20. Oktober 2016

Das Ufer - Richard Laymon

Produktinfos:

Ausgabe: 2016 bei Heyne Hardcore
Seiten: 592
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Der Autor:

Richard Laymon, 1947-2011, wurde in Chicago geboren und ist einer der meistverkauften Horrorautoren der USA. Er studierte englische Literatur und arbeitete unter anderem als Lehrer und Bibliothekar, ehe er sich dem Schreiben widmete. Er verfasste mehr als dreißig Romane, die überwiegend erst nach seinem Tod in Deutschland erschienen. Weitere Werke sind u. a. "Rache", "Die Insel", Das Spiel", "Die Show" und "Die Familie".

Inhalt:

Die achtzehnjährige Leigh West verbringt 1969 den Sommer bei Onkel und Tante am Lake Wahconda. Dort verliebt sie sich in den gleichaltrigen Charlie. Die Sommerromanze endet mit einem furchtbaren Unglück, bei dem Charlie ums Leben kommt. Kurz darauf stellt Leigh fest, dass sie schwanger ist.

Achtzehn Jahre später: Leighs Tochter Deana ist mittlerweile im gleichen Alter wie ihre Mutter damals und mit Allan liiert. Bei einem romantischen Zusammensein werden sie von einem Unbekannten angegriffen und Allan getötet. Deana kann sich retten, doch schon bald darauf meint sie, das Auto des Täters vor ihrem Haus zu sehen.

Officer Mace Harrison übernimmt die Ermittlungen und schenkt Leigh durch seine selbstbewusste, tatkräftige Art eine gewisse Sicherheit. Leigh fühlt sich zu ihm hingezogen, Deana dagegen sieht die Annäherung der beiden mit Argwohn. Tag und Nacht sind Deana und Leigh von nun an in Angst vor dem irren Mörder. Warum hat er gerade Deana und ihren Freund als Opfer gewählt? Gibt es etwa einen Zusammenhang zu Leighs Erlebnis vor achtzehn Jahren ...?

Bewertung:

Ein Mutter-Tochter-Gespann steht im Fokus von Richard Laymons Horrorroman "Das Ufer", einem für ihn recht typischen Werk, das sich im unspektakulären Mittelfeld seines Schaffens einfügt. Wie alle seine Bücher liest sich der Roman leicht, und man behält trotz der zwei ineinander verwobenen Handlungsstränge gut den Überblick. Reizvoll ist insbesondere der Vergangenheitsstrang, der die Geschichte der achtzehnjährigen Leigh erzählt. Das Anbändeln zwischen ihr und dem linkischen, unerfahrenen Charlie wird recht ansprechend präsentiert; Charlies schreckliches Schicksal ist durchaus bewegend, ebenso wie Leighs Kummer darüber.

Sowohl Leigh als auch Deana sind grundsätzlich sympathisch; gern möchte man beide am Ende gerettet sehen, und auch das enge Verhältnis der beiden zueinander wird schön dargestellt. Eine gewisse Spannung ergibt sich aus den Fragen, wer Deana nach dem Leben trachtet, ob es Zusammenhänge zu Charlies Tod damals gibt und wie sich das Verhältnis zwischen Leigh und Officer Mace entwickelt - denn der Leser weiß, anders als Leigh und Deana, dass er auch seine sehr dunkle Seite verbirgt. Bezüglich zwei, drei Nebencharaktere darf man rätseln, wie sie wirklich zu Leigh und Deana stehen, ob sie das sind, was sie vorgeben, oder ob es noch zu weiteren unliebsamen Überraschungen kommt. Es gibt ein paar blutige Actionszenen, wenn auch keinen richtigen Splatter, und man muss auch über keinen besonders robusten Magen verfügen, um der Handlung folgen zu können - in dieser Hinsicht gibt es definitiv heftigere Romane von Laymon.

Wenn man nicht mehr mehr erwartet als ein paar Metzeleien und die Flucht vor (mindestens) einem irren Mörder, wird man hier solide unterhalten. Allerdings sind die Charaktere ziemlich flach geraten, frei von jeder Nachhaltigkeit. "Das Ufer" ist eine Lektüre, die zwar für den Augenblick leidlich unterhalten kann, danach aber sehr schnell abgehakt ist - und selbst während der Lektüre ist man nicht unweigerlich so sehr gefesselt, dass man das Buch nicht problemlos zwischendurch beiseite legt.

Übertrieben wie eigentlich immer bei Richard Laymon ist die ausgeprägte Sexualität der Figuren und das Betonen der körperlichen Vorzüge der weiblichen Personen. Wer schon andere Werke des Autors gelesen hat, kennt diese Marotte, wer zum ersten Mal damit konfrontiert wird, reagiert möglicherweise genervt aufgrund der Penetranz. Gegen Ende kommt eine übersinnliche Fähigkeit ins Spiel, die das Geschehen beeinflusst, was sehr konstruiert wirkt und nicht in den Rest der Handlung passt. Insgesamt hat der Autor durchaus schlechtere Bücher verfasst, allerdings auch bessere.

Fazit:


"Das Ufer" ist ein leicht unterdurchschnittlicher bis durchschnittlicher Laymon-Roman, der sich als anspruchslose Lektüre eignet, wenn man nicht viel mehr als oberflächliche Spannung erwartet. Der Vorteil liegt darin, dass man sich nicht wirklich konzentrieren muss und das Buch schnell zu lesen ist; ebenso ist ein gewisser Unterhaltungsfaktor vorhanden. Grundsätzlich ist das Werk aber nur Fans des Autors zu empfehlen, da das Genre viele bessere Alternativen bietet.