24. Oktober 2013

Schatten über Allerby - Rebecca Michéle

Produktfakten:

Ausgabe: 2013
Seiten: 323
Bestellmöglichkeit beim Dryas-Verlag
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 Herzlichen Dank an Goldfinch und Blogg dein Buch zum Bereitstellen des Rezensionsexemplars.

Die Autorin:

Rebecca Michéle, Jahrgang 1963, heißt eigentlich Ursula Schreiber. Sie arbeitete zunächst als Arzthelferin und bei einer Krankenkasse, ehe sie sich dem Schreiben widmete. Viele ihrer Werke spielen in Großbritannien. "Die Tote von Higher Barton" war der erste Cornwall-Krimi mit Mabel Clarence.

Inhalt:

Mabel Clarence erhält von der jungen Lady Michelle Carter-Jones von Allerby House den Auftrag, auf Mabels ehrwürdigem Anwesen Higher Barton eine Überraschungsparty zum Geburtstag ihres Mannes zu veranstalten. Mabel sagt gerne zu und beginnt eifrig mit den Vorbereitungen. Doch wenige Tage vor der Party ist Lady Michelle plötzlich tot.

Alles deutet auf Selbstmord hin: Schlaftabletten, aufgeschnittene Pulsadern und ein von innen verschlossenes Badezimmer. Mabel ist schockiert und trotz aller Indizien für einen freiwilligen Suizid auch misstrauisch: Die attraktive junge Frau erschien ihr so lebensfroh und selbstbewusst, zudem freute sie sich offenbar sehr auf die bevorstehende Party.

Dank eines Zufalls gelingt es Mabel, sich als Pflegerin für den Witwer auf Allerby House einzuschleichen. Lord Douglas Carter-Jones ist nicht nur dreißig Jahre älter als seine verstorbene Frau, sondern auch seit einem Unfall vor ein paar Jahren an den Rollstuhl gefesselt. Trotz aller bösen Gerüchte war er immer davon überzeugt, dass ihn Michelle nicht wegen seines Geldes heiratete und trauert sehr um sie. Ganz anders dagegen seine ältere Schwester Lady Jane, der Michelle ein Dorn im Auge war. Mabel findet Hinweise, dass es womöglich einen weiteren Mann in Michelles Leben gab. Schließlich passiert ein Mord auf Allerby House ...

Bewertung:

Ein paar Monate sind seit Mabel Clarences letztem Fall vergangen, den sie gemeinsam mit dem Tierarzt Victor Daniels aufklärte und schon wird sie erneut mit einem mysteriösen Todesfall konfrontiert. Wer die ersten beiden Bände der Reihe nicht gelesen hat, erfährt kurz die wichtigsten Fakten rund um das ungleiche Duo - erfreulicherweise werden dabei keine Details zu den früheren Fällen genannt, sodass anschließend eine ungetrübte Lektüre erfolgen kann: Mabel ist eine pensionierte Krankenschwester, die finanziell eigentlich unabhängig ist, aber dennoch dem Junggesellen Victor Daniels den Haushalt führt. Das eindrucksvolle Anwesen Higher Barton wurde ihr im ersten Band von ihrer in Frankreich lebenden Cousine überlassen, nachdem Mabel dort ein skandalöses Verbrechen klärte. Higher Barton wird seither regelmäßig für gesellschaftliche Veranstaltungen vermietet und soll diesmal Schauplatz für Lord Carter Jones' Überraschungsparty werden.

Mabel ist der verstorbenen Lady Michelle zwar nur einmal begegnet, doch sie ist misstrauisch ob des angeblichen Suizids. Unter dem Vorwand der Kostenfrage für die bereits entstandenen Auslagen für die Party sucht sie Allerby House auf und wird von der Hausangestellten Angela versehentlich mit der erwarteten Pflegerin verwechselt. Mabel, als ehemalige Krankenschwester schließlich gewappnet für diese Situation, entschließt sich spontan, mitzuspielen - und hofft, im Laufe der nächsten Zeit nähere Erkenntnisse zum Tod von Lady Michelle zu gewinnen.

Die Ausgangslage fesselt den Leser in mehrfacher Hinsicht: Es erscheint nahezu unmöglich, dass sich der Selbstmord als Verbrechen erweist, da Lady Michelle offenbar vor der Tat Fenster und Tür verriegelte - man darf also gespannt sein, was sich zu diesem Szenario noch ergibt. Dazu gibt es lange Zeit kein erkennbares Motiv und damit keinen Verdächtigen: Lord Douglas liebte seine Frau offensichtlich sehr und ist durch seinen Rollstuhl ohnehin gehandicapt; seine Schwester lehnte Michelle zwar ab, doch Mabel traut ihr eine solche Tat nicht wirklich zu. Der zweite Tote, der kurz darauf auf dem Grundstück gefunden wird, ist ein Unbekannter, ein Bezug zu Lady Michelle völlig unklar - und doch ist es mehr als unwahrscheinlich, dass es sich hier um einen zeitlichen Zufall handelt. Zudem gerät Mabel immer wieder in Situationen, in denen ihre wahre Identität aufzufliegen droht - und sie gerät nicht zuletzt durch ihre Ermittlungen mal wieder in Gefahr.

Für Lesespaß sorgen auch die gelungenen Charaktere. Mabel hat wiederholt Gelegenheit, sich die üblichen Wortgefechte mit Victor Daniels zu liefern. Der wiederum gesteht ungern ein, wie besorgt er um Mabel ist. Mehr noch als in den beiden anderen Bänden wird angedeutet, dass der etwas verschrobene Junggeselle auf seine alten Tage in Mabel vielleicht inzwischen doch mehr sieht als nur eine gute Freundin und zuverlässige Haushaltshilfe. Der anfangs so verschlossene Lord Douglas taut nach und nach auf und Mabel erhält Einblicke in seine ungewöhnliche Beziehung zu Michelle. Lord Douglas ist nach wie vor ein sehr attraktiver Mann, der seit seinem Unfall verbittert ist. Erst durch Michelle - seine einstige Pflegerin - erhielt er den Lebensmut zurück. Ein von Michelle geforderter Ehevertrag sicherte ab, dass sie weder im Todes- noch im Scheidungsfall von seinem Vermögen profitiert hätte, was für ihre Liebe spricht - andererseits erhält Mabel Hinweise, die auf eine Affäre ihrerseits hindeuten könnten.

Interessant ist auch Lady Janes Rolle in diesem Szenario: nach dem frühen Tod der Eltern übernahm sie als junge Frau die volle Verantwortung für ihren acht Jahre jüngeren Bruder und verzichtete dafür auf ihr Eheglück. Diese Tatsache belastet das Verhältnis zwischen Bruder und Schwester noch heute und Mabel ist unsicher, wie weit Lady Jane in ihrer Abneigung gegenüber Michelle wohl gegangen sein mag. Auch die sympathisch wirkende junge Hausangestellte Angela scheint etwas zu verbergen und Mabel hat alle Hände voll zu tun, um unauffällig hinter die Rätsel von Allerby House zu kommen. Es hat dabei seinen Reiz, dass es keine offenkundigen Verdächtigen gibt und sich doch nach und nach gewisse Geheimnisse auftun.

Die Schwächen fallen demgegenüber gering aus. Etwas übertrieben sind die doch recht intensiven Verweise auf Miss Marple, die hier zu dominant ausgespielt werden. Schon allein die Hauptfigur - rüstige, ältere und ledige Dame mit kriminalistischem Gespür - erinnert ohnehin stark an Agatha Christies Heldin, ebenso die Unterstützung durch einen Junggesellen und das liebevolle Wetteifern mit einem Polizeiinspektor. Das allein wäre noch nicht störend, allerdings zieht Chefinspektor Warden selbst die Parallele zwischen ihm und Inspector Craddock und Mabel verweist darauf, dass Mr. Stringer, dem hier ein wenig Victor Daniels entspricht, nur in den Verfilmungen mitspielt. Dazu kommt, dass auch die Handlung des Romans ein klein wenig an eine Miss-Marple-Geschichte erinnert: In der Rutherford-Verfilmung "16.50 Uhr ab Paddington" schleicht sich Miss Marple gleichfalls in einen wohlhabenden Haushalt ein, um dort zu ermitteln und auch dort gibt es einen kranken Hausherrn, der umsorgt werden muss und sich ähnlich mürrisch verhält wie hier anfangs Captain Douglas. Die Parallelen enden wohlgemerkt damit, doch zusammen mit der doch recht ähnlichen Hauptfigur wirken die explizit gezogenen Verweise ein bisschen zu plakativ - und unnötig, denn Mabel Clarence hat es gar nicht nötig, von Miss Marples Popularität zu profitieren.

Des Weiteren wirkt leicht konstruiert, wie einfach es Mabel gelingt, sich als Pflegerin einzuschleusen. Nicht nur, dass sie sofort verwechselt wird und keine Referenzen vorweisen muss; das Missverständnis fliegt auch nicht auf, als kurz danach die echte Pflegerin vor der Tür steht. Geschickter wäre es unter Umständen gewesen, wenn sich Mabel auf eine Stellenanzeige hin beworben hätte, statt dass hier mehrfach der Zufall bemüht wird. Gleichfalls etwas zu konstruiert ist es, wenn beispielsweise ein verräterisches Foto im Kamin nur teilweise verbrannt und daher für die spionierende Miss Mable noch gut erkennbar ist oder ein Geheimgang durch eine harmlose Bewegung entdeckt wird. Zu guter Letzt erscheint das Motiv des Täters sowie seine Vorgehsnweise ein bisschen weit hergeholt - in kriminalistischer Hinsicht ist das Buch daher kein Meisterwerk, was jedoch angesichts der restlichen Punkte verzeihlich ist.

Fazit:

Sehr gelungener Krimi mit hohem Unterhaltungspotential, der ein reizvolles Setting, interessante Charaktere und eine spannende Handlung vereint. Auch wer die ersten beiden Romane um Miss Mabel versäumt hat, kann hier ohne Verständnisprobleme einstiegen. Von kleinen Schwächen abgesehen sehr empfehlenswerte Lektüre.

22. Oktober 2013

Bibi und Tina - Wölfe in der Puszta

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Inhalt:

Winter in Falkenstein: Bibi, Tina und Alex langweilen sich. Es sind keine Ferienkinder zu Gast, und Schneewehen verhindern ein richtiges Wettreiten. Frau Martin überrascht die drei mit einem Brief von Mikosch aus Ungarn: Sein Pferd Baboschko feiert Geburtstag, und Mikosch lädt sie herzlich für ein paar Tage auf Gut Szendrö ein. Graf von Falkenstein bezahlt die Zugfahrt, und schon geht die Reise los.

Am Bahnhof gibt es ein freudiges Wiedersehen. Als sie Wölfe heulen hören, erzählt Mikosch, dass kürzlich ein Tier in der Stadt gesehen wurde. Bibi, Tina und Alex wissen genau, dass Wölfe keine Menschen angreifen, sondern sehr scheu sind. Aber die Leute in der Puszta sind sehr abergläubisch, und Wölfe sind hier verhasst. Besonders bei dem Lebensmittelhänder Istvan, der darüber in Streit mit Bibi und Tina gerät.

Auf dem Weg zum Gut treffen Mikosch, Bibi, Tina und Alex den einzelnen Wolf, der sich an der Pfote verletzt hat. Er verhält sich völlig harmlos, auch die Pferde haben keine Angst. Doch Istvan kündigt eine Treibjagd auf das Tier an. Das können die Freunde nicht zulassen! Sie planen, den jungen Wolf zu verstecken ...

Bewertung:

Seit seinem ersten Auftreten in der Doppelfolge "Die Wildpferde" gehört der ungarische Reiterjunge Mikosch zu den Freunden der Martinshofbewohner, der immer mal wieder in einer Folge mitspielt. Seinerzeit wurde das verarmte Gut Szendrö vom Grafen gerettet, indem er einige Wildpferde nach Falkenstein einkaufte. Der Waisenjunge Mikosch mit dem besonderen Händchen für Pferde schloss Freundschaft mit Tina, Alex und vor allem mit Bibi.

~ Viel Spannung und Atmosphäre ~


Es ist eine dramatische Folge mit dichter Handlung. Der Titel klingt anfangs nach Bedrohung oder gar Grusel, doch stattdessen sind es die Wölfe, die hier in Gefahr schweben. Gespannt verfolgt man, ob es tatsächlich zur befürchteten Treibjagd kommt, wie es den vier Freunden gelingt, den Wolf zu verstecken, und warum der Lebensmittelhändler Istvan eigentlich solch einen Hass auf Wölfe besitzt. Selbst sein Sohn Bela kennt nicht den Grund, weshalb sein Vater vor drei Jahren plötzlich eine tiefe Abneigung entwickelte und die Wölfe am liebsten tot sehen will. Bis sich diese Fragen klären, haben die Freunde allerhand zu tun, um den Findelwolf zu beschützen. Die winterliche Kulisse in der Pusta mit dem Wolfsgeheul im Hintergrund und einem drohenden Schneesturm bringt zusätzliche Farbe ins Hörspiel, schließlich ist dies eine gelungene Abwechslung zum sommerlichen Falkenstein, in dem die meisten Bibi-und-Tina-Geschichten spielen. Bemerkenswert ist auch, dass es zum Streit mit dem sonst so gutmütigen alten Janosch kommt. Zwar ist auch er gegen die Jagd auf Wölfe, doch andererseits mangelt es mal wieder am Geld, und Istvan droht damit, das Geld für die angeschriebenen Lebemsmittel einzufordern - notfalls, indem Janosch ihm Mikoschs schönes Pferd Baboschko verkauft, was zusätzliche Brisanz in die Handlung bringt.

~ Lehrreiche Handlung ~


Bibi, Tina, Alex und auch Mikosch wissen, dass Wölfe normalerweise keine Menschen angreifen. Stattdessen sind es scheue Tiere, die den Abstand zu menschlichen Behausungen suchen, und daher keine Gefahr, die bekämpft werden muss. In der Puszta aber leben die Menschen zurückgezogen, tief verwurzelt in ihrem alten Aberglauben. Der Wolf als blutrünstiger Menschenjäger lebt hier weiter in Legenden, und dieser Gedanke wird durch Istvans Hass noch weiter angestachelt. Kinder lernen etwas über die Bedeutung von Natur- und Tierschutz und bekommen ein friedliches Bild vom "bösen Wolf" vermittelt. Gleichzeitig erinnert die Handlung daran am Beispiel von Istvan daran, dass man nicht vorschnell Schlüsse ziehen soll - denn manchmal stellen sich Dinge ganz anders da, als man zunächst glaubte.

~ Gute Sprecher ~

Mikosch und Janosch haben ihre alten Sprecher beibehalten, wobei Mikosch inzwischen deutlich älter klingt und nichts Jungenhaftes mehr in der Stimme hat. Auch den Akzent und das leicht gebrochene Deutsch, das man ihm mal kurzzeitig auferlegte, sind wieder verschwunden, und er spricht fließend. Janosch dagegen hat seinen starken Akzent beibehalten - genauso wie hier sprach Hans Teuscher übrigens auch als legendärer Opa Munster in der TV-Serie "Die Munsters", was dort allerdings nicht ungarische, sondern rumänische Herkunft symbolisieren sollte. Ein prominenter Gastsprecher ist außerdem Detlef Bierstedt als Istvan, der schon zahlreiche Stars synchronisierte, unter anderem bekannt als deutsche Stimme von Commander Wiliam Riker aus "Star Trek - TNG" oder George aus der Serie "Seinfeld".

~ Kaum Schwächen ~

Kritisieren kann man vielleicht, dass der Aufbruch nach Ungarn etwas sehr schnell abgehandelt wird, nicht einmal Graf von Falkenstein kommt zu Wort, obwohl man ihn kurz hätte einbauen können. Zudem wird das Potenzial des aufkommenden Schneesturms, der eine Gefahr darstellt, zu wenig ausgenutzt. Schade ist auch, dass Mikoschs Stimme deutlich älter klingt als Bibi und Tina, aber das ist immer noch besser, als den Sprecher auszutauschen.

Fazit:

Ein überwiegend spannendes und lehrreiches Hörspiel, dessen Handlung ausnahmsweise im verschneiten Ungarn stattfindet. Gute Sprecher und gelungene Atmosphäre ergänzen den guten Eindruck.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Tina: D. Hugo
Frau Martin: E. Meyka
Alexander: S. Hasper
Mikosch: B. Schalla
Janosch: H. Teuscher
Béla: R. Richter
István: D. Bierstedt
Erzähler: G. Schoß

20. Oktober 2013

Bibi und Tina - Verloren im Schnee

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Produktinfos:

Ausgabe: 2013
Laufzeit: 40 Minuten

Inhalt:

Winter in Falkenstein: Bibi verbringt den Rest der Weihnachtsferien auf dem Martinshof. Zur Freude von Bibi, Tina und Alex kommt Mikosch zu Besuch - der ungarische Reiter von Gut Szendrö, das Graf von Falkenstein Wildpferde verkauft hat. Bibi ist besonders aufgeregt, da sie und Mikosch sich sehr nahestehen.

Mikosch hat nicht nur sein Pferd Baboschko mitgebracht, sondern als Überraschung auch Skier für alle. Er zeigt den Freunden, wie "Skijöring" funktioniert: Dabei steht man auf den Skiern und lässt sich von seinem Pferd ziehen. Bibi, Tina und Alex sind begeistert und können gar nicht genug davon bekommen. Die gute Stimmung wird allerdings durch Graf von Falkenstein etwas gedämpft. Alexanders Vater ist gereizt wegen der angekündigten Schlechtwetterfront: Es soll bald zu heftigen Schneefällen kommen, und es stehen zu wenige Helfer für Notsituationen in Falkenstein bereit.

Auch Holger ist besorgt wegen der Schneefälle. Bibi, Tina, Alex und Mikosch helfen, den Hof auf das Unwetter vorzubereiten. Mitten in diesen Vorbereitungen erreicht sie ein Anruf von Förster Buchfink. Er ist krank und bittet sie, am nächsten Tag die Fütterung für das Rotwild zu übernehmen. Das übernehmen die Freunde gerne. Zudem wird auf dem Martinshof eine Schneenotdienstzentrale eingerichtet - falls Nachbarn Hilfe brauchen, wollen Bibi, Tina, Alex und Mikosch per Skijöring ausrücken. Tatsächlich werden sie schon bald benötigt. Das Schneetreiben sorgt für gefährliche Situationen - und als es dunkel wird, sind Mikosch und Alex plötzlich verschollen ...

Bewertung:


Es ist die inzwischen dritte Winterfolge von Bibi und Tina, die wie schon die beiden vorherigen Das Weihnachtsfest und "Wölfe in der Puszta" gut gelungen ist. Erfreulicherweise ist Mikosch wieder einmal mit von der Partie - der mutige Waisenjunge aus der Puszta, der Wildpferde zureitet und eine besondere Schwäche für Bibi hat, die diese erwidert. Wie der Titel verspricht, geht es in dieser Folge recht spannend und teilweise auch dramatisch zu. Bibi und ihre Freunde haben alle Hände voll zu tun, um dem Schneetreiben zu trotzen: Der Strom ist in Falkenstein vielerorts ausgefallen, Förster Buchfink liegt krank im kalten Haus, die alte Trine ist eingeschneit, der Mühlenhofbauer muss seine Kühe eintreiben, und die Wildtiere müssen gefüttert werden. Also teilen sich Bibi und Tina sowie Alex und Mikosch die Aufgaben und brechen auf, um zu helfen.

Die Handlung springt zwischen beiden Helferteams hin und her und wird nie eintönig, da ständig etwas Neues geschieht. Die Ereignisse sind teilweise eher auf humorvolle Weise unterhaltsam, und es gibt eine besonders niedliche Szene zwischen Bibi und Mikosch, die sich etwas intensiver als nötig aneinander kuscheln, um sich zu wärmen. Positiv ist auch die Rolle des Grafen zu erwähnen. Anfangs ist Graf Falko von Falkenstein wie so oft etwas verdrießlich, zumal Mikosch bei einer Schneeballschlacht versehentlich ein Schlossfenster eingeworfen hat. Vom Angebot der Kinder, beim Schneenotdienst zu helfen, hält er zunächst nicht viel, da er sie zu jung dafür einschätzt. Später wird er diese Meinung revidieren und sich wieder von seiner liebenswerten Seite zeigen. Spannung kommt auf, als sich die Freunde um Förster Buchfink sorgen, der krank im Bett liegt - und dessen Heizstrahler aufgrund des Stromausfalls womöglich nicht mehr funktioniert.

Den Höhepunkt bildet die abendliche Suche nach Alex und Mikosch, die von ihrem Einsatz bei der alten Trine - die bereits in den Folgen "Der Abschied" und "Das Tierarztpraktikum" erwähnt wird, aber nicht als Sprechrolle auftaucht - nicht pünktlich auf den Martinshof zurückkehren. Bibis, Tinas und Holgers Suche nach ihnen ist atmosphärisch gestaltet, zumal Bibi aufgrund des mehrfachen Schneiens nicht mehr ihre Spuren aus dem Schnee hervorhexen kann. Allerdings klärt sich die Suche nach ihnen dann letztlich doch ein bisschen zu schnell, der Zufall spielt eine zu große Rolle - und es ist zudem ein bisschen fraglich, weshalb Mikosch sich so gut auf das Iglubauen versteht.

In Sachen Gemütlichkeit kommt die Folge nicht ganz an die erste Winterfolge "Das Weihnachtsfest" heran, in Sachen Dramatik war die zweite Folge "Wölfe in der Puszta" etwas stärker, doch insgesamt überzeugt diese Episode dennoch. Wie schon in der Wölfe-Folge hat Mikosch seinen ursprünglichen Akzent eingebüßt und spricht makelloses Hochdeutsch.

Fazit:

Unterhaltsame Folge mit winterlicher Atmosphäre, in der endlich auch wieder Mikosch mit dabei ist. Abgesehen von nur kleinen Schwächen sehr gelungen - und nicht nur zur Winterzeit hörenswert.

Sprechernamen:


Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Tina Martin: D. Hugo
Alexander v. Falkenstein: S. Hasper
Mikosch: B. Schalla
Holger: M. Clarén
Graf v. Falkenstein: E. Prüter
Förster Buchfink: K.-P. Grap
Mühlenhofbauer: G. Holtenau
Erzähler: G. Schoß

15. Oktober 2013

Bibi Blocksberg und der Flaschengeist

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Inhalt:

Bibi will gerade aufbrechen, um Geburtstagskind Karla Kolumna Blumen zu bringen, als diese an der Tür klingelt. Karla hat ein Geburtstagspaket aus Labudabu erhalten - von Sultan Hadschi-al-Nasi, den sie seinerzeit mit dem Bürgermeister und Bibi besuchte. In dem Paket ist auch ein Geschenk für Bibi beigelegt - und zwar eine kleine Flasche mit dem netten Geist Flaschi, den sie damals im Orient kennenlernte.

Flaschi hat ein großes Problem, bei dem er dringend Bibis Hilfe benötigt. Er leidet unter heftigen Zahnschmerzen, aber das ist noch nicht alles: Bisher hat ihn immer Mallulah, der Leibarzt des Sultans, behandelt, und jedes Mal hat er Flaschi einen seiner Zähne gezogen. Jetzt hat der Flaschengeist nur noch einen Zahn. Das ist der "Zahn der Zeit", der ihm seine Unsterblichkeit und Kräfte verleiht.

Mallulah hat es offenbar auf diesen Zahn abgesehen, um selbst an diese Kräfte zu gelangen. Flaschi hofft, dass ihn der Arzt bei Bibi nicht findet - und dass Bibi einen Weg weiß, um ihm zu helfen. Leider helfen Hexsprüche gegen Schmerzen bei Geistern nicht. Also beschließen Bibi, Karla und Barbara, den Flaschengeist zu ihrem Hauszahnarzt Dr. Spange zu bringen. Sie ahnen nicht, dass Mallulah dem Geist schon auf der Spur ist ...

Bewertung:


Diese Episode knüpft lose an die Folge "Bibi im Orient" an, welche zu den besten der Serie gezählt werden darf. "Der Flaschengeist" erreicht diese Klasse zwar nicht, bietet aber dennoch zumindest gute Unterhaltung. Es ist nicht zwingend notwendig, die Orientfolge zu kennen, zumal die wichtigsten Informationen en passant erwähnt werden. Hilfreich ist es aber allemal, gerade um mit dem doch etwas eigenen Charakter von "Flaschi" bereits vertraut zu sein.

Flaschi ist ein typischer Dschinn, sehr mächtig, beinah unbesiegbar und seiner "Herrin" Bibi, die ihn einst befreite, treu ergeben. Ein Running Gag ist sein drohendes "Soll ich ihn zerquetschen?", das er Bibi bei fremden Personen anbietet, woraufhin diese ihn erst mal beschwichtigen muss. Hier erlebt man Flaschi allerdings auch sehr verschüchtert, denn er leidet sowohl unter den schrecklichen Zahnschmerzen als auch unter der Angst vor Mallulah. Die Handlung ist zwar insgesamt recht vorhersehbar, entbehrt aus Kindersicht aber nicht einer gewissen Spannung, denn es ist klar, dass der finstere Mallulah früher oder später auf der Bildfläche erscheinen wird. Mallulah ist ein recht gelungener Bösewicht, durchtrieben und trickreich, dazu schön fies gesprochen von A. Grubel.

Die Folge ist zudem sehr amüsant, angefangen bei Barbara Blocksberg, die das Titellied mit summt bis zu Bernhard Blocksberg, der in stoischer Resignation diese neusten Wirrungen hinnimmt - ein Flaschengeist übersteigt zwar seine Vorstellungskraft, aber mit zwei Hexen im Haus wundert ihn eigentlich ohnehin fast nichts mehr. Zu allem Überfluss wird Bernhard vom ängstlichen Flaschengeist für seinen Erzfeind gehalten,. denn Flaschi wittert hinter jeder Ecke einen getarnten Mallulah. Bibi hat alle Mühe, den Geist davon zu überzeugen, dass es sich nur um ihren Papi handelt - dass Bernhard in dem Moment auch noch von einer Zange spricht, macht das nicht gerade leichter. Sehr schön sind auch die kleinen Reminiszenzen an Sultan Hadschi-al-Nasi, der Karla seinerseits zu seiner hundertsten Ehefrau machen wollte, woran sie sich geschmeichelt erinnert.

Eine witzige Nebenfigur ist Zahnarzt Dr. Spange, der am Telefon nach der Begrüßung erst einmal seine Fachgebiete herunterrasselt und zur Schmerzbefreiung seine patentierte Holzhammermethode anpreist. Gesprochen wird Dr. Spange von Hans Teuscher, bei Bibi und Tina mehrfach als liebenswerter Janosch aus Ungarn dabei und sicher vielen Serienfans noch als deutsche Stimme von Grampa in "The Munsters" im Ohr. Der Flaschengeist wird wie schon in der Orientfolge von Norbert von Engelhausen gesprochen, dessen markante, volltönende Stimme sich perfekt für diese Rolle eignet.

Trotz der an sich gelungenen Handlung weist diese Folge auch ein paar vermeidbare Schwächen auf. Zum einen wird nicht ganz klar, wie es Mallulah so schnell geglückt ist, Flaschis Aufenthaltsort zu finden. Darüber kann man vielleicht noch hinwegsehen - noch unlogischer ist allerdings, weshalb es der Flaschengeist erst so weit kommen ließ, dass Mallulah ihm bereits alle Zähne bis auf den verbliebenen gezogen hat. Es ist ohnehin recht konstruiert, dass er ausgerechnet den Zahn der Zeit dabei nie erwischt hat - und es ist nicht klar, warum Flaschi sich nicht viel eher Hilfe bei Bibi oder anderswo gesucht hat, sondern dieses Risiko einging. Für kleine Kinder kann die Folge zudem ein bisschen zwiespältig wirken: Einerseits wird zwar auf kindgerechte Weise die Wichtigkeit des Zähneputzens vermittelt, andererseits können die Ereignisse beim Zahnarzt sensible Kinder doch ein bisschen verschrecken: Nicht nur, dass Dr. Spange eingesteht, dass die Zahnbehandlung durchaus etwas schmerzhaft wird, auch sein Gerede von seiner "Holzhammermethode" ist wohl eher für die etwas älteren Hörer lustig. So eignet sie die Folge einerseits wegen ihrer eher einfachen Struktur eher für die jüngeren Hörer, letztgenannter Kritikpunkt jedoch prädestiniert sie mehr für die Kinder, die die Komik hinter dem Zahnarztbesuch besser begreifen.

Fazit:

Gute Folge mit vielen witzigen Szenen, die allerdings in Sachen Logik nicht immer überzeugen kann. Positiv sind vor allem die guten Sprecher und die reizvollen Nebencharaktere. Keine der besten Episoden der Serie, aber definitiv hörenswert.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg - Susanna Bonaséwicz
Barbara Blocksberg - Hallgerd Bruckhaus
Bernhard Blocksberg - Guido Weber
Karla Kolumna - Gisela Fritsch
Flaschengeist - Engelbert von Nordhausen
Zahnarzt Dr. Spange - Hans Teuscher
Malullah - A. Grubel
Erzähler - Joachim Nottke

10. Oktober 2013

Pumuckl und die Kopfwehtabletten

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Inhalt:

Meister Eder wacht mit Kopfschmerzen und Fieber auf und fühlt sich ganz elend. Er bittet Pumuckl, ihm die Kopfschmerztabletten zu bringen - doch leider ist die Schachtel leer. Da Meister Eder weder aufstehen noch den Pumuckl schicken kann, schreibt er einen Zettel für seine Zugehfrau Frau Eichinger, damit sie für ihn in der Apotheke Tabletten holt. Den Zettel soll Pumuckl bei ihr einwerfen.

Als Pumuckl im Vorderhaus steht, merkt er allerdings, dass er links und rechts nicht unterscheiden und daher nicht die richtige Tür finden kann - lesen kann er schließlich auch nicht. Spontan schiebt er den Zettel unter die linke Tür. Meister Eder stellt allerdings fest, dass es die falsche Tür war und Pumuckl den Zettel bei Hartls eingeworfen hat. Also schreibt er einen neuen Zettel, den Pumuckl diesmal richtig zustellt.

Frau Eichinger kommt zwischenzeitlich zufällig vorbei und verspricht, Tabletten zu besorgen. Kurz darauf steht Frau Hartl mit Tabletten in der Tür, da sie Frau Eichinger nicht antraf und Eder nicht so lange auf seine Medizin warten lassen wollte. Als ein Kunde am Telefon von Eders befinden hört, bringt auch er Tabletten vorbei - so wie auch wenig später Frau Eichinger und ihr Untermieter. Während jeder davon überzeugt ist, dass nur seine Tabletten und Behandlungsvorschläge wirken, will Meister Eder nur noch seine Ruhe. Zu allem Überfluss möchte Pumuckl auch noch von den Tabletten probieren ...

Bewertung:

Nicht nur der Meister Eder ist krank, ich bins gerade auch. Wenn ich krank bin, gibt es bei mir zwei Rituale: Ich lese "Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" (warum auch immer) und ich höre Hörspiele, die sich um das Thema "Krankheit" drehen (das ist schon logischer). Die gelungene Folge "Pumuckl und die Kopfwehtabletten" lohnt sich jedoch nicht nur als Zeitvertreib bei Bettruhe.

Meister Eder wird selten krank, aber wenn, dann ist es für ihn äußerst unangenehm - erstens hat er als Junggeselle nicht unbedingt jemanden da, der ihn versorgt und zweitens ist der quirlige Pumuckl bei Krankheit manchmal nur schwer zu ertragen. Pumuckl bemüht sich hier aber durchaus, seinem Meister Eder zu helfen, auch wenn dies zu ein paar Komplikationen führt. Der Spaß der Folge liegt darin, dass man sich mit dem armen Meister Eder identifiziert, der einfach nur seine Tabletten und Ruhe haben will, während es bei ihm zugeht wie im Taubenschlag. Sowohl die beiden Damen als auch der Kunde preisen ihre Tabletten an und zwingen sie Eder geradezu auf, der viel zu ermattet ist, um sich noch zu wehren. Bei Frau Eichinger kommen noch erschwerend ihre wenig aufbauenden Kommentare hinzu: Ministerialdirektor Freiberg zeigte einst die gleichen Symptome und war vier Tage später tot; ihr Onkel, der die falschen Tabletten nahm, wäre beinah nicht mehr aufgewacht. Um sich selbst macht sich die gute Frau Eichinger aber keine Sorgen - sie ist heute "gut bestrahlt", wie die bekanntlich horoskopgläubige Dame versichert.

Die Folge ist in erster Linie amüsant, zeigt Kinder aber auch dezent die Gefahren auf, die mit Medikamenten einhergehen: Pumuckl glaubt, dass die rosafarbenen kleinen Tabletten süß und lecker sein müssen und lässt sich von Eder nicht abhalten, sie zu probieren. Natürlich ist Eder entsetzt, denn er weiß, dass schon eine Tablette für eine so kleine Person eine erhebliche Überdosis darstellt. Als Unsichtbarer ist er zwar stets unverwundbar, doch in Eders Gegenwart, sprich, wenn er sichtbar ist, ist er genauso anfällig wie ein Mensch. Auch wenn alles gut ausgeht, wird dennoch deutlich, dass man mit Medikamenten nicht spaßen und sie nur im Notfall und nur nach vorgeschriebener Dosierung einnehmen sollte.

Wie üblich gibt es nur kleine Abweichungen zwischen Buchvorlage, Hörspiel und TV-Version. In der Buchgeschichte erinnert sich Pumuckl, dass die meisten Menschen Rechtshänder sind und glaubt so, rechts und links richtig unterschieden zu haben, da er seine geschicktere Hand logischerweise für die rechte hält. Allerdings stellt Meister Eder später fest, dass Pumuckl zu den Linkshändern gehört. Im Hörspiel entpuppt sich Pumuckl dagegen als Rechtshänder. Im Pumuckl-Buch folgt auf diese Geschichte "Die abergläubische Putzfrau" als Fortsetzung, in der Eder noch längere Zeit krank ist, in der Hörspielfassung allerdings haben diese beiden Folgen nichts miteinander zu tun.

Fazit:


Gelungene Folge, die sehr gut unterhält, witzig ist und für Kinder eine kleine Lehre mitbringt. Eine wirkliche Schwäche gibt es hier nicht auszumachen.

Sprechernamen:


Pumuckl - Hans Clarin
Meister Eder - Gustl Bayrhammer
Frau Eichinger - Erni Singerl
Frau Hartl - Katharina de Bruyn
Tochter Karoline Hartl - Julia Fischer
junger Mann - Michael Lenz
Herr Oberhauser - Alexander Malachovsky
Erzähler - August Riehl

4. Oktober 2013

In tiefster Dunkelheit - Debra Webb

Produktinfos:

Ausgabe: 2013
Seiten: 320
Bestellen bei LYX
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Die Autorin:

Debra Webb arbeitete bereits als Kindergärtnerin, Vertreterin, Sekretärin und bei der NASA, ehe ihr als Autorin der Durchbruch gelang. Bisher erschienen sind u.a. "Wie ein böser Traum" und "Wie ein böser Fluch".

Inhalt:


Die Karriere der bislang sehr erfolgreichen FBI-Agentin Jess Harris erhält einen herben Rückschlag: Durch ihr Verschulden muss ein Serienmörder in Kürze wieder auf freien Fuß gelassen werden, Jess' Job beim FBI steht auf dem Spiel. In dieser schweren Phase ihres Lebens bittet die Polizei ihrer Heimatstadt, Birmingham in Alabama, sie um Hilfe in einem dringenden Fall.

In der Kleinstadt sind vier Mädchen im Alter von etwa zwanzig Jahren verschwunden. Auch wenn die jungen Frauen außer ihrem Alter scheinbar nichts verbindet, vermutet die Polizei einen Serienentführer - und Polizeichef Dan Burnett will Jess wegen ihrer Fähigkeiten als Profilerin bei den Ermittlungen dabei haben. Jess nimmt diese neue Bewährungschance gerne wahr, auch wenn die Umstände nicht optimal sind - denn Dan Burnett ist ihre Jugendliebe. Auch wenn sie sich zehn Jahre lang nicht gesehen haben und die Beziehung zwanzig Jahre zurück liegt, können beide eine gewisse Anziehung nicht leugnen.

Trotz der spärlichen Informationen gelingen Jess schon bald wichtige Erkenntnisse, die dem Team Hoffnung machen, den Fall lösen zu können. Dann jedoch wird wie angekündigt der Serienmörder aus ihrem früheren Fall freigelassen. Er nimmt ihre Fährte auf und Jess schwebt in Lebensgefahr ...

Bewertung:


"In tiefster Dunkelheit" ist nicht Debra Webbs erster Thriller, aber der erste Band der neuen Reihe um die FBI-Agentin Jess Harris.

Der Roman kombiniert zwei zentrale Themen, von denen jedes für sich bereits handlungsfüllend gewesen wäre. Zum einen drehen sich die Ereignisse lange Zeit um die Entführungen und die Suche nach den vermissten Mädchen. Zum anderen steht der frei gelassene Serienmörder im Fokus, der das Leben von Jess bedroht. Die personale Erzählperspektive konzentriert sich meist auf Jess, zwischendurch auch mal auf Dan und immer wieder wird zu den gefangenen jungen Frauen geschaltet. Spannung ist durch diese Themen- und Szenenvielfalt durchaus gegeben: Es stellen sich die Fragen, was mit den entführten Frauen geschieht, ob sie Zufallsopfer sind oder es einen Grund für ihre Auswahl gibt, wie die Ermittler auf die Spur der Entführer kommen und natürlich, was mit dem frei gelassenen Mörder geschieht, der mit Jess ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt. Der Leser erfährt zwar früh, dass die verschwundenen Frauen noch leben, aber es werden nicht zu viele Details verraten: Die jungen Frauen sind völlig ahnungslos, wer sie gekidnappt hat und welcher Zweck verfolgt wird. Offenkundig ist nur, dass die Entführer mehrere Personen sind, die irgendwelche dubiosen Experimente mit ihnen anstellen - Details dazu bleiben jedoch vorerst im Dunkeln.

Die Handlung benötigt ein bisschen Zeit, um richtig in Fluss zu kommen, zumal man nicht unbedingt sofort mit den Protagonisten warm wird. Spätestens nach dem ersten Viertel jedoch versteht es der Roman, den Leser zu fesseln. Die Szenen bei den entführten Mädchen und die Ermittlungen sind gleichermaßen spannend, die Ereignisse entwickeln sich nicht zu vorhersehbar. Geschickt werden nach und nach Indizien und Andeutungen ins Spiel gebracht, die auf mögliche Motive und Zusammenhänge hinweisen, Gewissheit erhält der Leser aber erst spät.

Trotz dieser positiven Aspekte hat der Roman auch seine Schwächen zu verzeichnen. Beispielsweise ist es nicht optimal, dass der Leser so lange über die genauen Umstände von Jess' Debakel beim FBI im Ungewissen gelassen wird. Lange Zeit gibt es nur Andeutungen, erst nach knapp 100 Seiten klärt sich auf, wie es dazu kommen konnte, dass durch Jess' Verschulden ein Serienmörder frei gelassen werden musste.

Verbesserungspotential gibt es auch bei der Ausgestaltung der Charaktere. Weder Jess noch ihre Jugendliebe Dan sind unsympathisch oder komplett oberflächlich, doch zum intensiven Mitfiebern sind sie beide nur bedingt geeignet. Der Fokus der Handlung liegt meist auf Jess, bei der es ein bisschen langweilt, dass sie zwölf Jahre lang scheinbar eine perfekte Profilerin war und als überehrgeizige Powerfrau dargestellt wird. Dass sie jetzt kürzlich eine Grundregel bei Ermittlungen missachtete und so mögliche Beweise ungültig werden ließ, soll diese übertriebene Perfektion wohl ausgleichen, was jedoch zu plump wirkt. Als Identifikationsfigur böte sich statt einer Überfliegerin mit einem gravierenden Fehler eher eine solide Ermittlerin an, die sich ein bisschen näher am Durchschnitt bewegt. Da aber noch weitere Bände folgen werden, ist hier auf eine Entwicklung der Charaktere zu hoffen.

Phasenweise störend ist zudem die emotionale Zwickmühle der Ermittler. Die Handlung ist mit den beiden komplexen Fällen ohnehin schon vollgepackt, dass die privaten Verwicklungen der beiden bisweilen zu sehr von den kriminalistischen Geschehnissen ablenken. Zudem gibt es auch noch ein Techtelmechtel zwischen einem anderen Ermittlerpärchen. Es gibt ohnehin schon zu viele Thriller, die mit (überflüssigen) Lovestorys aufwarten und es wäre daher schön gewesen, sich da ausnahmsweise mal zurückzuhalten.

Fazit:


Insgesamt lesenswerter und vor allem spannender Thriller um entführte junge Frauen, der gut unterhält und durchaus Interesse an der Reihe weckt. Es gibt allerdings noch ein paar kleine Schwächen, die sich in den folgenden Bänden verbessern könnten.

Vielen Dank an Blogg dein Buch und den LYX-Verlag zum Bereitstellen des Rezensionsexemplars.

1. Oktober 2013

Der kleine Vampir und die große Verschwörung - Angela Sommer-Bodenburg

Produktinfos:

Ausgabe: 2000
Seiten: 128
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Die Autorin:

Angela Sommer-Bodenburg wurde 1948 bei Hamburg geboren und lebt seit 1992 in Kalifornien. Bisher sind über 40 Bücher von ihr erschienen, darunter Romane, Kurzgeschichten, Gedichte und Bilderbücher. Ihre Werke wurden in 27 Sprachen übersetzt. Weitere Gruselbücher von ihr neben der Reihe um den kleinen Vampir sind z.B. "Die Moorgeister" und "Wenn du dich gruseln willst". Eine weitere sehr erfolgreiche Buchserie ist die Reihe um den sprechenden Bernhardiner "Schokolowski".

Hintergrund:

Der achtjährige Anton ist ein Vampirfan und liebt gruselige Bücher. Sein bester Freund ist Rüdiger, ein echter kleiner Vampir, der eines Abends auf seinem Fensterbrett saß. Da Rüdiger selbst noch ein Kind ist, freundeten sich die beiden rasch an. Auch Rüdigers kleine Schwester Anna steht Anton sehr nah. Antons Eltern jedoch glauben nicht an Vampire, daher müssen sie sich in ihrer Gegenwart als Menschen ausgeben und ihre nächtlichen Ausflüge mit Anton geheim halten.

Inhalt:

Anton hat eine gute Möglichkeit gefunden, um endlich mehr über den geheimnisvollen Igno von Rant herauszufinden - den angeblichen Vampir, der in Annas und Rüdigers Familie einheiraten will. In dem auffallend neuen Sarg, den Anton in dessen Villa entdeckt hat, steht der Name des Sargtischlers. Anton schiebt bei jenem Johann Holzrock ein Schulreferat vor und erfährt von einem Käufers namens Doktor Gans - dessen markantes Auto vor Igno von Rants Villa geparkt hat. Tatsächlich sieht Anton tags darauf Doktor Gans bei der Villa Reinblick und spekuliert, dass er der menschliche Gehilfe von Igno von Rant ist.

Damit die Verlobungszeremonie fehlerfrei gelingt, legen Tante Dorothee und Igno von Rant eine Probe ab. Wieder spürt Anton, der heimlich mit Anna die Zeremonie beobachtet, Misstrauen gegenüber Igno von Rant - doch weder die verliebte Tante Dorothee noch Anna, die "Onkel Igno" wegen seiner freigiebigen Geschenke immer noch für nett und harmlos hält, sind misstrauisch.

Erst als Anton Anna suggeriert, dass ihre Cousine Olga seine Bedenken teilt, reagiert Anna aus Eifersucht - und macht bei ihren Nachforschungen eine interessante Entdeckung, der Anton nachgehen muss und die ihn zu einer großen Verschwörung führt ...

Vampirische Verschwörungen

Im 13. Band der Kleine-Vampir-Serie und dem fünften, der sich um Igno von Rant dreht, wird jene Fortsetzungsgeschichte um Igno von Rant zu Ende geführt und sein Geheimnis endlich gelüftet. Vor allem gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse, wenn Anton äußerst prekäre Entdeckungen macht. Für Spannung ist daher gesorgt, gleich in mehrfacher Hinsicht: Natürlich geht es vor allem darum, zu klären, was es mit Igno von Rant auf sich hat, der beim Psychologen Herrn Schwartenfeger ein Programm zur Heilung der "Sonnenphobie" absolvierte, ausgerechnet die füllige und leicht reizbare Tante Dorothee heiraten will, nachts nicht gut sehen kann und lieber zu Fuß geht als zu fliegen. Anton ist von Anfang an misstrauisch und grübelt hin und her, was Igno von Rant mit seiner Einheiratung in die Familie Schlotterstein bezwecken könnte und ob er vielleicht sogar ein verkleideter Mensch sein könnte.

Weiterhin brisant ist, dass Rüdiger wieder auf seine Cousine Olga von Seifenschwein trifft, das so hübsche wie arrogante transsilvanische Vampirmädchen, das ihn erneut ausnutzt. Olga sorgt wiederum bei Anna für Eifersucht, weil sie sich etwas zu sehr für Anton interessiert, sich sogar bei seinen Eltern zeigt, die lustigerweise angetan sind von dem scheinbar so höflichen und adretten Mädchen. Anton hat seinerseits alle Mühe, sie sich im wahrsten Sinn des Wortes vom Hals zu halten. Es ist geschickt inszeniert, wie sich am Ende alles zusammenfügt, wie Antons vorherige Beobachtungen nun einiges in neuem Licht erscheinen lassen und auf welche Weise er seine Erkenntnisse gewinnt.

Trotzdem ist das Ende in gewisser Weise enttäuschend, denn Antons bahnbrechende Erkenntnisse werden nicht angemessen thematisiert. Die Folgen dieser Enthüllungen werden kaum angesprochen, gewisse Personen tauchen überhaupt nicht mehr auf - dabei wären gerade die Reaktionen von Herrn Schwartenfeger oder Tante Dorothee sehr interessant gewesen. Da auch im nachfolgenden Band nur unzureichend auf diese Thematik eingegangen wird, bleiben also ein paar Fragen offen und der Leser muss sich einiges zusammenreimen - und das, obwohl die Ereignisse genug Stoff für ein dramatisches Finale geliefert hätten. Zurück bleibt am Ende der unschöne Eindruck, die Fertigstellung des Buches sei in aller Eile erfolgt und ist es letztlich unverständlich, dass ein so liebloser Schluss den 'Höhepunkt' der Geschichte bilden soll, die sich über fünf Bände erstreckte.

Fazit:

Ein unterhaltsamer Band aus der Reihe, der das Hauptthema der Bände 9-13 abschließt und teils recht spannend ist - allerdings schöpft das Ende bei Weitem nicht das Potential aus und verläuft angesichts der Möglichkeiten etwas enttäuschend.