18. Januar 2017

Er liebt sie nicht - Sharon Bolton

Produktinfos:

Ausgabe: 2016 bei Manhattan
Seiten: 480
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Die Autorin:

Sharon Bolton wurde in Lancashire geboren und absolvierte zunächst eine Schauspielausbildung und studierte Theaterwissenschaften. Bevor sie sich dem Schreiben widmete, arbeitete sie in der PR- und Marketingbranche. 2008 erschien ihr erster Roman "Todesopfer", der sofort ein Erfolg wurde. Weitere Werke sind u.a.: "Schlangenhaus", "Dunkle Gebete" und "Dead End".

Inhalt:

Der attraktive, intelligente und charmante Arzt Hamish Wolfe wird wegen Mordes an drei Frauen verurteilt. Er beteuert seine Unschuld und drängt die Juristin und True-Crime-Autorin Maggie Rose, sich für ihn einzusetzen. Maggie hat schon mehrfach Bücher über verurteilte Mörder geschrieben und durch ihre Recherchen für deren Freilassung gesorgt.

Zunächst sperrt sich Maggie dagegen, ehe sie sich doch auf ein Treffen mit Wolfe einlässt. Die Beweislast gegen ihn ist allerdings erdrückend; es gibt kaum Ansatzpunkte für seine Verteidigung. Zwar gibt es eine kleine Unterstützergruppe und zahlreiche Frauen glauben an seine Unschuld - doch das ist eher seinem Charisma geschuldet.

Wolfe bleibt beharrlich und Maggie entdeckt schließlich zumindest ein paar fragwürdige Punkte, die bei näherer Untersuchung für seine Unschuld sprechen könnten. Das missfällt Detektive Constable Peter Weston, der Wolfe überführte, doch trotz seines Widerwillens unterstützt er Maggies Nachforschungen. Unterdessen kommen sich Maggie und Hamish Wolfe allmählich näher - ist er ein Mörder, der nur eine Show abzieht, oder ist er tatsächlich unschuldig ...?

Bewertung:


In Sharon Boltons Psychothriller "Er liebt sie nicht" sind einige Dinge nicht so, wie sie scheinen - ob das auch für Hamish Wolfe gilt, ist eine der Fragen, die der Leser erst am Ende einer spannenden Lektüre beantwortet bekommt.

Hamish Wolfe soll mindestens drei Frauen ermordet haben, eine vierte, die ins Schema passt, wird noch vermisst. Alle drei Frauen knüpften vor ihrem Tod einen Onlinekontakt, ohne zu ahnen, dass sie sich mit ihrem späteren Mörder verabreden würden. Jessie schrieb monatelang mit einem charmanten Arzt und kehrte nicht von ihrem ersten Date zurück, die Schmuckdesignerin Chloe hatte eine potenzielle Geschäftspartnerin kennengelernt und der Disneyfan Myrtle dachte, sie würde sich mit einer alten Dame treffen, die ihr ihre wertvolle Sammlung überlassen möchte. Alle drei Fake-Kontakte verweisen auf denselben anonymen Schreiber, der sich dank geschickter Verschleierung nicht weiter verfolgen lässt. Die sehr unterschiedlichen Frauen haben ein gemeinsames Merkmal - ihr deutliches Übergewicht. Zwar ist Hamish Wolfe zum Zeitpunkt seiner Verhaftung mit einem Model verlobt, doch seine Collegevergangenheit offenbart ein großes Interesse an molligen Frauen. DNA-Spuren, ein Computereintrag und ein fehlendes Alibi werden ihm schließlich zum Verhängnis.

Zwischen Maggie und Wolfe entwickelt sich ein spannendes Psychoduell, ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem sich die Gegner vorsichtig umschleichen und annähern. Anfangs verhält sich Maggie abweisend, macht Wolfe auch nach dem ersten Treffen keine Hoffnung auf ein Engagement. Doch Wolfe bleibt hartnäckig, umgarnt Maggie, die schließlich als seine Anwältin auftritt. Im Zentrum stehen die Fragen, ob Wolfe die Taten begangen hat und Maggie gegenüber eine Show spielt und wie sich das Verhältnis zwischen den beiden entwickelt. Maggie mag sich kühl geben, doch Wolfes Charme scheint sie auf Dauer dennoch nicht kaltzulassen.

Dabei ist nicht nur Wolfe ein undurchschaubarer Charakter, sondern auch Maggie. Obwohl sie sich als True-Crime-Autorin einen Namen gemacht hat, vermeidet sie öffentliches Auftreten und gibt kein Foto auf ihrer Internetseite preis. Ihre blau gefärbten Haare signalisieren zwar Auffälligkeit, widersprechen aber Maggies zurückhaltendem Auftreten. Weder Freunde noch Familie scheinen bei ihr eine nennenswerte Rolle im Leben zu spielen, und doch hört Detektive Constable Peter Weston eigenartige Gespräche, die Maggie in ihrem Haus führt. Für Rätsel beim Leser sorgen zudem die immer wieder eingeflochtenen Liebesbriefwechsel zwischen Hamish und einer Unbekannten. Am Ende stehen gleich mehrere Überraschungen, die in der Handlung sehr unauffällig vorbereitet wurden. Alles fügt sich letztlich passend zusammen und ergibt ein raffiniertes Gesamtbild. Es ist ein komplexes, anspruchsvolles Werk - speziell für sein Genre -, der einmal mehr Sharon Boltons Routine und Souveränität als Autorin zeigt.

Eine kleine Schwäche des Romans liegt in seinem zumindest anfangs recht langsamen Voranschreiten. Es dauert seine Zeit, bis Dynamik in die Handlung kommt. Da die beiden Hauptfiguren so interessant sind, ist der Thriller von Beginn an reizvoll. Es ist aber keines jener Werke, in dem das Geschehen schon früh durch ungeahnte Entwicklungen bestimmt wird, und ein bisschen mehr Tempo und Raffung hätte das Buch sicher vertragen.

Fazit:

"Er liebt sie nicht" von Sharon Bolton ist ein raffinierter Psychothriller mit interessanten Hauptfiguren. Die Handlung könnte zwar ein bisschen mehr Dynamik vertragen, ist aber nie langweilig. Insgesamt ein sehr durchdachter, wohlkomponierter Roman, man sollte nur mit einer eher langsamen Entwicklung rechnen.

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