7. März 2015

Der Räuber Hotzenplotz - Otfried Preußler

Produktinfos:

Ausgabe: 1962
Seiten: 128
Amazon 
* * * * *
Der Autor:

Otfried Preußler, 1923-2013, zählt zu den bekanntesten Kinderbuchautoren Deutschlands. "Der kleine Wassermann" war sein erstes Kinderbuch. Es folgten zahlreiche weitere Werke, u. a.: "Die kleine Hexe", "Das kleine Gespenst", "Der Räuber Hotzenplotz", "Hörbe mit dem großen Hut" und "Die Abenteuer des starken Wanja".

Für den "kleinen Wassermann" erhielt Preußler den Deutschen Kinderbuchpreis. Es folgten zahlreiche weitere Auszeichnungen, u. a. der Deutsche sowie der Europäische Jugendbuchpreis ("Krabat"), Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, Eichendorff-Literaturpreis, Konrad-Adenauer-Preis für Literatur der Deutschland-Stiftung e.V. Viele seiner Werke wurden erfolgreich vertont bzw verfilmt.

Inhalt:

Kasperl und sein Freund Seppel haben Kasperls Großmutter zum Geburtstag eine Kaffeemühle geschenkt, die Großmutters Lieblingslied "Alles neu macht der Mai" spielen kann. Als Großmutter gerade alleine ist, wird sie zuhause vom Räuber Hotzenplotz überfallen, der ihr die Kaffeemühle raubt. Sofort danach wird Wachtmeister Dimpfelmoser informiert.

Kasperl und Seppel wollen jedoch auf eigene Faust die Kaffeemühle zurückholen. Sie stellen dem Räuber eine Falle, die sie zu seiner Räuberhöhle im Wald führen soll. Hotzenplotz aber durchschaut das Manöver und kann Kasperl und Seppel überwältigen. Während er Seppel in seiner Höhle behält, damit dieser dort für ihn arbeitet, verkauft er Kasperl an seinen Freund, den bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann.

Der schlaue Kasperl stellt sich dumm, sodass der Zauberer ihm nicht viel zutraut. Als Kasperl einmal allein im Schloss ist, hört er ein Weinen aus dem Keller. Er folgt dem Schluchzen und findet eine sprechende Unke, die sich als verzauberte Fee Amaryllis ausgibt. Kasperl will ihr helfen, wieder zurückverwandelt zu werden - und natürlich will er sich und Seppel befreien ...

Bewertung:

Otfried Preußler darf zweifellos zu den einflussreichsten Kinderbuchautoren des 20. Jahrhunderts gezählt werden, schuf er doch eine ganze Reihe von bedeutenden Klassikern, von der kleinen Hexe und dem kleinen Wassermann über die düstere Gruselsage "Krabat" bis hin zur Hotzenplotz-Trilogie.

Den Hintergrund für die Hotzenplotz-Geschichten bildet Preußlers Vorhaben, eine Kasperlgeschichte mitsamt des traditionellen Personals zu schreiben, als da wären der Kasperl und der Seppel, Großmutter, Prinzessin, Räuber, Polizist, Hexe, Zauberer und Krokodil. Wer mit Kasperltheater nichts anfangen kann (same here), darf sich trotzdem an diese Umsetzung wagen, da es sich im Grunde einfach um eine märchenhaft-abenteuerliche Kindergeschichte handelt, bei der Kasperl und Seppel auch andere Namen tragen könnten.

Kasperl erscheint als gewitzter Junge, clever und zugleich humorvoll und stets hilfsbereit. Auch sein Freund Seppel ist ein sympathischer Charakter, wenngleich nicht so schlau wie der Kasperl, der das Pläneschmieden übernimmt. Wachtmeister Dimpfelmoser repräsentiert Gesetz und Ordnung, ist aber nur bedingt eine Respektsperson - der Räuber Hotzenplotz jedenfalls hat nicht gerade viel Angst vor ihm und Kasperl und Seppel finden dementsprechend: "Der Polizei muss geholfen werden." Eine klassische Prinzessin gibt es hier zwar nicht, aber dafür eine Fee Amaryllis, die ein wenig attraktives Dasein als Unke fristet und der Kasperl unbedingt helfen will. Der finstere Petrosilius Zwackelmann ist eine für Kinder durchaus recht gruselige Gestalt. Allerdings relativiert sich dies wieder dank seines Kartoffelproblems: Zwackelmanns Lieblingsspeise ist Kartoffelbrei, doch trotz seiner umfangreichen Zauberfähigkeiten will es ihm nicht gelingen, ihnen die Schale herunterzuzaubern. So sitzt der große Zauberer folglich schlecht gelaunt in seiner Küche und schält Kartoffeln, was wiederum eine sehr amüsante Vorstellung ist. Hexe und Krokodil des Kasperltheaters alias Frau Schlotterbeck und ihr Krokodilhund Wasti (eigentlich ein Dackel - so etwas passiert einer Hobbyhexe leider mal) spielen hier noch nicht mit, sondern stoßen in den weiteren Bänden dazu.

Überhaupt geht es in der Geschichte sehr humorvoll zu. Legendär ist Kasperls "Schlimperdibix", das er gerne in pikanten oder überraschenden Momenten vor sich hin murmelt. Witzig ist auch sein Geschick, sich gegenüber Zwackelmann als Einfaltspinsel darzustellen, damit dieser ihn unterschätzt. Zwackelmann trägt seinem neuen Dienstboten auf, sechs Eimer Kartoffeln zu schälen, drei Klafter Holz zu sägen, spalten und aufzustapeln, den Fußboden zu schrubben und im Kräutergarten die leeren Beete umzustechen. Der scheinbar dusselige Kasperl allerdings bringt die Arbeitsaufträge durcheinander, sodass Zwackelmann es schließlich dabei belässt, ihn Kartoffeln schälen zu lassen - schließlich will er nicht riskieren, dass Kasperl womöglich den Fußboden zersägt und aufstapelt.

Daneben ist das Buch auf kindgerechte Weise spannend gestaltet. Mit Kasperl und Seppel lässt es sich wunderbar mitfiebern, die Räuberhöhle und das Schloss des Zauberers sorgen für wohliges Gruselflair und es ist zunächst nicht absehbar, wie Kasperl sich aus dem Schloss und Seppel sich aus der Räuberhöhle befreien sollen. Allerdings ist es nicht wirklich plausibel, wie leicht Kasperl in Kontakt mit der verzauberten Fee kommt, die ihm einen wichtigen Rat geben kann: Zwackelmann hätte den Weg ins Kellergewölbe schon etwas besser schützen können als mit Schildern wie "Eintritt strengstens verboten" - auch wenn die drei Verbotsschilder, die so gar nichts ausrichten, natürlich wiederum amüsant sind.

Fazit:

Kindgerechte Abenteuergeschichte, die auch viele Jahrzehnte nach ihrem ersten Erscheinen nichts von ihrem Charme verloren hat. Humorvoll und spannend, dabei aber auch nicht zu aufregend und mit nur minimalen Mängeln.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.