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7. März 2015

Der Räuber Hotzenplotz - Otfried Preußler

Produktinfos:

Ausgabe: 1962
Seiten: 128
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Der Autor:

Otfried Preußler, 1923-2013, zählt zu den bekanntesten Kinderbuchautoren Deutschlands. "Der kleine Wassermann" war sein erstes Kinderbuch. Es folgten zahlreiche weitere Werke, u. a.: "Die kleine Hexe", "Das kleine Gespenst", "Der Räuber Hotzenplotz", "Hörbe mit dem großen Hut" und "Die Abenteuer des starken Wanja".

Für den "kleinen Wassermann" erhielt Preußler den Deutschen Kinderbuchpreis. Es folgten zahlreiche weitere Auszeichnungen, u. a. der Deutsche sowie der Europäische Jugendbuchpreis ("Krabat"), Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, Eichendorff-Literaturpreis, Konrad-Adenauer-Preis für Literatur der Deutschland-Stiftung e.V. Viele seiner Werke wurden erfolgreich vertont bzw verfilmt.

Inhalt:

Kasperl und sein Freund Seppel haben Kasperls Großmutter zum Geburtstag eine Kaffeemühle geschenkt, die Großmutters Lieblingslied "Alles neu macht der Mai" spielen kann. Als Großmutter gerade alleine ist, wird sie zuhause vom Räuber Hotzenplotz überfallen, der ihr die Kaffeemühle raubt. Sofort danach wird Wachtmeister Dimpfelmoser informiert.

Kasperl und Seppel wollen jedoch auf eigene Faust die Kaffeemühle zurückholen. Sie stellen dem Räuber eine Falle, die sie zu seiner Räuberhöhle im Wald führen soll. Hotzenplotz aber durchschaut das Manöver und kann Kasperl und Seppel überwältigen. Während er Seppel in seiner Höhle behält, damit dieser dort für ihn arbeitet, verkauft er Kasperl an seinen Freund, den bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann.

Der schlaue Kasperl stellt sich dumm, sodass der Zauberer ihm nicht viel zutraut. Als Kasperl einmal allein im Schloss ist, hört er ein Weinen aus dem Keller. Er folgt dem Schluchzen und findet eine sprechende Unke, die sich als verzauberte Fee Amaryllis ausgibt. Kasperl will ihr helfen, wieder zurückverwandelt zu werden - und natürlich will er sich und Seppel befreien ...

Bewertung:

Otfried Preußler darf zweifellos zu den einflussreichsten Kinderbuchautoren des 20. Jahrhunderts gezählt werden, schuf er doch eine ganze Reihe von bedeutenden Klassikern, von der kleinen Hexe und dem kleinen Wassermann über die düstere Gruselsage "Krabat" bis hin zur Hotzenplotz-Trilogie.

Den Hintergrund für die Hotzenplotz-Geschichten bildet Preußlers Vorhaben, eine Kasperlgeschichte mitsamt des traditionellen Personals zu schreiben, als da wären der Kasperl und der Seppel, Großmutter, Prinzessin, Räuber, Polizist, Hexe, Zauberer und Krokodil. Wer mit Kasperltheater nichts anfangen kann (same here), darf sich trotzdem an diese Umsetzung wagen, da es sich im Grunde einfach um eine märchenhaft-abenteuerliche Kindergeschichte handelt, bei der Kasperl und Seppel auch andere Namen tragen könnten.

Kasperl erscheint als gewitzter Junge, clever und zugleich humorvoll und stets hilfsbereit. Auch sein Freund Seppel ist ein sympathischer Charakter, wenngleich nicht so schlau wie der Kasperl, der das Pläneschmieden übernimmt. Wachtmeister Dimpfelmoser repräsentiert Gesetz und Ordnung, ist aber nur bedingt eine Respektsperson - der Räuber Hotzenplotz jedenfalls hat nicht gerade viel Angst vor ihm und Kasperl und Seppel finden dementsprechend: "Der Polizei muss geholfen werden." Eine klassische Prinzessin gibt es hier zwar nicht, aber dafür eine Fee Amaryllis, die ein wenig attraktives Dasein als Unke fristet und der Kasperl unbedingt helfen will. Der finstere Petrosilius Zwackelmann ist eine für Kinder durchaus recht gruselige Gestalt. Allerdings relativiert sich dies wieder dank seines Kartoffelproblems: Zwackelmanns Lieblingsspeise ist Kartoffelbrei, doch trotz seiner umfangreichen Zauberfähigkeiten will es ihm nicht gelingen, ihnen die Schale herunterzuzaubern. So sitzt der große Zauberer folglich schlecht gelaunt in seiner Küche und schält Kartoffeln, was wiederum eine sehr amüsante Vorstellung ist. Hexe und Krokodil des Kasperltheaters alias Frau Schlotterbeck und ihr Krokodilhund Wasti (eigentlich ein Dackel - so etwas passiert einer Hobbyhexe leider mal) spielen hier noch nicht mit, sondern stoßen in den weiteren Bänden dazu.

Überhaupt geht es in der Geschichte sehr humorvoll zu. Legendär ist Kasperls "Schlimperdibix", das er gerne in pikanten oder überraschenden Momenten vor sich hin murmelt. Witzig ist auch sein Geschick, sich gegenüber Zwackelmann als Einfaltspinsel darzustellen, damit dieser ihn unterschätzt. Zwackelmann trägt seinem neuen Dienstboten auf, sechs Eimer Kartoffeln zu schälen, drei Klafter Holz zu sägen, spalten und aufzustapeln, den Fußboden zu schrubben und im Kräutergarten die leeren Beete umzustechen. Der scheinbar dusselige Kasperl allerdings bringt die Arbeitsaufträge durcheinander, sodass Zwackelmann es schließlich dabei belässt, ihn Kartoffeln schälen zu lassen - schließlich will er nicht riskieren, dass Kasperl womöglich den Fußboden zersägt und aufstapelt.

Daneben ist das Buch auf kindgerechte Weise spannend gestaltet. Mit Kasperl und Seppel lässt es sich wunderbar mitfiebern, die Räuberhöhle und das Schloss des Zauberers sorgen für wohliges Gruselflair und es ist zunächst nicht absehbar, wie Kasperl sich aus dem Schloss und Seppel sich aus der Räuberhöhle befreien sollen. Allerdings ist es nicht wirklich plausibel, wie leicht Kasperl in Kontakt mit der verzauberten Fee kommt, die ihm einen wichtigen Rat geben kann: Zwackelmann hätte den Weg ins Kellergewölbe schon etwas besser schützen können als mit Schildern wie "Eintritt strengstens verboten" - auch wenn die drei Verbotsschilder, die so gar nichts ausrichten, natürlich wiederum amüsant sind.

Fazit:

Kindgerechte Abenteuergeschichte, die auch viele Jahrzehnte nach ihrem ersten Erscheinen nichts von ihrem Charme verloren hat. Humorvoll und spannend, dabei aber auch nicht zu aufregend und mit nur minimalen Mängeln.

6. November 2014

Die kleine Hexe - Otfried Preußler

Produktinfos:

Ausgabe: 1957
Seiten: 127
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Der Autor:

Otfried Preußler, 1923-2013, zählt zu den bekanntesten Kinderbuchautoren Deutschlands. "Der kleine Wassermann" war sein erstes Kinderbuch. Es folgten zahlreiche weitere Werke, u. a.: "Die kleine Hexe", "Das kleine Gespenst", "Der Räuber Hotzenplotz", "Hörbe mit dem großen Hut" und "Die Abenteuer des starken Wanja".

Für den "kleinen Wassermann" erhielt Preußler den Deutschen Kinderbuchpreis. Es folgten zahlreiche weitere Auszeichnungen, u.a. der Deutsche sowie der Europäische Jugendbuchpreis ("Krabat"), Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, Eichendorff-Literaturpreis, Konrad-Adenauer-Preis für Literatur der Deutschland-Stiftung e.V. Viele seiner Werke wurden erfolgreich vertont bzw verfilmt. Mehr über den Autor erfährt man auf seiner Homepage: www.preussler.de

Inhalt:


In einem kleinen Häuschen im Wald lebt die kleine Hexe mit ihrem sprechenden klugen Raben Abraxas. Die kleine Hexe ist erst 127 Jahre alt und damit für eine Hexe sehr jung - dementsprechend muss sie jeden Tag viel lernen, um ihre Hexenfähigkeiten zu verbessern. Als junge und unerfahrene Hexe darf sie nicht am jährlichen Hexentanz teilnehmen, der in der Walpurgisnacht auf dem Blocksberg stattfindet. Das findet sie reichlich ungerecht. Gegen den Rat ihres Raben beschließt sie, dennoch hinzufliegen und sich unauffällig unter die anderen Hexen zu mischen.

Zu ihrem Pech wird die kleine Hexe enttarnt und bekommt großen Ärger. Die Oberhexe gesteht ihr aber ein Jahr Bewährungszeit zu. Wenn sie in diesem Jahr beweist, dass sie eine gute Hexe ist, darf sie beim nächsten Mal ganz offiziell am Hexentanz teilnehmen.

Die kleine Hexe ist fest entschlossen, diese Chance wahrzunehmen. Ab jetzt will sie nicht nur sechs, sondern sieben Stunden täglich Hexensprüche lernen. Aber sie will auch bei jeder Gelegenheit Hilfsbereitschaft beweisen und so den Althexen demonstrieren, dass sie eine gute Hexe ist ...

Bewertung:


"Die kleine Hexe" gehört zu den bekanntesten Kinderbuchklassikern des 20. Jahrhunderts und ist nach wie vor eine der populärsten Darstellungen einer freundlichen Hexe, die zur Identifikation einlädt. Stolze 127 Jahre zählt sie, doch das heißt bei Hexen bekanntlich nichts - und so hat die kleine Hexe, die übrigens das ganze Buch über namenlos bleibt, viel mit ihren jungen Lesern gemeinsam.

Vor allem ist die zauberkundige Protagonistin niemand, der sich einfach in sein Schicksal fügen möchte. Dass nur die alten, erfahrenen Hexen sich in der Walpurgisnacht auf dem Blocksberg vergnügen dürfen, empfindet sie als sehr ungerecht. Trotzig übertritt sie das Verbot, was Kinder in ähnlichen Situationen oftmals ebenso handhaben und daher gut nachvollziehen können. Gerade dieses Aufbegehren gegenüber den scheinbaren Autoritätsfiguren, das Widersetzen gegen als unsinnig empfundene Regeln werden Kinder gut nachvollziehen können. Fleißig ist die kleine Hexe, schließlich lernte sie schon vor ihrer Konfrontation mit den Althexen viele Stunden täglich mit dem Hexenbuch. Ansonsten aber zeigt sie typisch kindliche Züge, handelt gerne spontan und intuitiv und lässt sich ungern von starren Regeln leiten.

Der Rabe Abraxas fungiert als vernünftige Instanz. Immer wieder gibt er, gefragt oder ungefragt, weise Kommentare ab und wird nicht müde, die kleine Hexe freundlich, aber bestimmt zu belehren. Abraxas bildet somit einen gelungenen Gegenpart zur kleinen Hexe. Zwar steht er auf ihrer Seite und ist ihr engster Vertrauter, aber er erscheint oft auch als besserwisserisch und ermahnt sie immer wieder, bei jeder Gelegenheit eine musterhafte Hexe zu sein. Das Zusammenspiel zwischen dem altklugen Raben und der übermütigen kleinen Hexe liest sich amüsant und tröstet etwas darüber hinweg, dass keine sonstigen Freunde der kleinen Hexe präsentiert werden.

Die guten Taten der kleinen Hexe beziehen sich sowohl auf Menschen- als auch auf die Tierwelt. Positiv fällt die ausgewogene Mischung aus kleinen und großen Taten auf. Manchmal greift die kleine Hexe in durchaus dramatischen Situationen ein, hilft beispielsweise einer Frau, deren Mann das Geld der Familie verjubelt oder rettet drei alte Weiblein aus deren Not, denen das Holzsammeln verboten wird und die nicht wissen, wie sie den Winter ohne Holz überstehen sollen. Andere Taten sind keine großen Rettungsaktionen, aber liebenswerte kleine Gefälligkeiten, etwa wenn die kleine Hexe dem Maronimann seine Arbeit am heißen Ofen erleichtert (den Maronimann in die Hand schnäuzen zu lassen ist übrigens ein recht unappetitlicher Einfall des Autors - das hat mich schon als Kind pikiert) oder wenn die Waldtiere ein lustiges Karnevalsfest erleben. Dabei fällt auf, dass die kleine Hexe oft ihre Fähigkeit verbirgt und die betroffenen Menschen gar nicht wissen, wie sie zu ihrem plötzlichen Glück gekommen sind. Sehr bescheiden ist die kleine Hexe; Gutes tut sie gerne im Verborgenen und das ist einer der wesentlichen Züge, die sie so sympathisch machen.

Die Sprache ist einfach und kindgerecht, wobei es in den Jahrzehnten seit der Erstveröffentlichung 1957 zahlreiche kleine Wortänderungen gab. Zuletzt entbrannte im Feuilleton eine Debatte um das "Negerlein", das beim Karneval auftritt, mit dem Resultat, dass das Negerlein nun aus dem Werk gestrichen wurde. Natürlich hat sich Otfried Preußler seinerzeit nichts Böses bei der Verwendung dieses Wortes gedacht, aber besorgte Gemüter können beruhigt sein, dass sie in der aktuellen Auflage kein Negerlein mehr antreffen.

Auch ein gelungener Kinderbuchklassiker darf auf Mängel hin überprüft werden, die in diesem Fall freilich gering ausfallen. Zunächst einmal kann es den Leser irritieren, dass die kleine Hexe außer ihrem Raben keine weitere Bezugsperson zu haben scheint. Über ihre Eltern erfährt man nichts, ebensowenig über Hexenfreundinnen, generell nichts zu Hexen in ihrem jungen Alter. Das ist umso erstaunlicher, als dass die kleine Hexe ja nun eine recht offene Art hat, mit den Menschen und Tieren schnell vertraut wird und es daher nur logisch wäre, wenn sie auch die eine oder andere Hexenfreundin hätte. Das Ende ist zugegeben aus pädagogischer Sicht lehrreich, aus literarischer Sicht allerdings ein bisschen simpel; gewisse Probleme lösen sich etwas zu einfach auf.

Fazit:

Ein schöner Kinderbuchklassiker, der auch viele Jahrzehnte nach seinem Erscheinen noch aktuell ist und sich zu lesen lohnt.

4. Juni 2012

Krabat - Otfried Preußler

Produktinfos:

Ausgabe: 1981
Seiten: 255
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Der Autor:

Otfried Preußler zählt zu den bekanntesten Kinderbuchautoren Deutschlands. Er wurde 1923 in Böhmen geboren und starb 2013. Bis 1970 arbeitete er als Volksschullehrer, ehe er sich dem Schreiben widmete.

"Der kleine Wassermann" war sein erstes Kinderbuch. Es folgten zahlreiche weitere Werke, die allesamt erfolgreich wurden, u. a.: "Die kleine Hexe", "Das kleine Gespenst", "Der Räuber Hotzenplotz", "Hörbe mit dem großen Hut", "Die Abenteuer des starken Wanja" und "Krabat". Für den "kleinen Wassermann" erhielt Preußler den Deutschen Kinderbuchpreis. Es folgten zahlreiche weitere Auszeichnungen, u.a. der Deutsche sowie der Europäische Jugendbuchpreis ("Krabat"), Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, Eichendorff-Literaturpreis, Konrad-Adenauer-Preis für Literatur der Deutschland-Stiftung e. V. Viele seiner Werke wurden erfolgreich vertont bzw verfilmt.

Inhalt:

Die Geschichte spielt in der Gegend um Hoyerswerda in Schlesien, Ende des 17. Jahrhunderts: Der vierzehnjährige Krabat ist ein Waisenknabe. Gemeinsam mit zwei anderen Jungen zieht er nach Neujahr als Dreikönig durch die Gegend. Sie kehren auf Höfen ein, singen ihre Lieder und verdienen sich damit ihr Essen. Eines Nachts hat Krabat einen seltsamen Traum von elf Raben und einer heiseren Stimme, die ihn beschwört, zur Mühle in Schwarzkolm zu kommen. Krabat ignoriert den Traum zunächst, doch nachdem er sich in den folgenden Nächten wiederholt, folgt er dem Ruf. Obwohl ihm unterwegs geraten wird, die Mühle zu meiden, lässt er sich von seinem Vorhaben nicht abbringen.

In der abgeschiedenen Mühle empfängt ihn der Meister, ein schwarz gekleideter Mann mit Augenklappe und unheimlicher Ausstrahlung. Krabat wird als Lehrjunge aufgenommen. Außer ihm leben und arbeiten noch elf andere Jungen dort. Zum ernsten und vernünftigen Altgesell Tonda fasst Krabat rasch Vertrauen. Umso misstrauischer steht er dagegen dem dürren Lyschko gegenüber, der jede Heimlichkeit dem Meister zuträgt. Außerdem gibt es da noch die beiden starken und gutmütigen Vettern Michal und Merten, den Spaßvogel Andrusch, den kräftigen Hanzo, den handwerklich geschickten Petar, den wieselflinken Staschko, den ewig mies gelaunten Kito, den schweigsamen Kubo und den scheinbar dummen Juro.

Nach dem Ende seiner Probezeit wird Krabat vom Lehrjungen zum Schüler befördert. Nun darf auch er am Unterricht der Schwarzen Künste teilnehmen. Krabat ist stolz auf sein neues Können - doch er spürt auch, dass über der Mühle und dem Meister ein bedrohlicher Schatten liegt. Was hat es mit den Knochensplittern auf sich, die er eines Morgens in einem Mühlgang findet? Wer ist die schwarze Gestalt mit der Kutsche, die in Neumondnächten vorfährt und die selbst der Meister fürchtet? Krabat ahnt, dass sein Lehrherr einen dunklen Pakt abgeschlossen hat, der ihr aller Leben in Gefahr bringt. Nur die Liebe einer Frau kann Krabat aus seiner Not erlösen ...

Bewertung:

Die Macht der Liebe gegen dunkle Mächte, der Kampf zwischen Gut und Böse - das sind die bewährten Grundthemen dieses Romans, die in einen unheimlichen und märchenhaften Rahmen eingebettet werden, der für Jugendliche wie für Erwachsene reizvoll ist.

Sorbischer Sagenschatz

Die Grundlage des Krabat-Stoffes reicht in seinen Wurzeln über Jahrhunderte hinweg bis ins alte Indien zurück. Es ist die uralte Geschichte vom Kampf eines Zauberlehrlings gegen seinen Meister. Aber nicht nur das Grundthema, sondern auch die Gestalt des Lehrjungen und Zauberschülers Krabat besitzt eine lange Tradition. Der Autor Otfried Preußler begegnete Krabat das erste Mal in einem Sagenbuch mit sorbischen Volkserzählungen. Krabat ist in dieser Gegend als guter und hilfreicher Zaubermeister bekannt, um den sich viele Erzählungen ranken. Der historische Kern dieser Figur liegt in einem kroatischen Oberst, der dem Kurfürst Friedrich August I. - auch bekannt als "August der Starke" - treue Dienste leistete und wegen seiner fremden Herkunft und seiner Eigenheiten als Zauberer angesehen wurde.

Tradition statt Innovation

Die Themen sind nicht wirklich neu, aber wie so oft bei Sagen- und Märchenstoffen ist es nicht Innovation, sondern Tradition, die den Reiz ausmacht. Statt ausgefeilte Handlungsstränge darzustellen, beschränkt sich die Erzählung auf das Wesentliche, auf die großen alten Themen wie Liebe, das Böse, der Wert der Freundschaft und der mutige Versuch eines Jungen, sich und seine Freunde aus Fängen der dunklen Mächten zu befreien. Dabei verzichtet der Autor bewusst auf blumige Ausschmückungen, sowohl was den Stil als auch was die Handlung betrifft. Preußlers Roman greift auf alte Sagen zurück und bewahrt ihren einfachen, für jeden zugänglichen Stil. Diese Reduziertheit überträgt sich auch auf die Geschichte, die in sehr konzentrierter Form dargeboten wird. Es erfolgen keine ausführlichen Beschreibungen, weder der Orte noch der Figuren. Die eher auf Knappheit beschränkten Informationen lassen viel Raum für eigene Phantasie. Die Figuren und die Umgebung werden in der Vorstellung des Lesers lebendig. Bereits nach wenigen Seiten ist man gefangen in der rauen Welt und der dichten Atmosphäre der Mühle und dem Leben ihrer Bewohner. Voller Spannung begleitet man Krabat über die Jahre hinweg auf seinem Weg vom einfachen Bettelknaben zu einem respektablen Zauberlehrling, der sich auf einen Kampf auf Leben und Tod einlässt, um sich aus den Klauen des Bösen zu befreien.

Keine Schwarz-Weiß-Charaktere

Mit Krabat ist dem Autor eine Titelfigur gelungen, die sich jedem Leser sofort als Identifikationsfigur anbietet. Preußler verliert nicht viele Worte, um seinen jungen Protagonisten vorzustellen. Es ist ein Junge wie jeder andere, vorbehaltlos, neugierig und gern bereit, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Jeder Leser kann nachvollziehen, warum der mittellose Betteljunge dem Ruf zur Schwarzen Mühle folgt. Ebenso verständlich ist seine Neugierde, als er herausfindet, dass an diesem Ort nicht nur das Müllern, sondern auch mysteriöse andere Künste gelehrt werden. An keiner Stelle des Buches gerät man in Gefahr, den Bezug zu Krabat zu verlieren. Stattdessen hofft, fürchtet, leidet und freut man sich mit dem Jungen, der nie einen unrealistischen Helden abgibt.

Krabat vereint dankenswerterweise nicht nur positive Eigenschaften in sich, sondern tritt zuweilen auch naiv oder unvernünftig auf. Die anderen Lehrjungen sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen aller möglichen Charaktere. Dabei stechen vor allem der ruhige Tonda, sein Altgesell-Nachfolger Michal und der dumme Juro hervor, der letztlich gar nicht so dumm ist, wie es scheint. Eine weitere positive Figur ist der Pumphutt, ein freier Müllersbursche, der den Meister in einem Zauberduell besiegt und dafür Sorge trägt, dass die Burschen gut behandelt werden. Er steht im direkten Gegensatz zum Meister, der seine Macht in der Mühle auslebt, während der Pumphutt umherzieht und seine Kräfte dafür einsetzt, um den Bedürftigen zu helfen.

Mindestens ebenso interessant wie die "guten" Charaktere sind die "bösen" unter ihnen, allen voran der Müllermeister und der Herr Gevatter. Preußler vermeidet eine reine Schwarz-Weiß-Malerei und trägt dadurch erheblich zum Spannungscharakter der Erzählung bei. Der Meister ist ohne Frage ein finsterer Mensch, der den Jungen Unheil bringt. Doch er kennt auch menschliche Züge wie Lob, Großzügigkeit und sogar Angst. So herrisch er in seiner Mühle gegenüber den Schülern auftritt, so duckmäuserisch verhält er sich wiederum gegenüber dem Herrn Gevatter, vor dem er echte Furcht empfindet. Der Herr Gevatter, auch "der mit der Hahnenfeder" genannt, wird durch die Unaussprechlichkeit seines wahren Namens zu einer noch mysteriöseren Gestalt stilisiert. Ist es der Teufel, ist es der Tod? In jedem Fall geht von ihm eine unheimliche Macht aus, der sich selbst der Meister nicht zu widersetzen vermag. Auch er ist nicht einfach das personifizierte Böse, wie sich zeigt, als er den Meister für die Misshandlung eines der Lehrjungen tüchtig bestraft. Gerade diese Undurchsichtigkeit ist es, die bei seinem Auftauchen für den wohligen Grusel sorgt.

Finstere Handlung

Am Ende dieses spannenden Leseabenteuers warten der märchenhaft gute Ausgang und die ersehnte Erlösung durch die Allmacht der Liebe, der der böse Zauber des Meisters hoffnungslos unterlegen ist. Doch bis dahin geschehen allerlei finstere Dinge. Spätestens mit Tondas Tod wird offensichtlich, dass "Krabat" tatsächlich ein Jugend- und Erwachsenenroman ist. Tonda ist eine melancholische, verlässliche und kluge Gestalt, zu der sowohl der Leser als auch Krabat rasch Vertrauen fassen. Sein gewaltsames Ableben hinterlässt Spuren bei Krabat, der sich ohne seinen bewunderten Freund einsamer denn je fühlt. Tonda ist nicht der letzte Tote in der Mühle, Krabat wird im späteren Verlauf noch einen weiteren Freund verlieren. Der Teufelspakt des Meisters und die jährlichen Opferungen der Jungen sind erschreckende Elemente, die allzu junge Leser überfordern und ängstigen.

Unterm Strich ist "Krabat" ein düsterer und über weite Strecken trauriger Roman. Der einfache Stil mag zwar bereits für Grundschulkinder zu bewältigen sein, doch die Thematik ist erst für Jugendliche ab etwa zwölf Jahren zu empfehlen. Durch die vielen interpretatorischen Ansätze und Diskussionspunkte über die Charaktere, über die Symbolik und den sagenhaft-historischen Hintergrund eignet sich der Roman hervorragend als Schullektüre und wird als solche auch gern verwendet.

Fazit:

"Krabat" ein leicht geschriebener märchenhafter Roman über den alten Kampf zwischen Gut und Böse und die Erlösung durch die wunderbare Macht der Liebe. Trotz des einfachen Stils ist das Werk aufgrund der düsteren Thematik nicht für Kinder unter zwölf Jahren geeignet. Auf Jugendliche und Erwachsene dagegen wartet ein wunderbares Leseabenteuer, das besonders in die kalte Jahreszeit passt und zu Recht bereits zu Lebzeiten des Autors ein Klassiker geworden ist.

Der kleine Wassermann - Otfried Preußler

Produktinfos:

Ausgabe: 2005
Seiten: 127
Amazon
* * * * *
Der Autor:

Otfried Preußler zählt zu den bekanntesten Kinderbuchautoren Deutschlands. Er wurde 1923 in Böhmen geboren und starb 2013. Bis 1970 arbeitete er als Volksschullehrer, ehe er sich dem Schreiben widmete.

"Der kleine Wassermann" war sein erstes Kinderbuch. Es folgten zahlreiche weitere Werke, die allesamt erfolgreich wurden, u. a.: "Die kleine Hexe", "Das kleine Gespenst", "Der Räuber Hotzenplotz", "Hörbe mit dem großen Hut", "Die Abenteuer des starken Wanja" und "Krabat". Für den "kleinen Wassermann" erhielt Preußler den Deutschen Kinderbuchpreis. Es folgten zahlreiche weitere Auszeichnungen, u. a. der Deutsche sowie der Europäische Jugendbuchpreis ("Krabat"), Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, Eichendorff-Literaturpreis, Konrad-Adenauer-Preis für Literatur der Deutschland-Stiftung e. V. Viele seiner Werke wurden erfolgreich vertont bzw. verfilmt.

Inhalt:

Tief unten auf dem Grund des Mühlenweihers steht ein kleines Haus. Dort wohnt die Wassermannfamilie mit dem Vater, der Mutter und dem kleinen Wassermannjungen. Der kleine Wassermann sieht genauso aus wie ein normaler Menschenjunge, nur dass er grüne Haare und zwischen den Fingern Schwimmhäute hat. Am liebsten trägt er seinen schilfgrünen Rock, gelbe Stiefel und eine lange rote Zipfelmütze.

Schnell wächst er heran, und bald ist es soweit, dass der kleine Wassermann mit seinem Vater zum ersten Mal das Haus verlassen und durch den Mühlenweiher schwimmen darf. Endlich lernt er all die Fische persönlich kennen, die er bisher immer nur vom Fenster aus beobachten konnte. Einer von ihnen wird sein ganz besonderer Freund: der alte, ehrwürdige Karpfen Cyprinus, auf dessen Rücken er nach seinem ersten Ausflug nach Hause reiten darf.

Von da an durchstreift der kleine Wassermann jeden Tag den Mühlenweiher und erlebt stets ein neues Abenteuer. Der Weiher ist zwar nicht sehr groß, aber für den Jungen gibt es allerhand zu entdecken. Dabei gibt es auch unerfreuliche Begegnungen, wie mit dem hässlichen Neunauge, das dem kleinen Wassermann schreckliche Alpträume beschert - aber eines Tages nimmt ihn sein Vater sogar mit zu einem Abstecher auf Land, wo der staunende Wassermann die Menschen kennenlernt und noch aufregendere Dinge erlebt ...

Bewertung:

"Der kleine Wassermann" ist mittlerweile einer der Klassiker der deutschen Kinderbuchliteratur. Der Erfolg ist nicht verwunderlich, denn das Buch enthält alles, was Kinder zur Unterhaltung brauchen: eine sympathische Hauptfigur, einfache, kindgerechte Sprache, lustige und aufregende Episoden sowie zahlreiche Illustrationen.

Sympathische Hauptfigur

Das Entscheidende am kleinen Wassermann ist, dass er für Kinder eine ideale Identifikationsfigur darstellt. So wie die Menscheneltern ihre Kinder vor bestimmten Dingen warnen, so gelten auch für den kleinen Wassermann gewisse Regeln. Und ganz wie Menschenkinder ist er so neugierig, dass er sie ein ums andere Mal übertritt.

Gleich bei seinem ersten Ausflug in den Mühlenweiher verleitet ihn sein Übermut dazu, sich so tief in den Schlingpflanzen zu verstecken, dass er allein nicht mehr herauskommt. Erst sein Vater kann ihn befreien, und der kleine Wassermann erfährt zum ersten Mal, was passieren kann, wenn man es zu toll treibt.

Auch bei seinen Ausflügen in die Menschenwelt lauern Gefahren. Nicht umsonst warnen ihn seine Eltern davor, sich den Menschen zu zeigen. Doch der kleine Wassermann kann es nicht lassen. Zu seinem Glück glauben die meisten Menschen nicht an Wassermänner, sondern halten ihn bloß für einen komischen Knirps mit grünen Haaren, und der kleine Wassermann ist so flink, dass er blitzschnell entwischt, als ihn einmal ein Menschenmann zu jagen beginnt.

Humorvoll und lehrreich

Sehr humorvoll geht es an den Stellen zu, an denen der Wassermann unbekannte Gegenstände der Menschenwelt erforscht. In der Wasserwelt ist man natürlich ganz anderes Essen gewohnt, sodass er die gebratenen Kartoffeln zunächst für Steine hält. Als die Kinder ihm welche zum Probieren anbieten, schmecken sie ihm wider Erwarten ganz vorzüglich. Selbstverständlich will er sich dafür revanchieren und bringt seinen neuen Freunden etwas von seinen eigenen Köstlichkeiten mit - oder zumindest etwas, das in seiner Welt als Köstlichkeit gilt: Voller Stolz präsentiert er den Jungen Kröteneier mit eingesalzenen Wasserflöhen, gedünsteten Froschlaich und Algengerichte.

Bezeichnenderweise reagieren die Menschenjungen viel freundlicher auf den kleinen Wassermann als die Erwachsenen. Sie stutzen keinen Augenblick, als er ihnen verrät, wer er ist. Vielmehr freuen sie sich, einen neuen Kameraden gefunden zu haben.

In liebevoller Weise mahnt das Buch den respektierlichen Umgang mit der Natur an. Der kleine Wassermann lebt mit allen Tieren im Weiher in friedlicher Harmonie, auch wenn sich darunter so unheimliche Gesellen wie das Neunauge befinden. Menschen, die diese Natur bedrohen, werden bestraft, so wie ein Angler, mit dem sich der kleine Wassermann einen Streich erlaubt.

Ein netter Charakter ist der Karpfen Cyprinus. Sehr ruhig und bedächtig, voller Vorurteile über die Menschenwelt und immer ein bisschen grummelig, steht er im direkten Gegensatz zu seinem kleinen, naseweisen Freund. Dennoch oder gerade deswegen verstehen sich die beiden prächtig, denn der kleine Wassermann weiß, dass er immer auf den Karpfen vertrauen kann. Umgekehrt registriert der alte Cyprinus anerkennend, dass der kleine Wassermann trotz seiner Flausen ein anständiger Junge ist.

Kaum Schwächen

Die Darstellung der Menschenwelt ist etwas zu bieder geraten. Die Kinder sind alle freundlich zum kleinen Wassermann, die Erwachsenen dagegen unangenehme Zeitgenossen, die mit ihm schimpfen oder ihn verjagen. Diese Schwarz-Weiß-Malerei kommt ein bisschen zu dick aufgetragen daher, was aber vermutlich bei einem Kinderbuch nicht so stark ins Gewicht fällt.

Auch ein bisschen mehr Spannung hätte dem Werk gutgetan. Die Abenteuer des kleinen Wassermanns sind lustig und lehrreich, aber für die Leser nicht wirklich aufregend. Er gerät nie ernsthaft in Gefahr. Vor den Menschen hat er von Anfang an keine Scheu, und außer dem Neunauge scheint er alle Tiere im Weiher zu mögen. Vielleicht hätte man ein zusätzliches Abenteuer, etwa mit einem gefährlichen großen Fisch, einbauen können, damit die etwas älteren Leser, die sich nach mehr Action sehnen, auch auf ihre Kosten kommen.

Einfache Sprache

Die Sprache ist ideal für Grundschulkinder geeignet. Die Sätze sind einfach und kurz gehalten, und es werden keine schwierigen Worte verwendet. Sätze wie: "Hei, wie der Moormann dem kleinen Wassermann aufspielte" werden bewusst mit umgangssprachlichen Ausschmückungen versehen, um das Erzählte gegenüber dem Kind noch lebendiger zu gestalten. Durch diesen Stil eignet sich das Buch auch hervorragend zum Vorlesen. Alle paar Seiten befindet sich eine meist halbseitige Federzeichnung, die die Erlebnisse des kleinen Wassermanns jeweils untermalt.

Fazit:

Insgesamt handelt es sich bei dem "kleinen Wassermann" um ein für Kinder sehr lesenswertes Buch. Viele schöne Episoden in und außerhalb der Wasserwelt sorgen für kindgerechte Unterhaltung. Mit Liebe zum Detail kreiert der Autor eine gemütliche Unterwasserwelt. Lustige und lehrreiche Episoden ranken sich um den Alltag eines kleinen Wassermannjungen, der trotz seiner Herkunft die gleichen Eigenschaften wie Menschenkinder aufweist und ihnen deshalb schnell vertraut sein wird.