21. April 2016

Herzgift - Paula Daly

Produktinfos:

Ausgabe: 2016 bei Manhattan
Seiten: 384
Amazon-Marketplace
Buchhandel.de
* * * * *
Die Autorin:

Paula Daly (England) arbeitete zunächst als Physiotherapeutin, ehe ihr mit ihrem Debütroman "Der Mädchensucher" (zuerst als "Die Schuld einer Mutter" veröffentlicht) gleich der Durchbruch gelang.

Inhalt:

Natty Wainwright ist glücklich in ihrer Ehe mit Sean. Sie führen zusammen ein Hotel im englischen Lake District und haben die beiden Teenagertöchter Alice und Felicity. Ihr Sexleben ist zwar mittlerweile eingeschlafen, und Natty fühlt sich öfter gestresst im Alltag, doch grundsätzlich ist alles harmonisch.

Das Familienglück erlebt einen harten Schlag, als die vierzehnjährige Felicity auf einer Klassenreise in Frankreich schwer erkrankt und notoperiert werden muss. Natty fliegt sofort zu ihr und bleibt zehn Tage in Frankreich, bis Felicity wieder gesund ist und heimkehren kann. Durch einen glücklichen Zufall war gerade Nattys alte Freundin Eve aus Studienzeiten zu Besuch. Eve erklärt sich sofort bereit, während Nattys Abwesenheit zu bleiben und sich ein wenig um Sean und Alice zu kümmern.

Als Natty mit Felicity heimkehrt, erwartet sie ein Schock: Sean hat sich in Eve verliebt und eröffnet Natty, dass er sie verlässt. Natty ist verzweifelt und versteht die Welt nicht mehr. Schließlich erhält sie einen anonymen Brief: Demnach hat Eve so etwas nicht zum ersten Mal getan. Und allmählich ahnt Natty, dass Eve zu allem bereit ist, um ihre Familie für sich zu gewinnen ...

Bewertung:

Dass eine Frau von einem Mann für eine andere Frau verlassen wird, passiert tagtäglich. Dass die neue Frau die beste Freundin ist, schon seltener. Und dass diese beste Freundin dies offenbar aus reiner Besitzgier systematisch geplant hat und bereit ist, dafür zur Not bis zum Äußersten zu gehen, ist Stoff für einen Thriller.

Auch wenn der Roman einige Schwächen aufweist, ist er durchaus unterhaltsam. Nattys Verzweiflung ist sehr gut nachvollziehbar, und man kann sich gut in sie einfühlen. Der doppelte Verrat durch Ehemann und Freundin bringt sie an ihre Grenzen; schließlich muss sie sogar erleben, dass ihre ältere Tochter Alice sich nur allzu gerne von Eve umgarnen lässt. Natürlich scheut Eve auch nicht davor zurück zu intrigieren und Nattys Lage zu verschlimmern. Als Natty etwa aus Wut Eves Auto rammt, präsentiert Eve anschließend ihre Verletzungen der Polizei - und nur Natty weiß zunächst, dass sich Eve diese Verletzungen nicht durch den Aufprall zugezogen haben kann, sondern offenbar eigenhändig nachgeholfen hat, um Natty wegen Körperverletzung anzeigen zu können. Spannung bezieht das Werk aus den Fragen, wann Nattys Töchter, ihr Ehemann und nicht zuletzt auch die Polizei Eves falsches Spiel durchschauen und wie weit der Zweikampf zwischen den beiden Frauen noch gehen wird.

Es hat einen gewissen Reiz, dass Natty selbst alles andere als perfekt ist und in ihrer Wut und ihrem Frust manchmal etwas über das Ziel hinausschießt - ihr Leid wird umso greifbarer und plastischer dadurch, dass sie bisweilen Grenzen überschreitet und eben nicht besonnen und vernünftig handelt. Zwar möchte man Natty manchmal zurufen, sich doch zurückzuhalten und Eve durch unbedachtes Handeln nicht noch mehr Munition zu liefern, aber ihr emotional geprägtes Verhalten lässt sie glaubwürdig erscheinen. Es gibt ein Wiedersehen mit Detective Constable Joanne Aspinall, die bereits in Paula Dalys Debütroman "Die Schuld einer Mutter" (auch erschienen unter: "Der Mädchensucher") ermittelte; die Kenntnis des ersten Romans ist aber nicht vonnöten.

Die meisten Kapitel werden aus Nattys Ich-Perspektive erzählt, was passend ist, da sie die Hauptfigur ist. Eher kontraproduktiv sind die Kapitel, in denen ein personaler Erzähler Eves Gedanken wiedergibt. Der Leser erfährt somit sehr früh, was Eve plant, wie ihre Pläne umsetzen will und was sie diesbezüglich auch schon in der Vergangenheit getan hat. Viel reizvoller wäre es allerdings gewesen, den gleichen Wissensstand wie Natty zu haben und mit ihr, quasi als Verbündeter, die Wahrheit hinter Eve nach und nach zu durchschauen. Stattdessen erhält man Eves Pläne auf dem Silbertablett serviert, was sich etwas plump und plakativ liest.

Des Weiteren scheint Eve nur anfangs besonders raffiniert zu sein, wenn sie ihre ersten Intrigen startet; später macht sie es Natty zu leicht, sie zu widerlegen. Es kostet Natty beispielsweise keine große Mühe, diverse Lügen aus Eves Leben aufzudecken; man fragt sich, wie Eve annehmen konnte, auf Dauer ihr Lügengerüst aufrecht zu halten. Das Ende setzt auf einen Überraschungseffekt und eine gewisse Härte, liest sich aber auch aufgesetzt und künstlich dramatisiert.

Fazit:

Ein grundsätzlich recht unterhaltsamer Psychothriller mit interessanter Ausgangslage, der letztlich aufgrund einiger Mängel aber nicht über Durchschnitt hinauskommt. Wenn man keine allzu hohen Ansprüche an die Lektüre hat, kann der Roman ganz gut unterhalten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.