Poduktinfos:
Ausgabe: 2017 bei FISCHER
Seiten: 496
* * * * *
Der Autor:
Agustín Martínez, Jahrgang 1975, studierte in Madrid audiovisuelle Kommunikation und gehört zu Spaniens erfolgreichsten Drehbuchautoren. Ein Kriminalfall zu einem vermissten Mädchen inspirierte ihn auf einer Fahrt durch die Pyrenäen zu seinem ersten Roman.
Inhalt:
Im abgelegenen Pyrenäendorf Monteperdido verschwinden die beiden elfjährigen Freundinnen Ana und Lucia. Trotz aller Suchmaßnahmen und Ermittlungen gibt es keine Spur von ihnen. Der Verdacht fällt zeitweise auf Anas Vater, erhärtet sich jedoch nicht. Die Ermittlungen geraten ins Stocken; die meisten Einwohner gehen davon aus, dass die Mädchen tot sind.
Fünf Jahre später verunglückt ein Auto, der Fahrer ist sofort tot, die sechzehnjährige Beifahrerin wird verletzt geborgen. Zur Überraschung aller handelt es sich um die vermisste Ana. Sie leidet allerdings unter Erinnerungslücken und kann keine detaillierten Aussagen zu ihrem Entführer oder dem Ort der Gefangenschaft geben.
Kommissarin Sara Campos von der Bundespolizei unterstützt die einheimischen Ermittler. Es beginnt eine verzweifelte Suche nach Lucia, in der Hoffnung, sie noch lebend zu finden. Sara Campos stößt bei den Dorfbewohnern auf Misstrauen und Schweigen. Es verdichten sich jedoch die Hinweise, dass der Täter aus ihrer Gemeinschaft kommt ...
Bewertung:
Wie ein Debütroman wirkt der atmosphärische und spannende Roman "Monteperdido" gewiss nicht, und man merkt, dass Autor Agustín Martínez zumindest im Drehbuchschreiben sehr erfahren ist.
Das Buch entführt seine Leser in ein einsam gelegenes Pyrenäendorf, das einige düstere Geheimnisse in sich birgt. Gemeinsam mit den Ermittlern darf man rätseln, wer die beiden Mädchen damals entführt hat, warum er sie am Leben gelassen hat, was es mit Anas Flucht auf sich hat - und wo sich Lucia befindet. Ana ist nur bedingt eine Hilfe, zu unspezifisch sind ihre Angaben. Sie behauptet, ihr Entführer habe stets einen Helm getragen, zudem habe sie das Gefängnis nie verlassen. Allmählich keimt bei den Ermittlern aber der Verdacht auf, dass Ana womöglich jemanden deckt - kann oder will sie sich nicht genau erinnern? Im Verlauf der Handlung ergeben sich Verdachtsmomente, doch wer tatsächlich hinter der Entführung steckt, wird erst sehr spät verraten.
Interessant ist überdies das Zusammenspiel zwischen den Ermittlern. Der einheimische Polizist Victor Gamero und die Bundeskommissarin Sara Campos haben anfangs Mühe, harmonisch zusammenzuarbeiten. Zudem steht Victor zwischen den Stühlen, will einerseits natürlich den Fall aufklären, sich von der Bundespolizei aber auch nicht belehren lassen und seine bekannten und Freunde im Dorf nicht verärgern.
"Monteperdido" bedient sich eines langsamen Tempos. Zwar geht es natürlich um die Suche nach dem Täter, aber mindestens ebenso viel Raum wie die Ermittlungsarbeit nimmt das Schicksal der betroffenen Familien ein. Eindringlich bekommt man vor Augen geführt, wie sehr Anas und Lucias Angehörige seit Jahren leiden. Die Ehe von Anas Eltern Raquel und Álvaro ist gescheitert; Álvaro war zudem der einzige Verdächtige bisher, und viele Dorfbewohner sind nach wie vor von seiner Schuld überzeugt. Zu den vehementesten Vertretern dieser Theorie gehört ausgerechnet Lucias Vater Joaquín. Er ist besessen vom Gedanken, seine Tochter zu rächen, und vernachlässigt darüber seinen Sohn Quim. Lucias Mutter Montserrat wiederum sehnt sich nach einem Baby und möchte trotz des Verlustes ihrer Tochter wieder glücklich sein. Trauer, Verzweiflung und Wut hüllen die beiden Familien ein. Anas plötzliche Rückkehr löst bei aller Freude auch gewisse Probleme aus - Raquel ist unsicher, wie sie mit ihrer Tochter umgehen soll, die sie noch als Kind in Erinnerung hat. Zudem bemühen sich Anas Eltern, ihre Trennung vor ihrer Tochter zu verheimlichen. Beständig liegt eine melancholische Stimmung über dem Geschehen
"Monteperdido" ist ein ergreifender und berührender Spannungsroman für sensible Leser, die eine gewisse Geduld mitbringen. Bei Sara Campos dauert es ein wenig, bis man ein klares Bild von ihr hat und mit ihr warmgeworden ist. Abgesehen davon und von der etwas gemächlichen Gangart des Romans ist das Werk aber rundum gelungen bis zum bittersüßen Ende.
Fazit:
"Monteperdido" von Agustín Martínez ist ein sehr atmosphärischer Thriller, dazu auch nicht zu vorhersehbar und bis zum Ende grundsätzlich spannend. Die Handlung verläuft aber gemächlich und erfordert eine gewisse Geduld.
Ausgabe: 2017 bei FISCHER
Seiten: 496
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Der Autor:
Agustín Martínez, Jahrgang 1975, studierte in Madrid audiovisuelle Kommunikation und gehört zu Spaniens erfolgreichsten Drehbuchautoren. Ein Kriminalfall zu einem vermissten Mädchen inspirierte ihn auf einer Fahrt durch die Pyrenäen zu seinem ersten Roman.
Inhalt:
Im abgelegenen Pyrenäendorf Monteperdido verschwinden die beiden elfjährigen Freundinnen Ana und Lucia. Trotz aller Suchmaßnahmen und Ermittlungen gibt es keine Spur von ihnen. Der Verdacht fällt zeitweise auf Anas Vater, erhärtet sich jedoch nicht. Die Ermittlungen geraten ins Stocken; die meisten Einwohner gehen davon aus, dass die Mädchen tot sind.
Fünf Jahre später verunglückt ein Auto, der Fahrer ist sofort tot, die sechzehnjährige Beifahrerin wird verletzt geborgen. Zur Überraschung aller handelt es sich um die vermisste Ana. Sie leidet allerdings unter Erinnerungslücken und kann keine detaillierten Aussagen zu ihrem Entführer oder dem Ort der Gefangenschaft geben.
Kommissarin Sara Campos von der Bundespolizei unterstützt die einheimischen Ermittler. Es beginnt eine verzweifelte Suche nach Lucia, in der Hoffnung, sie noch lebend zu finden. Sara Campos stößt bei den Dorfbewohnern auf Misstrauen und Schweigen. Es verdichten sich jedoch die Hinweise, dass der Täter aus ihrer Gemeinschaft kommt ...
Bewertung:
Wie ein Debütroman wirkt der atmosphärische und spannende Roman "Monteperdido" gewiss nicht, und man merkt, dass Autor Agustín Martínez zumindest im Drehbuchschreiben sehr erfahren ist.
Das Buch entführt seine Leser in ein einsam gelegenes Pyrenäendorf, das einige düstere Geheimnisse in sich birgt. Gemeinsam mit den Ermittlern darf man rätseln, wer die beiden Mädchen damals entführt hat, warum er sie am Leben gelassen hat, was es mit Anas Flucht auf sich hat - und wo sich Lucia befindet. Ana ist nur bedingt eine Hilfe, zu unspezifisch sind ihre Angaben. Sie behauptet, ihr Entführer habe stets einen Helm getragen, zudem habe sie das Gefängnis nie verlassen. Allmählich keimt bei den Ermittlern aber der Verdacht auf, dass Ana womöglich jemanden deckt - kann oder will sie sich nicht genau erinnern? Im Verlauf der Handlung ergeben sich Verdachtsmomente, doch wer tatsächlich hinter der Entführung steckt, wird erst sehr spät verraten.
Interessant ist überdies das Zusammenspiel zwischen den Ermittlern. Der einheimische Polizist Victor Gamero und die Bundeskommissarin Sara Campos haben anfangs Mühe, harmonisch zusammenzuarbeiten. Zudem steht Victor zwischen den Stühlen, will einerseits natürlich den Fall aufklären, sich von der Bundespolizei aber auch nicht belehren lassen und seine bekannten und Freunde im Dorf nicht verärgern.
"Monteperdido" bedient sich eines langsamen Tempos. Zwar geht es natürlich um die Suche nach dem Täter, aber mindestens ebenso viel Raum wie die Ermittlungsarbeit nimmt das Schicksal der betroffenen Familien ein. Eindringlich bekommt man vor Augen geführt, wie sehr Anas und Lucias Angehörige seit Jahren leiden. Die Ehe von Anas Eltern Raquel und Álvaro ist gescheitert; Álvaro war zudem der einzige Verdächtige bisher, und viele Dorfbewohner sind nach wie vor von seiner Schuld überzeugt. Zu den vehementesten Vertretern dieser Theorie gehört ausgerechnet Lucias Vater Joaquín. Er ist besessen vom Gedanken, seine Tochter zu rächen, und vernachlässigt darüber seinen Sohn Quim. Lucias Mutter Montserrat wiederum sehnt sich nach einem Baby und möchte trotz des Verlustes ihrer Tochter wieder glücklich sein. Trauer, Verzweiflung und Wut hüllen die beiden Familien ein. Anas plötzliche Rückkehr löst bei aller Freude auch gewisse Probleme aus - Raquel ist unsicher, wie sie mit ihrer Tochter umgehen soll, die sie noch als Kind in Erinnerung hat. Zudem bemühen sich Anas Eltern, ihre Trennung vor ihrer Tochter zu verheimlichen. Beständig liegt eine melancholische Stimmung über dem Geschehen
"Monteperdido" ist ein ergreifender und berührender Spannungsroman für sensible Leser, die eine gewisse Geduld mitbringen. Bei Sara Campos dauert es ein wenig, bis man ein klares Bild von ihr hat und mit ihr warmgeworden ist. Abgesehen davon und von der etwas gemächlichen Gangart des Romans ist das Werk aber rundum gelungen bis zum bittersüßen Ende.
Fazit:
"Monteperdido" von Agustín Martínez ist ein sehr atmosphärischer Thriller, dazu auch nicht zu vorhersehbar und bis zum Ende grundsätzlich spannend. Die Handlung verläuft aber gemächlich und erfordert eine gewisse Geduld.