21. März 2015

Fifty Shades of Grey (1) - Geheimes Verlangen - E. L. James

Produktinfos:

Ausgabe: 2012
Seiten: 608
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Die Autorin:

E. L. James, eigentlich Erika Leonard (Großbritannien) ist Jahrgang 1963 und arbeitete vor ihrer Schriftstellerkarriere als Produktionsleiterin bei einer Londoner Fernsehproduktionsfirma. Ab 2009 veröffentlichte sie Fanfiction-Geschichten zur Twilight-Saga, aus der sie schließlich ihre Bestseller-Trilogie "Fifty Shades of Grey" machte.

Inhalt:

Anastasia Steele, genannt Ana, ist eine 21-jährige Literaturstudentin - ein bisschen linkisch, ein bisschen unsicher und mit Männern gänzlich unerfahren. Ihre beste Freundin und Mitbewohnerin Kathryn dagegen ist selbstbewusst und Mitarbeiterin der Studentenzeitung. Als Kathryn aus Krankheitsgründen ein Interview mit dem Milliardär Christian Grey absagen muss, springt notgedrungen Ana für diese Aufgabe ein.

Der berühmte Christian Grey entpuppt sich als ausgesprochen attraktiver und intelligenter Mann Ende zwanzig. Ana ist vom ersten Augenblick an fasziniert von seinem Aussehen und seiner Ausstrahlung. Und trotz ihrer Verlegenheit und Unsicherheit scheint auch Christian Grey von ihr angetan zu sein: Kurz darauf taucht er an ihrem Arbeitsplatz auf und gibt ihr seine Handynummer; nach einem Fotoshooting für das Interview lädt er sie gar zum Kaffeetrinken ein.

Ana kann nicht fassen, dass dieser höchst attraktive und erfolgreiche Mann Interesse an ihr haben könnte. Doch tatsächlich kommt es schon bald zu Annäherungen zwischen den beiden. Ana wünscht sich nichts sehnlicher, als mit Christian zusammen zu sein. Christian zögert jedoch. Nach und nach erfährt Ana, dass er für gewöhnliche Beziehungen nicht geschaffen ist. Christian praktiziert mit Hingabe Sadomasochismus und hat sehr ausgefallene erotische Vorstellungen. Ana ist bereit, sich von ihm in diese ungewohnte und für sie zugleich faszinierende Welt einführen zu lassen ...

Bewertung:

Mit "Twilight" fing alles an. Die linkische Bella verliebte sich in ihren glitzernden Vampir Edward, und Millionen verzückter Teenies (und erwachsener Frauen) taten es ihr nach. Irgendwann beschloss die TV-Produktionsleiterin E. L. James, eine Fanfiction zu Bella und Edward zu schreiben, in denen die sexuelle Seite weitaus mehr betont wurde. Nach Kritik an den Darstellungen änderte sie die Namen der Protagonisten und schuf "Fifty Shades of Grey" mit Anastasia Steele und Christian Grey in den Hauptrollen, die sich mittlerweile auch auf der Kinoleinwand bewundern lassen. Bereits "Twilight" hat ordentlich Kritik einstecken müssen, "Fifty Shades of Grey" allerdings übertrifft die Reihe in Sachen Verrissen noch erheblich - und das in weiten Teilen zu Recht.

Zu den Mängeln zählt die Darstellung der Charaktere Christian und Ana. Christian ist nicht nur mit 27 Jahren bereits ein höchst erfolgreicher Unternehmer und Milliardär, sondern natürlich auch noch so attraktiv, dass Ana den Leser mit ihren beständigen Kommentaren über sein fabelhaftes Aussehen nervt. Christian ist groß (logisch), Michelangelos David ist ein Dreck gegen ihn (ach was), er hat faszinierende graue Augen (Nomen est Omen) und er versteht es glänzend, Ana allein durch seine Gegenwart in heillose Verwirrung zu stürzen. Als "leibhaftiger Adonis" erscheint er ihr, mit "unverschämt gutem Aussehen" gesegnet, ja "so gut darf kein Mensch aussehen" findet sie gar (einen "beachtlichen Penis" hat er selbstverständlich auch, wie man einige Zeit später erfährt. Es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass solche Adonisse in Liebesromanen auch immer überdurchschnittlich ausgestattet sind und dazu noch über schier unerschöpfliche Potenz verfügen).

Ana himmelt Christian Grey in derart klischeehafter Weise an, dass der Handlung schon zu diesem frühen Zeitpunkt ein erheblicher Reiz verloren geht oder gar nicht erst zur Entfaltung kommen kann. Es ist vor allem dieser Gegensatz zwischen den beiden, der zu übertrieben geraten ist: Auf der einen Seite die verhuschte, unerfahrene Ana, die von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpert (gerne auch im Sinne des Wortes) und die meiste Zeit damit verbringt, über ihre Unzulänglichkeiten zu sinnieren, zu erröten oder sich verlegen auf die Lippe zu beißen. Auf der anderen Seite steht der überzeichnete Christian Grey, erfahren in jedweder Hinsicht, souverän in jeder Situation und selbstbewusst bis an die Decke und aus unerklärlichen Gründen von Ana fasziniert. Vermutlich macht es vielen Leserinnen Mut, dass ausgerechnet ein Mädchen wie Ana seine Traumfrau ist; nachvollziehbar ist es jedoch nicht. Statt die Beziehung der beiden langsam aufzubauen und vielschichtig zu gestalten, ist Ana vom ersten Blick an hin und weg und Christian hat ein leichtes Spiel mit ihr.

Die erotischen Schilderungen sind trotz allen Aufhebens darum eher belanglos und vor allem gleichfalls recht klischeebehaftet. Ana entpuppt sich trotz Jungfräulichkeit als begnadete Sexgöttin, während Christian praktischerweise manchmal nur ein bisschen pusten muss, um seine Gespielin in höchste Wonnen zu treiben. Dass man trotz sexueller Unerfahrenheit gleich beim ersten Mal souverän agiert und als Frau dem Mann etwa den perfekten Blowjob verpasst - kommt vor, Sex ist schließlich kein Hexenwerk. Ob es allerdings interessant ist, darüber zu lesen, wie zwei Partner auf Anhieb perfekt harmonieren, steht auf einem anderen Blatt. Reizvoller sind doch oft die komplexeren Konstellationen, in denen nicht alles direkt auf Knopfdruck funktioniert und perfektioniert ist.

Ein noch sehr viel deutlicheres Manko liegt in Christians Kontrollzwang, der ausgesprochen unsympathisch wirkt und Ana aber offenbar überhaupt nicht stört. Bereits kurz nach ihrem Kennenlernen, noch weit vor der ersten Annäherung, reagiert Christian von einer Sekunde auf die andere kühl, sobald ein anderer Mann in Anas Nähe tritt. Im Baumarkt beispielsweise, wo Ana nebenbei arbeitet, kommt Paul, der Sohn ihres Chefs, zu ihnen und umarmt Ana, mit der ihn eine kumpelhafte Freundschaft verbindet. Christian Grey, der Ana hier erst zum zweiten Mal trifft, registriert diese Szene "mit zusammengepressten Lippen" und hat sich in einen "kühlen, distanzierten Mann" verwandelt. Eine ähnliche Situation ergibt sich beim dritten Zusammentreffen mit Ana, als er für das Interview von ihrem platonischen Freund José fotografiert wird. Nicht nur, dass sich Christians Miene deutlich verändert, als er den vermeintlichen Konkurrenten taxiert, auch sein Tonfall hat etwas "Bedrohliches", als er ihn fragt, wo er sich hinstellen soll.

Bei den meisten Frauen würde angesichts dieses besitzergreifenden Verhaltens wohl die Alarmglocken schrillen, Ana allerdings kann nur verzückt schwärmen. Kurz darauf feiert Ana mit ihrer Freundin Katharine den Studienabschluss in einer Kneipe in Portland und trinkt dabei mehr, als ihr gut tut - beschwipst ruft sie Christian Grey an und verrät lediglich, dass sie sich in Portland befindet. Wenig später steht er vor ihr, spontan angereist aus Seattle - und wie selbstverständlich sagt er, dass er ihre Nummer zurückverfolgt und ihr Handy geortet hat. Alles kein Problem für den großen Christian Grey. Anas Kommentar dazu: "Stalker, flüstert mein Unterbewusstsein mir durch eine Wolke aus Tequila zu. Doch weil er es ist, stört es mich nicht." Ah ja.

Gerade in BDSM-Kreisen hat "Fifty Shades of Grey" für die Darstellung der sexuellen Elemente Kritik geerntet, da sich Christian nicht unbedingt wie ein verantwortungsvoller Dom verhält. Die Kombination aus schüchterner, unerfahrener junger Frau und attraktivem souveränen Mann mag grundsätzlich Potential haben - hier allerdings wurde dermaßen übertrieben, dass man bei Ana und Christian eher an die Konstellation Häschen und Adler denkt - und zwar an ein Häschen, das sich dem Adler auf dem Silbertablett präsentiert.

"Fifty Shades of Grey" hat bei allen Mängeln offenbar seine Leserschaft gefunden - über die Gründe kann man spekulieren. Natürlich hat es auch erheblich zum Erfolg beigetragen, dass die Protagonisten deutlich von der Twilight-Reihe inspiriert wurden und vermutlich etliche Twilight-Fans ihre Helden und insbesondere Edward mal unvampirisch und ohne Glitzer und dafür mit BDSM-Utensilien erleben wollten. Der Roman ist trotz gewisser stilistischer Probleme leicht zu lesen und erfordert keine besondere Konzentration. Gewiss übt es auf viele Frauen gerade solchen Reiz aus, dass die Protagonistin zu Beginn vollkommen unerfahren ist und wenig Selbstbewusstsein besitzt, vielleicht eignet sie sich dadurch durchaus für viele als Identifikationsfigur. Christian Grey entspricht in seiner Darstellung als muskelgestählter Klischee-Adonis zwar nicht meinem Geschmack, aber sicher übt die Vorstellung von einem extrem attraktiven, dabei wohlhabenden und dominanten Mann bei nicht wenigen Frauen Interesse aus.

Ein paar interessante Aspekte hat er tatsächlich - so schenkt er Ana etwa eine sündhafte teure Erstausgabe eines ihrer Lieblingswerke, was mal ein originelles Präsent ist, und er spielt ausgezeichnet Klavier, was einem Mann ohnehin Pluspunkte einbringt. :-) Das Werk hat durchaus seine gelungenen Momente. An manchen Stellen ist Anas Unsicherheit recht witzig und gut nachvollziehbar in Szene gesetzt: Viele Frauen werden dieses Gefühl gut nachvollziehen können, dass man sich so attraktiv wie ein ungemachtes Bett fühlt und man sich klein und piepsig vorkommt, wenn man gerade mit dem Objekt der Begierde spricht. Überhaupt ist es natürlich mal ganz angenehm, wenn die Protagonistin ein linkisches Ding ist und man sich selbst dagegen gleich viel weniger tollpatschig vorkommt. Zudem entsteht eine gewisse Spannung durch die Frage, wie sich die Beziehung zwischen Ana und Christian weiterentwickeln mag. Das ändert aber nichts daran, dass der erste Teil von "Fifty Shades of Grey" den Hype absolut nicht wert ist.

Fazit:

Belangloser Auftakt einer Fanfiction-Trilogie, die in Sachen Erotik eher als viel Lärm um nichts daherkommt und vor allem in der Figurenzeichnung zu klischeehaft und überzogen agiert.

1 Kommentar:

  1. Ein ganz tolles Buch, da hast du super Berichtet, ich freue mich auch mal deinen Blog Besuchen zu dürfen, hier gibt es ja einiges an interessanten Büchern. Ich habe hier schon einiges an Leseanreizen gefunden. Vielen Dank dafür. SweetBaby09

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