25. Januar 2015

Gone Girl - Gillian Flynn

Produktinfos:

Ausgabe: 2013
Seiten: 592
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Die Autorin:

Gillian Flynn, Jahrgang 1971, arbeitete nach ihrem Journalismus-Studium als Fernsehkritikerin, ehe sie sich dem Schreiben widmete. Bereits mit ihrem ersten Roman "Cry Baby" gelang ihr 2006 ein beachtlicher Erfolg, den sie 2009 mit "Dark Places" fortsetzte.

Inhalt:

Nick und Amy Dunne erscheinen nach außen hin als glückliches Vorzeigeehepaar: Die hübsche Amy ist die Tochter eines erfolgreichen Autorenpaars und diente seit ihrer Kindheit als Vorlage für deren Buchreihe "Amazing Amy", eine national beliebte Romanfigur. Nick arbeitete in New York als Journalist, ehe er in Missouri mit Amys Geld eine Bar eröffnete.

Als Nick am fünften Hochzeitstag abends nach Hause kommt, ist Amy verschwunden. Das Wohnzimmer ist verwüstet, die Haustür steht offen, Amys Handy ist ausgeschaltet und es gibt keinen Hinweis auf ihren Verbleib. Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf; da Amy durch die Bücher ihrer Eltern eine gewisse Popularität besitzt, schalten sich auch schnell die Medien ein.

Nach wenigen Tagen gerät Nick in den Fokus der Ermittlungen. Die Polizei findet Blutspuren in der Küche, Nick hat kein richtiges Alibi, eine Nachbarin hörte abends einen heftigen Streit zwischen den beiden. Zudem hat Nick hohe Kreditkartenschulden und die Ehe war offenbar schon lange nicht mehr so glücklich, wie es den Anschein hat. Nick wehrt sich verzweifelt gegen die Anschuldigungen - ist er Täter oder Opfer? Sowohl seine Schwester als auch Amys Eltern wissen bald nicht mehr, was sie glauben sollen ...

Wo ist Amazing Amy?

Was hat Gillian Flynns dritter Roman nicht für einen Hype ausgelöst - innerhalb kürzester Zeit stürmte er die Bestsellerlisten, es hagelte Auszeichnungen und Nominierungen, 2014 erschien die erfolgreiche Verfilmung mit Rosamund Pike und Ben Affleck in den Hauptrollen, die gleichfalls zumindest etliche Nominierungen bei den wichtigsten Filmpreisen einheimsen konnte; unter anderem darf sich Rosamund Pike zumindest kleine Hoffnungen auf den Oscar als beste Hauptdarstellerin machen.

An gelungenen Thrillern mangelte es der amerikanischen Literaturlandschaft in den vergangenen Jahren freilich nicht - was "Gone Girl" von zahlreichen anderen Werken des Genres abhebt, ist vor allem das Ausmaß an Wendungen und Unwägbarkeiten. Gillian Flynn bedient sich in ihrem Roman eines unzuverlässigen Erzählers und dies gleich auf doppelte Weise: Die Handlung wechselt kapitelweise zwischen Nicks und Amys Perspektive, gibt mal seine und mal ihre Sichtweise wieder - und diese beiden Sichtweisen unterscheiden sich erheblich.

Der Leser lernt zunächst Nick kennen und hat durchaus Gründe, ihn sympathisch zu finden - er erscheint als recht unspektakulärer Mann Mitte dreißig, dessen Leben durch das urplötzliche Verschwinden seiner Frau auf den Kopf gestellt wird. Viele Psychothriller bauen auf dieses Grundszenario und führen es dahingehend fort, dass der Leser mit dem Protagonisten leidet und hofft, dass er seine Unschuld beweisen kann. Hier hingegen erhält das von Nick gezeichnete Bild rasch Risse, nachdem sich herausstellt, dass er gegenüber er Polizei nicht ganz ehrlich war - und schließlich offenbart sich, dass er nicht nur gegenüber den Ermittlern, sondern auch gegenüber den Leser einiges verborgen hat und man darf rätseln, wie viel er möglicherweise noch verheimlicht. Anders als im herkömmlichen Thriller ist Nick nicht der sympathische Ehemann, der dem Leser als Identifikationsfigur dient - stattdessen zeigen sich einige unsympathische Züge, die in Zweifel stellen, ob er tatsächlich unschuldig ist.

Ähnlich verhält es sich auch mit Amy. Eingeführt wird sie als "Amazing Amy", die ersten Eindrücke zeigen eine lebenslustige, humorvolle und strahlende junge Frau, die ihre Mitmenschen nicht nur durch ihre Schönheit, sondern auch durch ihren Charme in den Bann zieht. Aber auch bei "Amazing Amy" ist nicht alles Gold, was glänzt; die Eheprobleme sind gewiss nicht nur auf Nicks Fehler zurückzuführen. Je weiter die Handlung fortschreitet, desto mehr driften die Schilderungen aus Nicks Gegenwart und Amys Tagebuch auseinander. Da beide Charaktere nicht immer ehrlich sind, ist es lange Zeit schwer, zu entscheiden, wer möglicherweise näher an den Fakten liegt. Doch auch wenn man dahinter kommen sollte, welchen Ausführen eher zu trauen ist, bleibt das Werk fesselnd, da nicht abzusehen ist, ob der Plan tatsächlich aufgeht.

Weiterhin für Spannung sorgt zudem die Frage, wie Nicks und Amys Umfeld mit den Ereignissen umgehen und für welche Sichtweise sie sich entscheiden - Amys Eltern stehen Nick nah, doch immer schwerer fällt es ihnen, vorbehaltlos hinter ihm zu stehen; umgekehrt leidet auch Nicks Zwillingsschwester Margo unter den Enthüllungen, die ihr Vertrauen in den geliebten Bruder ins Wanken bringen. Grundsätzlich zählt es auch den Stärken des Romans, dass er nicht nur ein Thriller ist, sondern auch ein reizvolles Ehedrama, das mit zynischem Blick und schwarzem Humor die kleineren und größeren Gemeinheiten innerhalb einer nach außen hin soliden Beziehung entlarvt.

Wer uneingeschränkt mit dem Protagonisten mitfiebern möchte und eine Identifikationsfigur braucht, wird mit "Gone Girl" möglicherweise seine Schwierigkeiten haben - gewiss ist es gewöhnungsbedürftig, über den Ich-Erzähler nach und nach einige unangenehme Dinge zu erfahren. Des Weiteren darf man dem Roman ankreiden, dass er in der Gesamtschau ein bisschen zu konstruiert verläuft; manche der gesponnenen Intrigen wären in der Realität, bei aller Raffinesse des Planers, so sicher nicht durchführbar.

Fazit:


Ob "Gone Girl" in allen Belangen seinem eindrucksvollen Hype gerecht wird, mag dahingestellt sein - zweifellos ist es ein sehr durchdachter, wendungsreicher und spannungsgeladener Thriller, der sich trotz scheinbar konventioneller Grundidee von der vermissten Ehefrau von zahlreichen Werken des Genres abhebt. Abends begonnen, kann es passieren, dass man die Nacht Nacht sein lässt und bis zum Morgengrauen die knapp 600 Seiten verschlingt - aber "Gone Girl" ist eine schlaflose Nacht durchaus mal wert.

9. Januar 2015

Bibi Blocksberg - Die Geheimsprache

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Inhalt:

Bibis Klasse trainiert Völkerball für das Turnier gegen die Mannschaft aus Altstadt. Bibi, Moni und Marita sind sehr frustriert, da sie sehr schnell abgeworfen werden. Ihre Sportlehrerin Frau Laufer muntert die Mädchen jedoch auf und schenkt ihnen neue Motivation.

Bereits während des Trainings hat sich Bibi über die Zwillingsbrüder Tim und Tom aus der Parallelklasse geärgert, die ständig über sie gelacht haben. Als die Freundinnen nach dem Training über einen netten Jungen sprechen, belauschen Tim und Tom ihr Gespräch und machen sich erneut lustig. Kurzerhand erfinden Bibi und ihre Freundinnen eine Geheimsprache und reden von nun an rückwärts - doch die Zwillinge durchschauen das sofort.

Die drei Mädchen beschließen, Tim und Tom einen richtig guten Streich zu spielen. Sie wollen die Zwillinge zu der alten Ziegelei locken und sie dort erschrecken. Zunächst funktioniert der Plan prima: Bibi, Moni und Marita verabreden sich in einer neuen Geheimsprache für die Alte Ziegelei; die Zwillinge hören mit und machen sich prompt mit dem Fahrrad auf den Weg dorthin. Bibi hext sich und ihren Freundinnen zuhause das Aussehen von scheußlichen Gruselhexen an, ehe sie mit dem Besen zur Ziegelei fliegen. Tim und Tom sind dort schon früher eingetroffen. Sie ahnen nicht, dass auch zwei finstere Gestalten ihr Unwesen in der Ziegelei treiben ...

Bewertung:

Nicht zum ersten Mal ist die Alte Ziegelei Schauplatz einer Bibi-Geschichte: In der Folge "Der Geisterkater" verbrachten Bibi, Marita und Bibis Vater ein Zeltwochenende dort, und die drei erlebten ein spannendes Abenteuer. Statt Bibi oder Marita ist es allerdings Moni, die hier den Vorschlag macht, den Jungen dort den Streich zu spielen.

Das Grundgerüst der Handlung ist nicht sehr originell, aber solide; die einzelnen Versatzstücke sind wohlbekannt aus zahlreichen anderen Episoden: Es geht um anfängliche Abneigung, die sich zur Freundschaft wandelt, um Teamgeist und um Halunken, denen das Handwerk gelegt werden muss. Erfreulicherweise sind die Gauner, die bei der alten Ziegelei ihr Unwesen treiben, ausnahmsweise nicht das Neustädter Diebesgespann Hinki und Pinki, das überwiegend albern wirkt; stattdessen bekommen es Bibi und die anderen mit durchaus finsteren Gestalten zu tun.

Die Lehren des Hörspiels sind eindeutig: Zusammenhalt ist wichtig, sowohl in sportlichen Belangen als auch in anderen Bereichen. Zudem wird in Erinnerung gerufen, dass sich manche Menschen auf den zweiten Blick als gute Freunde erweisen können, nachdem man sie zunächst ablehnte. Bibi und ihre Freundinnen können sich anfangs absolut nicht vorstellen, dass sie Tim und Tom mal mögen könnten - das sieht am Ende der Folge jedoch ganz anders aus.

Darüber hinaus gibt es ein Wiederhören mit Frau Laufer, der Sportlehrerin aus der sehr viel älteren Folge "Das Sportfest". Sie wird zwar hier nicht von Evelyn Meyka dargestellt, die sich inzwischen als Synchronsprecherin zu Ruhe gesetzt hat. Trotzdem ist es eine nette Idee, eine alte Figur wieder aufzugreifen; das dürfte auch gerne einmal mit Bibis einstigem Klassenlehrer Herrn Schuhmann geschehen, der ohne Erklärung durch die strengere Frau Müller-Riebensehl abgelöst wurde.

Störend fällt jedoch das alberne, klischeeteeniehafte Verhalten der drei Mädchen in der Schule. Während der Pause ziehen Moni und Marita Bibi mit ihrer Vorliebe für Justin aus der Parallelklasse auf. Die Kombination aus dem Namen Justin (ein Pardon an alle Justins) und dem albernen Gekicher der Mädchen wirkt sehr unpassend und harmoniert nicht mit Bibis sonstigem Charakter - zumal besagter Justin sonst überhaupt keine Rolle spielt.

Alles andere als realistisch ist das schnelle Verstehen der Geheimsprache seitens Tim und Tom. Sie haben offenbar keine Probleme, die rückwärts gesprochenen Worte gleich als solche auszumachen, und können vor allem selbst rasch ihre Sätze rückwärts aussprechen. Die beiden mögen clevere Jungs sein, aber dennoch wurde hier übertrieben. Etwas simpel gelöst wird außerdem das Völkerball-Problem der Freundinnen sowie der Angriff auf die Gauner in der Alten Ziegelei. Vor allem Letzteres ist ein bisschen plakativ inszeniert und hätte realistischer gestaltet werden können.

Fazit:

Eine solide Folge mit einigen guten Ansätzen, vor allem was die kindgerechten Lehren betrifft und die aufkommende Spannung und Atmosphäre in der Alten Ziegelei. Allerdings stört das alberne Verhalten der Mädchen; manches in der Handlung ist übertrieben und konstruiert. Letztlich bleibt somit eine durchschnittliche Episode, die man hören kann, die sich aber bei Weitem nicht unter den besten einreiht.

Sprechernamen:


Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Marita: U. Hugo
Moni: J. Ziffer
Loni Laufer: D. Freundt
Tim: J. Jellinek
Tom: M. Mann
Klaus: O. Feld
Harald: P. Lontzek
Erzähler: G. Schoß

6. Januar 2015

Aber Mutter weinet sehr - Wolfgang Brenner

Produktinfos:

Ausgabe: 2012
Seiten: 288
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Der Autor:

Wolfgang Brenner, Jahrgang 1954, studierte zunächst Germanistik und Philosophie. Als Journalist arbeitete er für zahlreiche Zeitungen wie die Zeit, den Stern und die Frankfurter Rundschau. Zu seinen Romanen gehören u. a. Die Exekution, Welcome Ossi und Alleingang.

Inhalt:

Robert und Marie sind die Eltern des elfjährigen Johann. Spätestens um 19 Uhr zum Abendessen soll er stets zuhause sein - doch eines Abends kehrt er nicht vom Spielen heim. Marie findet heraus, dass er kurz vor sieben mit dem Fahrrad von seinem Freund aufbrach. Die Eltern verständigen die Polizei, Robert sucht mit dem Auto den Weg ab. Johann bleibt verschwunden - aber Robert findet sein Fahrrad und seine Lieblingsmütze neben einer Straße.

Für Marie und Robert beginnen verzweifelte Tage. Die Polizei sucht mit Einsatzkräften und Hubschraubern nach dem Jungen, ständig gehen die Ermittler beiden Eltern ein und aus. Während Robert auf die Arbeit der Polizei vertraut, hat Marie ihre Zweifel und fühlt sich oft bevormundet und übergangen.

Nach einem bewegenden TV-Auftritt von Marie meldet sich der Entführer per Telefon. Als Marie ihm sagt, dass der Anschluss überwacht wird, legt er auf. Kurz darauf lässt er ihr Johanns Handy zukommen und kontaktiert sie darauf. Marie glaubt, dass sie Johanns Leben nur retten kann, wenn sie die Polizei aus dem Spiel hält. In ihrer Verzweiflung ist sie bereit, mit dem Mann zu sprechen, der sich "der Freund" nennt. Angeblich ist Johann am Leben und unversehrt. Marie habe aber nur eine Chance, ihn zurückzubekommen, wenn sie der Polizei nichts vom Kontakt mit dem Entführer verrät ...

Bewertung:

Die Entführung eines Kindes ist ein typisches und recht dankbares Motiv für einen Thriller - sowohl Leid und Reaktionen der Eltern als auch die Ermittlungsarbeit der Polizei bieten viele spannende Anknüpfungspunkte für den Leser. Indessen überzeugt "Aber Mutter weinet sehr" jedoch nur in der ersten Hälfte, während die zweite Hälfte hingegen mehr und mehr Schwächen aufweist.

Die erste Hälfte ist ausgesprochen spannend und liest sich dementsprechend schnell. Von Johann werden nur Fahrrad und Mütze gefunden, ganz offenbar wurde er mit einem Auto entführt. Als in den folgenden Tagen keine Lösegeldforderung eingeht, liegt die Vermutung nah, dass Johann einem Sexualstraftäter zum Opfer gefallen ist. Die Chance, den Jungen noch lebend zu finden, schwinden rapide. Dann aber gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer: Zeugen wollen in der Nähe einen Mann mit Micky-Maus-Maske gesehen haben. Die Ermittler vermuten, dass dies der Entführer war, der so nicht nur Johann neugierig gemacht und angelockt hat, sondern auch sein Gesicht vor ihm verborgen hat - und dies wiederum würde bedeuten, dass Johann den Täter nicht identifizieren könnte und somit durchaus freigelassen werden kann. So ist es auch für den Leser lange Zeit nicht ersichtlich, was genau mit Johann geschehen ist und es bleibt spannend, ob er die Entführung vielleicht tatsächlich überlebt.

Interessant sind die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Marie und Robert. Robert kooperiert bedingungslos mit der Polizei, er vertraut den Ermittlern. Marie dagegen hat Zweifel, will die Polizei bald aus dem Haus haben und nicht ständig überwacht werden. Sie vermutet, dass der Entführer sie beobachtet und sie nur kontaktieren wird, wenn die Polizei abgezogen ist. In diesem Anfangsstadium sind beide Verhaltensweisen grundsätzlich nachvollziehbar. Es ist offenkundig, dass die Ehe der beiden ohnehin belastet ist. Johann war ein ungeplantes Kind, zur Zeit von Maries Schwangerschaft war das Paar hoch verschuldet, Robert plädierte ursprünglich für eine Abtreibung. Zwar liebt er er seinen Sohn, doch weitere Kinder sind kein Thema und Marie fühlt sich ihm in der Elternrolle etwas überlegen.

Der Grundgedanke, dass die Mutter eine heimliche Kommunikation mit dem Entführer eingeht, um ihren Sohn zu retten, ist reizvoll und weiß anfangs zu fesseln. Der fremde Mann kommuniziert zunächst mit ihr über Johanns Handy, dann kommt es gar zu persönlichen Treffen an abgelegenen Orten. Der Entführer trägt seine Micky-Maus-Maske und verrät nichts über sich, außer dass er Johann nicht missbrauche und ihn gut versorgt in einem Zimmer versteckt halte - natürlich ist ungewiss, ob er die Wahrheit sagt. Durchaus plausibel wird geschildert, warum Marie es zu Beginn nicht wagt, sich an die Polizei zu wenden und inständig hofft, dass der Fremde ihren Sohn irgendwann frei lässt, wie er ihr versprochen hat. Nach und nach aber werden Maries Alleingänge immer gewagter und abstruser. Mehrfach lässt sie jede Vorsicht vergessen, handelt unüberlegt und begibt sich am Ende auf einen reichlich übertriebenen Rachefeldzug. Vor allem hält Marie selbst dann noch an ihren eigensinnigen Handlungen fest, nachdem sie damit die Polizei eindeutig behindert hat; sie scheint nicht aus ihrem Verhalten zu lernen. Im Verlauf der Handlung verliert Marie so mehr und mehr die Sympathie des Lesers

Es ist irgendwann auch nicht mehr glaubwürdig, wie leicht sich Ehemann und Polizei von ihr austricksen lassen. Etwas störend ist auch, dass ein banaler Zufall Marie auf die Spur des Entführers bringt, nachdem der Kontakt abgerissen ist. Zwar betreibt sie auch viel Eigeninitiative, aber der entscheidende Schritt geschieht dann ohne ihr Zutun, fällt ihr geradezu in den Schoß.

Fazit:

Ein durchschnittlicher Thriller mit einer interessanten Grundthematik, der in der ersten Hälfte durchaus fesselt. In der zweiten Hälfte handelt die Protagonistin zunehmend übertrieben und der Verlauf nicht eine weniger überzeugende Wendung.

5. Januar 2015

Bibi Blocksberg - Die vertauschte Hexenkugel

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Inhalt:

Auf dem Blocksberg gibt es mal wieder ein großes Hexentreffen. Bibi ist sehr stolz, dass sie als Junghexe ausnahmsweise dabei sein darf, denn sie ist für die Garderobe zuständig. Das Thema des Hexentreffens ist große Hexenkunst. Barbara will gerade den ersten Vortrag halten, als daraufhin abfällige Bemerkungen von der traditionellen Hexe Runzia kommen.

Runzia behauptet, dass moderne Hexen wie Barbara gar keine Ahnung von der großen Hexenkunst haben. Sie könnten lediglich ihre kleinen Alltagshexereien meistern. Dagegen sei sei Barbara mit Sicherheit nicht in der Lage, Gold zu hexen. Gold hexen ist ohnehin aus moralischen Gründen verboten - aber Barbara geht darauf ein und erklärt, dass sie sicher dazu in der Lage wäre, sofern das Verbot kurzzeitig aufgehoben würde.

Der Hexenrat beschließt, die Wette zu dulden. Barbara muss versuchen, bis zum nächsten Tag Runzias Blechring in Gold zu verhexen. Andernfalls ist Barbara bereit, für immer aus dem Hexenverband auszutreten. Die Hexe Malizia, die schon lange auf Barbara neidisch ist, beobachtet das mit Vergnügen. Sie will tatkräftig mithelfen, dass Barbara die Wette verliert. Dafür vertauscht sie heimlich Barbaras Hexenkugel mit ihrer eigenen, die sie zuvor manipuliert hat. Tatsächlich haben Bibi und Barbara bald Probleme, als die Hexenkugel benutzen, um die erforderlichen Zutaten zu finden ...

Bewertung:


Von Anfang an ist klar, dass es in dieser Folge wieder mal besonders hexisch zugeht und dass es keine Geschichte ist, die sich mit Bibis Alltagsproblemen befasst - ein großes Hexentreffen auf dem Blocksberg gibt es nicht oft, und es ist durchaus erfreulich, dass Bibi die einzige Junghexe dabei ist - das gibt der ganzen Handlung einen etwas ernsteren Charakter, als wenn wie so häufig die freche Punkerhexe Schubia und die zartbesaitete Flauipaui mitmischen. Das Thema ist nicht ganz so dramatisch wie einst im "Hexenfluch", aber doch sehr ernst - immerhin droht Barbara der Ausschluss aus dem Hexenverband. Es hat auch seinen Reiz, dass hier ausnahmsweise mal Gold gehext werden muss - Geldhexen ist ja bekanntlich aus moralischen Gründen untersagt, und es ist schon eine besondere Situation, dass dies kurzzeitig erlaubt ist.

Spannung ist durchaus vorhanden, denn man fragt sich, wie Bibi und Barbara trotz der Hindernisse das Gold hexen und wann sie darauf kommen, wer da bei ihnen sabotiert hat. Die traditionelle Hexe Runzia ist zudem eine gelungene Nebenfigur. Nicht hinterlistig wie Malizia, aber eben gegen die modernen Hexen eingestellt, und man weiß anfangs noch nicht sicher, ob sie vielleicht auch irgendetwas dazu beitragen wird, dass sie ihre Wette gewinnt.

Lustig ist außerdem Bernhards Rolle in dieser Geschichte - er erfährt erst ganz zum Schluss, warum seine beiden Hexen in solcher Aufregung sind und was auf dem Kongress passiert ist, geht aber ausnahmsweise recht stoisch damit um. Ein bisschen Lerngehalt ist auch vorhanden, wie meistens bei Bibi - gegenseitige Toleranz bei unterschiedlichen Ansichten ist hier das Thema. Runzia soll begreifen, dass moderne Hexen nicht unbedingt schlechter sind als traditionelle Hexen, auch wenn sie unterschiedliche Vorstellungen von der Rolle der Hexe vertreten.

Einwandfrei ist die Folge dennoch nicht. Die benötigten Zutaten für das Goldhexen sind, neben dem Spruch, den Barbara erschließen muss, denkbar simpel: Sie brauchen ein Entenei und eine Wasserrose, und der Leser weiß schnell - dafür ist die Hexenkugel ja nun nicht zwingend nötig. Sie soll zwar helfen, indem sie die Orte anzeigt, an denen sie das Gewünschte finden, was die ganze Angelegenheit beschleunigt - aber es ist ja bei Weitem nicht so, als sei es unmöglich, diese Zutaten ohne Kugel zu finden. Dieses Szenario hätte man ruhig ein bisschen komplizierter und dramatischer gestalten können.

Etwas konstruiert ist außerdem, auf welche Weise Bibi am Ende beweist, dass Malizia hinter all dem steckt, da hat der Zufall ein bisschen mitgeholfen. Etwas nervig ist außerdem das penetrante Krächzen von Malizias Kakadu, für das die schrille Stimme von Eva-Maria Werth verantwortlich zeichnet.

Fazit:


Eine unterhaltsame und sehr hexische Bibi-Geschichte, durchaus spannend und humorvoll, wenn auch insgesamt keine der besten Folgen der Serie.

Sprechernamen:


Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Barbara Blocksberg: H. Bruckhaus
Bernhard Blocksberg: G. Weber
Walpurgia: A. Bless
Runzia: G. Leidloff
Malicia: C. Harpen
Curiosus: E.-M. Werth
Erzähler: G. Schoß

3. Januar 2015

Benjamin Blümchen in Schottland

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Inhalt:

Benjamin, Otto und Stella sind aufgeregt: Sie werden nach Schottland fliegen! Stellas schottische Verwandte, die MacDonnellys, haben sie zu sich auf ihr Schloss Glenbury Castle eingeladen. Stella darf zwei Freunde mitbringen und hat sich natürlich für Otto und Benjamin entschieden.

In Edinburgh werden sie von Butler Aiden empfangen, der sie zum Schloss bringt. Erst hier erfährt Mrs. MacDonnelly, dass es sich bei Stellas zweitem Freund um einen Elefanten handelt. Doch nach dem ersten Schrecken ist sie sehr freundlich, und die Freunde fühlen sich sofort wohl auf dem Schloss.

Mrs. MacDonnelly plagt allerdings eine große Sorge. In Kürze findet das Dudelsack-Festival statt, für das Mr. MacDonnelly eigens ein Lied komponiert hat. Das Lied lässt sich nur auf dem MacGinsey-Dudelsack spielen, doch der wurde von Mäusen angefressen. Nur Mr. MacDermott, Schottlands größter Dudelsack-Experte, wäre wohl in der Lage, ihn zu reparieren. Also machen sich Benjamin, Otto und Stella auf zu Mr. MacDermott, der ganz in der Nähe des berühmten Loch Ness lebt ...

Bewertung:

Benjamin ist schon viel in der Welt herumgekommen, aber es gibt immer wieder noch etwas Neues für ihn zu entdecken - in dieser Folge ist es Schottland. Richtig oldschool ist der Beginn der Geschichte, der die Reise im Flugzeug schildert: Es erinnert sehr an die frühen Folgen, in denen Benjamin häufig Probleme wegen seiner Größe hatte und etwa versehentlich Türen und Rolltreppen demolierte. In den Folgen der letzten Jahre fiel dies unter den Tisch, Benjamin konnte sich oft ohne erwähnte Probleme bewegen. Hier dagegen braucht Benjamin wieder einmal mehrere Plätze im Flugzeug für sich und bringt alles ins Wanken, als er mal kurz auf Ottos und Stellas Seite hinüberwechselt. Gerade diese kleinen Turbulenzen, die Benjamins Ausmaße im Alltag mit sich bringen, machen einen Teil des Reizes der Serie aus, und es ist sehr erfreulich, dass hier wieder darauf zurückgegriffen wird.

Der Hörer erhält hier natürlich einen recht oberflächlichen Eindruck von Schottland, der aber durchaus kindgerecht gestaltet ist und ein wenig neugierig auf das Land macht. Die vielen Schafe und Moorhühner werden erwähnt, ebenso das regnerische und neblige Wetter, die traditionelle Dudelsackmusik, und die legendäre "Nessie" darf selbstverständlich auch nicht fehlen. Das Klischee vom geizigen Schotten wird gleichfalls angesprochen und auf sympathische Weise widerlegt. Mrs. MacDonnelly ist eine liebenswerte Nebenfigur, ebenso wie ihr Mann, der allerdings erst spät in die Handlung eingeführt wird. Dass sich Benjamin bei ihnen schnell heimisch fühlt, ist kein Wunder, heißen sie doch nicht ganz zufällig genauso wie seine Erfinderin. ;-)

Die Folge verspricht eine gewisse Spannung in zweierlei Hinsicht: Einmal geht es darum, Mr. MacDonnelly bei seinem Dudelsackproblem zu helfen, und einmal geht es um die weiteren Erlebnisse bei Loch Ness - natürlich gibt es auch eine Begegnung mit dem Seeungeheuer, die für Kinder alles andere als gruselig ist. Gesprochen wird Nessie erfreulicherweise von der inzwischen leider verstorbenen Barbara Ratthey, die über viele Jahre hinweg ihre markante, heisere Stimme der Hexe Amanda bei "Bibi Blocksberg" lieh. Mrs. MacDonnelly wird von Heidrun Bartholomäus gesprochen, natürlich mit deutlichem Akzent, wie immer, wenn bei Benjamin ausländische Figuren mitspielen. Ihre Stimme wird zeitweise etwas schrill, die Betonungen sind manchmal etwas dramatisch, aber im Großen und Ganzen fällt das nicht störend auf.

Die manchmal ziemlich nervige Stella ist hier angenehmer als sonst; dennoch ist es schade, dass hier der Trend der Folgen der letzten Jahre beibehalten wird und Benjamin teils als recht dümmlich dargestellt wird, während Otto und Stella ihn mehrfach belehren: Was ein Luftloch beim Fliegen bedeutet, was sich hinter "Loch Ness" verbirgt und was ein Kilt ist, weiß Benjamin nicht und bekommt es von den beiden erklärt, die sich dabei stets etwas besserwisserisch anhören. Gewiss war Benjamin immer schon recht naiv, aber dennoch war er früher schlauer; man denke nur an die Folge "Benjamin auf hoher See", in der er seinem Freund Otto einige Begriffe aus der Seefahrt erläuterte. "Was du alles weißt", erwiderte seinerzeit Otto beinah ehrfürchtig, und es ist zu wünschen, dass Benjamin mal wieder öfter den Part des Erklärers übernehmen darf - zumal er dabei nie überheblich klang, wie es bei Otto und Stella regelmäßig der Fall ist.

Des Weiteren wird das Dudelsackproblem auf eine zwar originelle, aber auch recht konstruierte Weise gelöst. Benjamin und seine Freunde müssen nicht wirklich Einsatz dafür zeigen; idealerweise hätten sie etwas mehr dazu beigetragen, statt dass das Glück ihnen hilft.

Fazit:

Eine zwar nicht perfekte, aber überdurchschnittliche Benjamin-Folge, die diesmal in Schottland spielt. Die Handlung ist recht kurzweilig und spannend, Stella ist angenehmer als sonst, die Sprecher sind gut besetzt. Alles in allem ein Episode mit nur kleinen Mängeln, die nicht schnell langweilig wird.

Sprechernamen:

Benjamin Blümchen: J. Kluckert
Otto: K. Primel
Stella: M. Bierstedt
Frau Stellini: M. Pukaß
Stewardess: T. Haas
Mr. MacDermott: A. Lutter
Mr. MacDonnelly: R. Kuhnert
Mrs. MacDonnelly: H. Bartholomäus
Butler Aidan: L. Riedel
Ungeheuer Nessie: B. Ratthey
Erzähler: G. Schoß