre Jugendliebe Dan sind unsympathisch oder komplett oberflächlich, doch zum intensiven Mitfiebern sind sie beide nur bedingt geeignet. Der Fokus der Handlung liegt meist auf Jess, bei der es ein bisschen langweilt, dass sie zwölf Jahre lang scheinbar eine perfekte Profilerin war und als überehrgeizige Powerfrau dargestellt wird. Dass sie jetzt kürzlich eine Grundregel bei Ermittlungen missachtete und so mögliche Beweise ungültig werden ließ, soll diese übertriebene Perfektion wohl ausgleichen, was jedoch zu plump wirkt. Als Identifikationsfigur böte sich statt einer Überfliegerin mit einem gravierenden Fehler eher eine solide Ermittlerin an, die sich ein bisschen näher am Durchschnitt bewegt. Da aber noch weitere Bände folgen werden, ist hier auf eine Entwicklung der Charaktere zu hoffen.

Phasenweise störend ist zudem die emotionale Zwickmühle der Ermittler. Die Handlung ist mit den beiden komplexen Fällen ohnehin schon vollgepackt, dass die privaten Verwicklungen der beiden bisweilen zu sehr von den kriminalistischen Geschehnissen ablenken. Zudem gibt es auch noch ein Techtelmechtel zwischen einem anderen Ermittlerpärchen. Es gibt ohnehin schon zu viele Thriller, die mit (überflüssigen) Lovestorys aufwarten und es wäre daher schön gewesen, sich da ausnahmsweise mal zurückzuhalten.

Fazit:


Insgesamt lesenswerter und vor allem spannender Thriller um entführte junge Frauen, der gut unterhält und durchaus Interesse an der Reihe weckt. Es gibt allerdings noch ein paar kleine Schwächen, die sich in den folgenden Bänden verbessern könnten.

Vielen Dank an Blogg dein Buch und den LYX-Verlag zum Bereitstellen des Rezensionsexemplars.

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