17. Juli 2013

Entrissen - Tania Carver

Produktinfos:

Ausgabe: 2011
Seiten: 512
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Die Autorin:

Tania Carver ist ein Pseudonym des britischen Autors Martyn Waites und seiner Frau Linda. Waites wurde 1963 geboren und schrieb zunächst die beiden Hardboiled-Reihen um die Journalisten Stephen Larkin und Joe Donovan. Unter dem Namen Tania Carver sind in Deutschland mittlerweile die Bände "Entrissen", "Der Stalker" und "Stirb, mein Prinz" erschienen. (Stand 2013)

Inhalt:

Die Mordkommission im britischen Colchester um Detective Inspector Phil Brennan bekommt es mit einer besonders erschütternden Mordserie zu tun. Zum dritten Mal innerhalb weniger Monate wurde eine hochschwangere Frau erstochen. Bei den ersten beiden Morden wurde das Baby direkt mit getötet - diesmal fehlt von dem Säugling jede Spur.

Medizinische Befunde ergeben, dass das Baby bei entsprechender Versorgung eine gute Überlebenschance hat - sofern der Täter in den nächsten Tagen gefunden wird. Zur Unterstützung der Ermittlungen wird Psychologin Marina Esposito hinzugezogen. Vor wenigen Monaten hat Phil bereits schon einmal mit der Profilerin zusammengearbeitet und eine kurze Affäre mit ihr gehabt.

Phil steht der erneuten Zusammenarbeit mit gemischten Gefühlen gegenüber: Einerseits weiß er, dass sie die Beste für den Fall ist, andererseits empfindet er immer noch mehr für sie als ihm lieb ist. Er ahnt allerdings nicht, dass Marina schwanger ist - und auch auf der Liste des Täters steht ...

Bewertung:

Um einen wirklichen Debütroman handelt es sich bei "Entrissen" nicht, denn Martyn Waites veröffentlicht schon seit den Neunzigern - es ist allerdings sein Debüt unter dem Namen Tania Carver, unter dem er gemeinsam mit seiner Ehefrau Linda schreibt. Der Roman präsentiert sich als solider Thriller, der durchaus Lust auf die weiteren Bände der Reihe macht, weiß allerdings auch noch so manchen Schwachpunkt auf.

Die Protagonisten dieses Werks und der Reihe sind die Psychologin Marina und der Mordermittler Phil Brennan, beide sympathisch, beide mit privaten Problemen behaftet, beide engagiert in ihrem Beruf. Vor allem Marinas Leben droht gerade aus den Fugen zu geraten. Marina ist mit ihrem ehemaligen Psychologiedozenten Tony liiert, für den sie allerdings eher platonische als leidenschaftliche Gefühle hat und der für sie eine Art Vaterfigur repräsentiert. Die Affäre mit Phil nagt an ihr, mehr aber noch die ungeplante Schwangerschaft, die sie trotz Tonys Unterstützung zunächst abbrechen wollte. Natürlich trifft es sich mehr als ungünstig, dass Marina ausgerechnet jetzt in einen solchen Fall hineingezogen wird, in dem hochschwangere Frauen ermordet werden. Ihre emotionalen Zwiespälte werden recht gut dargestellt und es ist erfreulich, dass sie trotz ihres Erfolges nicht übertrieben tough wirkt, wie es bei solchen Figuren gerne mal der Fall ist.

Auch Phil Brennans Gefühle lassen sich gut nachempfinden - einerseits die Unsicherheit bezüglich seines Verhältnisses zu Marina und sein genereller Hang zur Melancholie, andererseits der enorme Druck, den Serienmörder so schnell wie möglich zu fassen. Spannung ist durchaus gegeben mit den Fragen, ob das Baby gerettet werden kann, wie nah der Mörder Marina kommt und ob es noch weitere Opfer geben wird - und einen kleinen Überraschungseffekt gibt schließlich noch am Ende. Die Schilderungen der Taten sind nichts für zartbesaitete Leser, die Erotikszenen wiederum werden auf geschickte Weise nur sparsam angedeutet.

Unterm Strich ist "Entrissen" alles andere als schlecht geworden, doch ein echtes Highlight ist der erste Band der Reihe noch nicht. Etwas gewöhnungsbedürftig ist beispielsweise, dass die Handlung anfangs immer wieder Bezug auf frühere Ereignisse nimmt, diese aber nur kurz touchiert und den Eindruck erweckt, man läse den zweiten Band einer Reihe. Die brisanten Ereignisse rund um den früheren Fall, der Marina und Phil zusammenbrachte sowie der Grund, weshalb ihre Affäre so plötzlich endete und keine Chance zu einer Beziehung bekam, sind eine ganze Weile unklar. Erst recht spät erfährt der Leser die genauen Zusammenhänge. Schade ist zudem, dass die Figuren außer Phil und Marina blass bleiben. Vor allem Phils Kollege Sergeant Clayton Thompson ist eher unsympathisch - ein aalglatter Schönling, der sehr von sich überzeugt ist und reihenweise die Frauen flachlegt. Detective Constable Anni Hepburn wiederum ist ein grundsätzlich interessanter Charakter, bleibt aber zu sehr außen vor. Zwischendrin schaltet die Handlung in kurzen Kapiteln zum Täter und deutet einige reizvolle Informationen zu den Hintergründen an, die allerdings teilweise zu platt präsentiert werden und sich einiger Klischees bedienen.

Fazit:

Ein insgesamt solider Thriller, der interessante Protagonisten hat, grundsätzlich spannend ist und durchaus neugierig auf die weiteren Bände der Reihe macht. Dank einiger Schwächen jedoch kein herausragendes Werk.

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