Produktinfos:
Ausgabe: 2017 bei Penguin
Seiten: 400
* * * * *
Der Autor:
JP Delaney veröffentlichte unter anderem Namen bereits Bestseller. "The Girl Before" ist sein erster Psychothriller.
Inhalt:
Nach einem schweren Schicksalsschlag will die alleinstehende Jane ein neues Leben beginnen. Sie wechselt ihre Arbeitsstelle und zieht in ein hochmodernes Mietshaus in der Londoner Folgate Street, das der exzentrische Vermieter Edward Monkford selbst entworfen hat. Die Wohnung bietet allerlei technischen Luxus, allerdings muss Jane als Gegenleistung strenge Regeln einhalten und vor allem strengste Ordnung halten.
Schon bei ihrer ersten Begegnung ist Jane fasziniert von dem mysteriösen und attraktiven Edward, und bald beginnen sie eine Affäre. Jane ist anfangs glücklich, bis sie von ihrer verstorbenen Vormieterin erfährt. Emma starb angeblich bei einem häuslichen Unfall, es gibt aber Ungereimtheiten.
Zudem sah Emma Jane sehr ähnlich, und auch sie hatte eine Affäre mit Edward. Jane kann sich dennoch nicht vorstellen, dass Edward etwas mit Emmas Tod zu tun hat. Trotzdem forscht sie weiter, denn Emmas seltsamer Tod lässt sie nicht los. Gleichzeitig fühlt sie sich immer unwohler in ihrer Wohnung ...
Bewertung:
JP Delaneys Romandebüt "The Girl Before" eroberte im Sturm die Bestsellerlisten, Thrillerautor Lee Child schwärmte, es sei "wie nichts, was Sie je gelesen haben". So ganz trifft das Zitat nicht zu, denn während der Lektüre kommen doch gewisse Assoziationen zu anderen bekannten Werken auf. Deutlich sind die Parallelen zu Ira Levins "Sliver" (1993 verfilmt mit Sharon Stone), in dem eine junge Frau eine stylische Wohnung bezieht, deren Vormieterin auf mysteriöse Weise darin starb; auch einen voyeuristischen und charismatischen Hausbesitzer, der mit der Protagonistin eine Affäre beginnt, gibt es hier. Der dominante und penible Edward Monkford erinnert ein wenig an Christian aus "Fifty Shades Of Grey", inklusive der - wenn auch nicht detailliert geschilderten - BDSM-Elemente, auch das Hörigkeitsverhältnis zwischen Jane und Edward ist durchaus ähnlich. Das ultramoderne Haus, das allmählich zur Bedrohung wird, lässt an Dean Koontz' "Des Teufels Saat" denken.
Sieht man von der also eher nicht gegebenen Originalität ab, ist "The Girl Before" durchaus ein sehr unterhaltsames Werk mit Spannung und Atmosphäre. Die Kapitel sind abwechselnd mit "Damals: Emma" und "Heute: Jane" betitelt. Schnell zeichnen sich die Parallelen zwischen den Frauen ab, auch wenn ihre Ausgangslagen so unterschiedlich sind: Emma zieht mit ihrem Freund Simon in die Folgate Street; Jane lebt allein und hat gerade eine Totgeburt erlitten, unter der sie sehr leidet. Aber beide Frauen sind sofort von Edward Monkford fasziniert, sie lassen sich auf eine Affäre ein und akzeptieren Edwards außergewöhnliche Regeln, ja finden sein dominantes Auftreten gerade besonders reizvoll. Der Leser weiß zwar durch die Kapitel über Emma zunächst mehr als Jane, erfährt aber ebenfalls erst zum Schluss, was es mit ihrem Tod auf sich hat. Nach und nach entwickelt sich eine beklemmende Stimmung; die Vorteile des hochtechnisierten Hauses erweisen sich als tückisch, Janes klaustrophobisches Empfinden ist gut nachvollziehbar. Der Roman lädt durch den glatten Stil und die kurzen Kapitel zu einer schnellen Lektüre ein.
Es ist allerdings schwer nachzuvollziehen, weshalb sich Jane auf den umfangreichen Regelkatalog einlässt, statt abgeschreckt zu werden. Bei Emma ist es noch einigermaßen verständlich, da sie kurz zuvor in ihrer Wohnung überfallen wurde und die Vorkehrungen in der Folgate Street Nummer 1 ihr endlich eine gewisse Sicherheit vermitteln. Ansonsten ist es aber nicht sehr realistisch, dass sich jemand auf den Vertrag mit über zweihundert Regeln einlässt. Es darf beispielsweise niemals etwas auf dem Boden herumliegen, regelmäßige Kontrollen müssen akzeptiert werden. Teppiche, Bilder, Zimmerpflanzen, Vorhänge und Bücher sind verboten; grundsätzlich muss jede Veränderung vorher genehmigt werden. Auch Dekoobjekte, Wäscheleinen, Papierkörbe oder Sofakissen sind tabu, ebenso wie weitere Lampen. Natürlich darf zudem nicht geraucht werden. Auch wenn die Wohnung extrem günstig für ihren Komfort ist, wiegt das wohl kaum die enormen Einschränkungen auf.
Des Weiteren teilt der Leser kaum die Begeisterung der Protagonistinnen für Edward Monkford, auch wenn eine gewisse Faszination verständlich ist. Doch spätestens, wenn seine dominante Art und seine Bevormundungen deutlich werden, geht man auf Distanz. Die Auflösung mag zudem zwar nicht unbedingt jeder Leser zuvor erahnen, aber ganz überraschend kommt sie auch nicht.
Fazit:
"The Girl Before" von JP Delaney ist ein unterhaltsamer und recht atmosphärischer Thriller, der allerdings nicht ganz so innovativ oder überraschend ist, wie es die Vermarktung behauptet. Wenn man darauf keinen Anspruch erhebt, erwartet einen kurzweilige Lektüre.
Ausgabe: 2017 bei Penguin
Seiten: 400
* * * * *
Der Autor:
JP Delaney veröffentlichte unter anderem Namen bereits Bestseller. "The Girl Before" ist sein erster Psychothriller.
Inhalt:
Nach einem schweren Schicksalsschlag will die alleinstehende Jane ein neues Leben beginnen. Sie wechselt ihre Arbeitsstelle und zieht in ein hochmodernes Mietshaus in der Londoner Folgate Street, das der exzentrische Vermieter Edward Monkford selbst entworfen hat. Die Wohnung bietet allerlei technischen Luxus, allerdings muss Jane als Gegenleistung strenge Regeln einhalten und vor allem strengste Ordnung halten.
Schon bei ihrer ersten Begegnung ist Jane fasziniert von dem mysteriösen und attraktiven Edward, und bald beginnen sie eine Affäre. Jane ist anfangs glücklich, bis sie von ihrer verstorbenen Vormieterin erfährt. Emma starb angeblich bei einem häuslichen Unfall, es gibt aber Ungereimtheiten.
Zudem sah Emma Jane sehr ähnlich, und auch sie hatte eine Affäre mit Edward. Jane kann sich dennoch nicht vorstellen, dass Edward etwas mit Emmas Tod zu tun hat. Trotzdem forscht sie weiter, denn Emmas seltsamer Tod lässt sie nicht los. Gleichzeitig fühlt sie sich immer unwohler in ihrer Wohnung ...
Bewertung:
JP Delaneys Romandebüt "The Girl Before" eroberte im Sturm die Bestsellerlisten, Thrillerautor Lee Child schwärmte, es sei "wie nichts, was Sie je gelesen haben". So ganz trifft das Zitat nicht zu, denn während der Lektüre kommen doch gewisse Assoziationen zu anderen bekannten Werken auf. Deutlich sind die Parallelen zu Ira Levins "Sliver" (1993 verfilmt mit Sharon Stone), in dem eine junge Frau eine stylische Wohnung bezieht, deren Vormieterin auf mysteriöse Weise darin starb; auch einen voyeuristischen und charismatischen Hausbesitzer, der mit der Protagonistin eine Affäre beginnt, gibt es hier. Der dominante und penible Edward Monkford erinnert ein wenig an Christian aus "Fifty Shades Of Grey", inklusive der - wenn auch nicht detailliert geschilderten - BDSM-Elemente, auch das Hörigkeitsverhältnis zwischen Jane und Edward ist durchaus ähnlich. Das ultramoderne Haus, das allmählich zur Bedrohung wird, lässt an Dean Koontz' "Des Teufels Saat" denken.
Sieht man von der also eher nicht gegebenen Originalität ab, ist "The Girl Before" durchaus ein sehr unterhaltsames Werk mit Spannung und Atmosphäre. Die Kapitel sind abwechselnd mit "Damals: Emma" und "Heute: Jane" betitelt. Schnell zeichnen sich die Parallelen zwischen den Frauen ab, auch wenn ihre Ausgangslagen so unterschiedlich sind: Emma zieht mit ihrem Freund Simon in die Folgate Street; Jane lebt allein und hat gerade eine Totgeburt erlitten, unter der sie sehr leidet. Aber beide Frauen sind sofort von Edward Monkford fasziniert, sie lassen sich auf eine Affäre ein und akzeptieren Edwards außergewöhnliche Regeln, ja finden sein dominantes Auftreten gerade besonders reizvoll. Der Leser weiß zwar durch die Kapitel über Emma zunächst mehr als Jane, erfährt aber ebenfalls erst zum Schluss, was es mit ihrem Tod auf sich hat. Nach und nach entwickelt sich eine beklemmende Stimmung; die Vorteile des hochtechnisierten Hauses erweisen sich als tückisch, Janes klaustrophobisches Empfinden ist gut nachvollziehbar. Der Roman lädt durch den glatten Stil und die kurzen Kapitel zu einer schnellen Lektüre ein.
Es ist allerdings schwer nachzuvollziehen, weshalb sich Jane auf den umfangreichen Regelkatalog einlässt, statt abgeschreckt zu werden. Bei Emma ist es noch einigermaßen verständlich, da sie kurz zuvor in ihrer Wohnung überfallen wurde und die Vorkehrungen in der Folgate Street Nummer 1 ihr endlich eine gewisse Sicherheit vermitteln. Ansonsten ist es aber nicht sehr realistisch, dass sich jemand auf den Vertrag mit über zweihundert Regeln einlässt. Es darf beispielsweise niemals etwas auf dem Boden herumliegen, regelmäßige Kontrollen müssen akzeptiert werden. Teppiche, Bilder, Zimmerpflanzen, Vorhänge und Bücher sind verboten; grundsätzlich muss jede Veränderung vorher genehmigt werden. Auch Dekoobjekte, Wäscheleinen, Papierkörbe oder Sofakissen sind tabu, ebenso wie weitere Lampen. Natürlich darf zudem nicht geraucht werden. Auch wenn die Wohnung extrem günstig für ihren Komfort ist, wiegt das wohl kaum die enormen Einschränkungen auf.
Des Weiteren teilt der Leser kaum die Begeisterung der Protagonistinnen für Edward Monkford, auch wenn eine gewisse Faszination verständlich ist. Doch spätestens, wenn seine dominante Art und seine Bevormundungen deutlich werden, geht man auf Distanz. Die Auflösung mag zudem zwar nicht unbedingt jeder Leser zuvor erahnen, aber ganz überraschend kommt sie auch nicht.
Fazit:
"The Girl Before" von JP Delaney ist ein unterhaltsamer und recht atmosphärischer Thriller, der allerdings nicht ganz so innovativ oder überraschend ist, wie es die Vermarktung behauptet. Wenn man darauf keinen Anspruch erhebt, erwartet einen kurzweilige Lektüre.
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