30. Juni 2017

Wer zuletzt stirbt (The Amateurs Band 1) - Sara Shepard

Produktinfos:

Ausgabe: 2017 bei cbt
Seiten: 384
* * * * *
Die Autorin:

Sara Shepard, Jahrgang 1977, studierte Kreatives Schreiben und arbeitete zunächst als Journalistin. 2006 erschien der erste Band der Reihe "Pretty Little Liars", der inzwischen mehr als 15 Bände umfasst. Eine weitere Buchreihe ist "The Lying Game", die gleichfalls erfolgreich verfilmt wurde.

Inhalt:

Aerin ist elf Jahre alt, als ihre ältere Schwester Helena spurlos verschwindet. Fünf Jahre später wird ihre Leiche gefunden, Helena wurde ermordet. Noch ein knappes weiteres Jahr vergeht, ohne dass es einen Hinweis auf den Täter geben hätte. Die Polizei legt den Fall nun zu den Akten.

Die mittlerweile siebzehnjährige Aerin sucht aber immer noch nach Antworten. Sie wendet sich an die Website "Offener Fall", in der Amateurdetektive sich mit ungelösten Kriminalfällen befassen. Über dieses Forum lernen sich auch Seneca und Maddox kennen, die schließlich gemeinsam Aerin aufsuchen und ihre Hilfe anbieten.

Aerin ist zunächst wenig überzeugt, da Seneca und Maddox kaum älter sind als sie selbst. Doch schließlich gibt sie nach und recherchiert zusammen mit Seneca, Maddox, Maddox' Foren-Freund Brett und seiner Stiefschwester Madison in Helenas Vergangenheit. Und tatsächlich finden die fünf ein paar Hinweise, die den Ermittlern verborgen blieben. Dabei geraten sie auch selbst immer weiter in Gefahr ...

Bewertung:

"Wer zuletzt stirbt" ist der Auftakt der Reihe "The Amateurs", eine Jugendthrillerreihe ganz in der Tradition Sara Shepards bisheriger Serien wie das erfolgreich verfilmte "Pretty Little Liars" und der Zweiteiler "The Perfectionists". Im Mittelpunkt stehen fünf Jugendliche, die einen Mordfall klären wollen und dabei selbst Gefahr laufen, ins Visier des Täters zu geraten.

Grundsätzlich ist der Auftakt durchaus recht unterhaltsam und teilweise auch spannend. Die "Amateurs" stoßen auf mehrere Verdächtige, die ein Motiv für Helenas Tod gehabt hätten, vor allem aber finden sie heraus, dass Helena ein Doppelleben führte. Sie finden sowohl heraus, dass es Unstimmigkeiten bei bereits bekannten Verdächtigen gibt, als auch, dass es neue Verdächtige gibt, die die Ermittler bisher nicht in Betracht gezogen haben. Es ist reizvoll zu verfolgen, was sich bei Nachforschungen zu Helenas Leben kurz vor ihrem Tod ergibt, und es kommt mehrfach zu sehr brisanten Situationen, in denen die Freunde große Risiken eingehen. Es hat auch seinen Reiz, dass die fünf eben nicht von vornherein eine Clique bilden, sondern sich erst zusammenfinden müssen - das läuft nicht ohne gewisse Streitigkeiten ab. Interessant ist außerdem, dass Aerin nicht die Einzige in der Runde ist, der ein Angehöriger ermordet wurde. Senecas Mutter wurde zuvor ebenfalls ermordet; ihr Fall ging allerdings im Medientrubel um die verschwundene Helena seinerzeit unter. Brett wiederum hat seine Großmutter durch einen Mord verloren. Die ähnlichen Erfahrungen sorgen für eine verstärkte Vertrautheit zwischen den bis dahin Fremden Aerin, Seneca und Brett.

"Wer zuletzt stirbt" hat letztlich leider auch einige Mängel, weshalb zumindest dieser Auftaktband qualitativ nicht an Sara Shepards beste Werke heranreicht. Zum einen vergehen rund hundert Seiten, ehe die "Amateurs" richtig mit ihren Ermittlungen beginnen. Bis dahin verläuft die Handlung teils recht zäh und hält sich zu lange mit den Querelen der Hobbyermittler auf. Aerin ist zunächst frustriert, dass ihre Helfer Seneca und Maddox nicht älter sind als sie selbst; Seneca muss ihrem Vater ein Lügenmärchen auftischen, um für ein paar Tage zu verreisen. Zudem ergeben sich flirtige Situationen zwischen Aerin und Brett einerseits und Seneca und Maddox andererseits, die die Beteiligten verwirren. Das ist alles nicht uninteressant, aber der kriminalistische Teil lässt sich zu langsam an.

Störend, weil sehr unrealistisch ist außerdem, wie schnell die "Amateurs" auf Hinweise stoßen, die den Ermittlern in knapp sechs Jahren entgangen sind. Da finden sie in Helenas Zimmer ein wichtiges Indiz, das auf eine heimliche Liebschaft hindeutet, das den Polizisten bei der Hausdurchsuchung nicht aufgefallen ist. Später stoßen sie auf Nachrichten an Helena, die bisher niemand entdeckt hat, und sie kommen durch simple Bluffs an pikante Informationen. Am Ende gibt es eine recht spektakuläre Wendung, die allerdings schon einige Seiten zuvor alles andere als dezent vorbereitet wird. Der Überraschungseffekt hält sich daher sehr in Grenzen, auch wenn man nach der Lektüre auch den zweiten Band lesen möchte.

Fazit:

"Wer zuletzt stirbt" von Sara Shepard ist der Auftakt einer Jugendthrillerreihe für Leser ab etwa vierzehn Jahren, ganz in der Tradition ihrer bisherin Bücher. Man bekommt recht solide Unterhaltung geboten, aber die Handlung verläuft an einigen Stellen zu konstruiert, sodass das Werk nicht zu den besten Romanen der Autorin zählt.

25. Juni 2017

Mordkapelle - Carla Berling

Produktinfos:

Ausgabe: 2017 bei Heyne
Seiten: 400
* * * * *
Die Autorin:

Carla Berling arbeitete als Lokalreporterin und Pressefotografin, ehe sie 2013 als Selfpublisher ihren ersten Ira-Wittekind-Krimi herausbrachte. Seit 2017 erscheinen die weiteren Bände bei Heyne.

Inhalt:

Ira Wittekind, Mitte fünfzig, ist eine engagierte Lokalreporterin der Bielefelder Tageszeitung "Tag 7". An ihrem freien Tag will sie eine Kirmes in Bad Oeynhausen besuchen - doch stattdessen erfährt sie von einem Brand in der Friedhofskapelle am Mooskamp. In der Kapelle wird eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche in einem Rollstuhl gefunden.

Bald bestätigt sich der erste Verdacht, dass es sich beim Opfer um den wohlhabenden Apotheker Ludwig Hahnwald handelt, auch als "der schöne Ludwig" bekannt. Ludwig Hahnwald war bei Kunden wie Angestellten sehr beliebt, auch mit achtundsiebzig Jahren noch gut aussehend und vor allem sehr charmant. Zunächst kann sich Ira kein Motiv für einen Mord an ihm vorstellen.

Dann erfährt sie aber, dass Ludwig Hahnwald auch einige weniger positive Seiten hatte. Zudem waren seine Familienverhältnisse recht kompliziert, angefangen bei der deutlich jüngeren Ehefrau, über den frühen Tod seines Sohnes bis hin zum zwiespältigen Verhältnis zu seiner Tochter. Und schließlich stößt Ira auf ein wohlgehütetes Geheimnis in seiner Vergangenheit ...

Bewertung:

"Mordkapelle" von Carla Berling ist der erste Ira-Wittekind-Band, der bei Heyne erscheint, und auf den ersten Blick scheint es der Debütband der Reihe überhaupt zu sein. Tatsächlich aber wurden die Bände 1-3 als Selfpublisher veröffentlicht, "Mordkapelle" ist also chronologisch gesehen bereits Ira Wittekinds vierter Fall. Das spürt man auch bei der Lektüre, da immer wieder frühere Fälle und Begebenheiten erwähnt werden, wenngleich dies den Unterhaltungswert nicht stark schmälert.

Ira Wittekind ist eine sympathische Protagonistin, eine "rasende Reporterin", die sich nicht von Rückschlägen beirren lässt. Sie ist erfindungsreich und forsch, wenn es ihr um eine interessante Story geht, kann aber auch im richtigen Moment schweigen, wodurch sie ihrem Gegenüber so manches Geheimnis entlockt. Ihr Lebensgefährte Andy geht mit ihr durch dick und dünn, auch wenn es nicht immer einfach ist, das Leben phasenweise auf Iras Reporterinnentätigkeit auszurichten. Sympathisch sind auch Iras Freundin Coco, eine humorvolle Taxifahrerin, sowie Andys betagte, trinkfeste Tanten Sophie und Friedchen. Es hat seinen Reiz, dass die Protagonistin eine burschikose Mittfünzigerin ist und keine junge Schönheit.

Der Kriminalfall ist grundsätzlich interessant und bietet mehrere Täter- und Motivmöglichkeiten an. Der "schöne Ludwig" war zwar nach außen hin sehr beliebt, hatte aber auch ein paar dunkle Geheimnisse. Misstrauisch macht Ira beispielsweise, dass er seine Räumlichkeiten akribisch mit Kameras überwachen ließ, dass seine mehr als dreißig Jahre jüngere Ehefrau nicht wirklich zu trauern scheint, dass er ein schwieriges Verhältnis zu seiner Tochter Betty hatte. Entscheidend ist aber vor allem die Spur zu einem Familienmitglied, hinter der Ira eine erschütternde und gut vertuschte Geschichte entdeckt. Schließlich ist da noch als kleiner Nebenstrang der ominöse Blog eines reißerischen Journalisten, der sich "der Steinhauer" nennt und der offenbar irgendwo einen Informanten hat, der ihm intime Details zum Fall zuträgt. Er ist Ira nicht nur immer wieder einen Schritt voraus, sondern ist auch auffällig auf den Hahnwald-Mord fixiert, sodass er ebenfalls ins Feld der Verdächtigen gerät.

Allerdings ist die Entwicklung der Ermittlungen nur mäßig überzeugend. Gleich mehrfach erhält Ira brisante Informationen, indem sich eine involvierte Person ihr nach kurzem Zögern einfach anvertraut. Es ist zwar Iras Markenzeichen, dass sich ihr auch Fremde schnell öffnen, aber bei einer Amateurdetektivin wirkt das zu konstruiert. Man wünscht sich mit fortschreitender Lektüre zunehmend, dass Ira ein bisschen mehr Raffinesse für ihre Recherchen aufbringen muss, statt dass sie ihr quasi serviert werden. Zudem erscheinen die trinkfesten Tanten etwas zu offenkundig als witzige Originale inszeniert, sie sind recht klischeehaft geraten. Grundsätzlich sorgen sie durchaus für amüsante Szenen, was jedoch auf Dauer etwas überstrapaziert wird.

Fazit:

"Mordkapelle" von Carla Berling ist ein vorwiegend auf Humor ausgelegter Krimi mit einer sympathischen Hauptfigur. Das Buch unterhält solide, wenngleich man keine zu hohen Erwartungen beim kriminalistischen Teil haben sollte.

21. Juni 2017

Poolparty - Cornelia Franz

Produktinfos:

Ausgabe: 2015 bei dtv
Seiten: 220
* * * * *
Die Autorin:

Cornelia Franz, Jahrgang 1956, studierte Germanistik und Amerikanistik und machte eine Ausbildung zur Verlagsbuchhändlerin. Seit 1993 veröffentlicht sie regelmäßig Romane, vor allem im Kinder- und Jugendbuchbereich. Weitere Werke sind u. a.: "Spur nach Chicago", "Nichts leichter als Liebe?", "Spinner im Netz" und "Egal, was morgen ist".

Inhalt:

Der siebzehnjährige Cap stammt aus einer ärmlichen Hamburger Wohngegend und sehnt sich nach einem besseren Leben. Zufällig erfährt er von einer Poolparty an der vornehmen Hamburger Elbchausee, die der gleichaltrige Valentin ausrichtet. Durch einen Trick gelangt er auf das Anwesen und lernt die hübsche Lara kennen.

Da Lara wie so viele der Besucher den Gastgeber gar nicht persönlich kennt und Valentin sich nicht blicken lässt, gibt sich Cap ihr gegenüber spontan als Valentin aus. Sie verbringen die Nacht gemeinsam im Poolhaus. Beim Wiedersehen gelingt es Cap, sich in die Villa einzuschleichen und sich Lara gegenüber erneut als Valentin auszugeben.

Doch das Spiel wird immer gefährlicher. Einerseits läuft Cap ständig Gefahr, dass seine Lüge auffliegt oder dass er bei seinen heimlichen Abstechern in Valentins Haus entdeckt wird. Andererseits wird er geradezu süchtig danach, sich in dieses Luxusleben hineinzuträumen, und geht immer größere Risiken ein ...

Bewertung:

Die Idee hinter "Poolparty" von Cornelia Franz ist gar nicht schlecht: Ein Jugendlicher aus ärmlichen Verhältnissen schlüpft vorübergehend in eine andere Identität, geht dabei weit über das verständliche Maß hinaus und rutscht durch seine Lügen immer tiefer in eine schließlich auch kriminelle Geschichte hinein. Diese Grundkonstellation bietet Stoff zum Nachdenken, gerade für die jugendliche Zielgruppe. Dabei ist auch eine gewisse Spannung gegeben, denn Cap läuft mehrfach Gefahr, von Valentin, von dessen Mutter oder von einem der Hausangestellten entdeckt zu werden: Offen ist auch lange Zeit, ob Lara das falsche Spiel durchschauen wird.

Interessant ist auch, dass nicht nur Cap unglücklich mit seinem Leben ist, sondern auch der reiche Valentin. Cap ist mütterlicherseits afrikanischer Herkunft und muss immer wieder gegen Vorurteile kämpfen. Sein Vater spielt keine Rolle in seinem Leben; reich reicher Geschäftsmann, bei dem Caps Mutter geputzt hat und den sie seit Caps Geburt aus Stolz völlig aus ihrer beider Leben heraushält. Nur mit viel Mühe hält sie sich und ihren Sohn über Wasser. Valentins Eltern sind vermögend, haben aber nur wenig Zeit für ihren Sohn; immer wieder sind sie auf Reisen. Valentin zieht sich mehr und mehr zurück und betäubt seine Kummer in seinem Zimmer mit Gras. Die Poolparty wurde von seinen Eltern organisiert, um ihm zu Freunden zu verhelfen, was Valentin aber erst recht zu Rückzug veranlasst.

Leider hapert es bei der Handlung sehr an Glaubwürdigkeit. Es ist noch nachvollziehbar, dass sich Cap auf der Party gegenüber Lara als Valentin ausgibt, als ihm klar wird, dass Lara den echten Valentin nicht kennt. Doch dass er auch in der nächsten Zeit diese Scharade aufrechterhält, erscheint sehr grotesk. Cap denkt beispielsweise nicht daran, dass Lara nach der Party und der gemeinsamen Nacht den echten Valentin im Internet finden könnte, zumindest ein Bild von ihm. Cap ist sich auch viel zu sicher, dass ihn niemand in der Villa überraschen wird, obwohl er etwa nicht über alle Hausangestellten Bescheid weiß. Damit Caps Lügenszenario gegenüber Lara Bestand hat, muss immer wieder der Zufall eingreifen und ihn aus brenzligen Situationen retten. Schon bald nervt es, wie leichtfertig sich Cap in riskante Lagen begibt und wie unbedacht er dabei vorgeht. Fast schon lächerlich ist es, dass Valentins Mutter in sehr prekären Situationen mehrfach nicht mitbekommt, was in ihrem Haus vor sich geht. Die Missverständnisse, die sich durch Caps falsches Spiel zwischen ihr und ihrem Sohn ergeben, wirken sehr konstruiert.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich weder Cap noch Valentin besonders gut als Identifikationsfiguren eignen. Cap verhält sich dafür einfach zu befremdlich, und sonderlich sympathisch ist er auch nicht, auch wenn man ein gewisses Mitgefühl empfindet. Valentin als "armer reicher Junge" bietet zwar Potenzial, aber wirklich viel erfährt man nicht über ihn. Lara als dritte zentrale Figur bleibt ohnehin sehr blass und austauschbar.

Fazit:


"Poolparty" von Cornelia Franz ist ein anfangs recht reizvoller, dann aber zunehmend vor allem sehr unglaubwürdiger Jugendthriller. Er lässt sich zwar leicht lesen und ist phasenweise spannend, die Handlung verläuft aber deutlich zu konstruiert.

Bibi Blocksberg - Der neue Schulgarten

Kiddinx
* * * * *
Inhalt:

Bibis Schule veranstaltet einen Projekttag unter dem Motto: "Unsere Schule soll schöner werden". Bibis Klasse ist für den Schulgarten zuständig, der mit Blumen und Kräutern bestückt werden soll. Bibi und Marita melden sich für den Kräutergarten - denn Bibi kennt sich aus ihrem Hexenkundenunterricht natürlich sehr gut mit Kräutern aus.

Bibi und Marita kaufen einige Kräuter auf dem Markt. Was sie dort nicht finden, dürfen sie sich aus Mamis und Manias Kräutergärten holen. Dabei sollen sie aber keine Hexenkräuter nehmen, mahnt Mania - obwohl Hexenkräuter nur zusammen mit Hexkraft ihre Wirkung entfalten und ansonsten ja harmlos sind.

Nach dem Einpflanzen in den Schulgarten findet Bibi das Ergebnis etwas mickrig. Sie hilft mit einem Hexspruch nach, damit die Kräuter bis zum nächsten Tag deutlich größer sein werden. Leider haben sich auch Hexkräuter daruntergemischt. Und die sorgen am nächsten Tag sowohl beim Bürgermeister als auch bei Bibis Lehrerin Frau Müller-Riebensehl für außergewöhnliche Reaktionen ...

Bewertung:

"Der neue Schulgarten" ist, wie der Titel verrät, eine der Folgen, die sich auf Bibis Alltag in Neustadt beziehen, im Gegensatz zu jenen hexenlastigen Folgen, die in der Hexenschule oder auf dem Hexenberg spielen. Aber hexisch geht es hier auch zu, und das nicht zu knapp. Es gibt einige Folgen, in denen eine unbedachte, gut gemeinte Hexerei Bibis reichlich turbulente Folgen hat; sicher auch bessere als diese, aber unterhaltsam ist sie allemal. Natürlich deutet sich früh an, dass etwas mit den Kräutern passieren wird, denn es wird gleich mehrfach auffallend betont, dass Bibi ja die Finger von Hexenkräutern lassen soll - wen wundert's, dass dann Hexenkräuter eine wichtige Rolle spielen. Bibi begeht hier angenehmerweise mal wieder hexische Fehler, während sie in anderen Folgen der letzten Jahre manchmal zu musterhaft agierte. Flori und Moni kommen nicht zu Wort, dafür hat Marita einen größeren Part und fungiert nicht bloß als Bibis Stichwortgeberin.

Die Hexenkräuter sorgen für keine gefährlichen Situationen, aber lösen doch zumindest sehr turbulente Dinge aus, die unbedingt schnell wieder bereinigt werden müssen - und das geht nicht mit einem simplen Hexspruch. Der Humor ist ein bisschen albern geraten, orientiert sich ganz offensichtlich an der jüngsten Zielgruppe. Eine wichtige Rolle hat zudem die Althexe Mania, die hier allerdings etwas weniger charismatisch als gewöhnlich erscheint. Und es ist der erste Auftritt von Ulrike Stürzbecher als neue Stimme von Karla Kolumna, nachdem sie bereits ein paar Auftritte in der Serie "Benjamin Blümchen" hatte. Ulrike Stürzbechers Stimme erinnert durchaus des Öfteren an Gisela Fritsch in jüngeren Jahren, sie ist insgesamt eine gute Neubesetzung. Ungünstig ist nur, dass sie ein bisschen ähnlich überkandidelt schon in früheren Gastauftritten bei Bibi sowie bei Bibi und Tina auftrat und man sich leicht an diese Auftritte erinnert fühlt.

Das nette Thema Schulprojekttag wird etwas stiefmütterlich behandelt und steht weniger im Vordergrund, als man zu Beginn meinen möchte. Andere Schüler außer Bibi und Marita kommen quasi gar nicht vor, die restlichen Projekte werden mehr oder weniger übergangen, damit bleibt der Projekttag blass. Ein Highlight ist diese Episode gewiss nicht, aber insgesamt sehr solider Durchschnitt.

Fazit:


"Der neue Schulgarten" ist eine für junge bis sehr junge Hörer empfehlenswerte Folge ohne große Schwächen. An die besten Episoden der Reihe kann sie zwar nicht anknüpfen, zumal der Humor etwas albern geraten ist, aber hörenswert ist sie allemal.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Marita: U. Hugo
Frau Müller-Riebensehl: E.-M. Werth
Karla Kolumna: U. Stürzbecher
Bürgermeister: R. Hemmo
Sekretär Pichler: W. Herbst
Mania: L. Lunow
Erzähler: G. Schoß

13. Juni 2017

Das Haus in der Nebelgasse - Susanne Goga

Produktinfos:

Ausgabe: 2017 bei Diana
Seiten: 448
* * * * *
Die Autorin:

Susanne Goga, Jahrgang 1967, studierte Literaturübersetzungen und arbeitete freiberuflich für diverse Verlage. Seit 2005 veröffentlicht sie regelmäßig historische Romane, darunter vor allem die Krimireihe um Leo Wechsler, die in den zwanziger Jahren spielt. Werke von ihr sind u. a.: "Leo Berlin", "Tod in Blau", "Das Leonardo-Papier" und "Der verbotene Fluss"

Inhalt:


London, 1900: Matilda Gray ist eine junge und engagierte Lehrerin an einem Mädcheninternat. Matilda liegen ihre Schülerinnen sehr am Herzen, ganz besonders ihre Lieblingsschülerin Laura. Laura ist intelligent und sehr wissbegierig und möchte ihre Bildung dazu nutzen, um später ebenfalls eigenständig zu leben.

Umso erstaunter ist Matilda, als Laura nach den Sommerferien nicht ins Internat zurückkehrt. Angeblich ist sie vor einiger Zeit an einem hartnäckigen Husten erkrankt, sodass ein Klimawechsel vonnöten war. Ihr Vormund habe sie daher auf eine Europareise mitgenommen, auf der sich Laura wieder erholen soll. Für die Schulleitung ist die Sache damit abgeschlossen, doch Matilda kann nicht glauben, dass Laura die Schule ohne Abschied verlassen hat - und dass sie ihren Wunsch nach Bildung freiwillig aufgibt.

Und tatsächlich erreicht Matilda bald eine Nachricht von Laura mit einem versteckten Hinweis. Sie findet daraufhin in Lauras Zimmer ein Kästchen mit weiteren mysteriösen Hinweisen. Matilda sucht Unterstützung bei dem Historiker Stephen Fleming. Gemeinsam geraten sie einem jahrhundertealten Geheimnis auf die Spur ...

Bewertung:


Nach "Der verbotene Fluss" legt Susanne Goga mit "Das Haus in der Nebelgasse" erneut einen Roman vor, der in Großbritannien um 1900 spielt. Wieder steht eine junge, entschlossene Frau im Mittelpunkt, die einem Geheimnis auf die Spur kommt.

Matilda ist eine sympathische Protagonistin die man schnell und leicht ins Herz schließt. Sie ist ungewöhnlich selbstständig für eine Frau ihrer Zeit, ohne dass in dieser Hinsicht zu dick aufgetragen würde. Sie verdient ihr Geld selbst und geht ihrem Beruf leidenschaftlich gern nach. Ihre Schülerinnen liegen ihr am Herzen, und sie ermuntert sie dazu, sich zu bilden, um eventuell später auf eigenen Beinen stehen zu können. Matilda ist intelligent und gütig zugleich, eine liebenswerte Figur, deren Entscheidungen man gut nachvollziehen kann.

Die Handlung ist spannend konstruiert: Früh ist klar, dass mit Lauras plötzlichem Verschwinden irgendetwas nicht stimmt. Matildas Kollegin und die Rektorin geben sich damit zufrieden, dass sie die Schule verlassen hat und mit dem Vormund Europa bereist. Matilda aber weiß, dass ihre "Lieblingsschülerin" sich nie so sang- und klanglos aus ihrem Leben verabschiedet hätte. Zudem erfährt sie von Lauras bester Freundin Anne, dass Laura ihren Vormund offenbar nicht mochte und daher die Ferien immer bei Anne verbrachte. Und schließlich machen die versteckten Hinweise auf der Postkarte klar, dass Laura nicht so kommunizieren darf wie sie es gern möchte. Somit darf man zum einen gespannt sein, in welcher Situation Laura genau steckt und ob es zum Wiedersehen mit Matilda kommt. Zum anderen fesselt die Suche nach dem Schatz, der eng mit der Londoner Geschichte verknüpft ist. Nur häppchenweise ergibt sich ein Hinweis nach dem nächsten; Matilda und Stephen müssen jahrhundertealte Dokumente finden und lückenhafte Texte deuten, Symbole entschlüsseln, Archive aufsuchen und auch mal heimlich in einen Keller einsteigen. Sie begeben sich dabei durchaus auf gefährliches Terrain; zudem spürt Matilda Zeitdruck, da sie nicht weiß, in welcher Lage sich Laura befindet. Des Weiteren muss Matilda sehr darauf achten, dass ihre Kolleginnen und vor allem die Rektorin nichts von ihren Nachforschungen erfahren. Private Beziehungen zu Schülerinnen werden nicht geduldet, und Matilda muss aufpassen, dass ihre nachfragen zu Lauras Verbleib und ihrem Vormund nicht Misstrauen erwecken, sie würde damit ihre Stellung riskieren.

London um 1900 mit seinen engen Gassen, den Droschken, den finsteren Ecken wie den Treffpunkten der feinen Gesellschaft wird zwar nicht extrem detailliert geschildert. Aber man erhält doch einen recht guten Eindruck vom Leben und Alltag des ausgehenden Viktorianischen Zeitalters.

Eine sehr gelungene Nebenfigur ist Matildas Vermieterin Mrs. Westlake, eine ältere Witwe, die romantische Heftromane schreibt. Ihre Serienheldin ist die schöne und verwegene Adela Mornington, die sie rund um die Welt von einem Abenteuer ins nächste schickt. Mrs. Westlake ist Matilda eine Art Mutterersatz und ist Feuer und Flamme, ihr beim Rätselraten um Lauras Verschwinden und das Rätsel der Schatulle zu helfen. Interessant ist auch der kauzige Sammler und Antiquar Mr. Arkwright, der Matildas erste Anlaufstelle wird. Mr. Arkwright ist ein schwieriger Einzelgänger, der Matilda desse ungeachtet wichtige Informationen liefert. Und Stephen Fleming schließlich ist ein charmanter, intelligenter Geschichtsdozent, dem Matilda bald näherkommt - doch er hütet auch ein dunkles Geheimnis.

Zu bemängeln gibt es wenig an diesem gelungenen Historienschmöker. Der Anfang zieht sich ein wenig lang, zumal es mehr als hundert Seiten dauert, bis Stephen Fleming, immerhin eine wichtige Figur, auf der Bildfläche erscheint. Dann wiederum gelangt Matilda mindestens einmal durch einen großen Zufall an eine bedeutsame Information, und das Ende verläuft ein bisschen gehetzt.

Fazit:


"Das Haus in der Nebelgasse" von Susanne Goga ist ein spannender Historienroman mit gelungenen Figuren, der nach London um 1900 entführt. Gute Unterhaltung mit nur geringen Schwächen.

4. Juni 2017

Sie weiß von dir - Sarah Pinborough

Produktinfos:

Ausgabe: 2017 bei rororo
Seiten: 448
* * * * *
Die Autorin:

Sarah Pinborough, Jahrgang 1972, hat bereits einige Bücher im Bereich Jugendroman und Phantastik veröffentlicht. "Sie weiß von dir" ist ihr erster Thriller, der gleich zum Bestseller wurde.

Inhalt:

Louise ist alleinerziehende Mutter eines kleinen Jungen und arbeitet als Sekretärin in einer Psychiatrischen Gemeinschaftspraxis. Eines Abends lernt sie in einem Pub den charmanten, attraktiven David kennen und lässt sich auf einen heißen Flirt ein. Nach einem Kuss bricht David jedoch ab und verschwindet.

Ein paar Tage später erlebt Louise auf der Arbeit einen Schock: Ausgerechnet ihr Flirt David ist der neue Arzt in der Praxis und damit ihr neuer Vorgesetzter. Und er ist verheiratet, mit der schönen und eleganten Adele. Nach der ersten Verlegenheit einigen sich Louise und David darauf, den Vorfall zu ignorieren.

Kurz darauf stößt Louise auf der Straße mit einer Frau zusammen - Adele. Sie kommen ins Gespräch und treffen sich auf Adeles Drängen wieder. Zwischen den Frauen entwickelt sich eine Freundschaft, während parallel eine Affäre zwischen Louise und David entsteht. Dabei ahnt Louise nicht, dass Adele sie ganz bewusst ausgewählt hat und einen Plan verfolgt ...

Bewertung:

Sarah Pinboroughs "Sie weiß von dir" beginnt verheißungsvoll, um in der zweiten Hälfte und vor allem gegen Ende merklich nachzulassen.

Die Ausgangssituation ist reizvoll und bietet gerade für einen Thriller viel Potenzial: Louise ist eine recht sympathische Figur, deren bis dahin recht biederes Leben plötzlich reichlich kompliziert wird. Gerade noch war sie die alleinerziehende Mutter des sechsjährigen Adam, die immer noch daran zu knabbern hat, dass ihr Exmann sie für eine andere Frau verließ und nun mit einer anderen - deutlich jüngeren - Frau ein Kind erwartet. Jetzt interessiert sich auf einmal der attraktive Psychiater David für sie, der Chef und Affäre zugleich ist, und sie geht eine Freundschaft mit seiner Frau ein. Louise hängt sowohl an David als auch an Adele; mit David verbringt sie prickelnde Stunden, deren Reiz über das Körperliche hinausgeht; Adele wird ihre engste Freundin. Louise fühlt sich schlecht, weil sie Adele mit deren Mann betrügt, bringt es aber auch nicht fertig, die Affäre zu beenden. Auf der anderen Seite sorgt sie sich zunehmend um Adele, die trotz Schönheit und Reichtum seltsam labil wirkt und anscheinend Angst vor David hat.

Spannung bezieht der Roman vor allem aus den Fragen, wie das brisante Dreiecksverhältnis enden mag und was Adele bezweckt - denn in den Kapiteln, die aus ihrer Sicht erzählt werden, erfährt der Leser im Gegensatz zu Louise, dass Adele sehr wohl um die Affäre weiß und irgendeinen Plan mit Louise hat. Sowohl Adele als auch David sind unberechenbare Charaktere; bei beiden weiß man zunächst nicht genau, wie sie wirklich zu Louise stehen, von wem ihr (größere) Gefahr droht.

"Sie weiß von dir" ist allerdings keiner jener konventionellen Thriller, in dem eine Frau ihre Rivalin bedroht. Das kann man als Stärke sehen, weil ein gewisser Überraschungsfaktor gegeben ist, allerdings auch als deutliche Schwäche: Der Roman erhält, so viel darf verraten werden, im letzten Drittel einen nicht unerheblichen Mysteryanteil, der sehr gewöhnungsbedürftig ist. Die Auflösung erinnert stark an einen recht bekannten Horrorfilm, auch wenn das Setting ein anderes ist. Da der Mysteryhintergrund anfangs nicht zu erkennen ist, kann er sehr unbefriedigend auf Leser wirken, die eben gerade einen realistischen Thriller lesen wollten.

Ein weiteres Manko ist die nicht so wirklich glaubwürdige Intensität, mit der sich Louise für Adele einsetzt. Man kann noch gut nachvollziehen, dass sich die alleinerziehende Mutter auf eine Affäre mit David einlässt, der ihr schließlich sogar das Gefühl vermittelt, sich langsam in sie zu verlieben. Dass sie aber trotz dieser äußerst brisanten Konstellation so sehr an Adele festhält und einige sehr große Risiken eingeht, wirkt übertrieben und sehr naiv. An der Stelle ist es dann auch nicht mehr so leicht, Louise als Identifikationsfigur zu sehen.

Fazit:

"Sie weiß von dir" von Sarah Pinborouh ist ein zunächst spannender Thriller, der etwa ab der zweiten Hälfte an Überzeugungskraft verliert und eine unpassende Mysteryrichtung einschlägt.