26. September 2013

Bibi Blocksberg - Bibi total verknallt

Produktinfos:

Ausgabe: 2009
Seiten: 192
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Inhalt:

Bibi kommt zu spät zur Schule und landet in der Eile mit ihrem Besen direkt im Klassenzimmer - und zwar ausgerechnet auf dem neuen Mitschüler Julian. Bibi ist das furchtbar peinlich - erst recht, als sie feststellt, wie süß Julian ist. Den Rest der Stunde ist Bibi völlig weggetreten. Für ihre Freunde Flori, Moni und Marita ist klar: Bibi hat sich verliebt.

Bibi schämt sich, dass Julian sie durch eine Bruchlandung kennen gelernt hat und fürchtet, dass er sie jetzt für eine schlechte Hexe hält. Also hext sie seine Lieblingsband auf den Schulhof, um ihn zu beeindrucken. Die Schüler sind begeistert - nur Julian nicht, Stattdessen reagiert er genervt auf die Hexerei und verschwindet.

Die kleine Hexe ist perplex. Es stellt sich heraus, dass Julian nichts von Hexerei hält und sich nur mit Bibi treffen möchte, wenn sie einen Tag lang auf das Hexen verzichtet. Bibi ist verwirrt und verunsichert. Ihre Freunde Moni, Marita und Flori raten ihr ab, sich wegen Julian zu verstellen; Mutter Barbara, ihre Hexenfreundin Amanda und Oma Grete warnen Bibi zudem vor einer unbedachten Liebeshexerei. Die Schmuckladenbesitzerin Kriemhild Karfunkel allerdings, der Bibi ihr Problem erzählt, rät ihr, Julians Wunsch nachzukommen. Bibi überlegt schließlich sogar, Julian zuliebe ihre Hexenkraft komplett abzulegen ...

Bewertung:

Treue Bibi-Hörer wissen: Mit ihren dreizehn Jahren war Bibi bereits ein paar Mal ziemlich verliebt, und das war eigentlich jedes Mal auch ganz niedlich gestaltet. Das erste Mal erlebte man die kleine Hexe verschossen in der Folge "Bibi verliebt sich", dann schwärmte sie in "Bibi im Zirkus" für den netten Zirkusjungen Pedro. In der Bibi-und-Tina-Serie verguckte sie sich in den charmanten jungen Tierarzt Robert, was immer wieder für witzige Szenen sorgte - und schließlich verlor sie, ebenfalls in "Bibi und Tina", ihr Herz an Mikosch, den mutigen jungen Reiter aus der Puszta, der ihre Gefühle augenscheinlich erwidert. Auch wenn Mikosch nach wie vor in Ungarn zuhause ist und nur sporadisch in der Serie auftaucht, scheint diese Freundschaft mit Verliebtheitsgefühlen zwischen den beiden auf Dauer ausgelegt sein.

Leider kann dieser Band an keine der früheren Episoden auch nur annäherungsweise anknüpfen, sondern präsentiert im Gegenteile eine Fülle an Mankos. Die positiven Aspekte sind äußerst überschaubar - ein paar vereinzelte witzige Stellen, vor allem gegen Ende, wenn ein Liebeszauber misslingt und als Folge daraus der Bürgermeister Karla Kolumna nachstellt, Sekretär Pichler wiederum dem Bürgermeister und Bibis Lehrerin Frau Müller-Riebensehl ihrerseits Herrn Pichler verfallen ist. Die flüchtende Karla und die drei schwärmerisch Verliebten, denen ihr Verhalten hinterher sehr peinlich ist, sind durchaus amüsant - aber retten kann dies den Band indes nicht.

Julian selbst ist keine besonders interessante Person. Über seinen Charakter erfährt man kaum etwas, Bibi ist einfach direkt von seinem Aussehen hin und weg. Dass er wie ein melancholischer Emo aussieht, macht die Sache auch nicht gerade besser und schöner wäre es einfach grundsätzlich gewesen, wenn Bibi sich aufgrund gewisser Charakterzüge in ihn verliebt hätte und nicht bloß, weil er "süß" aussieht.

Weiterhin ist es unglaubwürdig, dass Bibi tatsächlich allen Ernstes einen Weg finden möchte, ihre Hexkraft loszuwerden, nur um Julians 'Idealbild' eines normalen Mädchens zu entsprechen. Das ist nicht nur charakteruntypisch für die kleine Hexe, sondern hier wurde scheinbar auch vergessen, dass genau dies Mutter Barbara in der Folge "Mamis Geburtstag" selbst nicht gelang - ganz abgesehen davon, dass Bibi seinerzeit völlig verzweifelt darüber war, dass ihre Mutter keine Hexe mehr sein wollte, und man nicht glauben kann, dass sie jetzt selbst diesen Weg eingehen will.

Es ist zudem unlogisch, wie Bibi mit dem Versprechen an Julian umgeht, zumindest einen Tag lang nicht zu hexen. In der Schule steht sie mehrfach vor Situationen, in denen sie sich sehr zurückhalten muss, und es fällt ihr schwer, gegenüber ihren Freunden eine Ausrede für ihr Nichthexen zu finden - dabei ist Bibi ansonsten in der Serie doch generell das Hexen in der Schule verboten, sowohl seitens ihrer Eltern als auch seitens der Lehrer, und es dürfte eigentlich kein Problem sein, sich darauf zu berufen.

Unlogisch ist auch, dass sie so verzweifelt reagiert, weil sie instinktiv dauernd hexen will. Bekanntlich gibt es schließlich durchaus Möglichkeiten, um kurzzeitig die Hexkraft zu verlieren. Normalerweise sind dies unangenehme Nebeneffekte, hier aber könnte Bibi sie nutzen, um ihre Hexkraft für den speziellen Tag abzulegen. In "Der Superhexspruch" wurde gezeigt, dass eine Hexe durch einen Fünffach-Hexspruch für eine Weile ihre Kräfte verliert (auch wenn Bibi in anderen Folgen wiederum sogar Sechsfachsprüche ohne weitere Folgen bewältigt). In der Doppelfolge "der Reiterhof" büßte Bibi dafür, dass sie die Hoftiere zum Sprechen brachte, für einen Tag ihre Hexkraft ein. In der Bibi-und-Tina-Folge "Die Super-Ponys" spricht Bibi so viele einzelne Hexsprüche, dass sich ihre Hexkraft ebenfalls für eine Weile erschöpft. Theoretisch dürfte es also kein Problem für sie sein, diesen Effekt bewusst zu erzielen, und sie müsste daher nicht krampfhaft versuchen, ihren Instinkt einen Tag lang zu bekämpfen.

Unverständlich ist außerdem, dass Bibi tatsächlich einen Liebeszauber erwägt, obgleich sie doch seinerzeit in der Folge "Bibi verliebt sich" die unangenehmen Folgen erlebte mit einem liebestollen Joachim, der sie mit tausend Rosen überschütte und schwülstige Liebesschwüre von sich gab, bis Bibi Angst und Bange wurde. Eigentlich sollte man meinen, dass Bibi daraus gelernt hat, dass sich Liebe nicht durch Hexerei hervorrufen lässt. Nur ein kleiner Schwachpunkt, aber dennoch erwähnenswert ist das Nebenthema der "Liebesinsel", die der Bürgermeister zu einem eigenzwecklichen Erholungspark umwandeln will. Dieser Strang klingt, auch wegen des passenden Namens der Insel, zunächst als würde er im weiteren Verlauf eine größere Rolle spielen, was dann aber doch nicht eintrifft. Schließlich ist auch das Ende nicht wirklich überzeugend, sondern verläuft viel zu knapp und lieblos, ein geradezu gezwungener Schluss.

Last but not least: Tippfehler können passieren, auch in Büchern, etwas ärgerlich ist aber die durchgängig falsche Schreibweise der "Litfasssäule" - denn dank des Eigennamens "Litfaß" hat sich die Litfaßsäule trotz Rechtschreibreform ihr ß bewahrt, was dem Autor/Lektor/Korrektor offenbar entgangen ist.

Fazit:


Eindeutig unterdurchschnittlicher Bibi-Band, der Gott sei Dank nicht auch noch als Hörspiel erschienen ist. Bibis Verhaltensweisen sind unrealistisch und übertrieben, es existieren viele unlogische Stellen, die wenigen witzigen Szenen können dies nicht aufwiegen.

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