29. Dezember 2014

Der kleine Vampir feiert Weihnachten - Angela Sommer-Bodenburg

Produktinfos:

Ausgabe: 2000
Seiten: 128
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Die Autorin:

Angela Sommer-Bodenburg wurde 1948 bei Hamburg geboren und lebt seit 1992 in Kalifornien. Bisher sind über 40 Bücher von ihr erschienen, darunter Romane, Kurzgeschichten, Gedichte und Bilderbücher. Ihre Werke wurden in 27 Sprachen übersetzt. Weitere Gruselbücher von ihr neben der Reihe um den kleinen Vampir sind z.B. "Die Moorgeister" und "Wenn du dich gruseln willst". Eine weitere sehr erfolgreiche Buchserie ist die Reihe um den sprechenden Bernhardiner "Schokolowski".

Inhalt:

Es ist Adventszeit und Anton vermisst seine vampirischen Freunde Rüdiger und Anna, die er seit einer Weile nicht mehr gesehen hat. Antons Mutter schlägt ihm daraufhin vor, dass er die beiden zu Weihnachten einladen soll. Sie mag Rüdiger und Anna zwar nicht besonders gut leiden, hat aber Mitleid, da sie ahnt, dass die beiden zuhause kaum Weihnachten feiern werden.

Anna ist begeistert über die Einladung und auch Rüdiger nimmt das Angebot gerne an, Heiligabend bei den Bohnsacks zu verbringen. Anton und seine Mutter besorgen einige Geschenke für die beiden. An Heiligabend haben sich Rüdiger und Anna wie üblich, wenn sie Anton offiziell besuchen, als Menschen verkleidet und sich mit brauner Schminke etwas Farbe verliehen.

Der Weihnachtsabend stellt sowohl die Vampire als auch die Bohnsacks vor einige Herausforderungen - schließlich haben Rüdiger und Anton seit mehr als 150 Jahren kein Weihnachtsfest mehr gefeiert und am Essen teilnehmen können sie natürlich auch nicht. Schließlich steht auch noch Lumpi vor der Tür, der ältere und unberechenbare Bruder der beiden ...

Hark! The Herald Vampires Sing ...

Bereits ein paar Mal ist es vorgekommen, dass Antons Eltern seine besten Freunde Rüdiger und Anna trafen und sich über das vampirhafte Aussehen der beiden Kinder wunderten - schließlich ahnen bzw glauben sie nach wie vor nicht, dass es sich bei den beiden tatsächlich um Vampire handelt. Schon das war stets kein leichtes Unterfangen und Anton hatte des Öfteren Sorge, dass seine Eltern aus den teils verräterischen Verhaltensweisen und Aussagen seiner Freunde die richtigen Schlüsse ziehen.

Ein gemeinsames Weihnachtsfest mit Rüdiger und Anna bedeutet indessen eine besondere Herausforderung, schließlich sind die Vampire dies gar nicht mehr gewohnt. So steht Anton dem Heiligen Abend mit einer Mischung aus Vorfreude und Besorgnis gegenüber - natürlich verbringt er diesen Tag gerne mit seinen besten Freunden, doch er ahnt schon, dass es kein allzu entspanntes Fest werden wird. Da fängt bereits mit den Weihnachtseinkäufen an: Antons Mutter hat wieder einmal ganz andere Vorstellungen davon, was Rüdiger und Anna gefallen könnte. Reiterhofbücher, Spiegel oder einen Fotoapparat will sie verschenken, doch zu ihrem Befremden hält Anton Kerzen, Vampirbücher und eine Taschenlampe für viel geeigneter. Natürlich sind den beiden Vampirkindern auch die Gepflogenheiten zu Heiligabend fremd. Während sich Anna bei der Bescherung recht schüchtern verhält, benimmt sich Rüdiger mal wieder umso dreister.

Ein Problem stellt wie üblich das Thema Essen dar. Zu Beginn ihrer Freundschaft hat sich Anna, damals noch "die Zahnlose" genannt, zumindest noch von Milch ernährt und konnte so in Gegenwart von Antons Eltern Käsehäppchen zu sich nehmen. Inzwischen trinkt auch Anna ausschließlich Blut; bei Antons Familie steht allerdings traditionellerweise zu Weihnachten "Ente à la Bohnsack" auf dem Tisch - die Vampirkinder müssen sich hier elegant aus der Affäre ziehen.

Die Handlung ist größtenteils humorvoll; immer wieder ergeben sich aus dem ungeschickten Verhalten der Vampire und den verblüfften Reaktionen von Antons Eltern darauf witzige Situationen. Anton selbst wird ein ums andere Mal in peinliche Lagen gebracht, da Anna ihm wieder einmal recht unverblümt ihre Gefühle demonstriert - zu Antons Verlegenheit in Gegenwart seiner Eltern. Eine gewisse Spannung kommt ebenfalls auf, schließlich ist nicht abzusehen, wie dieser Besuch der Vampire bei Anton ausgehen wird und ob sie sich nicht vielleicht doch mal gegenüber Herrn und Frau Bohnsack verraten. Des Weiteren stimmt das Buch positiv auf Weihnachten ein. Bei Bohnsacks herrschen viele Traditionen, ohne dass das Fest zu steif gestaltet würde: Anton schreibt einen Wunschzettel und bastelt Geschenke für seine Eltern, es gibt einen geschmückten Tannenbaum mit Kerzen, vor der Bescherung klingelt ein Glöckchen und im Anschluss an das Weihnachtsessen vergnügt sich die Familie mit Brettspielen.

Zudem hat Lumpi, der ältere und meist unangenehme Bruder von Rüdiger und Anna hier mehrere Auftritte. Er hat offiziell die Erlaubnis vom Familienrat erhalten, sich mit Geiermeiers Gehilfen Schnuppermaul anzufreunden, um so mehr über die Vorhaben des Vampirjägers zu erfahren. Da er an Schnuppermauls und Geiermeiers Weihnachtsfeier teilnehmen wird, ist Lumpi ausnahmsweise in Weihnachtsstimmung - und schenkt Anton einen scheußlichen Plastik-Tannenbaum, der anschließend gestohlen gemeldet wird und der Anton vor seinen Eltern in die Bredouille bringt; nicht zu vergessen Lumpis spontaner Besuch bei Antons Eltern.

Obwohl der Band im Großen und Ganzen überzeugt, stört mal wieder Antons stoffeliges und begriffsstutziges Verhalten, das hier besonders ausgeprägt ist. Es ist sehr erfreulich, dass Antons Mutter sich so um Rüdiger und Anna sorgt und sie zu Weihnachten einlädt, schließlich findet sie die beiden Kinder mit ihrem "Vampirtick" ziemlich befremdlich. Anton aber bedankt sich gar nicht bei seiner Mutter für dieses Entgegenkommen, reagiert nur mit einem knappen "Ja" auf die Frage, ob er seine Freunde einladen wird. Nicht zum ersten Mal bedauert man als Leser, dass Hauptfigur Anton keine besonders interessante Gestalt ist. Er verhält sich überwiegend passiv, lässt sich von Rüdiger und Lumpi herumkommandieren und reagiert ausweichend-diplomatisch auf Annas liebevolle Kommentare - viel mehr an Reaktionen zeigt Anton nicht. Das macht ihn ein bisschen zu unspektakulär und nicht gerade zur perfekten Identifikationsfigur für junge Leser.

Fazit:

Gelungener Band aus der Reihe um den kleinen Vampir, der diesmal das Weihnachtsfest in den Mittelpunkt stellt. Unterhaltsame und amüsante Lektüre, nur Antons Verhalten fällt zwischendurch immer mal wieder etwas störend auf.

18. Dezember 2014

Bedroht - Hans Koppel

Produktinfos:

Ausgabe: 2013
Seiten: 416
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Der Autor:

Hans Koppel, Jahrgang 1964, ist das Pseudonym des schwedischen Journalisten und Kinderbuchautors Peter Lidbeck. Unter dem Namen "Hans Koppel" verfasst er Thriller. Seine Werke bisher (2014): Entführt, Bedroht, Gequält.

Inhalt:

Zeitungsredakteurin Anna verbringt zusammen mit ihren Kolleginnen Trude und Sissela wie jedes Jahr ein Wochenende im Hotel, um dort in Ruhe Konzept und Ausrichtung ihres Magazins zu diskutieren. Abends lernen sie an der Bar drei Männer aus der Werbebranche kennen, darunter auch der junge, sehr attraktive Erik. Eigentlich führt Anna ein zufriedenes Familienleben mit ihrem Mann Lukas und der zehnjährigen Hedda. Doch als der deutlich jüngere Erik sie auf sein Zimmer einlädt, kann sie nicht widerstehen, und die beiden verbringen die Nacht zusammen.

Für Anna ist es zunächst eine einmalige Sache, doch sie lässt sich noch auf zwei weitere Treffen ein. Dann endlich besinnt sie sich auf ihre Familie und erklärt ihrem Liebhaber, dass es keine weiteren Dates mehr geben wird. Erik aber lässt nicht locker und kontaktiert sie über die Firma.

Als Anna ihn weiterhin zurückweist, offenbart er ihr, dass er sie bei einem Treffen gefilmt hat. Anna bekommt es mit der Angst zu tun, auf keinen Fall soll ihr Mann etwas von der Affäre erfahren. Erik bombardiert sie mit E-Mails, Anrufen und Sms und taucht schließlich sogar bei ihr zuhause auf. Anna ahnt, dass er hochgefährlich ist ...

Bewertung:

Ein psychopathischer Stalker ist ein vielversprechendes Thema für einen Thriller. Hans Koppel setzt diese Grundidee solide, wenngleich auch auf sehr konventionelle Art um. Protagonistin Anna ist im Großen und Ganzen recht zufrieden in ihrer Ehe, abgesehen von sexuellen Belangen - in dieser Hinsicht erscheint Ehemann Lukas ihr sehr einfallslos. Der attraktive Erik stellt für sie einen Ausrutscher dar, der ihre Familie nicht gefährden soll; emotional verbindet sie nichts mit dem jungen Mann. Anna hat weder Interesse an einer längeren Affäre noch an weiteren zwischenmenschlichen Kontakten. Das hat sich Erik offenbar ganz anders dargestellt und zeigt rasch seine unangenehme Seite.

Die Bedrohung, die von Erik ausgeht, macht den Roman über weite Strecken recht spannend und reizvoll. Zunächst fürchtet Anna in erster Linie, dass Erik ihren Mann kontaktieren könnte - doch allmählich ahnt sie, dass Erik besessen von ihr ist, ihr nachstellt und vielleicht sogar ihrer Familie etwas antun könnte. Erik scheint zu allem fähig, und es ist früh damit zu rechnen, dass es hier möglicherweise auch zu einem Mord kommt. Die Handlung gewinnt zusätzlich an Brisanz, nachdem sich Anna an die Polizei gewandt hat. Der zuständige Kommissar ist anfangs hilfsbereit und sucht Eriks zur Klärung der Stalker-Vorwürfe auf - dann allerdings gewinnt er den Eindruck, dass vielleicht tatsächlich Anna diejenige ist, die den Kontakt zu Erik sucht und vermutet, dass sie sich lediglich in den Vordergrund spielen möchte. Annas hilflose Lage sorgt dafür, dass der Leser grundsätzlich recht interessiert dem Geschehen folgt und neugierig ist, welchen weiteren Verlauf die Geschichte nehmen wird.

Zu den Schwächen des Romans zählt die klischeehafte Begründung für Eriks Verhalten. Schon sehr früh werden diesbezüglich Hinweise gestreut, die sich dann im weiteren Verlauf bestätigen. Hier fehlt es an Raffinesse, Erik gerät doch sehr zu einer Art Abziehfigur und ist alles andere als ein facettenreicher Charakter. Des Weiteren fällt störend auf, dass er sich in einer speziellen Situation viel zu unvorsichtig verhält. Das wirkt umso konstruierter, als er sonst doch eher perfide und durchdacht handelt. Zudem kommt Annas Umschwung von der treuen Ehefrau zur Betrügerin sehr plötzlich und recht unmotiviert daher. Beinah wirkt es einfallslos, als sie sich wie aus dem Nichts heraus zum Fremdgehen entscheidet, als habe der Autor nicht recht gewusst, wie er ihr Handeln begründen solle. Erst viel später erfährt der Leser von Annas sexueller Unzufriedenheit in ihrer Ehe; zum Zeitpunkt des Fremdgehens erscheint es hingegen etwas konstruiert, wie schnell sich Anna auf den Seitensprung einlässt.

Etwas zu auffällig sind die Reminiszenzen an den Film "Eine verhängnisvolle Affäre", trotz leichter Abwandlungen. Besonders deutlich wird dies in der Szene, in der Erik Kontakt zu Annas Familie sucht. Im Film interessiert sich Alex Forrester angeblich als Nachmieterin für die Wohnung, hier gibt sich Erik als Käuferinteressent für das Auto aus, die Szenen ähneln sich sehr: Im Film sieht der entgeisterte Michael Douglas seine Affäre im freundlichen Gespräch mit seiner Ehefrau, hier im Buch trifft Anna ihren Ehemann beim Plaudern mit Erik an. Ganz wie Alex im Film erklärt auch Erik bei dieser Gelegenheit, dass er Anna schon einmal auf beruflicher Ebene getroffen hat und ganz wie Alex nähert auch er sich dem Kind seiner Ex-Affäre an, um dessen Vertrauen zu gewinnen.

Fazit:


Ein durchschnittlicher Psychothriller, der sich recht unterhaltsam liest und sich vor allem Genrelesern empfiehlt, die ein Faible für Stalker-Geschichten haben. Die Charaktere sind nicht besonders ausgefeilt und es gibt einige Klischees; alles in allem aber trotz dieser Schwächen ein durchaus lesbarer Roman.

Bibi und Tina - Hilfe für die Tierpension

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Inhalt:

Bibi, Tina und Alex machen ein Wettreiten und genießen anschließend die Ruhe im Wald. Dabei hören sie auf einmal ein Miauen aus einem Baum. Eine kleine graue Katze sitzt darin, und Bibi hext sie schnell herunter. Sie fürchten, dass das Kätzchen ausgesetzt wurde, und nehmen es kurzerhand auf den Martinshof. Frau Martin allerdings ist wenig begeistert, die Katze könnte schließlich krank oder ungezogen sein. Sie erlaubt aber, die Katze bis auf Weiteres zu behalten.

Bibi und Tina lassen "Tom", wie sie den Kater nennen, bei Tierarzt Robert untersuchen. Dabei hören sie von einer Schildkröte, die Robert gerade aufgelesen hat. Spontan nehmen Bibi und Tina auch sie bei sich auf. In der Schmiede hat Freddy ebenfalls ein Findelkind - einen Hund, für den es in der Schmiede aber auf Dauer zu gefährlich ist. Also lassen sich Bibi und Tina überreden, auch "Bello" mit sich zu nehmen. Sie würden zwar gern erst Frau Martin um Erlaubnis bitten, aber die ist gerade zu Tante Paula verreist.

Zum Ende des Tages nehmen die Mädchen sogar noch zwei weitere Katzen, ein Kaninchen und einen Papagei auf und richten im Stall eine Tierpension ein. Als Frau Martin dahinterkommt, gibt es erst einmal Ärger für Bibi und Tina. Natürlich sehen sie ein, dass die Tiere ein neues Zuhause finden müssen. Frau Martin hat eine Idee: Die alte Hannah hat früher immer herrenlose Tiere aufgenommen. Bibi und Tina hoffen, dass sie das immer noch macht. Aber es gibt ein Problem ...

Bewertung:

Sind es nicht die Pferde, sind es andere Tiere, die auf dem Martinshof für Aufregung sorgen, und diesmal gleich eine ganze Horde. Tierschutz und Naturschutz sind zwei ganz wichtige Aspekte, die den kleinen Hörern der Bibi-und-Tina-Reihe immer wieder nahegebracht werden. Oft stehen dabei Wildtiere im Mittelpunkt, diesmal sind es Haustiere, die von ihren Besitzern ausgesetzt wurden.

Bibi und Tina haben eigentlich gar nicht den Platz und erst recht nicht die Erlaubnis von Frau Martin, ein weiteres Tier zu der Katze aufzunehmen - aber Nein sagen können sie auch nicht. Holger erinnert daran, dass gerade Sommerferien sind und zu dieser Zeit besonders viele Tiere ausgesetzt werden. Bibi und Tina ärgern sich sehr über diese gedankenlosen Menschen, die erst die Verantwortung für ein Haustier übernehmen und es dann bei nächster Gelegenheit abschieben.

Kinder lernen hier sehr schön, dass Tiere mit Respekt zu behandeln sind und nicht wie Gebrauchsgegenstände und dass es viel Weitsicht braucht, um sich ein Tier anzuschaffen - Bibi und Tina merken schließlich auch, wie viel Arbeit sie damit haben, allen Tierchen gerecht zu werden. Zum Haustierhalten gehören auch unangenehme Erlebnisse, etwa als Katerchen Tom im Spiel die Tischdecke mitsamt dem Gedeck herunterzieht. Spätestens wenn man in den Urlaub fahren will, wird das Haustier für viele zum Problem, und Kinder, die sich unbedingt ein Tier wünschen, lernen vielleicht aus der Geschichte, dass man sich nur nach reiflicher Überlegung darauf einlassen sollte.

Die zweite Hälfte der Geschichte dreht sich zudem um die Tierpension der alten Hannah. Der grantige Hausmeister Herr Moser verbietet ihr, die restlichen, leer stehenden Teile der "Villa Sonnenschein" für ihre Tiere zu benutzen, am Ende gewinnen aber natürlich Bibi und Tina die Oberhand.

Viel Humor

Wie immer gibt es auch einige lustigen Szenen in dem Hörspiel. Sympathisch-verschroben kommt der Graf rüber, als Alex erzählt, dass er auf einer Tagung der "hochwohlgeborenen Monokelfreunde" sei. Witzig sind Bibis und Tinas vergebliche Versuche, Frau Martin schonend von den neuen Tiere zu erzählen, die sie aufgenommen haben. Ihre Andeutungen werden missverstanden, und es ist eine schwere Geburt für die Mädchen, ihr die Wahrheit beizubringen. Für den Hörer ist es umso amüsanter, wie Bibi und Tina nach und nach mit allen Tiere rausrücken und Frau Martin von Enthüllung zu Enthüllung entsetzter reagiert: Erst sind es weitere Katzen, die sie präsentiert bekommt, dann ein Hund, ein Papagei, ein Kaninchen, ein Hamster und nicht zu vergessen die Schildkröte. Die Schildkröte hat Bibi schon gleich in der Tierarztpraxis begeistert "Herbie" getauft, nicht merkend, dass Tina langsam etwas unsicher wird angesichts des erneuten Findelzuwachses.

Recht gute Sprecher

Holger Martin wird zwar inzwischen nicht mehr von Charles Rettinghaus gesprochen, aber auch Marius Clarén überzeugt. Seine sympathische Stimme kennt man beispielsweise als deutsche Synchronisation von "Spiderman" Tobey Maguire und Jake Gyllenhaal oder in diversen Hauptrollen in der Hörspielreihe Gruselkabinett. Margarete Hamm spricht die alte Hannah zwar gut, allerdings klingt ihre Stimme etwas zu jung - schließlich wurde Hannah schon zu Frau Martins Jugendzeiten "die alte Hannah" genannt.

Sehr erfreulich ist der Auftritt von Freddy, gesprochen von Oliver Rohrbeck alias Drei-Fragezeichen-Detektiv Justus Jonas. Im Gegensatz zu den frühen Bibi-und-Tina-Folgen hat sich Freddy zu einem liebenswerten, wenn auch manchmal immer noch etwas vorlauten Freund Freund der Mädchen gemausert, der hier Tierliebe beweist.

Ein paar Schwächen

Ein bisschen übertrieben wird dargestellt, wie leicht und schnell Bibi und Tina an ihre Findeltiere kommen - innerhalb eines Tages haben sie fast ein Dutzend zusammen, und man erfährt längst nicht von allen, woher sie stammen. Die Handlung um die Tierpension und die Probleme mit dem Hausmeister ist an sich interessant, das Potenzial wird aber nicht voll ausgeschöpft. Dafür lösen sich die Konflikte zu rasch und zu einfach, und ein glücklicher Zufall am Ende sorgt für das Happy End. Alles passiert wie im Schnelldurchlauf und ergibt sich fast wie von selbst, ein bisschen mehr Eigeninitiative von Bibi und Tina wäre schön gewesen.

Fazit:


Ein für Kinder sehr lehrreiches und an vielen Stellen witziges Hörspiel, das knapp überm Durchschnitt liegt. Die Sprecher sind gut, und die Handlung weist keine Längen auf, das Ende verläuft aber zu schnell und zu konstruiert.

Sprechernamen:


Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Tina Martin: D. Hugo
Frau Martin: E. Meyka
Holger Martin: M. Clarén
Hausmeister Moser: J. Döring
Hannah: M. Hamm
Erzähler: G. Schoß

17. Dezember 2014

Bibi und Tina - Das Tierarztpraktikum

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Inhalt:

Bibi, Tina und Alex reden nach dem Ausreiten ein wenig über ihre Zukunftspläne. Bibi möchte am liebsten Tierärztin werden, und Tina geht es ebenso. Als Alex von einem Praktikum spricht, kommt ihnen eine Idee: Sie wollen bei Robert Eichhorn ein Tierarztpraktikum machen. Sofort suchen sie Robert auf, der gerade viel zu tun hat - in der Umgebung geht nämlich die gefährliche Pferdegrippe um.

Robert lehnt das Praktikum zunächst ab. Er befürchtet, dass er zu wenig Zeit hat, um sich um die Mädchen zu kümmern. Bibi und Tina geben aber nicht auf. Sie beschließen, alle Pferdebesitzer in Falkenstein und Umgebung abzuklappern und dort nach möglichen Symptomen der Pferdegrippe nachzufragen. Alle Pferde sind offenbar gesund - nur auf Schloss Falkenstein schauen sie nicht vorbei, da Alex ja Bescheid weiß.

Am nächsten Tag überraschen sie Robert mit ihrem Ergebnis. Der freut sich, dass Bibi und Tina ihm so viel Arbeit abgenommen haben, und willigt ins Praktikum ein. Zunächst läuft alles gut, doch dann gibt es wegen Tinas Verhalten Ärger mit dem Grafen. Robert sieht sich gezwungen, das Praktikum zu beenden. Bibi und Tina sind sehr traurig - aber dann gibt es einen Notfall. Robert braucht dringend Medizin, doch die Straßen nach Rotenbrunn sind überflutet. Bibi und Tina wollen helfen ...

Bewertung:

Ein bisschen erwachsener als sonst geht es am Anfang dieser Folge zu, der damit die Basis für die weitere Geschichte liefert. Nicht zum ersten Mal erwähnt Bibi ihren Traumberuf Tierärztin, aber diesmal wird es etwas konkreter, indem die beiden Mädchen ihr Können im Praxistest unter Beweis stellen wollen. Damit erhält das Hörspiel wieder einmal einen lehrreichen und zugleich kindgerechten Charakter. Kinder lernen hierdurch, dass es nicht schaden kann, sich schon frühzeitig einfach mal näher mit den Traumberufen zu befassen und ein wenig hinter die Kulissen zu schauen. Die Geschichte regt Kinder dazu an, sich ein paar Gedanken über die Zukunft zu machen, und den bereits jugendlichen Hörern kann die Episode Lust auf das anstehende Schulpraktikum machen.

Zudem plädiert die Folge stark für das nötige Pflichtbewusstsein. Am Anfang läuft alles gut im Praktikum, Bibi und Tina sind mit Feuereifer bei der Sache und gehen Robert gut zur Hand. Dann aber wird Tina leichtsinnig, nimmt einen Anruf von Alex nicht ernst und glaubt, es ginge nur um den gemeinsamen Jahrestag der beiden. Sie verlässt die Praxis kurzzeitig, obwohl sie dort Telefondienst machen soll, was schlimme Folgen hat. Kinder lernen, dass man bei gewissen Aufgaben nicht schlampen darf und dass manchmal sehr viel von Zuverlässigkeit abhängt.

Positiv ist in der Folge außerdem, dass Bibi kaum Probleme mit Hexerei löst. Hexen ist es ohnehin verboten, allein mit ihren Sprüchen Krankheiten zu heilen, Bibi ist in dieser Folge also im Grunde ein ganz normales Mädchen, und das macht es besonders geeignet, sich mit ihr zu identifizieren. Sehr schön ist außerdem, dass Tina nicht wie sonst so oft einen Zickenkrieg wegen Alex anfängt - ihre ständigen Eifersüchteleien und ihre schnelle Reizbarkeit verleiden einem oft etwas den Hörgenuss, das fällt hier glücklicherweise mal weg.

Es sind nur recht wenige Sprecher in dieser Folge dabei, Frau Martin und Holger etwa fehlen gänzlich, aber die verbliebenen machen ihre Sache einwandfrei. Robert wird zwar leider nicht mehr von Martin Kessler gesprochen, aber Dietmar Wunder ist ein guter Ersatz, und seine Stimme klingt ähnlich. Zudem hat Gerd Holtenau einen Kurzauftritt als wie so oft etwas grantiger Mühlenhofbauer. Georg Tryphon kam schon bereits in "Die Schnitzeljagdfalle" als Apotheker vor, dort allerdings leider unter anderem Namen. Den krächzenden Papagei mimt mal wieder Eva-Marie Werth, die darin schon Übung hat, taucht sie doch auch öfter als Kakadu Curiosus in der Bibi-Reihe auf.

Schwächen verzeichnet die Folge also nur wenige. Sie schöpft allerdings ihr Potenzial am Schluss nicht ganz aus. Bibi und Tina müssen zwar eine recht gefährliche Sache unternehmen, um Robert zu helfen, aber diese Dramatik hätte man auf jeden Fall noch besser inszenieren können, es fehlt die letzte Konsequenz, die die Geschichte noch zusätzlich zu ihren anderen Stärken richtig spannend gemacht hätte. Was zudem schade ist, wo doch in der Serie immer wieder gerne Tierschutz angesprochen wird: Ein Mann kommt wegen seines Papageis in Roberts Praxis, und es wird leider nicht darauf hingewiesen, dass es alles andere als ideal ist, dieses Tier in Einzelhaltung zu besitzen - wäre schön gewesen, wenn der Papagei einen Partner gehabt oder bekommen hätte.

Fazit:

Eine gute Folge, die für Kinder auf unterhaltsame Weise lehrreich ist und mit guten Sprechern besetzt ist. Es gibt zwar noch bessere Folgen, und das Finale hätte noch etwas spannender und dramatischer inszeniert werden können, aber insgesamt auf jeden Fall eine deutliche Empfehlung für diese Episode.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: Susanna Bonaséwicz
Tina Martin: Dorette Hugo
Alexander von Falkenstein: Sven Hasper
Graf von Falkenstein: Eberhard Prüter
Dr. Eichhorn: Dietmar Wunder
Mühlenhofbauer: Gerd Holtenau
Lisa: Luisa Wietzorek
Herr Graumann: Georg Tryphon
Papagei: Eva-Maria Werth
Erzähler/in: Gunter Schoß

Bibi und Tina - Die rätselhafte Schatzsuche

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Inhalt:

Falkenstein erlebt den heißesten Sommer seit vielen Jahren, und Bibi und Tina kühlen sich am See mit den Pferden ab, und bald kommen auch Alex und Freddy dazu. Dabei entdecken sie im Wasser eine alte Kiste mit einer Flaschenpost. Darin steckt eine Schatzkarte von einem Ritter namens Ottokar von Falkenstein mit einem kleinen Rätsel. Zunächst freuen sie sich darüber, dann kommt es aber zu einem kleinen Streit, wem die Karte gehört.

Als Freddy behauptet, dass die Mädchen das Rätsel sowieso nicht lösen können, gehen sie eine Wette ein, wer von den beiden Teams den Schatz zuerst findet - natürlich ohne Bibis Hexereien. Bibi und Tina fragen als erstes Tinas Mutter, ob sie etwas über Ritter Ottokar weiß, während Alex und Freddy in der Bibliothek des Grafen suchen. Zwischendurch möchte sich Tina mit Alex versöhnen, aber leider kommt es erneut zu einem Streit.

Tina ist so unglücklich, dass ihre Mutter den Graf zu einem dringenden Gespräch herbestellt. Währenddessen sind die Mädchen nun umso entschlossener, das Rätsel vor den Jungen zu lösen. Aber was hat Ritter Ottokar mit dem Rätsel wohl gemeint? Schließlich hat Bibi einen Geistesblitz - und ahnt nicht, dass sie dabei von Alex belauscht wird ...

Bewertung:

Sommer, Sonne und Pferde garantieren eigentlich einen erfüllten Urlaub, trotzdem kommt bei Bibi natürlich immer noch etwas Spektakuläres hinzu.

Lehrreiche Handlung

Gleich zu Anfang kommt ein altbekanntes Thema von "Bibi und Tina" auf, nämlich ein Konflikt zwischen der sensiblen Tina und ihrem Freund Alex. Alex versetzt sie wieder einmal, weil er seinem Vater behilflich sein muss, und scheint das ganz normal zu finden. Tina hingegen reagiert bekanntlich überempfindlich auf jede scheinbare Art von Zurückweisung und erwartet eine ausgiebige Entschuldigung, die sie nicht bekommt. Das extrem heiße Wetter sorgt zusätzlich für gereizte Stimmung, und so rutschen auch Freddy und Bibi Bemerkungen heraus, die eigentlich nicht so gemeint sind.

Die Wette um die Schatzsuche dreht sich somit weniger um den Schatz selbst als eher darum, dass Mädchen und Jungen sich gegenseitig ausstechen wollen. Das Hörspiel zeigt Kindern auf spielerische Weise, dass man es mit den Konkurrenzkämpfen nicht übertreiben soll, aber auch, dass viele Streitereien leicht zu vermeiden wären. Tina reagiert zu heftig und dramatisiert die Auseinandersetzung viel zu sehr; Alex wiederum ist zu begriffsstutzig, obwohl er doch längst wissen sollte, dass Tina es gar nicht leiden mag, wenn er sie dauernd für seinen Vater versetzt. 

Natürlich geht es auch zwischendrin spannend zu. Der Hörer fragt sich, wer von beiden Teams den Schatz als Erstes finden wird, denn das Rätsel ist knifflig. Die Lösung ist aber schließlich logisch, und Kinder können schön mitverfolgen, wie der Schatz gefunden wird. Um was es sich genau bei dem Schatz handelt, ist ebenfalls eine spannende Angelegenheit - sowohl der Graf als auch Frau Martin weisen die Kinder nämlich darauf hin, dass Ritter Ottokar für seine Scherze bekannt war, und so kann sich bis zum Schluss keiner sicher sein, ob sie wirklich Gold und Silber finden werden - und nicht zuletzt, ob der Schatz überhaupt noch vor Ort ist.

Viel Humor

Für eine witzige Situation sorgt Freddys typisches loses Mundwerk, als er mit Alex in der Bibliothek steht und sie dort eine lustige Geschichte über Ritter Ottokar lesen. "Der hatte Humor, nicht so wie dein alter Herr", kommentiert Freddy, um gleich danach ein deutliches Räuspern des Grafen hinter sich zu vernehmen. Der Wettstreit zwischen Jungen und Mädchen ist auch amüsant dargestellt. Unabhängig voneinander erklären beide Teams gegenüber dem Grafen bzw Frau Martin, dass sie unbedingt gewinnen müssen, um "die Ehre ihres Geschlechtes zu verteidigen", was sie in ganz ernstem Tonfall vortragen.

Einen Hauch von Romantik erhält die Folge obendrein, als Frau Martin Tina erzählt, dass in einem ähnlich heißen Sommer zu ihrer Jugend auch sie und Graf Falko ständig aneinandergerieten - eine kleine Andeutung daran, dass die beiden ja in jener Zeit mal ein Paar waren und vielleicht noch die leise Hoffnung besteht, dass dies noch einmal auflebt. Überhaupt erscheint auch der Graf in dieser Folge sehr sympathisch, vor allem an der Stelle, als ihn Frau Martin zu einem dringenden Gespräch bittet und er sich vorher zögerlich noch erkundet, ob sie auch ihren berühmten Butterkuchen in der Küche hat.

Sehr gute Sprecher

Wer viele Folgen von Bibi und Tina verfolgt hat, wird merken, dass Freddy in dieser Episode bereits viel netter ist als ganz zu Anfang. Oliver Rohrbeck, den man vor allem als Synchronstimme von Ben Stiller und als Justus Jonas aus der Hörspielreihe "Die drei Fragezeichen" kennt, überzeugt dabei sowohl, wenn er wie früher Freddy etwas angeberischer spricht, als auch wie jetzt, wenn die Figur weitaus liebenswerter ist, zumal Freddy nie seine freche Art einbüßt. Schade ist zwar, dass hier nicht mehr Holgers Originalsprecher Charles Rettinghaus mit von der Partie ist, das macht bei seinen wenigen Sätzen aber keinen großen Unterschied.

Immer wieder erstaunlich ist es, wie jung Susanna Bonasewicz und Dorette Hugo in den Hauptrollen klingen - Dorette Hugo haben sicher viele Hörer noch in der zwanzig Jahre alten Originalsynchronisation von "Arielle" im Ohr, und einen großen Unterschied gibt es da nicht herauszuhören.

Kleine Schwächen


Viel ist es nicht, was an dieser Folge negativ auffällt, allerdings spielt die Schatzsuche eine weit kleinere Rolle, als man anfangs und auch aufgrund des Titels denkt. Im Vordergrund steht eher der Konflikt zwischen Alex und Tina, und die Schatzsuche ist fast schon als Symbol dafür zu sehen. Auch zwischendrin ist Tinas Stimmung das Hauptthema, sie fängt an zu weinen, versucht eine Versöhnung, die nicht funktioniert, spricht sich mit ihrer Mutter aus, die sich Sorgen macht und sich mit dem Grafen berät - und über all dies kommt die Schatzsucher-Handlung natürlich etwas ins Stocken und gerät am Ende beinah in Vergessenheit, ehe der Erzähler kurz vor Schluss noch einmal diesen Strang aufgreift.

Etwas unlogisch ist außerdem seine Bemerkung, es sei so gar nicht Tinas Art, aus der Haut zu fahren - wer Tina ein bisschen kennt, dem kommt dieses Verhalten sogar sehr bekannt vor, gerade bei allem, was Alex betrifft, ist sie gewöhnlich sehr dünnhäutig, und das kann auf Dauer schon nerven, zu oft ist es Thema in der Serie.

Fazit:


Eine insgesamt hörenswerte und unterhaltsame Folge, die vor allem durch ihre kindgerechten Lehren, ihren Humor und die Sprecher überzeugt. Ein bisschen störend sind bisweilen Tinas Zickereien, und die Schatzsuche steht weniger im Vordergrund, als man vermutet - trotzdem auf alle Fälle eine deutliche Empfehlung für diese Episode.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Tina Martin: D. Hugo
Frau Martin: E. Meyka
Alexander: S.-J. Hasper
Graf von Falkenstein: E. Prüter
Freddy: O. Rohrbeck
Erzähler: G. Schoß

Bibi und Tina - Das große Teamspringen

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Inhalt:

Bibi und Tina üben zur Zeit mit viel Erfolg Springreiten. Begeisterung ist angesagt, als Alex ihnen vom anstehenden Falkensteiner Springreiten erzählt, bei denen Zweierteams antreten. Am liebsten würden die beiden teilnehmen - aber das Turnier findet bereits übermorgen statt.

Zu allem Überfluss nehmen dort auch die Brüder Ralf und Michael Hutmacher teil, zwei arrogante Schnösel, die allerdings sehr gut reiten können. Die beiden provozieren die Mädchen, sodass Bibi und Tina jetzt erst recht teilnehmen wollen. Natürlich brauchen sie ein Intensivtraining, um eine Chance zu haben.

Nur zögernd gibt Frau Martin ihre Zusage, da viel Arbeit liegenbleiben wird. Holger dagegen unterstützt die beiden und bietet sich als Trainer an. Der erste Übungstag verläuft bereits sehr gut. Am nächsten Morgen reitet Holger weg, um eine Überraschung für Bibi und Tina zu besorgen. In einer Stunde will er zurück sein, doch die Zeit vergeht, und nichts passiert. Langsam werden Bibi und Tina unruhig, schließlich brauchen sie Holger für ihr Training. Ob ihm gar etwas zugestoßen ist ...?

Bewertung:

Turniere gibt es regelmäßig in Falkenstein und damit auch Folgen von "Bibi und Tina", die sich darum ranken, man denke etwa an "Das Herbstturnier" oder "Mami siegt".

Lehrreich und spannend

Fairness ist für Bibi und Tina Pflicht, das kennt man von ihnen, und besonders lernt man dieses Prinzip in dieser Folge. Die Hutmacher-Brüder und vor allem Michael nehmen es aus Überehrgeiz mit der Fairness dagegen nicht so genau. Als sie erfahren, dass Holger der Trainer der beiden Konkurrentinnen ist, lässt sich Michael spontan etwas einfallen, um ihnen dabei Steine in den Weg zu legen. Ralf kann das zwar nicht wirklich gutheißen, unternimmt aber auch nichts dagegen. Natürlich hat dieses Verhalten noch ein Nachspiel, und die beiden sehen ihr Unrecht ein. Bibi und Tina dagegen verzichten darauf, sich einen unerlaubten Vorteil zu verschaffen. Eigentlich bräuchten sie dringend Springsättel, die Bibi sofort herbeihexen könnte - doch Hexerei für bessere Wettkampfbedingungen ist verboten, und daran hält sich Bibi natürlich.

Dazu wird nebenbei eingeflochten, dass man sein Pferd nicht überfordern darf. Auch hier ist Michaels Überehrgeiz Schuld. Sein Bruder warnt ihn, mehr Rücksicht auf sein Tier zu nehmen, und stößt auf taube Ohren. Auch hier lernen Kinder, dass man nicht um jeden Preis nach Erfolg streben sollte.

Zudem liegt Spannung in der Luft. Holger wird nicht nur aufgehalten, sondern gerät auch in eine brenzlige Situation, sodass nur noch Bibi helfen kann. Diese kann aber kann keinen Suchflug mit Kartoffelbrei starten, weil der aus irgendeinem Grund - der natürlich nachher logisch erklärt wird - nicht reagiert. Also müssen Bibi und Tina Holger ohne Hexenkraft finden. Dazu drängt die Zeit, denn sie wollen noch trainieren, und man darf gespannt sein, ob die Intrige der Hutmacher-Brüder auffliegt und wie das Turnier am nächsten Tag verläuft. Dazu ist die patente Oma Hutmacher eine sympathische Nebenfigur, und die Hutmacher-Brüder sind als Abwechslung auch nicht schlecht.

Kleine Schwächen

Auch wenn man der Folge Spannung nicht absprechen kann, hätte man diese noch besser in Szene setzen können, etwa dass Bibi und Tina am Turniertag Holger suchen müssen oder dass sie deutlichere Hinweise dafür erhalten, dass er in Gefahr steckt. Zudem sind Holgers Erlebnisse an diesem Tag ein bisschen arg konstruiert und nicht sehr realistisch, dafür geschieht zu viel auf einmal.

Und während man sich langsam an Gunter Schoß als neuen Erzähler gewöhnt, ist der "neue" Trödel-Hannes kein Vergleich zum Original Heinz Fabian. Der vielbeschäftigte Theaterschauspieler ist als Stimme vor allem durch zahlreiche EUROPA-Hörspiele, insbesondere im Abenteuersektor, bekannt und war die Idealbesetzung für den verschmitzten Trödel-Hannes, der immer eine scherzhafte Bemerkung auf Lager hat. Holger hat ebenfalls einen anderen Sprecher als früher, wobei hier der Stimmenunterschied nicht ganz so auffallend ist.

Fazit:

Eine solide Folge über ein anstehendes Springturnier mit viel Chaos und Spannung im Vorfeld. Kinder lernen zudem die Bedeutung von Fairness. Allerdings ist die Folge ein bisschen zu konstruiert an manchen Stellen, und es ist schade, dass vor allem der Trödel-Hannes einen weit weniger charismatischeren Sprecher erhalten hat.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Tina Martin: D. Hugo
Alex: S. Hasper
Holger: M. Clarén
Frau Martin: E. Meyka
Michael Hutmacher: H. Maurer
Ralf Hutmacher: D. Turba
Clara Hutmacher: J. Rameik
Erzähler: G. Schoß

Bibi und Tina - Die Überraschungsparty

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Inhalt:

Bald ist es wieder soweit: Der Martinshof feiert Geburtstag und dazu noch dieses Jahr einen runden. Bibi und Tina sind schon voller Vorfreude. Doch Frau Martin bereitet ihnen eine große Enttäuschung: Die Feier soll dieses Mal ausfallen oder verschoben werden. Frau Martin ist mit den Ferienkindern und anderen Aufgaben völlig ausgelastet und hat keine Zeit für die aufwändigen Vorbereitungen.

Bibi und Tina bieten an, die Organisation selbst zu übernehmen. Doch der Tag ist schon übermorgen, und Frau Martin glaubt nicht, dass die Mädchen das noch schaffen können. Bibi und Tina wollen aber nicht aufgeben. Stattdessen beschließen sie, die Feier heimlich zu planen und Frau Martin in zwei Tagen zu überraschen.

Bei den Planungen geht allerdings einiges schief, die tolle Westernshow, die sie auftreten lassen wollten, ist schon ausgebucht, und die zwei neuen Ferienkinder Marina und Mirko bereiten einigen Stress. Aber Bibi und Tina wollen auf keinen Fall aufgeben ...

Bewertung:

Ab und zu sind Geburtstage, Weihnachten und Ostern ein Thema bei Bibi und Tina - warum dann also nicht auch mal ein Martinshofjubiläum. Natürlich wäre es langweilig, wenn dabei alles glatt laufen würde ...

Lehrreiche Handlung

Im Vorfeld ist Frau Martin überzeugt davon, dass Bibi und Tina einfach nicht die nötige Erfahrung besitzen, um solch ein großes Fest im Alleingang zu organisieren - zumal es Bibi verboten ist, in diesem Fall zu hexen. Das wollen die Mädchen natürlich nicht auf sich sitzen lassen und beweisen, wenn auch mit einigen Stolpersteinen, das Gegenteil. Kinder bekommen demonstriert, dass sie sich ruhig an schwierigere Unterfangen heranwagen sollten, wenn sie es sich zutrauen, auch wenn Erwachsene dies belächeln sollten.

Die noch wichtigere Lehre steckt aber in dem zweiten Handlungsstrang, der sich um die Ferienkinder dreht. Der zehnjährige Mirko entwickelt eine gehörige Portion Neid auf seine kleine Schwester Marina, da diese sich als die bessere Reiterin entpuppt. Um sie zu ärgern und herauszufordern, denkt er sich einen Streich für sie aus, der sie ungewollt in große Gefahr bringt. Kinder lernen hieraus, dass man sich auf keine gefährlichen Mutproben einlassen sollte, auch wenn es einen reizt, auf die Provokationen anderer einzugehen. Zudem bekommen die kleinen Hörer vermittelt, dass man nicht so schnell neidisch auf seine Kameraden werden soll, auch wenn diese etwas besser können - dafür besitzt man selbst meist andere Talente, und man muss lernen, auch mal schlechter zu sein als andere.

Humorvolle Dialoge

Gleich zu Beginn der Folge gibt es eine schöne Anspielung auf eine frühere Folge, als Bibi, Tina und Alex grübeln, unter welchem Motto die Martinshoffeier laufen soll. Dabei schlägt Alex spaßeshalber ein Kürbisfest vor, woraufhin Tina genervt mit "Sehr witzig" reagiert - kein Wunder, schließlich war genau dies schon vor ein paar Jahren eine Bibi-und-Tina-Folge. Ein witziger Zwischenfall ergibt sich, als die Mädchen ihre frisch eingekauften Tüten voll Knabbersachen im Stall bei den Pferden abstellen, nur um kurz darauf entsetzt festzustellen, dass sich Sabrina und Amadeus genüsslich den Bauch mit den Leckereien vollgeschlagen haben. Überhaupt sind die ganzen Turbulenzen recht witzig in Szene gesetzt, und der Hörer kann gut Bibis und Tinas Stresssituationen nachvollziehen, bei denen Missgeschick auf Missgeschick folgt.

Ein paar Schwächen

Ein Highlight ist diese Folge leider trotz der vorangegangenen positiven Aspekte nicht. Zum einen liegt es daran, dass sich der Spannungsfaktor nur auf den Handlungsstrang mit den Ferienkindern beschränkt; die Organisation der Party und die Überraschung für Bibi und Tina am Schluss sind für den Hörer überhaupt nicht verblüffend, sondern vorhersehbar. Man hätte diese "Überraschung" auch besser präsentieren können, erst beim Beginn der Party selbst.

Bei den Sprechern fällt zudem Hank etwas negativ auf, da er mit einem sehr übertriebenen amerikanischen Akzent spricht, der schon nach den ersten Sätzen zu nerven beginnt. Schade ist auch, dass Holger nicht mehr von Charles Rettinghaus gesprochen wird, an dessen Stimme man sich bereits sehr gewöhnt hatte. Letztes Manko ist das Fehlen von Graf von Falkenstein. Es wird zwar erwähnt, dass Frau Martin einmal zu ihm fährt, aber er tritt nicht selbst als Sprecher in Erscheinung, und gerade bei einem Martinshoffest dürfte er als Gast eigentlich nicht fehlen.

Fazit:


Eine solide, aber keine besondere Folge über den Martinshofgeburtstag. Zwischendurch ist die Geschichte zwar recht spannend, dazu auch lehrreich und witzig, der Party-Handlungsstrang ist aber zu vorhersehbar, und nicht alle Sprecher überzeugen.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Tina: D. Hugo
Alexander: S.-J. Hasper
Holger: M. Hinze
Frau Martin: E. Meyka
Mirko: D. Claus
Marina: V. Buchwald
Erzähler: G. Schoß

16. Dezember 2014

Bibi und Tina - Abschied von Amadeus

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Inhalt:

Bibi und Tina nehmen mit einer Lasso-Vorführung am Westernturnier in Falkenstein teil und haben großen Erfolg. Ein Amerikaner namens Mr. Connor, ein Freund von Graf Falkenstein, ist beeindruckt von ihren Leistungen, Dann kommt aber der Schock - er erkennt in Amadeus das Pferd, das er selbst vor fünf Jahren kaufte und das ihm nie gebracht wurde. Tina und Bibi halten es für einen Irrtum und reiten sofort nach Hause.

Kurz darauf erscheint aber Mr. Connor mit dem Grafen auf dem Martinshof. Der Amerikaner besteht darauf, dass Amadeus rechtlich ihm gehört. Graf Falkenstein bestätigt, dass das Dokument echt ist und Amadeus abgegeben werden muss. Tatsächlich will Mr. Connor Amadeus vor fünf Jahren vom Pferdehändler Armin Hase gekauft haben, ebenso wie Frau Martin. Leider muss Frau Martin nun zugeben, dass sie Amadeus nur per Handschlag kaufte - sie besitzt also keinen Nachweis, dass das Pferd wirklich dem Martinshof gehört.

Zu Tinas Entsetzen wird Amadeus von Mr. Connor mitgenommen und vorübergehend auf dem Schloss untergebracht. Für die Freundinnen steht fest, dass sie nicht aufgeben dürfen - sie müssen irgendwie beweisen, dass Frau Martin Amadeus zuerst gekauft hat. Leider scheint niemand zu wissen, wo sich Herr Hase aufhält - und in zwei Tagen will Mr. Connor nach Amerika zurückkehren ...

Bewertung:

Der Hengst Amadeus gehört zu Tina wie der Hexenbesen Kartoffelbrei zu Bibi - das wissen alle Hörer der Bibi-und-Tina-Reihe nur zu gut. Unvorstellbar, dass er plötzlich den Martinshof verlassen soll, schließlich kommt er sogar im Titellied vor, aber in dieser Folge scheint es tatsächlich möglich.

Die Folge überzeugt durch ein recht ernstes Thema, das aber dennoch nicht weinerlich angegangen wird. Amadeus scheint rechtmäßig dem Amerikaner Mr. Connor zu gehören, denn auf dem Kaufvertrag steht eindeutig sein Name. Frau Martin hat sich dagegen auf die Tradition verlassen, dass man Pferdekäufe per Handschlag besiegelt. Der Gestütsbesitzer Herr Hase hat sich wiederum zu Ruhe gesetzt und ist nach unbekannt verzogen, kann also nicht sofort die Lage aufklären - und die Zeit drängt, schließlich will Mr. Connor baldmöglichst zurück nach Amerika. Bibi kann ihre Hexenkünste zunächst nicht einsetzen, denn ein Suchhexspruch für Herrn Hase funktioniert nur, wenn sie einen gewissen Anhaltspunkt dafür hat, in welcher Richtung er sich befindet. Daher müssen die Freundinnen anders aktiv werden und versuchen, den Händler zu finden. Zwischenzeitlich schwebt im Raum, dass sie Amadeus, sollten sie nicht erfolgreich sein, kurzerhand entführen und verstecken, bis Mr. Connor abgereist ist, und dieser gewagte Plan verschärft die Spannung zusätzlich. Die Auflösung ist recht geschickt gemacht und gibt eine gute Begründung für die Ereignisse ab.

Gelungen sind auch die Nebencharaktere Herr Hase und Mr. Connor. Mr. Connor wird natürlich zunächst von Bibi und Tina gehasst, da er Amadeus wegnimmt - aber er ist nicht per se unsympathisch, sondern besteht nur auf seinem Recht. Später dann zeigt sich, dass er sogar richtig freundlich ist, und es besteht Hoffnung, dass es vielleicht sogar mal eine Bibi-und-Tina-Folge in Amerika gibt. Herr Hase hat zwar keinen großen Auftritt, ist aber ein liebenswerter älterer Mann, der zur Zerstreutheit neigt. Zwischen Alex und Tina gibt es keine der gewohnten Eifersüchteleien, und diesmal ist Tinas Verzweiflung, die in anderen Episoden oft etwas übertrieben daherkommt, sehr gut nachzuvollziehen. Überhaupt sind die Gespräche zwischen ihr und Bibi sehr schön und zeigen die ganze Vertrautheit der Freundinnen.

Für witzige Szenen ist in dieser Geschichte nicht so viel Platz wie sonst, aber dennoch wird es lustig, als der Graf bei Frau Martin anruft: Frau Martin gesteht erleichtert, dass sie ihn gerade selbst anrufen wollte, der Graf fragt empört: "Um diese Uhrzeit?", und muss daran erinnert werden, dass er selbst ja nicht besser war. Ohnehin ist der Graf in dieser Folge wieder einmal hilfsbereit und freundlich, auch wenn er anfangs zu seinem Freund Mr. Connor hält - später aber will er Tina unbedingt helfen und macht seiner guten Freundin Susanne Martin einen tollen Vorschlag, der zeigt, wie viel ihm an den Martinshofbewohnern liegt.

Über die Sprecher gibt es wie meist nur Gutes zu berichten. Peter Groeger gibt einen sympathischen Armin Hase ab, dessen Stimme man etwa aus den Sherlock-Holmes-Hörspielen bei Maritim als Dr. Watson oder als Quirin Bartels in der Bibi-Spin-Off-Serie "Elea Eluanda" kennt. Johannes Berenz überzeugt als lässiger Amerikaner mit typischem Akzent; seine Stimme kennt man etwa als deutsche Version von Ben Affleck oder Josh Holloway in "Lost", damit passt er sehr gut zum gespielten Charakter. Zu bemängeln gibt es in dieser Folge kaum etwas, vielleicht, dass die Suche nach Armin Hase ruhig noch etwas komplizierter hätte ablaufen können, denn im Grunde genügt ein Hinweis, um ihn zu finden.

Fazit:

Eine sehr schöne Folge, die durch ein reizvolles Thema, Dramatik und sympathische Charaktere besticht. Auch die Sprecher sind sehr gut gewählt und machen ihre Sache hervorragend. Vielleicht keine der allerbesten Folgen, dazu hätte die Handlung an manchen Stellen noch ausgefeilter sein können, aber sehr überzeugend.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Tina Martin: D. Hugo
Frau Martin: E. Meyka
Alexander: S. Hasper
Graf Falkenstein: E. Prüter
Mr. Connor: J. Berenz
Armin Hase: P. Groeger
Erzähler: G. Schoß

15. Dezember 2014

Bibi und Tina - Das kleine Hufeisen

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* * * * *
Inhalt:

Auf dem Martinshof treffen zwei neue Ferienkinder ein, die Brüder Marek und Toby. Während Marek sich bereits etwas mit Pferden auskennt und eher ein Draufgänger ist, ist Toby schüchtern und hat Angst vor Pferden. Bibi und Tina wollen die beiden motivieren, sich intensiv mit Pferdepflege zu befassen. Für ihren Fleiß sollen die beiden Brüder am Ferienende die Auszeichnung "das kleine Hufeisen" bekommen. Marek und Toby zeigen sich tatsächlich sehr interessiert.

Doch im Stall verhält sich Toby sehr ängstlich und braucht eine Weile, ehe er Vertrauen zu Pony Moritz fasst. Gerade als Toby Mut bewiesen und sich auf Moritz gesetzt hat, erschreckt Marek das Pony, und Toby fällt beinah herunter.

Tobys Angst ist nun zurückgekehrt, und er traut sich nicht mehr zu reiten. Bibi und Tina finden das sehr schade, zumal Toby Talent hat, mit Pferden umzugehen, und sich viel mehr mit dem Thema Pflege und Pferdekunde befasst als sein Bruder. Sie wollen einen Weg finden, ihn wieder zu ermutigen. Unterdessen kann der Rabauke Marek es nicht lassen, die Anweisungen zu ignorieren. Schließlich bringt ihn sein Übermut in eine brenzlige Situation ...

Bewertung:

Die 77. Folge der Bibi-und-Tina-Reihe präsentiert eine sehr traditionelle Handlung, die für Kinder lehrreich ist und die sich viel um das Thema Pferde dreht.

Kinder lernen hier drei grundlegende Dinge: Zum einen wird davor gewarnt, sich wie Marek gegen vernünftige Anweisungen zu sperren, und man sieht, dass Übermut einen schnell in Gefahr bringen kann. Mareks Eigenregie hätte durchaus ein schlimmes Ende nehmen können, und kleine Hörer bekommen anschaulich demonstriert, wie wichtig besonnenes Verhalten ist. Zum anderen werden ängstliche Kinder wie Toby ermutigt, sich mehr zuzutrauen. Bibi und Tina gehen genau richtig mit dem Jungen um: Sie fördern sein Talent, drängen ihn aber nicht, sondern gehen alles behutsam an. Sie verteidigen den schüchternen Jungen gegen seinen ungeduldigen Bruder, und überfordern Toby nicht.

Zudem erfahren die Hörer einige grundlegende Dinge zum Thema Pferdepflege: Hufkratzer, Striegel und Kardätsche werden vorgestellt, dazu gibt es ein paar Infoes zum Thema Futter und zum richtigen Satteln. Vor allem wird betont, dass man sich mit diesen Dingen erst auskennen muss, ehe es ans Reiten geht - Marek wird dementsprechend zurechtgewiesen, als er lieber sofort aufs Pony steigen will. Interessant ist überdies, dass die beiden Brüder nichts von Bibis Hexenkünsten erfahren. Bibi hext zwar durchaus mal, verbirgt es aber vor den Jungs, was der Folge in gewisser Hinsicht guttut, denn Ferienkinder werden sonst oft zu sehr durch Bibis Hexenfähigkeiten abgelenkt.

Schwächer dagegen ist die etwas sehr stereotype Darstellung von Marek und Tobias, die gegensätzlich kaum sein könnten. Der eine sehr vorwitzig und eigensinnig, der andere sehr zurückhaltend und ängstlich - gewiss hätte man bei den Charakterisierungen ein wenig subtiler vorgehen können. Während eines gemeinsamen Ausritts wird auf die alte Folge "Der rote Hahn" angespielt, was an sich eine nette Idee ist - leider werden dabei zu viele Details genannt, und das Ende jener Folge vorweggenommen, was ärgerlich ist für diejenigen, die sie bislang noch nicht kannten. Bei allen wichtigen Informationen zum Thema Pferde wird leider vergessen, auf die Bedeutung von Reitkappen einzugehen. Unfreiwillig komisch ist die Stelle, an der Tina Tobys Lernfähigkeit lobt, unter anderem hat er sich gemerkt, dass Amadeus ein "Brauner" ist - für die Farberkennung braucht man nun wirklich nicht viel Pferdeverstand.

Im letzten Drittel kommt es zu einer Gefahrensituation, und es ist nicht gerade logisch, dass Bibi hier auf Hexerei verzichtet und die vermissten Jungen auf normalem Weg sucht. Sie klärt zwar mit Frau Martin ab, im Notfall zu hexen - aber angesichts der Dinge, die den beiden Jungen zu dem Zeitpunkt schon hätten passiert sein können, ist es nicht sehr realistisch, dass Bibi hier nicht sofort hext. Grundsätzlich verläuft die Handlung letztlich etwas weniger dramatisch, als es zunächst den Anschein hat; die Gefahrensituation hätte sicherlich noch etwas aufregender gestaltet werden können.-

Es ist nun die zweite Folge, in der Frau Martin nicht mehr von ihrer Originalsprecherin Evelyn Meyka übernommen wird. Evelyn Meyka ist in den verdienten Ruhestand gegangen, und Kiddinx hat sich für Arianne Borbach als Nachfolgerin entschieden. Arianne Borbach, die als Synchronsprecherin vor allem Catherine Zeta-Jones und Cate Blanchett spricht, hat eine merklich dunklere Stimme als Evelyn Meyka. Immerhin gibt es aber ein paar Szenen, in denen Borbachs Stimme ähnlich heiser klingt wie die von Meyka, sie ist zumindest nicht die schlechteste Wahl. Irritierend ist jedoch insbesondere, dass Arianne Borbach in zwei früheren Folgen die Tierärztin Dr. Gudrun Spitzweg gesprochen hat, ergo langjährigen Bibi-und-Tina-Hörern bereits aus einer anderen, wenn auch kleinen Rolle vertraut ist.

Fazit:

Eine solide, wenn auch nicht überdurchschnittliche Folge, die vor allem für kleine Hörer ihren Reiz hat. Kinder bekommen ein paar wichtige Lehren mit auf den Weg und erfahren grundlegende Dinge zum Thema Pferdehaltung.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Tina Martin: D. Hugo
Frau Martin: A. Borbach
Toby: Chr. Zeiger
Marek: H. Maurer
Herr Westphal: P. Lontzek
Erzähler: G. Schoß

Bibi und Tina - Die Voltigier-Show

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Inhalt:

Bei einem ihrer Wettritte kommt Bibi die Idee, dass sie und Tina mal das Voltigieren ausprobieren könnten. Tinas Bruder ist von der Idee begeistert, da die Ferienkinder oft danach fragen - und so stellt er sich gerne als Longenführer zur Verfügung. Bibi und Tina lernen schnell und haben sehr viel Spaß.

Kurz darauf erhalten die Mädchen auf dem Martinshof Besuch von Herrn Ströck, der das Trainingscamp "Junge Voltigierstars" leitet. Das Camp trainiert talentierte Jugendliche für eine Voltigiershow und reist von Ort zu Ort; derzeit gastiert es mit seinen Wohnwagen in Rotenbrunn. Auf Frau Martins Einladung hin wurde Herr Ströck auf Bibi und Tina aufmerksam und ist sehr angetan von ihren Voltigierkünsten.

Die beiden dürfen mit ihren Pferden am Camp teilnehmen und sind voller Vorfreude. Neben einer Reihe jüngerer Kinder gibt es dort noch zwei gleichaltrige Jungs, Guido und Ben. Ben ist recht schweigsam, aber mit Guido freunden sich Bibi und Tina schnell an. Die vier trainieren eifrig gemeinsam für die Abschlussshow. Dabei ahnen sie noch nicht, dass ihre Pferde in große Gefahr geraten werden ...

Bewertung:


Neben den obligatorischen Wettritten haben Bibi und Tina schon reichlich Erfahrungen mit unterschiedlichen Reitstilen gesammelt: Springturniere, Westernreiten, Reiten im Stehen und Skijöring stehen bereits auf ihrer Liste. Da liegt es nah, dass Bibi vorschlägt, es doch einmal mit Voltigieren zu probieren: akrobatische Übungen auf einem Pferd, das an einer Longe im Kreis geführt wird.

Die Hörer erhalten hier eine kleine, aber kompakte Einführung in diese Disziplin. Der Erzähler informiert über die Pflichtübungen Grundsitz, Fahne, Mühle, Schere und Flanke, und es wird deutlich, dass diese Turnübungen auf dem Pferd mehr noch als das normale Reiten das Vertrauensverhältnis zwischen Pferd und Reiter fördern - gewiss darf man davon ausgehen, dass einige kleine Fans der Serie nach dem Hören selbst Interesse am Voltigieren bekunden werden. Daneben lernen Kinder, dass ein gewisses Misstrauen durchaus gesund ist und dass man ruhig auf sein Gespür hören darf, wenn es einen vor bestimmten Dingen warnt.

Guido ist eine recht gelungene Nebenfigur; es gibt ein paar amüsante Andeutungen, dass Bibi ihn mehr als nett findet, aber glücklicherweise alles so dezent, dass dies keinen großen Raum in der Handlung einnimmt. Erfreulicherweise erhält auch Holger einen kleinen Part in der Geschichte, was alles andere als selbstverständlich ist; oft genug ist er gar nicht dabei. Frau Martin spricht nur ein paar Sätze; dies ist jedoch nachvollziehbar, da ihre neue Sprecherin Arianne Borbach hier ihren ersten Auftritt hat und sicher behutsam eingeführt werden soll. Arianne Borbach passt altersmäßig besser zu dieser Rolle; allerdings ist ihre Stimme auch etwas weniger markant als die von Evelyn Meyka - man darf gespannt sein, wie sich diese Neubesetzung mit der Zeit entwickeln wird.

Es ist ein bisschen schade, dass Bibi und Tina wieder einmal so mühelos eine neue Disziplin lernen. Natürlich haben sie viel Reiterfahrung, die ihnen dabei hilft; trotzdem ist es sehr übertrieben, dass sie bereits nach einem Tag alle Grundübungen beherrschen und sie am zweiten Tag im Galopp absolvieren können. Selbst wenn dies für sehr geübte Reiter möglich sein sollte, wäre es angebrachter, auch Bibi und Tina mal vor kleine Schwierigkeiten zu stellen: Ansonsten ist die Gefahr hoch, dass kleine Hörer frustriert sind, wenn ihre eigenen Voltigiererfahrungen ganz anders ausfallen.

Ein deutliches Manko der Folge ist die Vorhersehbarkeit. Natürlich sind jüngere Kinder die Zielgruppe, und man darf keinen zu komplexen oder raffinierten Handlungsbogen erwarten; dennoch werden auch Sechsjährige hier eher unterfordert und können sehr früh erahnen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt. Etwas ratlos macht obendrein die Figur des Ben: Es wird betont, dass er sich immer sehr schweigsam verhält, Tina wundert sich explizit über seine misstrauische Art - eine Rolle spielt dieses Verhalten indessen nicht. So wird erst eine gewisse geheimnisvolle Atmosphäre aufgebaut, die letztlich bedeutungslos verpufft.

Fazit:

Eine durchschnittliche Bibi-und-Tina-Folge, die das Potenzial ihrer Grundthematik nicht ganz ausschöpft. Voltigieren als Thema ist an sich eine nicht uninteressante Idee, und es Kindern werden ein paar Informationen dazu sowie eine nützliche Lehre vermittelt. Allerdings ist die Handlung auch für die jüngsten Hörer viel zu vorhersehbar inszeniert, und es stört, dass Bibi und Tina wieder einmal als sensationelle Reiter dargestellt werden.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Tina Martin: D. Hugo
Frau Martin: A. Borbach
Holger: M. Clarén
Guido: W. Gerick
Ben: C. Zeiger
Dieter Ströck: O. Reichmann
Kalle: E. Gutmann
Erzähler: G. Schoß

14. Dezember 2014

Bibi und Tina - Das Gestüt in England

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Inhalt:

Graf von Falkenstein wird von seiner Bekannten Lady Amelie Bedlam auf ihr Gestüt nach England eingeladen - und Bibi, Tina und Alex dürfen ihn begleiten. In England schließen die drei schnell Freundschaft mit Tom, dem Sohn des Stallmeisters. Tom ist ebenfalls ein ausgezeichneter Reiter.

Wie jedes Jahr findet das MacIntosh-Junior-Galopprennen statt, bei dem stets auch Lady Amelies Gestüt teilnimmt. Diesmal allerdings kann Lady Emily wohl nicht teilnehmen, denn einer ihrer Konkurrenten hat ihr Team abgeworben. Die Enttäuschung ist groß, doch dann kommt den Freunden die Idee, dass einfach Bibi, Tina und Alex für die drei abgeworbenen Reiter einspringen - schließlich sind die alle drei sehr gute Reiter und alle unter 15 Jahren, wie es die Vorschriften verlangen.

Der Druck auf die Freunde ist groß, denn es geht weit mehr als nur um die Ehre: Bei einer Niederlage erhält Sir Richditt Lady Amelies Pferd Shakespeare, an dem Tom ganz besonders hängt. Und dann ist Alex kurz vor dem Rennen auch noch krank ...

Bewertung:


Nicht zum ersten Mal verschlägt es Bibi, Tina und Alex ins Ausland; gleich mehrere Folgen befassen sich mit ihren Abenteuern in Ungarn. Diesmal bildet England den Schauplatz für eine reizvolle Bibi-und-Tina-Geschichte, die trotz gewisser Schwächen grundsätzlich überzeugt.

Wieder einmal geht es lehrreich und pädagogisch wertvoll zu. Scheinbare Klassenunterschiede waren bereits häufiger Thema innerhalb der Serie, schließlich ist die aus bescheidenen Verhältnissen stammende Tina mit Grafensohn Alexander liiert, und Tinas Mutter ist obendrein die Pächterin des Grafen. In diesem Fall ist es Lady Amelie Bedlam, die gewisse Standesdünkel hegt: Der sympathische Tom scheint ihr als (adoptierter) Sohn des Stallmeisters nicht der ideale Umgang für Bibi, Tina und Alex. Dabei wird angenehmerweise nicht zu sehr mit Schwarz-Weiß-Schemata gearbeitet: Lady Amelie ist zwar - zunächst - ein bisschen antiquiert in dieser Hinsicht, behandelt Tom davon abgesehen aber durchaus gut und schätzt vor allem seinen Pferdesachverstand und seine Liebe zu ihrem Pferd Shakespeare, das sie ihm zuliebe bislang nicht verkaufte. Kindern wird hier somit beigebracht, sich nicht von einem Klassendenken leiten zu lassen, ohne dass Lady Amelie zum Unsympathen stilisiert wird. Im Gegenteil: Kinder können hier lernen, dass auch grundsätzlich liebenswerte Charaktere wie Lady Amelie vor Vorurteilen nicht gefeit sind; dies ist eine realistischere Herangehensweise an das Thema, als stattdessen einen grundlegend unsympathischen Charakter dafür zu präsentieren.

Des Weiteren gibt es wieder einmal einen Wettkampf, diesmal eben das Galopprennen, und wie so häufig bei Bibi wird dafür plädiert, mit fairen Mitteln zu kämpfen. Dabei ist es bezeichnend für diese Folge, dass Bibi tatsächlich kein einziges Mal hext - es dürfte die erste Folge sein, in der dies der Fall ist. Für Fans der kleinen Hexe ist dies natürlich sehr gewöhnungsbedürftig, doch das Konzept geht auf, und es zeigt sich wieder einmal, dass der Reiz der Bibi-Geschichten längst nicht nur in der Hexenthematik liegt. Dass Bibi eine Hexe ist, wird einmal kurz angeschnitten - etwas fragwürdig ist da nur Toms etwas banale Reaktion, die sich auf ein leicht erstauntes "Wow" beschränkt.

Mit Lady Amelie und Tom sind zwei gelungene Figuren mit von der Partie, die gerne in weiteren Geschichten auftauchen dürfen. Sowohl D. Rosenthal als auch Filipe Pirl passen gut in ihre Rollen; den Antagonisten spricht Michael Pan, der in ähnlich unangenehmer Rolle auch schon in "Der Verehrer" in Erscheinung trat. Tom fügt sich gut in das Freundetrio ein und es gibt ein paar amüsante schwärmerische Szenen zwischen ihm und Bibi - allerdings ist dies auch ein wenig verwirrend, da Bibis Herz eigentlich seit geraumer Zeit dem ungarischen Mikosch gehört, der vermutlich früher oder später wieder in der Serie mitspielen wird. Zu den humorvollen Szenen gehört auch das Gespräch zwischen Lady Amelie und Graf von Falkenstein über ihre weitverzweigten Familienverhältnisse , deren Komplexität den Grafen reichlich irritiert - den Hörer übrigens auch. Grundsätzlich strahlt diese Folge ein bisschen Der-kleine-Lord-Flair aus, auch wenn der weihnachtliche Hintergrund fehlt - es ist eine Feel-Good-Folge, in der sich letztlich alles zum Guten fügt, wobei in dieser Hinsicht durchaus ein bisschen übertrieben wird.

Neben dem vielleicht etwas zu reibungslosen Happy End stört an dieser Episode in erster Linie die Vorhersehbarkeit. Auch die jungen Hörer der Zielgruppe ab sechs Jahren können früh erahnen, wohin die inhaltliche Reise geht, und eine Wendung am Schluss kommt zwar für die Charaktere überraschend, ist für den Hörer aber lange zuvor absehbar. Obendrein stört es ein wenig, dass Bibi und Tina wieder einmal die Helden eines Pferde-Wettbewerbs sind. Bei Tina, die ja schon seit vielen Jahren reitet, ist dies noch nachzuvollziehen; Bibi allerdings hat erst auf dem Martinshof reiten gelernt, und es wirkt zu gezwungen, dass sie dennoch gemeinsam mit Tina stets unbesiegbar zu sein scheint.

Nicht ausgeschöpft wurde zudem das englische Setting. Bis darauf, dass die Figuren englische Namen tragen und mal ein Schokoladenkuchen mit Minze serviert wird, gibt es keinen merklichen Bezug zu England, und die Handlung könnte quasi überall spielen. Da hätte es sicher mehr Möglichkeiten gegeben, kleinen Hörern das Land ein bisschen näherzubringen. Schade ist schließlich auch der recht überhastete Einstieg: Zu Beginn der Geschichte sind Bibi, Tina und Alex schon längst in England angekommen und haben Freundschaft mit Tom geschlossen; wie es zu alldem kam, wird nur kurz vom Erzähler zusammenfassend nachgeliefert. Schöner wäre es indessen gewesen, zumindest kurz den Aufbruch von Falkenstein Richtung England und die erste Begegnung mit Lady Amelie sowie mit Tom darzustellen, statt dies alles wie unter Zeitdruck auszulassen.

Fazit:

Trotz einiger kleiner Schwächen eine hörenswerte und insgesamt leicht überdurchschnittliche Folge. Die Geschichte unterhält gut, hat eine passende Sprecherbesetzung und vermittelt ein paar kindgerechte Lehren. Allerdings ist die Handlung auch vorhersehbar, und der Einstieg erfolgt sehr abrupt.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Tina Martin: D. Hugo
Alexander v. Falkenstein: S. Hasper
Graf v. Falkenstein: E. Prüter
Tom: F. Pirl
Lady Bedlam: D. Rosenthal
Sir Richditt: M. Pan
Erzähler: G. Schoß

Hörig - Petra Hammesfahr

Produktinfos:

Ausgabe: 2013
Seiten: 320
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Die Autorin:

Petra Hammesfahr wurde 1951 geboren. 1991 erschien ihr erster Roman, weitere Kriminalromane folgten. Ab Mitte der Neunziger schrieb sie u. a. auch Drehbücher fürs Fernsehen. Heute landen ihre Bücher regelmäßig in den Bestsellerlisten. Weitere Werke sind u.a.: "Das Geheimnis der Puppe"(1991), Merkels Tochter(1993), "Die Sünderin"(1999), "Der Puppengräber"(1999), "Die Mutter"(2000), "Lukkas Erbe"(2000), "Meineid"(2001) und "Das letzte Opfer"(2002).

Inhalt:

Patrizia ist siebzehn und ein behütetes Mädchen aus gutem Haus, als sie dem 25-jährigen Heiko Schramm begegnet. Heiko wiederum ist ein Drogendealer, der schnell erkennt, welche Faszination er auf Patrizia ausübt. Obwohl Patrizias Eltern den Kontakt verbieten, trifft sie sich heimlich mit Heiko.

Wenige Monate später wird Heiko wegen eines Raubüberfalls mit schwerer Körperverletzung verhaftet und zu sieben Jahren verurteilt. Die verzweifelte Patrizia magert ab und spricht nicht mehr; die letzte Hoffnung ihrer Eltern ist eine Therapie. Der erfahrene Psychologe Dr. Edmund Bracht therapiert Patrizia zwei Jahre lang und hilft ihr, zu erkennen, dass Heiko sie lediglich ausgenutzt hat. Als der Therapeut Gefühle für Patrizia entwickelt und die Therapie abbrechen möchte, gehen sie eine Beziehung ein und heiraten schließlich.

Drei Jahre lang ist Patrizia mittlerweile verheiratet, als Heiko aus der Haft entlassen wird und plötzlich vor ihr steht. Als Ed nach Hause kommt, ist Patrizia verschwunden. Zurückgeblieben ist nur ein altes Zeitungsbild, das sie und Heiko zeigt und ihr Kommentar: "Es tut mir leid, Ed." Ed ist überzeugt davon, dass Patrizia entführt wurde. Seine Frau allerdings verfolgt einen ganz eigenen Plan ...

Bewertung:


Unter "Die Augen Rasputins" erschien dieser Roman bereits 1993 - das Werk von 2013 trägt nicht nur einen neuen Titel und ein neues Cover. Auch ein paar inhaltliche Anpassungen hat "Hörig" erfahren, etwa das Einbauen von Handys, die dreißig Jahre zuvor noch nicht Usus waren.

Wie so viele Bücher Petra Hammesfahrs handelt es sich auch hier nicht um einen typischen Thriller, sondern eher um ein Psychodrama, in dem den Gedanken der Protagonisten ausgiebiger Platz eingeräumt wird. Die Ausgangsidee ist zweifellos reizvoll und bringt eine gewisse Spannung mit sich. In Rückblicken wird die komplizierte und eigentümliche Beziehung zwischen Patrizia und Heiko Schramm geschildert, während er in der Gegenwartshandlung gerade nach sieben Jahren Haft entlassen wurde. Rund zwei Wochen danach steht er vor Patrizias Tür - der weitere Verlauf ist für den Leser nicht zu sehr vorhersehbar: Es stellen sich die Fragen, was Heiko mit Patrizia vorhat, wie sie sich ihrem einstigen Schwarm gegenüber verhalten wird und welche Schlüsse ihr Ehemann aus ihrem Verschwinden zieht. Dr. Ed Bracht ist zwar ein erfahrener Psychologe. Doch schon bald stellt sich heraus, dass er mit der Situation überfordert ist. Dezente Zeichen, die Patrizia ihm hinterlassen hat, weiß er nicht zu deuten und überhaupt entwickelt sich die Situation etwas anders, als Patrizia es sich vorgestellt hat. Spannend sind somit beide Handlungsstränge, die abwechselnd verfolgt werden - Eds verzweifelte Suche nach seiner Ehefrau sowie Patrizias Aufenthalt bei Heiko.

Recht gut gelungen ist Heiko Schramms zwiespältiger Umgang mit Patrizia, die er stets "Püppi" nennt. Seine vertrauten, sanften Worte widersprechen seinem kriminellen Verhalten und der Leser lauert unwillkürlich auf den Moment, in dem sich Heiko seiner Püppi zum ersten Mal schonungslos ehrlich zeigt. Für Patrizia wird es immer schwieriger, ihre Angst vor ihm zu verbergen, sodass zwischen den beiden ein durchaus kurzweiliges Psychospiel entsteht.

Leider arbeitet der Roman zu sehr mit Klischees, insbesondere was die Charaktere Patrizia und Ed betrifft. Die junge Patrizia aus den Rückblicken erscheint mitnichten als realistisch gezeichnete Siebzehnjährige, sondern ist eine gnadenlos naive Träumerin. Das Grundthema "Hörigkeit" hat seinen Reiz, doch warum Patrizia dem kriminellen Heiko so verfällt, ist nie wirklich nachvollziehbar. Patrizias strenges, biederes Elternhaus bietet zwar mögliche Erklärungsansätze, aber trotzdem bleibt die Frage, was Patrizia in Heiko sieht, zu sehr offen.

Die auf eine andere Art ebenfalls schwierige Beziehung zwischen Patrizia und Ed wird zu plakativ ausgebreitet. Ed sieht sich als Retter der jungen Frau, die unter seiner Therapie wieder zu essen beginnt und allmählich einsieht, dass Heiko ihr geschadet hat. Dabei macht der Therapeut das Mädchen jedoch auf eigene Weise erneut abhängig - diesmal von ihm. Aus dem Patient-Therapeut-Verhältnis mit rund 25 Jahren Altersunterschied entwickelt sich keine gesunde Partnerschaft; stattdessen erscheint auch die scheinbar genesene Patrizia nach wie vor naiv und teilnahmslos, mit gerade mal 25 Jahren eine biedere Hausfrau ohne Ehrgeiz und besonderes Selbstbewusstsein. Ganz offenbar hat Patrizia die eine Abhängigkeit gegen eine andere ausgetauscht; dieser Austausch lässt allerdings jede Subtilität vermissen.

Ausgesprochen naiv ist auch Patrizias Plan, mit dem sie Heiko begleitet. Die für Ed bestimmten Hinweise sind so uneindeutig, dass es unrealistisch erscheint, dass sie tatsächlich fest davon ausgeht, dass er sie sofort durchschauen wird. Weder Patrizia noch ihr Mann eignen sich zudem als Identifikationsfiguren, auch wenn Patrizias Handeln immer mal wieder phasenweise nachvollziehbar wird.

Fazit:


Eine Mischung aus Thriller und Psychodrama mit interessanter Thematik, das allerdings einige Schwächen aufweist. Trotz des aktuellen Erscheinungsdatums handelt es sich um ein Frühwerk der Autorin unter neuem Titel, das an ihre späteren Werke nicht heranreicht.

7. Dezember 2014

Bibi und Tina retten die Biber

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Inhalt:

Bei einem Ausritt machen Bibi und Tina einen Abstecher zum Fluss, wo sie die Biber beobachten können. Zu ihrem Entzücken sehen sie, dass die Familie Nachwuchs bekommen hat. Auf dem Nachhauseweg treffen sie auf einen jungen Mann mit Pferd und Hund, der sie auf den richtigen Reitweg hinweist und von Bibi und Tina ein paar freche Sprüche erntet. Am nächsten Tag kommen Graf von Falkenstein und Alexander auf den Martinshof, um den neuen Förster Herr Buchfink vorzustellen - ausgerechnet den Mann aus dem Wald.

Aber zu Bibis und Tinas Glück behält er das Zusammentreffen für sich und verhält sich sehr nett. Es gibt auch gleich eine erste Aufgabe für ihn - der Bach hat den Hof des Mühlenhofbauern überflutet. Bibi, Tina und Alex begleiten Herrn Buchfink zum Helfen. Der Mühlenhofbauer ist überzeugt davon, dass die Biber den Holzstapel im Bach aufgestapelt haben und will sie umgesiedelt sehen. Bibi, Tina und der Förster widersprechen, denn noch ist nicht bewiesen, dass tatsächlich die Biber schuld sind.

Kurz darauf bittet Herr von Strauch den Förster, dass sein Sohn Sigurd bei ihm ein Praktikum absolviert. Herr Buchfink ist einverstanden. Leider ist auch Sigurd schlecht auf die Biber zu sprechen und langsam glaubt auch der Förster, dass sie umgesiedelt werden müssen. Bibi und Tina wollen unbedingt beweisen, dass jemand die Schuld auf die Biber abwälzen will ...

Bewertung:

Wie schon öfter erwartet den Hörer eine Tier-lastige Folge bei Bibi und Tina - aber da Biber keine Streicheltiere sind, driftet die Geschichte zum Glück nie ins Kindische oder Kitschige ab.

Lehrreich und turbulent

Über Biber wissen die meisten Kinder nicht viel, daher ist es schön, dass hier einige Infos gegeben werden wie diese Tiere leben, warum und wann sie ihre Dämme bauen. Bibi und Tina befreien den Mühlenhofbauern von ein paar Vorurteilen und mit ihm werden auch die Hörer informiert. Vor allem aber plädiert die Folge für Natur- und Umweltschutz, ohne dabei penetrant zu werden. Für die Freundinnen ist es Ehrensache, dass die Tiere geschützt werden müssen und dafür setzen sie sich mit allen Kräften ein. Kinder werden auf sympathische Weise dafür sensibilisiert, es Bibi und Tina gleichzutun. Nebenbei wird indirekt davor gewarnt, sich vorschnellen Verdächtigungen hinzugeben und parallel wird daran erinnert, jemandem zu vertrauen, so wie sich der neue Förster am Ende wünscht, er hätte lieber auf Bibis und Tinas Meinung gehört.

Gegen Ende wird es zudem noch spannend und vor allem turbulent. Es stellt sich die Frage, auf welche Weise Bibi und Tina den Verursacher überführen wollen, denn Hexerei wird Bibi streng verboten und es gelingt ihr und Tina nicht, auf die Schnelle handfeste Beweise für ihre Vermutung vorzulegen - die brauchen sie aber dringend, denn es geht für die Biber um Leben und Tod.

Neue Nebenfigur

Lange war die Folge "Der neue Förster" auf der Homepage des Sprechers angekündigt, nun ist sie unter anderem Titel andlich erschienen. Nachdem der nette Tierarzt Robert und der verschmitzte Trödel-Hannes neue Sprecher erhalten und damit etwas an Charme eingebüßt haben, ist es umso schöner, dass mit Herrn Buchfink ein neuer Charakter Einzug erhält, der auf Anhieb sympathisch ist, auch wenn er in dieser Folge nicht immer einer Meinung mit Bibi und Tina ist. Herr Buchfink ist jung, laut Tina durchaus gutaussehend;-), ein guter Freund von Robert und zeigt viel Einsatz für den Falkensteiner Forst - man darf also auf die nächsten Folgen, in denen er mitwirkt, gespannt sein.

Überwiegend sehr gute Sprecher

Die Besetzung des Försters mit Klaus-Peter Grap ist gelungen. Er besitzt eine sehr sympathische, junge Stimme, die zu dem engagierten Förster gut passt. Bekannt ist seine Stimme vor allem als Lt. Randy Disher in der Serie "Monk" und als Dr. Luka Kovac in "Emergency Room". Immer wieder hörenswert ist auch Gerd Holtenau als brummeliger Mühlenhofbauer, der am Ende doch stets zeigt, dass er trotz allem ein liebenswerter Charakter ist. Seine Stimme ist aus den Hörspielen bei Bibi und Benjamin mittlerweile nicht mehr wegzudenken, so viele Gastauftritte hat er schon absolviert. F. Arnold alias Sigurd von Strauch besitzt allerdings keine besonders markante Stimme, was aber nicht so stark ins Gewicht fällt, da er nur wenige Sätze spricht.

Kaum Schwächen

Ein kleines Manko der Folge ist die Vorhersehbarkeit der Handlung. Dem Hörer, sofern es sich nicht gerade um die allerjüngsten handelt, ist sehr rasch klar, wer hinter den Vorfällen steckt, da ist kein Raum für eine Überraschung am Ende. Zudem ist es etwas übertrieben, dass Bibi in einer Situation so nervös wird, dass es ihr nicht gelingt, den richtigen Hexspruch zu finden. Richtig unrealistisch ist allerdings, dass Tina ihren Amadeus zum Hilfeholen zu einer bestimmten Person schickt, wobei Amadeus so clever wie Fury und Lassie zusammen reagiert. Da wäre es besser und glaubwürdiger gewesen, wenn Amadeus einfach instinktiv in Richtung Martinshof gelaufen wäre.

Fazit:


Eine gelungene Folge, die mit dem neuen Förster eine nette Nebenfigur einführt. Die Handlung ist für Kinder sehr lehrreich und amüsant, auch für Spannung ist am Ende gesorgt. Es gibt ein paar kleine Schwachpunkte, die aber kaum der Rede wert sind.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Tina Martin: D. Hugo
Frau Martin: E. Meyka
Alexander: S. Hasper
Graf von Falkenstein: E. Prüter
Herr Buchfink: K.-P. Grap
Mühlenhofbauer: G. Holtenau
Erzähler: G. Schoß

6. Dezember 2014

Röslein stach - Susanne Mischke

Produktinfos:

Ausgabe: 2012
Seiten: 384
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Die Autorin:

Susanne Mischke, Jahrgang 1960, studierte zunächst BWL und arbeitete u.a. als Journalistin und Schauspielerin, ehe sie 1994 ihren ersten Krimi "Stadtluft" veröffentlichte. Seitdem lebt sie als freie Autorin und hat bislang über ein Dutzend Romane herausgebracht. Weitere bekannte Werke sind "Mordskind", "Die Eisheilige", "Das dunkle Haus am Meer" und "Wölfe und Lämmer".

Inhalt:

Antonia ist zwar erst sechzehn, doch sie will unbedingt von zuhause ausziehen. Zum einen nervt sie ihr Stiefvater Ralph, der sie ständig bevormundet, zum anderen muss sie für die Oberstufe auf eine Schule in Hannover wechseln, die zu weit vom Elternhaus entfernt liegt. Da trifft es sich perfekt, dass ihre alte Schulfreundin Katie ihr einen Platz in einer WG anbietet - ein gemütliches Zimmer in einer alten Villa.

Neben Katie wohnen hier noch zwei ältere Jungs - der ruhige Informatikstudent Matthias und der lässige, umweltengagierte Robert. Antonia beginnt sofort für den attraktiven Robert zu schwärmen, ist allerdings unsicher, ob er sie nicht zu jung findet. Robert ist es auch, der ihr eine unheimliche Geschichte über das Haus erzählt: Vor zwanzig Jahren soll im Dachzimmer eine junge Frau ermordet worden sein.

Die jungen Leute ahnen nicht, dass der verurteilte Täter in diesen Tagen entlassen wird und dass es ihn erneut zum Haus zieht. Leopold Steinhauer beteuert allerdings seine Unschuld und will eine Neuaufnahme des Falls erreichen. Kurz darauf wird ein Mädchen aus Matthias' und Roberts Clique ermordet. Steinhauer gerät erneut in Verdacht und allmählich ahnt Antonia, dass sie in dem Haus in Gefahr schweben ...

Bewertung:

Wie so viele Arena-Thriller vereint auch dieser Roman eine Thrillerhandlung mit typischen Jugendproblemen. Hauptfigur ist die fast siebzehnjährige Antonia, deren Schwierigkeiten sicher vielen gleichaltrigen Leserinnen bekannt vorkommen. Zum einen sind da die Probleme mit ihrem Stiefvater. Ralph lebt zwar seit vielen Jahren bei Antonia und ihrer Mutter, ein väterliches Verhältnis hat das Mädchen aber nie aufbauen können. Ralph ist bestimmend und herrschsüchtig und neigt mitunter sogar zu gewalttätigem Auftreten gegenüber seiner Frau. Antonia will unter allen Umständen ausziehen, auch wenn sie noch nicht volljährig ist - Kindergeld, Schüler-Bafög und ein kleiner Nebenjob sollen reichen, um sich ein WG-Zimmer zu leisten.

Neben Konflikten mit (Stief-)Eltern werden auch die kleinen Tücken des Auszugs aus dem Elternhaus thematisiert. Eine alte Villa als Wohnort klingt im ersten Moment fantastisch, allerdings merkt Antonia bald, dass ihr Zimmer zwar günstig, aber tatsächlich recht bescheiden ist. Zudem ist es gewöhnungsbedürftig, als jüngstes WG-Mitglied einzuziehen. Antonia muss sich erst einleben, zudem wusste sie im Vorfeld gar nicht, dass es sich bei zwei der Mitbewohner um junge Männer handelt. Ihre Schwärmerei für Robert macht es nicht gerade leichter: Robert ist ein absoluter Mädchentyp und die wenig erfahrene Antonia fürchtet, für ihn nicht wirklich interessant zu sein. Zudem gehört zu Roberts Umweltschutzclique die bildhübsche Sarah, die Antonia als unerreichbare Konkurrenz wahrnimmt. Dass womöglich auch Katie in Robert verliebt ist, macht es nicht leichter - und erst recht nicht die Tatsache, dass plötzlich die türkische Selin als fünfte WG-Bewohnerin einzieht und sich Robert auffallend intensiv um sie kümmert.

Selin gehört nicht nur zur Eifersuchtsproblematik Antonias, sondern schlägt auch den Bogen zur Thrillerhandlung. Offiziell stellt sich Selin als Türkin vor, die vor der Zwangsheirat durch ihre Familie geflohen sei. Tatsächlich ist sich Antonia, die zunächst Mitleid hatte, bald nicht mehr sicher, ob diese Geschichte stimmt - zumal sie in Selins Tasche Tausende von Euros unbekannter Herkunft findet. Schließlich fühlt sich Katie eines Nachts von einem Fremden verfolgt und ein randalierender Mann steht vor der Villa, der ihr Angst einjagt. Es kommt zu einem dramatischen Zwischenfall, der die vier Freunde zu einer schwierigen Entscheidung zwingt. Nebenbei wird immer wieder zum entlassenen verurteilten Mörder Leopold Steinhauer geschaltet. Den Mord hat er zwar seinerzeit gestanden, doch er beteuert gegenüber der Kommissarin, dass er dies nur auf Anraten seines Anwalts tat und in Wirklichkeit unschuldig ist. Durch diese Situation entsteht eine doppelte Spannung: Einerseits ist es denkbar, dass Steinhauer lügt und nun erneut zum Mörder wurde, andererseits ist es möglich, dass der wahre Täter noch frei herumläuft.

Der Roman ist zweifellos unterhaltsam und gut auf die Lesebedürfnisse von Jugendlichen abgestimmt. Schwächen gibt es jedoch in der Konzeption des Realismus: Gleich mehrfach wirken die Handlungen der vier WG-Bewohner nicht gerade glaubhaft. Das beginnt schon mit der reichlich übertriebenen, kriminellen und gefährlichen Umweltschutz-Aktion, die Robert plant. Etwas aus der Luft gegriffen wirkt auch Antonias spontane Eingebung, Selin einen WG-Platz anzubieten. Zu diesem Zeitpunkt weiß sie noch nichts von der (angeblichen) Notlage des Mädchens, sodass es sehr unmotiviert wirkt, als sie ihr sogar nach fährt, um Selin zurückzuholen, nachdem der Gärtner sie zunächst abgewiesen hatte. Antonia kann sich ihr Handeln selbst nicht wirklich erklären, umso dubioser bleibt es für den Leser und erscheint somit konstruiert. Katies Verhalten nach einer bestimmten Spontanhandlung ist ebenfalls nicht überzeugend, sondern vielmehr unrealistisch angesichts der Ereignisse; man vermisst hier eine angemessene emotionale Tiefe. Grundsätzlich werden die vier WG-Bewohner hier mit Extremsituationen konfrontiert, denen sie etwas zu gelassen begegnen, um wirklich glaubwürdig zu erscheinen; in diesen Belangen ist der Roman etwas oberflächlich geraten.

Fazit:

Solider Jugendthriller, der ganz gut unterhält, aber unterm Strich ein bisschen oberflächlich daher kommt. Kann man lesen, wenn man sich für das Genre interessiert und leichte Unterhaltung sucht - man verpasst aber nichts, wenn man auf das Buch verzichtet.

Die Kreatur - Robert E. Howard

Produktinfos:

Ausgabe: 2014
Dauer: ca. 60 Minuten
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Der Autor:

Robert E. Howard wurde 1906 geboren und starb 1936 durch Selbstmord. Zu seinem Werk gehören sowohl Westerngeschichtem als auch Horror und Abenteuergeschichten in fernen Ländern. Besonders populär ist seine Figur "Conan", welche die Fantasyliteratur stark beeinflusste.

Inhalt:

Eine Kleinstadt im Süden der USA im Jahr 1935: Die junge Marjorie Ash vermisst ihren geliebten Kater Bozo. Da in letzter Zeit mehrfach Haustiere in der Stadt verschwunden sind, macht sie sich große Sorgen. Ihr Freund Michael Strang geht auf die Suche und fragt in der Nachbarschaft, ob jemand den Kater gesehen hat.

Das letzte Haus in der Straße mit dem verwilderten Garten gehört einem neu zugezogenen alten Mann namens John Stark, mit dem niemand in der Stadt Kontakt hat. Der gebrechliche Mr. Stark, der aufgrund einer Behinderung am Stock geht, hat Bozo zwar nicht gesehen, freut sich aber über den Besuch und lädt Michael auf einen Drink ein. Michael findet den alten Mann sympathisch und verspricht, von nun an öfter zum Plaudern vorbeizukommen - die Gehschwäche hindert Mr. Stark daran, das Haus zu verlassen, und er möchte gern regelmäßig mit Michael plaudern, um nicht ganz zu vereinsamen.

Als Bozo nicht auftaucht, schenkt Michael seiner Freundin zum Trost einen Hund. Indes verschwinden weiterhin Haustiere aus der Stadt und werden nicht mehr gesehen. Schließlich wird ein kleiner Junge vermisst gemeldet und es bricht Panik in der Bevölkerung aus. Michael sorgt sich um den gehandicapten Mr. Stark, der so ein leichtes Opfer für einen Mörder wäre ...

Bewertung:

Seit der 52. Folge der Gruselkabinett-Reihe wurden mit der "Kreatur" bereits fünf Werke Robert E. Howards umgesetzt, die alle durch eine hohe Qualität überzeugen. An die besonders schauerliche Episode "Tauben aus der Hölle" reicht die vorliegende Adaption zwar nicht heran, doch schenkt sie fraglos gute Unterhaltung.

Mit Michael Strang steht ein sehr sympathischer Charakter im Fokus, der nahezu sofort zum Verbündeten des Hörer wird. Michael ist ein liebenswerter, humorvoller und sehr verantwortungsbewusster junger Mann, der auf amüsante Weise mit seiner Freundin schäkert und sich rührend um den alten Mr. Stark sorgt. Schon bald verbindet den forschen Michael und den bedächtigen alten Mann eine Art Freundschaft. John Stark erscheint zunächst gleichfalls als sympathische Figur, doch von Beginn an ist offenkundig, dass er Geheimnisse verbirgt. Auch Michael fällt dies auf, vor allem da Mr. Stark sich gern stundenlang von Michael aus dessen Leben erzählen lässt, aber kaum etwas über sich selbst preisgibt. Es spielen nur wenige Charaktere in dieser Geschichte mit, alles konzentriert sich auf Michael und Mr. Stark, die glücklicherweise zwei jeweils so interessante Figuren sind, dass der Fokus auf ihnen dem Hörspiel keinesfalls schadet.

Die Handlung entwickelt eine dichte Atmosphäre. Starks Haus mit dem verwilderten Garten, seine geheimnisvolle Art und vor allem die verschwundenen Tiere lassen den Hörer aufmerken. Sehr dramatisch wird es, als der unbekannte Täter es nun nicht mehr bei Tieren bewenden lässt, sondern auch Kinder spurlos verschwinden. Die Folge erreicht zugegeben kein Höchstmaß an Spannung, sondern zeigt eine gewisse Vorhersehbarkeit. Mehrere Enthüllungen aus dem letzten Drittel kommen nicht wirklich überraschend, überhaupt ist der Handlungsverlauf relativ konventionell. Man muss nicht einmal ein erfahrener Genreleser oder -hörer sein, um früh zu erahnen, auf welches Szenario die Handlung am Ende hinaus läuft.

Das ist nicht die einzige Schwäche dieser Folge: Der Zufall wirkt beim dramatischen Finale ein bisschen zu ausgiebig mit und es ist zudem etwas ärgerlich, wenn der Täter seine Machenschaften und Hintergründe ohne Not heraus bereitwillig offenbart und sich somit unnötig angreifbar macht. Überhaupt enttäuscht das Ende gegenüber der zuvor sorgsam aufgebauten Atmosphäre ein wenig. Hier gibt es keine Raffinesse, keinen besonderen Clou, alles verläuft grundsätzlich so wie erwartet.

Ein Highlight ist wie üblich die Sprecherbesetzung. Jannik Endemann ist im Hörspielbereich seit einigen Jahren vor allem für seine Darstellung des Dick in "Fünf Freunde" bekannt; seine Mutter ist übrigens mit Reinhilt Schneider eine der populärsten Stimmen der Schallplatten-Ära des Labels Europa. Seine jungenhafte Stimme passt ideal zum forschen Michael Strang. Manfred Lehmanns raue Stimme hat man insbesondere durch seine Standardsynchronisation von Bruce Willis im Ohr. Hier gibt er sehr überzeugend den geheimnisvollen John Stark, der einerseits sympathische Züge zeigt und andererseits etwas zu verbergen scheint. Die warme Stimme von Traudel Haas hat sich durch die Synchronisation von Diane Keaton, Annette Benning und Julia Louis-Dreyfus (Seinfeld) eingeprägt. Erstaunlich ist ihre stimmliche Wandlungsfähigkeit - die mittlerweile fast siebzigjährige Traudel Haas schafft es hier scheinbar mühelos, sehr authentisch eine sehr junge Frau zu sprechen.

Fazit:


Grundsolides Hörspiel, dessen Vorlage nicht an die besten Werke des Autors heran reicht und das vor allem durch die exzellenten Sprecher und die beiden Hauptfiguren besticht. Atmosphärisch ist die Adaption sehr gelungen, allerdings gibt es ein paar Schwächen in der Spannung, da die Handlung doch recht vorhersehbar ist.

Sprechernamen:

Michael Strang - Jannik Endemann
Marjory Ash - Maximiliane Häcke
Mrs. Ash - Traudel Haas
John Stark - Manfred Lehmann
Sheriff - Hasso Zorn