17. Januar 2016

Fremd - Ursula Poznanski/Arno Strobel

Produktinfos:

Ausgabe: 2015
Seiten: 400
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Die Autoren:

Ursula Poznanski wurde 1968 in Wien geboren. Sie begann verschiedenste Studiengänge zu belegen, ehe sie sich für einen Werdegang als Medizinjournalistin entschied. Seit 2003 ist sie Kinder- und Jugendbuchautorin. Besonders erfolgreich war ihr erster Jugendthriller "Erebos".

Arno Strobel, Jahrgang 1962, studierte zunächst Informationstechnologie und arbeitete im IT-Bereich, ehe er mit dem Schreiben begann. 2010 gelang ihm mit "Der Trakt" der Durchbruch als Thrillerautor. Weitere Werke sind u. a. "Das Wesen", "Das Skript" und "Der Sarg".

Inhalt:

Joana bricht in Panik aus, als plötzlich ein fremder Mann in ihrer Wohnung steht. Doch der Fremde will sie nicht überfallen - stattdessen behauptet er, ihr Verlobter namens Erik zu sein und seit Monaten mit ihr hier zu leben. Joana aber kennt Erik nicht, und es finden sich auch keine Sachen von ihm in der Wohnung.

Erik bemüht sich, Joanas Vertrauen zu gewinnen. An alles aus ihrem Leben kann sie sich erinnern, nur nicht an ihren angeblichen Verlobten. Allerdings kann Erik beweisen, dass er tatsächlich sehr viele Details aus Joanas Leben kennt, ihre Vorlieben, ihre Eigenheiten. Auch Joanas Freundin Ela bestätigt, dass Joana und Erik ein Paar sind.

Joana zieht langsam in Erwägung, dass sie an einer Teil-Amnesie leidet, die nur ihr Leben mit Erik betrifft. Die Verwirrung um ihre Beziehung ist aber nur ein Teil ihrer Probleme, wie die beiden bald feststellen müssen - denn sie schweben offenbar in großer Gefahr. Um dahinter zu kommen, was mit ihnen gespielt wird, müssen sie einander vertrauen ...

Bewertung:

Arno Strobel und Ursula Poznanski zählen zu den populärsten deutschsprachigen Thrillerautoren der letzten Jahre. Aus einem launigen Schreibexperiment heraus entstand dieser Roman, der die Ereignisse abwechselnd aus den Ich-Perspektiven von Joana und Erik schildert. Die Grundidee ist sehr verheißungsvoll und garantiert eine ordentliche Portion Spannung: Eine Frau wird mit einem angeblichen Verlobten konfrontiert, an den sie sich nicht erinnern kann, und ein Mann muss sich wiederum damit auseinandersetzen, dass sich seine Verlobte nicht an ihn erinnern kann. Joanas Panik ist verständlich, und sie fürchtet, Teil einer komplexen Verschwörung zu sein. Da ihr australischer Vater ein Multimillionär ist, liegt es zudem nah, dass sie fürchtet, Erik könne es auf ihr Vermögen abgesehen haben. Auf der anderen Seite steht Erik, der nicht weiß, wie er Joana beweisen soll, dass er tatsächlich mit ihr verlobt ist - sämtliche seiner Gegenstände sind aus der gemeinsamen Wohnung verschwunden, Joanas Vater weiß nichts von ihm, und Elas Bestätigung ist für Joana zunächst nur Teil der Verschwörung.

In den Grundzügen erinnert das Werk ein wenig an Strobels ersten Psychothriller "Der Trakt" - hier erfährt die Protagonistin, dass sich weder ihr Mann noch ihre Freunde an sie erinnern. Das Besondere an diesem Roman sind aber die beiden Perspektiven, die beide Protagonisten gleichermaßen in den Fokus rücken. Damit geht zwangsläufig ein kleiner Spannungsverlust einher - denn der Leser weiß durch Eriks Perspektive, dass er nichts Böses mit Joana im Schilde führt, sondern es ehrlich mit ihr meint. Langweilig oder vorhersehbar wird es trotzdem nicht, da sich immer noch die Fragen stellen, warum Joana nichts von Erik weiß, ob sie ihm Vertrauen schenken wird und Erik nach dem Leben trachtet - denn schon bald ist offensichtlich, dass Erik in großer Gefahr schwebt.

Es ist reizvoll, mitzuerleben, wie sich Joana und Erik allmählich annähern. Erik ist für Joana anfangs ein komplett Fremder, mit dem sie notgedrungen zusammenarbeitet. Doch nach und nach entwickelt sie tatsächlich Sympathie für ihn und kann sich immer besser vorstellen, dass sie vor ihrer Amnesie in ihn verliebt war. Unterbrochen wird diese Annäherung von Joanas plötzlichen und auch ihr selbst unerklärlichen Aggressionsanfällen, in denen sie auf Erik losgeht. Dadurch geht ironischerweise Erik auf Distanz, nachdem es ihm zunächst so sehr daran gelegen war, Joanas Vertrauen zu gewinnen, und Joana verzweifelt wiederum, weil sie nicht weiß, warum sie so reagiert.

Die Handlung ist temporeich und frei von Längen. Es sterben Menschen aus Eriks und Joanas Umfeld, den beiden stehen scheinbar übermächtige Gegner gegenüber, die ihnen rund um die Uhr auf den Fersen sind. Zu kritisieren gibt es für Genreliebhaber wenig. Die Charakterzeichnungen könnten gewiss ein bisschen intensiver ausfallen; Joana und Erik sind zwar grundsätzlich sympathisch, aber keine wirklich markanten Figuren, und sie bleiben für eine ganze Weile etwas blass. Des Weiteren ist die Auflösung recht gewagt und wirkt etwas konstruiert. Die offenen Fragen werden zwar beantwortet, aber die Hintergründe sind schon sehr phantastisch.

Fazit:


Kein perfekter, aber dennoch sehr unterhaltsamer und kurzweiliger Thriller, empfehlenswert für alle Freunde des Genres.

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