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10. Juni 2012

Die Kinder des Papstes - Jeanne Kalogridis

Produktinfos:

Ausgabe: 2007
Seiten: 508
Amazon
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Die Autorin:

Jeanne Kalogridis, geboren 1954 in Floria, studierte russische Literatur und Linguistik und unterrichtete acht Jahre lang an der Universität von Washington, ehe sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie ist spezialisiert auf historische Romane. Ihr Debütwerk war "Die Seherin von Avignon", ein weiteres Werk ist "Leonardos Geheimnis".

Inhalt:

Neapel, um 1488: Die zwölfjährige Sancha von Aragon ist die Enkeltochter von König Ferrante. Während sie ihrem Vater, dem Herzog von Kalabrien, feindselig gegenübersteht, liebt sie ihre Mutter und vor allem ihren jüngeren Bruder Alfonso, den das energische Mädchen für seinen Sanftmut bewundert. Als Sancha sechzehn Jahre alt ist, stirbt der alte König. Aus politischem Kalkül wird ihre glückliche Verlobung mit Graf Otoranto gelöst und sie stattdessen zur Heirat mit einem Mitglied der mächtigen Borgia-Familie gezwungen, die für Machtgier und Skrupellosigkeit berühmt ist. Jofre de Borgia, zweiter Sohn von Papst Alexander VI., wird ihr Ehemann. Ein schlimmes Schicksal für Sancha, denn Jofre ist mit zwölf Jahren fast noch ein Kind, und sie muss ihre geliebte Heimat Neapel verlassen.

Nicht nur das Heimweh und die mangelnden Gemeinsamkeiten mit Jofre setzen Sancha zu, sondern auch die politischen Wirrungen. Als die Ordnung endlich wiederhergestellt scheint, ruft Papst Alexander VI. seinen Sohn Jofre und Sancha zu sich. Von nun an ist Sancha Teil der legendären Borgia-Familie und erlebt die Ausschweifungen und Grausamkeiten Roms. Sie muss sich gegen Zudringlichkeiten des lüsternen Papstes und dessen grausamen Sohn Juan wehren. Dafür verliebt sie sich unsterblich in den dritten Sohn, den schönen und charmanten Cesare, und nach anfänglichem Misstrauen freundet sie sich auch mit der raffinierten Papst-Tochter Lukrezia an.

Viel zu spät realisiert Sancha, dass sich auch hinter Cesares Fassade eisige Kälte verbirgt und er vor nichts zurückschreckt. Aus der leidenschaftlichen Liebe wird gefährlicher Hass - und Sancha kämpft verzweifelt gegen mächtige Intrigen und um ihr Leben ...

Bewertung:

Das Zeitalter der Renaissance ist ein sehr dankbarerer Hintergrund für historische Romane. Das farbenprächtige Italien, die Machtkämpfe innerhalb Europas und der Kirche und die schillernden Charaktere der Borgia-Familie bilden den Ausgangspunkt für dieses Werk.

Überzeugende Charaktere

Im Mittelpunkt steht die Ich-Erzählerin Sancha von Aragon, zu Beginn fast noch ein Kind, später eine erwachsene Frau, aber von Anfang an ein stolzer und starker Charakter. Sancha ist nicht so sanftmütig wie ihr geliebter Bruder, doch gerade ihre Schwächen machen sie sympathisch. Entgegen aller Vernunft schlägt sie die Warnungen über die Borgias in den Wind, um sich mit Cesare auf eine fatale Affäre einzulassen, die von nun an ihr Leben bestimmen wird. Sancha ist impulsiv und kaltblütig in ihrem Hass gegenüber denen, die ihren Nächsten schaden wollen. Bezeichnenderweise ist sie keine Heldin, die immer den richtigen Weg wählt, sondern muss Niederlagen und falsche Entscheidungen hinnehmen - doch egal wie schlimm ihr mitgespielt wird, sie gibt nicht auf.

Über die Borgias existieren zahllose Bücher und die verschiedensten Ansichten. Sehr positiv ist hervorzuheben, dass die Familie in diesem Werk nicht auf den Ruf als grausame Giftmischer beschränkt wird. Lukrezia erscheint zunächst als eifersüchtige Schwägerin, die Inzucht mit ihrem Vater stößt Sancha zusätzlich ab. Aber im weiteren Verlauf entsteht eine enge Freundschaft zwischen den Frauen, und Lukrezia erscheint mehr als schwaches Opfer denn als die Femme fatale, auf die sie gern reduziert wird. Papst Alexander erhält eine negativere Darstellung; er vergreift sich an Sancha, hält sich junge Gespielinnen, verhindert nicht die Mordlust seiner Söhne. Immer wieder allerdings blitzen Momente auf, in denen er nur als alter Mann gezeigt wird, der aus fehlgeleiteter Liebe zum Spielball der Ränke seiner Kinder geworden ist. Letztlich ist sogar Cesare als zwiespältiger Charakter geschildert. Auch nachdem Sancha erkannt hat, dass er ein Mörder ist, der vor fast nichts zurückschreckt, flammt immer wieder in ihr das alte Begehren auf, für das sie sich schämt - und es gibt sogar Anzeichen, dass selbst Cesare, der Sanchas Leben systematisch zu zerstören versucht, diese Gefühle erwidert. Die meisten Figuren besitzen sowohl schwarze als auch weiße Schattierungen, was sie glaubwürdig macht und dazu beiträgt, dass man mitgerissen wird.

Spannung bis zum Schluss

Das Leben der Borgias und ihr Schicksal sind keine Geheimnisse, dennoch gelingt es der Autorin, den Roman beständig spannend zu halten. Das liegt vor allem daran, dass es zwar viele Vermutungen über bestimmte Aspekte der Borgias gibt, aber nicht immer gesicherte Erkenntnisse. Der grobe Rahmen ist somit zwar historisch festgelegt, doch über einzelne Ereignisse wie Todesfälle und die wahren Charaktere wird nach wie vor spekuliert - genug Spielraum also, um Phantasie walten zu lassen, wer wen ermordet hat und wer an welcher Verschwörung beteiligt war. Mehrmals erlebt man, wie lieb gewonnene Figuren in Gefahr geraten oder sogar sterben, sodass man kaum Gewissheit hat, mit wem es welches Ende nimmt. Auch das wechselnde Verhalten der Charaktere sorgt für gebanntes Lesevergnügen. So wie Sancha oft nicht weiß, wem sie trauen darf, kann auch der Leser nicht alle Vorhaben der Personen abschätzen. Man darf sich fragen, ob Lukrezia wirklich die treue Freundin ist, zu der sie sich scheinbar entwickelt hat, ob der wankelmütige, junge Jofre seiner Frau Schaden zufügen wird, welche Intrigen der Papst, Juan und Cesare womöglich planen und auf welche Weise Sancha ihre Rache nehmen wird ...

Der historische Hintergrund wird auch für Nichtkundige der Renaissancezeit gut miteingebracht, bleibt dabei immer dezent, ohne trockene Faktenaufzählung. Der Leser spürt das bezaubernde Flair von Sanchas geliebter Heimat Neapel ebenso wie den atemberaubenden Prunk Roms. Die Zustände der damaligen Zeit sind schonungslos und realistisch geschildert, sodass empfindliche Gemüter gewarnt sein sollten - es wird geschändet und gemordet, dass es das Borgia-Herz entzückt. Erfreulicherweise wird jedoch bis auf einmal keine ausufernde Liebesszene erzählt, die sich sonst gerne in historische Romane einschleichen. Dafür begegnet man am Rande auch anderen historischen Gestalten der Zeit, etwa dem kirchenkritischen Prediger Savonarola, dem umstrittenen Philosoph und Politiker Machiavelli und dem gealterten Leonardo da Vinci.

Kaum Schwächen


Der Roman braucht ein paar Seiten Anlaufzeit, ehe man richtig in der Handlung Platz genommen hat. Dafür sind hauptsächlich die detaillierten Beschreibungen verantwortlich, die den Beginn etwas zu statisch gestalten. Der Leser erfährt, wer mit wem verwandt ist, wie die einzelnen Personen aussehen und wie die Umgebung aussieht, was sich als etwas ungünstiger Einstieg herausstellt. Ein kleiner Widerspruch taucht auf, als Sancha ihren Halbbruder Ferrandino bei seiner Krönung als hochmütig bezeichnet, denn bei seiner ersten Erwähnung beschreibt sie ihn nur als offen und warmherzig, und da er in der Zeit dazwischen kaum eine Rolle spielt, irritiert dieser plötzliche Umschwung. Etwas unrealistisch wird es, als Juan von der Affäre zwischen seinem Bruder Cesare und Sancha erfahren hat und Gerüchte darüber in Umlauf sind, Sanchas Ehemann Jofre aber nichts davon ahnt. Zu guter Letzt wünscht man sich, man hätte nach Sanchas Umzug nach Rom noch mehr vom Verbleib ihrer übrigen Familie und dem Schicksal der einzelnen Mitglieder erfahren.

Fazit:

Als Fazit bleibt ein faszinierender Historienschmöker aus der Renaissancezeit über das berüchtigte Leben der Borgias. Phantasie und Historie werden gekonnt miteinander verknüpft, die Charaktere überzeugen durch Vielschichtigkeit, und die Ich-Erzählerin lädt zum Mitfiebern ein. Bis zum Schluss bleibt der Roman durch individuelle Sichtweisen und Details spannend, selbst wenn man über den geschichtlichen Verlauf bereits informiert ist. Die sehr kleinen Schwächen können den hervorragenden Gesamteindruck nicht trüben.

Das Zeichen der Venus - Sarah Dunant

Produktinfos:

Ausgabe: 2006
Seiten: 507
Amazon
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Die Autorin:

Sarah Dunant wurde 1950 in London geboren. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit war sie auch als Journalistin aktiv. Sie verfasst Kriminal- und Historienromane. Werke von ihr sind u. a.: "Der Baby-Pakt", "Mit Haut und Haaren", "Nachts sind alle Katzen grau" und "Als Anna verschwand".

Inhalt:

Florenz, zum Ende des 15. Jahrhunderts, zur Zeit der Herrschaft der Medici: Die fünfzehnjährige Alessandra ist die Tochter eines reichen Tuchhändlers. Obwohl sie langsam zu einer jungen Frau heranwächst, benimmt sich Alessandra eher wie ein Junge. Das schlaksige Mädchen interessiert sich nicht für Männer, Bälle oder Kleider. Ihre große Leidenschaft gilt der Malerei. Zu gern würde sie ihr Können verbessern, doch für eine Frau in dieser Zeit gibt es keine Chancen dafür. Während ihre ältere Schwester heiratet und bald ein Kind erwartet, sucht Alessandra nach jeder Gelegenheit, um sich heimlich neue Farben zum Üben zu besorgen.

Umso aufregender ist für das Mädchen, dass ihr Vater einen jungen Maler mit nach Hause bringt. Seine Aufgabe ist es, die Hauskapelle ihres Palazzos auszumalen. Alessandra erhofft sich, in dem hochbegabten Künstlern einen Lehrmeister zu finden, und schleicht sich immer wieder zu seiner Behausung. Doch zu ihrer Enttäuschung verhält sich der junge Mann abweisend und reserviert. Zur gleichen Zeit gerät Florenz durch den Tod von Lorenzo de Medici in Aufruhr. Der erzkonservative Prediger Girolamo Savonarola prangert öffentlich den Verfall der Gesellschaft an. Die Medici werden aus der Stadt vertrieben, und der französische König Karl VIII. hält Einzug.

Die florentinischen Bürger fürchten die strengen Gesetze, junge Frauen werden in aller Eile verheiratet oder ins Kloster gebracht. Auch Alessandra wird zu einer Hochzeit gedrängt. Ihr Gemahl ist der deutlich ältere Christoforo, ein undurchsichtiger, aber gelehrter Mann, der ihren Sinn für Kunst und Philosophie teilt. Noch ahnt Alessandra nicht, dass ihr Mann ein dunkles Geheimnis birgt, das sie beide bald in große Gefahr bringen wird. In all diesen Wirrungen kreuzt der geheimnisvolle Maler immer wieder ihren Weg. Wohin verschwindet er jede Nacht, warum benimmt er sich so abweisend? Was verbindet ihn mit den grausam ausgeweideten Leichen, die man in regelmäßigen Abständen in den Straßen findet? Alessandra sieht einem ungewissen Schicksal in einer unruhigen Zeit entgegen ...

Bewertung:

Das Florenz der Medici ist ein Paradeschauplatz für spannende Historienromane. Prunk und Grausamkeit, vollendete Kunstwerke und unmenschlicher Terror fließen zusammen an einem Ort. Vor diesem Hintergrund kreiert die Autorin ihren ersten historischen Roman, der trotz mancher Schwäche gut unterhält.

Bunte Mischung an Charakteren

Im Zentrum steht die Ich-Erzählerin Alessandra. Zu Beginn ihres Berichtes ist sie knapp fünfzehn Jahre alt, die unbedarfte Tochter eines Tuchhändlers, die entweder im falschen Körper oder zur falschen Zeit geboren wurde, da ihre Interessen deutlich mehr in die männliche Richtung weisen. Malerei ist ihre Leidenschaft; für Kosmetik oder andere weibliche Gebiete fehlt ihr der Sinn. Als Kind wie als heranwachsende Frau kennzeichnen sie Ehrlichkeit und Offenheit sowie eine scharfe Intelligenz, die man von ihren Geschlechtsgenossinnen nicht gewohnt ist. Es ist nicht schwer, in Alessandra eine Sympathiefigur zu sehen, der man gern Erfolg auf ihrem Lebensweg wünscht und deren Schicksal uns im weiteren Verlauf immer stärker berührt.

Auch andere Charaktere sind anschaulich und gelungen dargestellt; angefangen bei ihrer schwarzen Sklavin Erila, die für Alessandra eine enge Freundin und mütterliche Beschützerin bedeutet und die mit ihrer lockeren Zunge für humorvolle Szenen sorgt; ihre älteren Brüder Luca und Tomaso, die ihr beide übel mitspielen, jeder auf seine Art - Luca als religiöser Eiferer und Tomaso als leichtlebiger Opportunist, der Alessandra später noch viel größeren Kummer bereiten wird, als sie je geahnt hätte; ihre ältere Schwester Plautilla, eine mollige, frauliche und familienorientierte junge Dame, die sich trotz gegenteiliger Einstellungen gut mit Alessandra versteht; der geheimnisvolle Maler, bei man lange Zeit nicht weiß, wie man ihn einzuordnen hat, und nicht zuletzt Alessandras Ehemann Christoforo, der mal ein sympathisches Wesen und mal Zwielichtigkeit ausstrahlt.

Spannung auf mehreren Ebenen

Dass die Autorin ursprünglich als Kriminalschriftstellerin aktiv war, merkt man daran, dass eine durchgehende Spannung den Roman durchzieht. Gleich in mehrfacher Hinsicht wird der Leser gefesselt und verfolgt gebannt die Entwicklungen, die zudem nicht vorhersehbar sind:

Da ist zunächst natürlich Alessandras Zukunft als Ehefrau. Ihre Heirat geschieht aus purer Not und nicht aus Liebe, ihr Gemahl ist ein Fremder von fast fünfzig Jahren, über den selbst die Familie nur wenig zu berichten weiß, und bis auf die gemeinsame Liebe zur Kunst erkennt Alessandra keine Gemeinsamkeiten. Zwar ist die junge Frau einerseits erleichtert, dass ihr kein Leben im Kloster blüht, da sie um keinen Preis auf ihre Freiheit verzichten will. Doch vor allem ist sie unsicher und verängstigt, was sie in ihrer Ehe erwarten wird.

Alessandra ist komplett unwissend über Männer und die Aufgaben einer Ehefrau; eben noch ein burschikoses Kind, das die Eltern oft zur Verzweiflung brachte, muss sie nun einen Haushalt führen und einem älteren Mann eine treusorgende Ehefrau sein. Doch schon kurz nach der Hochzeit stellt sich heraus, welches dunkle Geheimnis ihr Mann gehütet hat. Für Alessandra ist es nicht nur in persönlicher Hinsicht schwer, mit dieser neuen Erfahrung umzugehen, sondern sie hat auch berechtigte Angst, dass dieses Geheimnis ihre Zukunft gefährdet in jener Zeit, in der die Gesetzeslage hart und unerbittlich ist.

Lange Zeit im Unklaren wird man auch über ihr Verhältnis zum schweigsamen Maler gelassen. Mal schwebt Sympathie zwischen ihnen, mal ist Alessandra voller Bewunderung für sein Können, doch die meiste Zeit über zieht er sich zurück, und ebensowenig wie Alessandra vermag der Leser seinen Charakter einzuschätzen. Im späteren Verlauf verfällt er in eine Krankheit, er verweigert die Nahrung und verletzt seine kostbaren Hände, und erst zu diesem Zeitpunkt gelingt es Alessandra, sein Schutzschild zu durchbrechen und zu seinem wahren Wesen durchzudringen. Obwohl sie ihn oft für Monate nicht zu Gesicht bekommt, streift er als verwandte Künstlerseele in ihren Gedanken umher.

Zur gleichen Zeit sorgen die unheimlichen Morde in der Stadt für Unruhe, und Alessandra hat zu ihrem Entsetzen Grund zur Annahme, dass ihr verehrter Künstler in diese Ereignisse verwickelt ist. Auch hier darf man gespannt sein, welche Rolle er in diesen grausamen Entwicklungen spielt. Eine durchgängige Spannung besteht außerdem durch die äußeren Einflüsse. Alessandra lebt in einer Zeit des Umbruchs, in der niemand weiß, wer ihre Stadt am nächsten Tag regiert und welche neuen Gesetze erlassen werden. Sowohl in privater als auch in politischer Hinsicht lastet schwerer Druck auf der jungen Frau, die sich ein ums andere Mal gegen widrigste Umstände wehren muss.

Kleine Mankos

Zu den Schwächen des Buches gehört die mangelnde Erfahrung der Autorin mit historischen Romanen. Obwohl die schillernde Gegensätzlichkeit des damaligen Florenz gut eingefangen wird, fehlt es an tiefergehenden Informationen zur Geschichte. Gegen Ende werden die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse ausführlicher geschildert, doch zu Beginn des Romans herrscht in dieser Hinsicht Mangelware vor. Wer nie zuvor ein Werk aus dieser Zeit gelesen oder sich mit den Hintergründen befasst hat, dürfte leicht überfordert werden von den Namen, die beim Leser vorausgesetzt werden. Verschiedene Vertreter der Medici-Familie, die Entstehung und Entwicklung der italienischen Kriege, die Hetzpredigten des Dominikanermönches Savonarola und seine Auseinandersetzungen mit Papst Alexander VI. werden zu Beginn kaum erläutert, was es unter Umständen ein wenig schwer macht, sich ganz auf diese Epoche einzulassen.

Ein kleines Manko liegt auch in Alessandras Persönlichkeit. Zwar ist sie eindeutig eine sympathische Protagonistin, doch dafür wenig originell gezeichnet. Nur zu gern verwenden Autoren in Historienromanen kluge und eher unweibliche Frauen als Hauptfiguren, die durch ihre männlichen Interessen in einer frauenfeindlichen Zeit diskriminiert werden und sich mühsam durchsetzen müssen. Glücklicherweise verfällt Sarah Dunant nicht in das Klischee, ihre Protagonistin als Mann zu verkleiden, aber auch die Figur der intellektuellen und jungenhaften Frau, die sich mehr auf ihre Griechischkenntnisse als auf Schönheitspflege konzentriert, kennt man aus zahlreichen anderen Romanen dieser Art. Ein wenig schade ist zudem, dass die eingeflochtenen Serienmorde nicht so wichtig für die Handlung sind, wie es zeitweise suggeriert wird - auf keinen Fall darf der Leser nach der Erwähnung der ersten Morde auf eine kriminalistische Nebenhandlung warten, sonst wird er höchstwahrscheinlich enttäuscht.

Fazit:

Insgesamt bietet sich hier vor allem weiblichen Lesern ein interessantes Porträt einer mutigen jungen Frau, die sich in einer gefährlichen Zeit bewähren muss, vor dem schillernden Hintergrund des Florenz der Renaissance. Trotz kleiner Schwächen, vor allem in Bezug auf die zu spärlichen Informationen zur Historie, eignet sich der Roman für unterhaltsamen und spannenden Lesegenuss.