19. August 2013

Tauben aus der Hölle - Robert E. Howard

Produktinfos:

Ausgabe: 2011
Länge: ca. 70 Minuten
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Der Autor:

Robert E. Howard (1906-1936) verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Texas. Er arbeitete unter anderem als Cowboy, Baumwollpflücker und Journalist, ehe er sich hauptberuflich der Literatur widmete. Mit achtzehn Jahren verkaufte er seine erste Geschichte an Weird Tales, grundsätzlich veröffentlichte er viele Kurzgeschichten in Pulp-Magazinen. Besonders populär ist seine Figur "Conan", die die Fantasy stark beeinflusste.

Inhalt:

New England, Anfang des 20. Jahrhunderts: Die Freunde Griswell und John haben gerade ihren Schulabschluss bestanden. Zur Feier gönnen sie sich eine kurze Auszeit und machen eine Reise durch die Südstaaten. Am Rand eines Sumpfgebietes stoßen sie auf ein verlassenes Herrenhaus, wo sie sich zur Übernachtung einrichten. Mitten in der Nacht wacht Griswell durch ein unheimliches Lachen auf, und John folgt einem Rufen ins Obergeschoss. Zu Griswells Entsetzen wird John der Schädel mit einer Axt eingeschlagen, und trotz der eigentlich tödlichen Verletzung versucht er, auch seinen Freund zu töten.

Griswell flieht in Panik und trifft dabei auf Sheriff Buckner, der ihn zum Herrenhaus begleitet. Sie finden Johns Leiche, und Griswell steht für den Sheriff zunächst unter Mordverdacht. Bei seinen Untersuchungen im Haus entdeckt Buckner allerdings Spuren, die Griswells Geschichte bestätigen.

Der Sheriff glaubt dem jungen Mann schließlich. Gemeinsam wollen die beiden die Geschehnisse aufklären. Dabei stoßen sie auf die düstere Geschichte des Hauses, die bis in die Zeit des Bürgerkriegs zurückreicht - eine Geschichte über Grausamkeiten, Rache und Voodoo ...

Bewertung:


Obgleich Robert E. Howard 1936 mit nur 30 Jahren durch Suizid aus dem Leben schied, hat er doch eine beachtliche Fülle an Werken aus den Bereichen Horror, Fantasy und Western hinterlassen, unter denen vor allem die Reihen um "Conan der Barbar" und Solomon Kane noch heute Popularität genießen. "Tauben aus der Hölle" gehört zu seinen bekanntesten Horrorgeschichten und darf getrost zu seinen besten Werken gezählt werden. Erfreulicherweise ist es Titania Medien gelungen, diese höchst reizvolle Vorlage angemessen umzusetzen und eine ausgesprochen hörenswerte Folge zu kreieren.

Die Handlung steigt gleich in medias res ein: Griswell und John schlafen in dem verlassenen Herrenhaus, Griswell erwacht durch ein unheimliches Lachen und fühlt eine "Aura des Bösen", während sein bester Freund John einfach weiterschlafen will. Der Hörer bekommt rasch einen guten Einblick über die langjährige Freundschaft der beiden und kann sich von Beginn an gut mit Griswell identifizieren - sein Unwohlsein, seine steigende Angst und als Kontrast dazu der verschlafene, leicht unwirsche John, der für die "Aura des Bösen" keinen Sinn hat.

Wie in so vielen Werken Howards schwingt auch hier neben Horror auch eine gewisse Melancholie mit. So stimmt etwa der heitere Rückblick nachdenklich, in dem geschildert wird, wie Griswell und John diesen letzten unbeschwerten Sommer zwischen Schulzeit und Erwachsenenleben genießen wollen. Die gute Laune der beiden erhält durch die Ahnung des Hörers, dass die Reise grauenhaft enden wird, einen schmerzlichen Beigeschmack. Griswells Erlebnisse sind nicht nur angsteinflößend, sondern auch traurig, schließlich schwebt er nicht nur in Lebensgefahr, sondern verliert auch noch seinen besten Freund aus Kindertagen. Unmittelbar darauf findet er sich als Mordverdächtiger wieder, und der Hörer fiebert mit, wie es mit ihm weitergeht. Neben Griswell ist auch die Figur des besonnenen, jovialen Sheriff Buckner sehr überzeugend: Zunächst hilfsbereit, dann aber verständlicherweise misstrauisch und schließlich doch Griswells Verbündeter, von dem man hofft, dass er das Abenteuer überstehen wird.

Die Handlung präsentiert sich als recht komplex, und wie so oft in den Gruselkabinett-Folgen geht es auch hier um ein schreckliches Ereignis in der Vergangenheit, das die Gegenwart einholt. Karibische Riten, Rache, Zombies und Voodoo-Kult werden hier zu einer spannenden, aber auch berührenden Geschichte verwoben, die keine Längen aufkommen lässt. Passend dazu ist die Sprecherwahl sehr gut gelungen: Gleich vier Mitglieder der Familie Schwarzmaier mischen hier mit, Katharina und Caroline in zwei kleinen Rollen, ihr Bruder Tim Schwarzmaier (bekannt als Sprecher von Daniel "Harry Potter" Radcliffe in den ersten beiden Filmen) als Ich-Erzähler Griswell und der Vater der drei, Michael Schwarzmaier, als Sheriff Buckner. Makellos ist wieder einmal die musikalische Untermalung, etwa die leisen Klänge, wenn der Rückblick in die Zeit vor der Reise eingespielt wird. Auch die akustischen Effekte sind sehr gut gemacht, beispielsweise das Zirpen der Grillen, das den Hörer in die schwülwarme Sumpflandschaft von Louisiana versetzt.

Zu Bemängeln gibt es ausgesprochen wenig: Der Prolog ist im Grunde unnötig und verrät ein bisschen zu viel über das, was den Hörer bei der Auflösung erwartet. Tim Schwarzmaier alias Griswell spricht grundsätzlich sehr gut, senkt allerdings in seinen Erzählmomenten manchmal seine Stimme an Stellen, an denen Hebungen angebracht wären.

Manch eine Folge der Gruselkabinettserie überzeugt zwar durch Atmosphäre und Spannung, aber nicht unbedingt durch Grusel oder gar Horror - dies ist in dieser Folge jedoch wahrlich gegeben. Die nächtliche Szene zwischen Griswell und John gehört sicherlich zu den unheimlichsten Augenblicken der Reihe, vor allem jener Moment, als der eigentlich tote John, dessen Schädel soeben gespalten wurde, mit hasserfüllter Stimme "Töten ... ich muss dich töten ..." raunt. Ein guter Rat aus eigener Erfahrung: Wenn man dieses Hörspiel spätabends oder nachts hört, sollte man vorher zur Toilette gehen - könnte sonst passieren, dass man in höchster Not mit einem Tennisschläger bewaffnet zum Badezimmer schleicht.

Fazit:

Sehr gutes Hörspiel aus der Gruselkabinett-Reihe, das durch intensive Atmosphäre, unheimliche Momente, Spannung und gute Sprecher überzeugt, zu bemängeln gibt es so gut wie nichts.

Sprechernamen:

Griswell: Tim Schwarzmaier
Sheriff Buckner: Michael Schwarzmaier
Old Jacob Blount: friedrich Georg Beckhaus
John Branner: Patrick Roche
Elizabeth Blassenville: Katharina Schwarzmaier
Celia Blassenville: Caroline Schwarzmaier
Ladenbesitzer: Eckart Dux
Joan: Marie Biersteht
Cuffey: Matti Klemm

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