11. August 2013

Ich will Ihren Mann - Joy Fielding

Produktinfos:

Ausgabe: 1998
Seiten: 400
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Die Autorin:

Joy Fielding, geboren 1945 in Toronto, Kanada, hatte bereits in ihrer Kindheit großes Interesse am Schreiben. Vor ihrer Karriere als Schriftstellerin studierte sie englische Literatur und arbeitete eine Weile als Schauspielerin. 1991 gelang ihr mit dem Roman "Lauf Jane, lauf" der internationale Durchbruch. Seitdem landen ihre Frauenthriller regelmäßig auf den Spitzenpositionen der Bestsellerlisten. Weitere Werke sind u. a. "Sag Mammi goodbye", "Ein mörderischer Sommer", "Schlaf nicht, wenn es dunkel wird" und "Tanz Püppchen, tanz".

Inhalt:

Lilian Plumley fühlt sich glücklich verheiratet mit ihrem Mann David, einem erfolgreichen und ehrgeizigen Anwalt. Eines Tages aber steht eine junge, bildhübsche Frau vor ihr und erklärt, dass sie plant, ihren Mann zu heiraten. Lilian hält das erst für einen schlechten Scherz, doch die Fremde beharrt darauf, dass sie ihr David ausspannen wird.

Die Fremde ist Nicole Clark, die als begabte Jurastudentin gerade ein Praktikum in Davids Kanzlei macht. Als Lilian ihrem Mann davon erzählt, lacht David nur. Er versucht sie zu überzeugen, dass Nicki bloß einen Witz gemacht habe oder höchstens hoffnungslos für ihn schwärme und dass Lilian sich keine Sorgen zu machen brauche.

Doch in den folgenden Wochen gerät Lilian immer mehr in Zweifel. Nicki verbringt aufgrund eines wichtigen Falls viel Zeit mit David, zudem arbeitet er immer mehr. Als Nicki sich für ihre Äußerung entschuldigt und scheinbar Freundschaft anbietet, bleibt Lilian misstrauisch - zumal sie nicht vergessen kann, dass sie selbst vor der Ehe einmal Davids Geliebte war, mit der er seine damalige Frau betrog. Ihre Eifersucht schürt neuen Ärger mit David, der Lilian allmählich für paranoid erklärt ...

Bewertung:

Eigentlich ist Joy Fielding auf Psychothriller spezialisiert, hier geht es aber mal nicht vorrangig um Morde - doch wie sonst meist auch zumindest um eine Frau um die Vierzig, deren Leben plötzlich aus den Fugen gerät.

Im Mittelpunkt steht eine Frau mittleren Alters in scheinbar gefestigten Bahnen, die sich plötzlich mit einer blutjungen Rivalin herumschlagen muss. Ihre ohnehin schon vorhandenen Komplexe werden verstärkt, ihr Misstrauen gegenüber ihrem Mann steigt. Dazu kommen noch die Probleme mit der streitsüchtigen Exfrau und Davids Kinder aus erster Ehe, die in einer schwierigen Teenagerphase stecken - Jason stottert, die Tochter wiederum ist verdächtig dünn und appetitlos. Davids Exfrau Elaine ruft in den unpassendsten Momenten an und verlangt immer mehr Geld, sodass Lilian und David fast ausschließlich von Lilians Gehalt als Dozentin leben, einem Job, in dem sie sich als ausgesprochene Pragmatikerin allerdings nicht wohlfühlt. Nach außen hin mag Lilian wie eine glückliche Ehefrau wirken, während es ihr immer schwerer fällt, die Fassade aufrecht zu erhalten. Für den Leser ist lange Zeit nicht offensichtlich, ob Lilian wirklich Grund zur Eifersucht hat - ist Nicole Clark bloß ein kleiner Flirt von David und bildet sich mehr ein, als wirklich geschieht oder betrügt er seine Frau tatsächlich? Beides scheint möglich und Verlauf und Ende der Geschichte sind damit recht offen.

Zu den allerdings doch recht ausgeprägten negativen Aspekten gehört, dass in der Darstellung von Lilian zu sehr übertrieben wird. Sie hat sehr viele Komplexe, die nicht immer nachvollziehbar sind - beispielsweise schämt sie sich für ihre Größe von 1,75 Metern, neigt daher zu einer gebückten Haltung und fühlt sich der kleineren Nicki unverständlicherweise allein schon wegen ihrer Größe unterlegen.

Es ist auch auf Dauer nervtötend, wie viel sich Lilian von ihrem Mann gefallen lässt. David zeigt deutlich seine Dominanz, reagiert oft verärgert auf jedes noch so berechtigte Widerwort seiner Frau und staucht sie häufig zusammen. Lilian tut einem dabei zwar teilweise leid, aber sie reagiert auch zu passiv, zu duldsam und reizt damit auf Dauer den Leser. Es ist nicht wirklich nachvollziehbar, wie eine ehemals toughe Reporterin, die in ihrem Job die Welt bereiste und etwa Kriegsbilder in Vietnam schoss, sich in wenigen Jahren so zu einem verschüchterten Häschen entwickeln konnte. Auf der anderen Seite erscheint David rundum unsympathisch. Wie so viele Ehemänner in Joy Fieldings Romanen ist er ein attraktiver, erfolgreicher Workaholic - und zudem ausgesprochen eitel, narzisstisch, ignorant und machohaft, kurz: Es ist wahrlich schwer zu verstehen, was Lilian an ihm findet und noch mehr, weshalb sie sich von ihm so klein halten lässt.

Dann gibt es noch einen kleinen Handlungsstrang um Lilians Freundin Beth, der später wichtig wird, der den Bogen aber ein bisschen überspannt. Hier reagiert David besonders unsympathisch und stößt den Leser automatisch ab - geschickter wäre es gewesen, ihn zumindest ein bisschen gemäßigter darzustellen. Einmal ist der Autorin zudem ein kleiner Lapsus unterlaufen, als sie eine Filmszene einbaut, in der June Allyson angeblich von ihrem Ehemann betrogen wird - in dem betreffenden Film spielt allerdings Norma Shearer diese Rolle.

Fazit:


Ein leicht lesbarer Roman über Eheprobleme und Betrug, der anfangs ganz gut unterhält, allerdings dann mehr und mehr in seinen Schwächen aufgeht. Die Protagonistin handelt oft nicht nachvollziehbar und lädt nicht gerade zur Identifikation ein, das Verhalten des Ehemannes ist noch schlimmer; zudem überspannt ein zweiter Handlungsstrang den Bogen. Von der Idee her ist der Roman nicht schlecht und als anspruchslose Urlaubslektüre ist er beispielsweise geeignet - für mehr aber auch nicht.

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