29. Dezember 2012

Pumuckl spukt weiter - Ellis Kaut

Produktinfos:

Ausgabe: 1991
Seiten: 144
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* * * * *

Die Autorin:

Ellis Kaut wurde 1920 geboren. Sie absolvierte eine Schauspielausbildung und ein Studium der Bildhauerei, bis sie 1948 als freie Schriftstellerin tätig wurde und für den Bayerischen Rundfunk Hörspiele schrieb. 1962 startete die Serie um den Kobold Pumuckl, der ihr Lebenswerk wurde. 1965 wurden die Geschichten auch in Buchform veröffentlicht, 1982 ging die populäre TV-Serie mit Hans Clarin als Pumuckls Stimme und Gustl Bayrhammer als Meister Eder an den Start. Ellis Kaut erhielt zahlreiche Auszeichnungen für ihr Schaffen, unter anderem das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Weitere Werke von ihr sind u.a. "Flibutz", "Geschichten vom Kater Musch" und "Schlupp vom grünen Stern". www.ellis-kaut.de

Inhalt:

Pumuckl und der Schnupfen
An einem regnerischen Herbsttag möchte der Kobold unbedingt in einer Pfütze spielen. Meister Eder rät ihm davon ab, denn in dem kalten Wasser könnte er sich zu leicht erkälten. Pumuckl aber schlägt vor, in einem anderen Hof herumzutollen - denn wenn Meister Eder ihn nicht sieht, wird er auch nicht sichtbar und spürt so keine Kälte. Leider passiert es trotzdem, dass Pumuckl sichtbar wird und sich einen heftigen Schnupfen einfängt ...

Der Wollpullover

Seit der Pumuckl sichtbar ist, kennt er nicht nur Hunger, sondern auch Kälte. Mit Einzug des Winters friert er zunehmend, sodass Meister Eder ihm einen dickeren Pullover kaufen will. Aber die Puppenkleider sind alle entweder zu dünn oder zu unpraktisch. Da kommt er auf die Idee, jemanden zu bitten, für ihn ein Pullöverchen zu stricken. Aber da gibt es Komplikationen ...

Pumuckl und der erste Schnee
Pumuckl erlebt zum erste Mal Schnee und ist ganz begeistert von der weichen Masse. Solange er unsichtbar ist und keine Kälte spürt, tobt er mit Herzensvergnügen draußen herum. Dabei macht er sich auch einen Spaß daraus, die Leute im Hof von den Fenstersimsen zu bewerfen. Leider gerät an seiner Stelle jemand anders in Verdacht ...

Das Weihnachtsgeschenk

Es ist Dezember und der Pumuckl sieht ganz begeistert die weihnachtlich geschmückten Schaufenster. Meister Eder erklärt ihm, was es mit dem Fest auf sich hat. Pumuckl ist besonders an den Geschenken interessiert und belauscht einige Gespräche im Laden. Den beiden Mädchen Monika und Elfriede folgt er bis nach Hause, wo Elfriede ihrer Freundin das Nadelkissen zeigt, dass sie ihrer Mutter gebastelt hat. Pumuckl ist ganz verzückt von dem hübschen Kissen und möchte es zu gerne für sich selbst haben ...

Die geheimnisvolle Schaukel

Zu Pumuckls größten Hobbys zählt seine geliebte Schiffsschaukel, in der er stundenlang sitzen und dichten kann. Als die beiden Freunde Fritz und Karli in der Werkstatt die Schaukel sehen, wollen sie unbedingt wissen, warum sie von alleine schaukelt und anhält. Sie schließen eine Wette ab, ob wirklich ein Kobold darin sitzt, wie Meister Eder scheinbar im Spaß sagt - und versuchen, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen ...

Der Gartenzwerg
Meister Eder bekommt von einer Kundin einen Gartenzwerg geschenkt. Pumuckl ist empört, denn er findet diese Zwerge furchtbar albern und fühlt sich beleidigt. Prompt wirft er ihn herunter, sodass ein Kunde glaubt, er sei schuld daran. Die Kundin bringt Eder jedoch einen neuen Zwerg als Ersatz. Kaum geht der kaputt, taucht auch noch der sich schuldig fühlende Kunde mit einem Gartenzwerg auf ...

Bewertung:


Pumuckl und der Schnupfen ist eine sehr lehrreiche Geschichte für Kinder. Die allermeisten werden das Vergnügen des Kobolds nachvollziehen können, in den Pfützen herumzuspringen und kleine Steinchen hineinzuwerfen. Meister Eder warnt ihn vor den Gefahren, denn die Pfützen sind natürlich schmutzig und ein Schnupfen kann leicht geholt werden, aber Pumuckl will nichts davon hören. Sein Leichtsinn wird bestraft und der kleine Kobold wird zum ersten Mal in seinem Leben krank - denn als Unsichtbarer kannte er weder Hitze noch Kälte noch Hunger noch Durst. Damit ist aber nicht genug, denn Pumuckl will sich auf keinen Fall ins Bett legen. Er springt wie wild in der Werkstatt umher und Meister Eder bekommt es ernsthaft mit der Angst zu tun, denn schon bald glüht Pumuckl vor Fieber - und die normale Medizin ist für einen so kleinen Kerl ja viel zu stark und kaum zu dosieren. Damit erhält die Geschichte einen richtig dramatischen Beigeschmack, aber natürlich geht wie gewohnt alles gut aus. Kinder lernen, dass Übermut gefährlich sein kann und mit einer heftigen Erkältung nicht zu spaßen ist - und dass man sich lieber warm anziehen sollte, wenn man nicht im Bett liegen will.

Der Wollpullover
 knüpft ein wenig an die vorherige Geschichte an. Pumuckl ist wieder gesund, aber es ist nun klar, dass er dringend wärmere Kleidung für Herbst und Winter braucht. Meister Eder will ihm Puppenkleidung besorgen, aber die sind entweder alle zu hell, sodass sie zu schnell schmutzig aussähen, oder zu dünn. Die nette Frau Schröder erklärt sich gern bereit, einen Puppenpullover zu stricken, aber dabei läuft etwas schief. Ein neuer Pullover muss her, Hannelore aus der Nachbarschaft ist gerne bereit. Aber Hannelore ist nicht die Fleißigste und vergisst es, den Pullover fertig zu stellen. Pumuckl will ihn sich auf eigene Faust besorgen und prompt sorgt der verschwundene Pullover für eine Menge Chaos bei Hannelore. Hannelore lernt aus der Geschichte, und ebenso der kleine Leser, dass es oft Ärger mit sich bringt, wenn man Dinge unnötig aufschiebt. Zudem gibt es einige witzige Szenen - etwa wenn der Pumuckl auf die verquere Idee kommt, ein Loch im Pullover mit Leim zu flicken oder wenn Meister Eder sich im Spielzeugladen rechtfertigen muss, warum die Puppe unbedingt warm angezogen sein sollte ...

Pumuckl und der erste Schnee
 ist mal wieder eine der Geschichten, in denen der Pumuckl etwas anstellt, es dann aber zum Glück auch wieder gerade biegt. Zunächst ist es lustig zu lesen, wie viel Spaß er mit dem neuentdeckten Schnee hat. Dann aber wirft er anderen Leuten Schnee in den Kragen, die obendrein den armen Lothar verdächtigen, der sein Zimmer genau darüber hat. Meister Eder greift zwar ein und versucht zu erklären, dass Lothar bestimmt unschuldig ist, aber das geht natürlich schlecht, ohne von seinem Kobold zu erzählen. Pumuckl beweist aber, dass er doch ein gutes Herz hat, er ist zwar übermütig und denkt zu wenig nach bevor er handelt, aber er will auch nicht, dass ein Unschuldiger bestraft wird.

Das Weihnachtsgeschenk zeigt Pumuckls erstes Weihnachten, das natürlich auch zu einigen Missverständnissen führt. Pumuckl hat ja nicht viele Möglichkeiten, Meister Eder etwas zu schenken - also will er ihm sein eigenes Kopfkissen als Nadelkissen schenken und sich Elfriedes Nadelkissen für sich selbst stibitzen. Dass das Stehlen ist, denkt der kleine Kobold gar nicht; er erinnert sich vielmehr an ein Gespräch in der Bäckerei, wo eine Frau erzählte, dass ihr Mann heimlich die Weihnachtsplätzchen isst und sie ihn stillschweigend gewähren lässt. Pumuckl schließt daraus mit verquerer Logik, dass in der Vorweihnachtszeit ein bisschen Stibitzen erlaubt ist, außerdem will er das Kissen ja nur ausleihen. Er muss aber einsehen, dass das alles nicht so in Ordnung ist und auch wenn die Geschichte dadurch mal zeitweise traurig wird, nimmt alles ein versöhnliches Ende. Es ist eine lehrreiche Weihnachtsgeschichte, die trotz des ernsten Themas Kinder gut auf das Fest einstimmt.

Durch und durch lustig geht es weiter mit Die geheimnisvolle Schaukel. Nicht zum ersten Mal fällt Eders Kunden die hübsche Schaukel oder das nette Bettchen auf und man wundert sich natürlich zu Recht, warum der Schreinermeister so etwas bei sich aufstellt. Dass die Schaukel auch noch wie aus dem Nichts heraus zu schaukeln beginnt und wieder stoppt, weckt die Neugier der beiden Jungen. Pumuckl spielt ihnen einige Streiche und Eder verwirrt sie mit einer herrlichen Erklärung über Halbleiterkristalle, Elektroden, Diffusion und Raumladung, die das Schaukeln auf Kommando angeblich möglich machen. Keine spektakuläre Geschichte, aber umso schöner aus Ausgleich.

Der Gartenzwerg bildet den gelungenen Abschluss. So wenig Pumuckl die fleißigen Heinzelmännchen ausstehen kann, so wenig mag er auch die seiner Meinung nach albernen Gartenzwerge. Dass Frau Langenschmid Kobolde auch noch mit Gartenzwergen vergleicht, setzt allem die Krone auf. Es ist witzig zu lesen, wie Meister Eder, der ja selbst Gartenzwerge nicht sonderlich mag, immer wieder einen neuen geschenkt bekommt, sobald der alte kaputt gegangen ist. Pumuckl hat in der Geschichte gehörig mit Eifersucht zu kämpfen, sieht am Ende aber auch ein, dass nicht alle Gartenzwerge schlimm sind und diese bunte Figur gewiss keine Konkurrenz für ihn ist. Außerdem lernt er, dass es Unrecht ist, etwas zu zerstören, was anderen gefällt, nur weil man es selbst nicht mag. Die Moral ist damit vorhanden, aber dezent und es bleibt vor allem eine vergnügliche Geschichte, die den Band abrundet.

Fazit:

Sechs gelungene Geschichten um den kleinen Kobold, die mal teils lehrreich und etwas ernster und mal vor allem lustig sind, aber alle sehr gut unterhalten. Auch für Leseanfänger und Einsteiger in Sachen Pumuckl-Geschichten geeignet.

27. Dezember 2012

Pumuckl - Spuk in der Werkstatt/Das verkaufte Bett

Produktinfos:

Ausgabe: 1982 produziert
Dauer: ca. 49 Minuten
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Die Autorin:

Ellis Kaut wurde 1920 geboren. Sie absolvierte eine Schauspielausbildung und ein Studium der Bildhauerei, bis sie 1948 als freie Schriftstellerin tätig wurde und für den Bayerischen Rundfunk Hörspiele schrieb. 1962 startete die Serie um den Kobold Pumuckl, der ihr Lebenswerk wurde. 1965 wurden die Geschichten auch in Buchform veröffentlicht, 1982 ging die populäre TV-Serie mit Hans Clarin als Pumuckls Stimme und Gustl Bayrhammer als Meister Eder an den Start. Ellis Kaut erhielt zahlreiche Auszeichnungen für ihr Schaffen, unter anderem das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Weitere Werke von ihr sind u.a. "Flibutz", "Geschichten vom Kater Musch" und "Schlupp vom grünen Stern". www.ellis-kaut.de

Hintergrund:

Der Pumuckl ist ein Kobold, der in einer Schreinerwerkstatt wohnt. Früher war Pumuckl unsichtbar, bis er eines Tages am einem Leimtopf des Schreinermeisters Eder hängen blieb und dadurch nach einem Koboldsgesetz sichtbar wurde. Ein Kobold muss bei dem Menschen bleiben, der ihn gesehen hat, so dass er seitdem bei Meister Eder lebt. Nur der alte, gutmütige Schreinermeister kann den Pumuckl sehen, sobald andere Menschen dazukommen, wird er unsichtbar. Der Pumuckl ist ein frecher kleiner Hausgeist, der am liebsten den Menschen Streiche spielt und das Chaos liebt - was Meister Eder immer wieder in aufregende und peinliche Situationen bringt. Trotz allem ist der Pumuckl im Grunde ein lieber Kerl mit einem guten Herz, auch wenn er es manches Mal mit seinem Schabernack übertreibt.

Inhalt:

Spuk in der Werkstatt

Der alte Schreinermeister Eder lebt ein recht gemütliches und zufriedenes Junggesellendasein. Eines Tages, als er an einem Kästchen arbeitet, geht bei ihm alles schief - ständig verschwinden Sachen und er muss sie suchen oder sie fallen aus heiterem Himmel um.

Plötzlich ertönt ein lautes Geschrei vom Leimtopf her - und eine seltsame kleine Gestalt mit roten Wuschelhaaren hängt daran. Es ist ein kleiner Kobold namens Pumuckl, der bislang unsichtbar seinen Schabernack trieb und all die Sachen bei Eder versteckte. Kobolde werden nur sichtbar, wenn sie an einer menschlichen Sache hängen- oder kleben bleiben, so wie jetzt. Und laut Koboldsgesetz muss ein Koboldsgesetz von da an bei dem Menschen bleiben, der ihn gesehen hat - und der kann ihn von da an auch als Einziger sehen.

Meister Eder ist sehr perplex und kann anfangs kaum glauben, was er sieht und hört. Er weiß auch noch nicht so recht, was er davon halten soll, dass Pumuckl bei ihm bleiben muss. Nach kurzer Zeit aber findet er den Gedanken ganz schön, den kleinen Kerl von nun an bei sich zu haben. Im Gasthaus erzählt er seinen Stammtischfreunden davon, die es natürlich für reine Einbildung halten - und der Pumuckl fühlt sich herausgefordert, ihnen daraufhin das Gegenteil zu beweisen ...

Das verkaufte Bett


Da der Pumuckl nun beim Meister Eder bleiben wird, braucht er auch ein richtiges Bett - bislang hat er immer in den Hobelspänen geschlafen, aber das ist Meister Eder zu unordentlich. Da er Schreiner ist, liegt es natürlich nah, dass er dem Pumuckl selbst ein kleines Bettchen zimmert.

Nachdem der Kobold erfahren hat, dass alle Menschen und Tiere so etwas wie ein Bett oder ein Nest haben, ist er einverstanden. Meister Eder gibt sich viel Mühe und bemalt das fertige Bett anschließend noch hübsch. Auch Pumuckl ist begeistert vom Ergebnis.

Mitten in der Freude der beiden kommt die Kundin Frau Reiser. Als Frau Reiser das hübsche kleine Bett sieht, ist sie ganz entzückt und möchte es als Puppenbett für ihre kleine Tochter Doris kaufen. Noch ehe Meister Eder ihr eine Erklärung geben kann, warum das Bett nicht zu verkaufen ist, hat sie auch schon Geld hingelegt und das Bett mitgenommen. Kaum ist sie verschwunden, bekommt Pumuckl einen Wutanfall. Er beschließt, sich sein Bett zurückzuholen und folgt der Kundin nach Hause, wo er jede Menge Chaos anrichtet ...

Bewertung:


Die ersten beiden Pumuckl-Folgen erzählen, wie der kleine Kobold beim Schreinermeister Eder landete und wie sich die beiden aneinander gewöhnten. Anders als in der TV-Folge wird in der Hörspielfolge Spuk in der Werkstatt zunächst vom Erzähler eine kurze Einführung geliefert, in der er erklärt, wer der Pumuckl ist und dass nur der Meister Eder ihn sehen kann - danach beginnt dann die eigentliche Geschichte als Rückblick. Wer den Pumuckl bis dahin noch nicht kannte, erhält sogleich eine sehr gute Vorstellung davon, was Meister Eder in Zukunft alles erwartet: Das Zusammenleben mit einem frechen, chaotischen, aber auch liebenswerten und lustigen kleinen Kerl, der gerne Verwirrung stiftet und Streiche ausheckt. Pumuckl ist mit Leib und Seele Kobold und Kobolde haben nun mal die Aufgabe, Schabernack zu treiben, Dinge zu verstecken und umzuwerfen und Menschen zum Ärgern zu bringen. Man merkt allerdings auch, dass er das alles nicht böse meint, sondern es eben in seiner Koboldnatur lebt - und er noch gar keine Erfahrungen damit hat, eine Bezugsperson zu haben.

Bisher hat der Pumuckl unsichtbar unter den Menschen gelebt, jetzt findet er in Meister Eder zum ersten Mal einen Freund und muss lernen, ab und zu Rücksicht zu zeigen. Für Meister Eder ist es ganz schön, auf seine alten Tage plötzlich nochmal jemanden bei sich zu haben - schließlich ist es als kinderloser Junggeselle doch manchmal recht einsam. Eder hat seine Kundschaft und seine Stammtischfreunde und bekommt ab und zu Besuch von Verwandten, führt aber doch ein ziemlich zurückgezogenes Leben - und der Pumuckl sorgt für witzige Momente und ist alles in allen doch vor allem eine liebenswerte Gesellschaft.

Diese Folge ist eine gute Einführung in die Reihe, stellt die wichtigsten Charaktere vor und lässt anhand der Erlebnisse von Eders Freund Bernbacher erahnen, was alles auf den Schreinermeister zukommen wird: Der Schlosser Bernbacher wird in vielen weiteren Folgen immer wieder auftauchen und immer die Existenz des Kobolds bezweifeln, so auch hier - allerdings muss er auch so manchen Streich des Kobolds erleben und kommt hin und wieder ins Grübeln, ob an dem "Kubuckl" oder "Pudackl", wie er ihn gerne nennt, nicht doch etwas dran sein kann. Nachdem Bernbacher in dieser Folge den Kobold für ein Hirngespenst hält, folgt ihm der Pumuckl mit nach Hause und bringt dort bei den Bernbachers, die sich auf einen Auftritt im Gesangsverein vorbereiten, einiges durcheinander, ein typisches Beispiel für Pumuckls Treiben. In der TV-Folge haben Bernbacher und seine Frau - auch dank der idealen Darsteller - etwas mehr Charme und Pumuckls Streichen wird dort ein kleines bisschen mehr Raum geschenkt, das tut dem Hörspaß aber keinen wirklichen Abbruch.

In Das verkaufte Bett erhält der Pumuckl sein legendäres Bettchen, in dem er fortan immer schläft oder sich auch schon mal verkriecht, wenn er ein schlechtes Gewissen hat. Zunächst möchte er sich mit den Hobelspänen zufrieden geben, allerdings missfällt es Meister Eder, immer einen Haufen Späne in der Werkstatt liegen zu haben. "Kobolde lieben Unordnung!", widerspricht Pumuckl, woraufhin Meister Eder ahnungsvoll "Na, das kann ja gut werden ..." seufzt.

In dieser Folge erfährt Meister Eder auch zum ersten Mal, in welche Verlegenheiten er vor seinen Kunde mit dem Pumuckl kommen kann. Natürlich denkt Frau Reiser, dass sie das hübsche Puppenbettchen, das auch noch mitten in den Sägespänen, also im Abfall, liegt, kaufen kann und noch ehe Eder eine Ausrede einfällt, ist sie auch schon damit verschwunden. Auch in späteren Folgen passiert es immer wieder, dass sich Eders Besucher über das Bettchen und die kleine Schiffs-Schaukel, die noch hinzukommt, wundern. Hier ist Eder noch nicht geschickt genug, um schnell zu reagieren und prompt will der Pumuckl sein Bett zurückholen. Die kleine Doris hat bereits begeistert ihre Puppe hineingelegt und spielt mit ihr, während ihr älterer Bruder Vokabeln lernt. Pumuckl stiftet Ärger, indem er immer wieder heimlich die Puppe hinauswirft und Doris daraufhin ihren Bruder beschuldigt, der sich daraufhin heftig wehrt. Als Eder endlich erscheint und dem Spuk auf seine Weise ein Ende bereitet, ist die Familie mit ihren Nerven schon ziemlich am Ende. Letztlich geht alles gut aus, ohne dass zu vorhersehbar wäre, wie es Meister Eder gelingt, das Bettchen zurückzubekommen und alle Beteiligten zufriedenzustellen.

Fazit:


Zwei sehr schöne Hörspielfolgen, die erzählen, wie der Pumuckl zu Meister Eder kam und sich bei ihm einlebte. Sehr humorvoll, aber auch ein wenig spannend und sehr kindgerecht.

Sprechernamen:

Pumuckl - Hans Clarin
Meister Eder - Gustl Bayrhammer
Erzähler - August Riehl
Frau Steinhauser - Erni Singerl
Schlosser Bernbacher - Fritz Strassner
Frau Bernbacher - Katharina de Bruyn
Doris Reiser - Julia Fischer
Mutter Frau Reiser - Katharina de Bruyn
Sohn Herbert Reiser - Christian Brandner

26. Dezember 2012

Pumuckl - Der erste Schnee/Das Weihnachtsgeschenk

Produktinfos:

Ausgabe: 1982 produziert
Dauer: ca. 49 Minuten.
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Die Autorin:

Ellis Kaut wurde 1920 geboren. Sie absolvierte eine Schauspielausbildung und ein Studium der Bildhauerei, bis sie 1948 als freie Schriftstellerin tätig wurde und für den Bayerischen Rundfunk Hörspiele schrieb. 1962 startete die Serie um den Kobold Pumuckl, der ihr Lebenswerk wurde. 1965 wurden die Geschichten auch in Buchform veröffentlicht, 1982 ging die populäre TV-Serie mit Hans Clarin als Pumuckls Stimme und Gustl Bayrhammer als Meister Eder an den Start. Ellis Kaut erhielt zahlreiche Auszeichnungen für ihr Schaffen, unter anderem das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Weitere Werke von ihr sind u.a. "Flibutz", "Geschichten vom Kater Musch" und "Schlupp vom grünen Stern". www.ellis-kaut.de

Inhalt:

Der erste Schnee

Pumuckl erlebt bei Meister Eder den ersten Schnee seines Lebens. Zunächst ist er ganz begeistert von der weißen Pracht und spielt im Hof begeistert herum. Solange er unsichtbar ist, spürt er nichts von der Kälte und sinkt auch nicht ein. Doch als Meister Eder hinaus blickt, wird er sichtbar - und sofort wird ihm schrecklich kalt.

Pumuckl kommt die Idee, den Schnee hereinzuholen, um in Ruhe am warmen Ofen damit zu spielen. Als Meister Eder weggeht, setzt er den Plan um - allerdings mit anderen Folgen als gedacht. Auch die Schneebälle, die er auf den Hausmeister wirft, sind nur anfangs lustig. Dann nämlich wird der kleine Lothar verdächtigt, den Schnee vom Balkon geworfen zu haben - und Pumuckl muss sich etwas einfallen lassen, um das wieder gutzumachen ...

Das Weihnachtsgeschenk


Pumuckl ist begeistert von all den weihnachtlichen Dekorationen in den Schaufenster. Meister Eder erklärt ihm, was es mit dem Fest auf sich hat und dass sich die meisten Menschen etwas schenken.

Nun möchte Pumuckl dem Meister Eder auch gerne etwas schenken - aber kaufen kann er schließlich nichts. Aus Neugierde begleitet er unsichtbar die kleine Karoline und deren Freundin, die über die Geschenke an ihre Eltern sprechen. Karoline zeigt der Freundin ein selbstgemachtes Nadelkissen, das sie ihrer Mutter schenken wird.

Das Nadelkissen gefällt Pumuckl sehr gut. Zu gerne würde er Meister Eder auch so etwas schenken., Kurzerhand stiehlt er das Kissen heimlich, mit dem Zweck, es als sein eigenes Kopfkissen zu benutzen - und Meister Eder wiederum sein Kissen für dessen Nadeln zu schenken. An die Folgen dieses Diebstahls denkt er dabei nicht ...

Bewertung:

Eine Winter- und eine Weihnachtsgeschichte sind auf dieser CD vereint. Es ist der erste Winter, den Pumuckl bei Meister Eder als sichtbarer Kobold verbringt und Der erste Schnee hat es ihm gleich angetan. Es lässt sich herrlich darin spielen, nur die Kälte gefällt ihm nicht, wie das bei Kindern gewöhnlich auch der Fall ist. Meister Eder vergisst, dass der Kobold von den physikalischen Zusammenhängen keine Ahnung hat - und prompt holt der Kobold Schnee herein, der natürlich in der Wärme sofort zu einer Pfütze schmilzt. Diese erste Hälfte der Folge ist vor allem lustig, denn Pumuckl glaubt beim Anblick der Pfütze, sie stamme von einem Hund - der dann unverschämterweise auch noch gleich den Schnee mitgenommen hat. Darüber muss schließlich sogar Meister Eder lachen, auch wenn er das Wasser wegwischen muss.

Anders sieht es mit dem Schnee aus, den Pumuckl auf den Hausmeister und Frau Altenweger wirft. Er amüsiert sich dabei, den beiden Erwachsenen immer, wenn sie wegschauen, Schnee in den Kragen zu werfen. Leider weiß der Hausmeister, dass direkt über ihm die Wohnung des kleinen Lothar ist - und auch wenn weder er noch Frau Altenweger Lothar gesehen haben, sind sie überzeugt, dass er den Schnee geworfen hat. Frau Altenweger beschwert sich daraufhin bei Lothars Mutter und die gibt dem Jungen Stubenarrest, wohl im Glauben, die beiden hätten ihn dabei gesehen. Als Meister Eder das zufällig erfährt, ist er sehr wütend auf den Pumuckl - der Kobold hat nämlich einfach weitergemacht, als Lothar bereits verdächtigt wurde. Meister Eder macht ihm klar, wie schlimm es für den Jungen sein muss, dass ihm niemand glaubt, dass er ganz unbeteiligt ist. Pumuckl und kleine Hörer lernen dadurch, dass man Späße und Streiche nicht zu weit treiben darf, erst recht nicht, wenn andere unschuldig verdächtigt werden. Nun können natürlich weder der Meister Eder noch Pumuckl direkt klären, dass Lothar keinen Schnee geworfen hat. Aber Pumuckl wäre nicht Pumuckl, wenn ihm nicht eine Lösung einfallen würde- und auf geschickte Weise sorgt er dann doch noch für ein Happy End.

Die Geschichte ist lehrreich und lustig zugleich und Pumuckls Aktionen im und mit dem Schnee sind gut auf Kinder zu übertragen. Die Szene mit dem Kobold werfenden Schnee soll übrigens quasi die Ursprungsszene mit Autorin Ellis Kaut und ihrem Mann sein, die zur Erfindung des Kobolds führte - demnach erlaubte sie sich diesen Scherz und er nannte sie "Pumuckl", was sie zu der Figur inspirierte. Ein bisschen merkwürdig ist allerdings, dass Pumuckl in seiner Zeit als Unsichtbarer noch nie zuvor Schnee gesehen hat. Es wird zwar nie gesagt, wie alt Pumuckl ist - er selbst hat da gerne Behauptungen wie "dreihunderzwölfundzwanzig Jahre" parat, aber zumindest wird auch nirgends gesagt, dass er erst kurz vor seiner Ankunft bei Meister Eder geboren ist - und wenn er in bayrischen Gefilden gelebt hat, dürfte ihm eigentlich nicht das erste Mal im Winter Schnee auffallen, auch wenn er bis zu seiner Zeit bei Meister Eder nur unsichtbar war und die Kälte nicht spürte.

Nicht nur der Schnee, auch Weihnachten ist ganz neu für den Pumuckl. Natürlich gefallen ihm in Das Weihnachtsgeschenk die bunten und glitzernden Dekorationen und er kann es kaum erwarten bis Heiligabend. Ihm gefällt auch das ganze Gerede über Heimlichkeiten in der Weihnachtszeit, da er Geheimnisse ohnehin immer spannend findet. In der Bäckerei hört er ein Gespräch zwischen der Bäckerin und einer Kundin mit und erfährt, dass die Kundin immer Plätzchen backt, die ihr Mann heimlich schon vor Weihnachten isst - und sie lässt ihm im Glauben, dass sie nichts davon bemerkt. Pumuckl fühlt sich darin bestätigt, dass man in der Weihnachtszeit offenbar mehr Heimlichkeiten als sonst haben darf und dass auch Stehlen in gewisser Weise erlaubt ist. Dieses Missverständnis, das typisch für Pumuckl ist, führt dazu, dass er das gebastelte Nadelkissen wie selbstverständlich mitnimmt - denn Heimlichkeiten und Stibitzen sind ja offenbar nichts böses in dieser Zeit. Zudem meint er es gut, denn er will ja vor allem Meister Eder ein Geschenk machen mit seinem eigenen Kissen und sieht keine andere Möglichkeit, da ihm fürs Basteln das Geschick fällt und er nichts kaufen kann.

Die Folge ist sehr lehrreich und Pumuckl versteht mal wieder erst recht spät, dass er da gar nicht recht gehandelt hat - bringt es aber wieder in Ordnung. Darüber hinaus macht das Hörspiel Weihnachtsstimmung, auf Basteln, Dekorieren und Verschenken. Die Geschichte plädiert auch dafür, dass man für Geschenke nicht unbedingt viel Geld ausgeben soll - sondern dass auch selbstgebastelte Geschenke sehr schön sein können, weil sie von Herzen kommen. Meister Eder jedenfalls freut sich am Ende über ein ganz spezielles Geschenk Pumuckls, das er sich für kein Geld der Welt kaufen könnte und hält es in Ehren. Bedenken sollte man bei dieser Folge vielleicht, dass hier ausdrücklich gesagt wird, dass die Menschen die Geschenke gegenseitig machen und nicht Christkind oder der Weihnachtsmann sie bringen - falls ein Kind darüber noch nicht aufgeklärt wurde.

Fazit:


Zwei sehr schöne winterlich-weihnachtliche Pumucklgeschichte, die sehr typisch für die Reihe sind: Pumuckl stellt in beiden Folgen etwas an, lernt dann aber aus seinen Taten und bringt alles wieder in Ordnung. Die Sprecher sind wie üblich sehr gut und sorgen dafür, das man die Geschichten immer wieder gerne hört.

Sprechernamen:


Erzähler: August Riehl
Meister Eder: Gustl Bayrhammer
Pumuckl: Hans Clarin
Frau Altenweger: Lina Carsten
Hausmeister: Olf Fischer
Lothar: Florian Halm
Mutter von Lothar
Bäckersfrau: Erni Singerl
Karoline: Julia Fischer
Kundin: Katharina de Bruyn

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Produktinfos:

Ausgabe: 2005
Länge: ca. 60 Minuten
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Der Autor:

Sir Arthur Conan Doyle, geboren 1859 in Edinburgh und gestorben 1930 in Sussex, ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten britischen Schriftsteller. Er studierte zunächst Medizin und praktizierte als Arzt, ehe ihm 1887 der literarische Durchbruch mit "Eine Studie in Scharlachrot" gelang. Seine Figur Sherlock Holmes wurde zum berühmtesten aller Detektive. Es folgten zahlreiche weitere Erzählungen und Romane wie "Der Hund von Baskerville" und "Das Tal der Angst". Daneben verfasste er auch noch andere, weniger populäre Erzählungen und befasste sich stark mit Okkultismus.

Inhalt:

Dr. Watson erhält einen Brief von seinem alten Freund Robert Ferguson, der Hilfe von Sherlock Holmes benötigt. Zwar gibt Ferguson zunächst vor, dass das Problem wiederum einen Freund von ihm betrifft, doch Holmes erkennt schnell die Wahrheit. Tatsächlich dreht sich das Problem um Fergusons zweite Ehefrau, eine Peruanerin, mit der er gerade ein Baby bekommen hat. Zudem hat er noch einen älteren Sohn namens Jack aus erster Ehe.

Fergusons Frau wurde bereits mehrfach dabei beobachtet, wie sie anscheinend dem Baby Blut aus dem Hals saugen wollte. Ein anderes Mal hat sie ihren Stiefsohn heftig geschlagen. Zur Sicherheit wird das Baby seit ein paar Tagen von seiner Mutter ferngehalten. Mrs. Ferguson leidet derweil unter heftigem Fieber, verweigert die Nahrung und ruft nur noch ihrem Baby.

Robert Ferguson liebt seine Frau, doch er fürchtet, dass sie entweder eine Vampirin oder wahnsinnig ist. Holmes und Watson begleiten ihn zu seinem Haus und untersuchen den Fall. Sherlock Holmes hat nämlich erhebliche Zweifel daran, dass es sich bei der Frau um eine Vampirin handelt ...

Holmes auf Vampirjagd

Mit Vampiren sollte man einem Vertreter der Vernunft wie Sherlock Holmes besser nicht kommen - trotzdem ist das Verhalten von Mrs. Ferguson mehr als eigenartig und beunruhigend und Sherlock Holmes sieht sich einem nicht einfachen Fall gegenüber.

Robert Ferguson kann sich das Verhalten seiner Frau nicht erklären. Er vermutet zwar ein schlechtes Verhältnis zwischen ihr und ihrem Stiefsohn Jack, einem hochintelligenten, aber seit einem Kindheitsunfall leider verkrüppelten Jungen. Doch der Angriff auf das Baby ist absolut rätselhaft, schließlich beteuert Mrs. Ferguson, wie sehr sie ihr Kind liebt. Sie weigert sich allerdings andererseits, den Grund für die Bisse zu nennen, auch und erst recht gegenüber ihrem verzweifelten Mann. Watson, der anfangs Vampirismus für reinen Aberglauben hält, kommen allmählich Zweifel - auch der feurige Blick Mrs. Fergusons ist ihm ein wenig unheimlich und erinnert ihn ungut an das Vampirbild im Lexikon. Sherlock Holmes allerdings bleibt nüchtern wie eh und je und hat schnell einen Verdacht, den er aber erst am Ende offen legt, nachdem er ihn durch mehrere Punkte bestätigt sieht. Der Hörer kann dabei mitraten, sofern er die Erzählvorlage noch nicht kennt - das Hörspiel hält sich eng an die Kurzgeschichte und wartet nicht mit Überraschungen auf. Viele verschiedene Möglichkeiten gibt es nicht, vor allem ist der Kreis der beteiligten Personen sehr eng - da sind außer Mrs. und Mrs. Ferguson nur noch das Baby, die Amme und der Sohn aus erster Ehe. Es herrscht eine fast kammerspielartige Atmosphäre vor und Holmes ist klar, dass sich in diesen vier Wänden des Hauses etwas Grauenvolles abgespielt hat, das allerdings mit Vampirismus nichts zu tun hat.

Sympathisch sind die üblichen kleinen Neckereien zwischen Holmes und Watson, die es hier gleich zu Anfang zu hören gibt: Als Holmes sich über den Briefestapel beschwert, bemerkt Watson spitz, dass der Stapel kleiner wäre, wenn er sich nur mal häufiger um seine Post kümmerte - als Watson wiederum bei einem Brief an ihn grübelt, wer der Absender wohl sein könnte, entgegnet Holmes trocken, dass dazu meist das Öffnen hilfreich sei. Wie in der literarischen Vorlage erwähnt Holmes hier außerdem anfangs den Fall der "Riesenratte von Sumatra", den er bearbeitete, bevor er mit Watson bekannt war. Watson ist sofort interessiert an diesem spannend klingenden Fall, aber Holmes winkt ab und sagt lachend, dass die Zeit noch nicht reif sei, diesen Fall zu erzählen - tatsächlich bleibt auch in den Sherlock-Holmes-Geschichten offen, um was für einen spektakulären Fall es sich damals handelte.

Die Schwächen halten sich in Grenzen. Der Anfang zieht sich ein bisschen, es dauert mehr als zehn Minuten, bis der Fall richtig geschildert wird und man überhaupt erst mal erfährt, wo das Problem liegt. Die Aufklärung geht vielleicht einen Hauch zu einfach vonstatten, selbst für einen genialen Detektiv wie Sherlock Holmes. Schon kurz nach Betreten des Hauses macht er gewisse Bemerkungen, die darauf hindeuten, dass er vielleicht schon einen Verdacht hat, was arg früh wäre. Grundsätzlich fällt auf, dass Holmes zwar mehrere Indizien für seine Theorie hat, diese aber nicht überprüfen kann. Zudem ist das ganze Geschehen ein bisschen konstruiert - wie bereits in der Erzählvorlage - und es hat unweigerlich den Anschein, als habe der Autor da einfach unbedingt den Vampirmythos unterbringen wollen - vermutlich als Anspielung auf den damals gerade erschienen Roman "Dracula".

Fazit:


Nicht der beste Fall von Sherlock Holmes, aber auch kein schlechter - ein unterhaltsames Hörspiel, das mit wenigen Charakteren auskommt und fast ausschließlich an einem Ort spielt. Die Sprecher sind sehr gut, die Schwächen fallen eher gering aus.

Sprechernamen:

Sherlock Holmes - Christian Rode
Dr. Watson - Peter Groeger
Mr. Robert Ferguson - Robert Missler
Mrs. Dolores Ferguson - Pia Werfel
Jack Ferguson - Marco Sand
Betty - Barbara Fenner
Mrs. Mason - Karin Eckhold

Sherlock Holmes - Die fünf Orangenkerne

Produktinfos:

Ausgabe: 2003
Länge: ca. 63 Minuten
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Der Autor:

Sir Arthur Conan Doyle, geboren 1859 in Edinburgh und gestorben 1930 in Sussex, ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten britischen Schriftsteller. Er studierte zunächst Medizin und praktizierte als Arzt, ehe ihm 1887 der literarische Durchbruch mit "Eine Studie in Scharlachrot" gelang. Seine Figur Sherlock Holmes wurde zum berühmtesten aller Detektive. Es folgten zahlreiche weitere Erzählungen und Romane wie "Der Hund von Baskerville" und "Das Tal der Angst". Daneben verfasste er auch noch andere, weniger populäre Erzählungen und befasste sich stark mit Okkultismus.

Inhalt:

Der junge John Openshaw bittet Sherlock Holms um Hilfe. Es geht um seinen Onkel, Oberst Elias Openshaw. Vor rund zwei Wochen saßen sie beim Frühstückstisch, als ein Brief für Elias Openshaw eintraf. Seltsamerweise enthielt der Umschlag nur fünf getrocknete Orangenkerne.

Während John an einen schlechten Scherz dachte, reagierte sein Onkel völlig verstört. Er sprach davon, dass er bald sterben werde, verbrannte auf dem Dachboden einige Papiere, schloss sich bewaffnet in sein Zimmer ein und weigert sich seither, herauszukommen. Zu Johns Fragen sagt er lediglich, dass es besser sei, wenn er die Wahrheit nicht wüsste. Im Kuvert stehen außerdem noch folgende Worte: "Leg die Papiere an die Sonnenuhr" und "K K K" als Absender, der Brief stammt aus Indien.

John erhofft sich von Sherlock Holmes Rat und Hilfe. Der Detektiv ahnt, dass die Orangenkerne mit Openshaws Zeit als Pflanzer in den amerikanischen Südstaaten zusammenhängt. Um Näheres zu erfahren, machen sich Holmes, Watson und John auf zum Gut von Oberst Openshaw. Dort zeigt sich, dass sich die Befürchtungen des Obersts bewahrheiten - und dass offenbar auch John Openshaw in Gefahr schwebt ...

Holmes und Watson essen Orangen

Ein kryptischer Titel für eine Kriminalgeschichte - und auch für Sherlock Holmes ist dieser Fall anfangs sehr undurchsichtig. An getrockneten Orangenkernen ist schließlich nichts Bedrohliches und leider kann auch John Openshaw kaum Hinweise liefern, was seinen Onkel mit diesen Kernen wohl verbindet. Zu Indien, wo der Brief aufgegeben wurde, hat er nach Wissen seines Neffen keinerlei Beziehung und über seine Zeit in Amerika spracht er stets nur sehr ungern. Noch ehe Holmes den Oberst selbst befragen kann, ist dieser tot - ertrunken in seinem kaum zwei Fuß umfassenden Gartenteich. Der zuständige Sergeant hat für Holmes' Ermittlungen nicht viel übrig und verdächtigt eher den Neffen, der nun das Gut erben wird.

John Openshaw ist eine gelungene Nebenfigur. Die Handlung beginnt nicht bei Holmes und Watson, sondern am Frühstückstisch der Openshaws, wo der Hörer dann gleich ein gewisses Bild von Onkel und Neffe erhält: Oberst Openshaw erscheint als unsympathischer und strenger Zeitgenosse, der das Dienstmädchen einschüchtert und seinen Neffen nachdrücklich darauf hinweist, wie wichtig harte Arbeit im Leben ist. John Openshaw erscheint dagegen als sympathischer junger Mann. Nach dem Ruin seines Vaters und dem Tod seiner Mutter hat ihn sein Onkel aufgenommen, wofür er ihm noch heute sehr dankbar ist. John stellt seinen Onkel offenbar zufrieden und kommt gut mit ihm aus, er sieht allerdings auch, dass sonst niemand den Onkel leiden kann. Als klar wird, dass auch sein Leben in Gefahr ist, entwickelt sich eine knisternde Spannung - denn ob Holmes und Watson den jungen Mann retten können, ist alles andere als gewiss.

Daneben ist in der Handlung immer wieder Platz für die kleinen augenzwinkernden Dispute zwischen Holmes und Watson - Watson beschwert sich, dass Holmes trotz des miserablen Wetters sofort die Reise antreten will und dass seine Aussagen ein ums andere Mal sehr rätselhaft sind, Holmes hingegen drängt seinen Freund und Kollegen zu mehr Dynamik. Diese kleinen Geplänkel zwischen den beiden sind sehr amüsant - nur Watsons Unverständnis, warum Holmes trotz des Wetters sofort aufbricht, ist etwas überflüssig; immerhin deutet das Verhalten des Obersts an, dass wirklich Gefahr droht und daher Eule geboten ist. Natürlich kann Sherlock Holmes in dieser Folge wieder einmal seine brillanten und blitzschnellen Schlussfolgerungen darbieten und über Lehmspuren und amerikanische und indische Orangenkerne dozieren - Watson erinnert sich da gerne an eine Begebenheit, als sein Freund aus einem importierten arabischen Pantoffel die halbe Geschichte des Morgenlands herauslas. Angenehmerweise muss aber auch ein Sherlock Holmes hier mal eine Nacht lang gründlich recherchieren und Bücher wälzen und sogar den Satz "Ich habe mich geirrt" bekommt man in dieser Folge von ihm zu hören - auch der große Meisterdetektiv ist nicht perfekt.

Der Anfang der Geschichte verläuft ein bisschen anders als in der Buchvorlage; diese Veränderung trägt aber durchaus zur Spannungssteigerung bei. Ganz zum Schluss erhält Holmes ein wenig Unterstützung durch den Zufall, um den Fall aufzuklären und generell ist kein besonders atmosphärischer Fall, sondern eher nüchtern. Zudem ist der Fehler, den Holmes begeht, sehr unnötig und der Hörer selbst wundert sich ein bisschen, als er ihn begeht, weil er recht offensichtlich ist. Bei den Sprechern sticht neben den souveränen Hauptsprechern vor allem Charles Rettinghaus als John Openshaw heraus. Rettinghaus, der jahrelang Holger Martin in "Bibi und Tina" sprach und im Synchronbereich vor allem als deutsche Stimme von Geordi La Forge als "Star Trek - Next Generation" bekannt ist, ist zwar mittlerweile in den mittleren Jahren - aber er spricht trotzdem noch überzeugend einen jungen Mann mit seiner recht jungenhaft, leicht kratzigen Stimme.

Fazit:


Ein sehr unterhaltsames Krimi-Hörspiel mit Spannung und guten Sprechern. Es ist nicht die beste Folge der Reihe, da gibt es noch interessantere Fälle, aber definitiv hörenswert.

Sprechernamen:

Sherlock Holmes - Christian Rode
Dr. Watson - Peter Groeger
John Openshaw - Charles Rettinghaus
Oberst Openshaw - Eckart Dux
Mabel - Marina Erdmann
Sergeant Pimbelton - Udo Schenk

24. Dezember 2012

Benjamin Blümchen - Der Weihnachtsabend

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* * * * *
Inhalt:

Es ist der Morgen des 24. Dezember. Benjamin ist schon voller Vorfreude auf die diesjährige Feier im Elefantenhaus, zu der er viele Freunde eingeladen hat. Die letzten Vorbereitungen werden getroffen. Karla Kolumna kommt vorbei und bringt Weihnachtsmusik und Bratäpfel mit. Auch der Bürgermeister, Ottos Cousine Kiki und Brandrat Lichterloh sind zum Zoo-Weihnachtsfest eingeladen.

Jetzt erst stellen Benjamin und Otto erschrocken fest, dass sie gar nicht an einen Baum gedacht haben. Zum Glück trifft als nächstes Bibi Blocksberg ein, die einen Weihnachtsbaum herbeihext. Als letzter Gast kommt die Frau Stadträtin - in Begleitung einiger Kinder aus dem Kinderheim.

Benjamin stört allerdings eines - die Musik aus dem Kassettenrecorder. Viel schöner fände er es, wenn sie alle selbst zusammen musizieren würden. Gesagt, getan - Bibi hext Wärter Karls Gitarre, das Klavier des Bürgermeisters und Kikis Flöte herbei, Herr Tierlieb zückt sein Cello. Gemeinsam singen sie bekannte Weihnachtslieder und erzählen Geschichten ...

Ein elefantöses Weihnachtsfest


Die beste Weihnachtsfolge ist es sicher nicht, denn dazu gibt es zu wenig Handlung. Unterhaltsamer und vor allem reizvoller fürs wiederholte Hören sind definitiv die Folgen, in denen Benjamin als Kaufhaus-Weihnachtsmann arbeitet, zusammen mit Otto und Karla Kolumna den Weihnachtsmann und die Engel im Himmel besucht und in der Benjamin seinen Freund im Weihnachtsurlaub retten muss. Der Fokus liegt stattdessen eindeutig auf den Weihnachtsliedern, die Kinder durch diese Folge lernen und mitsingen können: "Vom Himmel hoch", "Ihr Kinderlein kommet", "O du fröhliche", "O Tannenbaum" (interessanterweise mit dem älteren Text "Wie treu sind deine Blätter" statt "wie grün"), "Morgen, Kinder, wirds was geben", "Stille Nacht, heilige Nacht" und "Alle Jahre wieder". Zudem werden von jedem Lied mehrere Strophen gesungen - manch ein Kind wird vorher nur die erste Strophe kennen.

Schön ist auch, dass Kinder darüber hinaus noch einiges lernen. Erklärt wird beispielsweise, was das Wort "Mär" aus dem Lied "Vom Himmel hoch" eigentlich bedeutet und wie es zu der Tradition kam, einen Weihnachtsbaum aufzustellen. Vor allem aber wird die Weihnachtsgeschichte erzählt, denn Benjamin möchte gern genau wissen, was es damit auf sich hat. Dieser religiöse Gehalt ist ungewöhnlich, denn sonst wird Gott aus der Benjamin-Blümchen-Reihe mehr oder weniger herausgehalten, zumal der Weihnachtsmann dort wirklich existiert. Die Geschichte um Christi Geburt nimmt zwar nur wenige Minuten in der Folge ein, trotzdem ist es bemerkenswert - aber nicht zu penetrant, denn es wird nicht groß darüber diskutiert, sondern nur festgestellt, dass jenes Ereignis damals den Ursprung zum Fest bildete, der Glaube selbst ist kein Thema, und damit ist die Folge auch für nicht-christliche Haushalte sicherlich geeignet. Diese Episode ist ideal für Kinder, die sich mit den Hintergründen um das Weihnachtsfest noch nicht gut auskennen, und auch für Erwachsene gibt es vielleicht die eine oder andere Neuigkeit dazu.

Die Folge plädiert deutlich dafür, Weihnachten in Kreise seiner Lieben auf traditionelle Weise zu feiern - mit gutem Essen, Musik und Geschichten. Geschenke gibt es auch, aber jeder steckt sein Geschenk in einen Sack, und später zieht jeder eins durch Zufall heraus - wichtiger, als den passenden Geschmack zu treffen, ist hier die Geste an sich. Humorvoll geht es dabei auch zu. Der Bürgermeister etwa reagiert nicht gerade begeistert, als Bibi Blocksberg, die ihn so oft schon geärgert hat, eintrifft - Karla Kolumna muss ihn energisch mit "Fest der Liebe!" daran erinnern, dass heute kein Tag für Streitigkeiten ist.

Ein bisschen unlogisch ist es, wer alles den Weihnachtsabend im Zoo und nicht bei seiner Familie verbringt, beispielsweise Otto, Bibi und der Bürgermeister. Es ist nicht gerade glaubwürdig, dass Ottos und Bibis Eltern alleine feiern, und vom Bürgermeister weiß man, dass er verheiratet ist und Kinder hat. Man kann sich zwar vielleicht denken, dass sie später zu ihrer Familie gehen und dort weiterfeiern, allerdings gibt es im Zoo auch ein großes Essen, und man fragt sich, ob das Familienessen dann ausfällt.

Fazit:

Eine durchaus schöne Weihnachtsfolge, die allerdings nicht an die anderen Weihnachtsgeschichten der Reihe heranreicht. Kinder erfahren einige Hintergründe über das Fest und lernen typische Lieder, auch die Atmosphäre ist generell gelungen. Zum wiederholten Hören ist diese Folge jedoch weniger geeignet, denn es geschieht recht wenig, und es kann langweilig sein, sie zu hören, wenn man alle Lieder und Hintergründe schon kennt.

Sprechernamen:

Benjamin Blümchen - Edgar Ott
Otto - Kai Primel
Herr Tierlieb - Hermann Wagner
Wärter Karl - Till Hagen
Karla Kolumna - Gisela Fritsch
Bibi Blocksberg - Susanna Bonaséwicz
Bürgermeister - Heinz Giese
Stadträtin - Maria Axt
Erzähler - Joachim Nottke

22. Dezember 2012

Fünf - Ursula Poznanski

Produktinfos:

Ausgabe: 2012
Seiten: 384
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* * * * *

Die Autorin:

Ursula Poznanski wurde 1968 in Wien geboren. Sie begann verschiedenste Studiengänge zu belegen, ehe sie sich für einen Werdegang als Medizinjournalistin entschied. Seit 2003 ist sie Kinder- und Jugendbuchautorin. Besonders erfolgreich war ihr erster Jugendthriller "Erebos", ebenso wie "Saeculum". www.ursula-poznanski.at

Inhalt:

Die Salzburger Kriminalkommissarin Beatrice Kaspary und ihr Kollege Florin Wenninger bekommen es mit einem außergewöhnlichen Mordfall zu tun: Auf einer Kuhweide wird zunächst die Leiche einer Frau gefunden. Merkwürdig sind die eintätowierten Ziffern auf ihren Fußsohlen, die sich schließlich als Koordinaten entpuppen - und beim entsprechenden Ziel stoßen die Ermittler auf einen Behälter mit einer abgetrennten männlichen Hand.

Zudem hat der Täter eine Botschaft hinterlassen: Ein Rätsel weist auf eine bisher unbekannte Person hin, aus deren Geburtsdaten die Ermittler neue Koordinaten errechnen sollen. Beim Ziel wird ein neuer Behälter auf sie warten - was sich auch bestätigt. Der Mörder spielt eine grausame Variante des Geocachings - einer Art modernen Schnitzeljagd per GPS, die inzwischen auch in Deutschland und Österreich ein beliebtes Hobby ist.

Nach kurzer Zeit sind sowohl die tote Frau als auch das männliche Opfer identifiziert, doch bei der Ermittlung hilft das kaum weiter. Niemand weiß etwas von einem gemeinsamen Bezug der beiden Personen, auch Verdächtige gibt es in ihrem Umfeld nicht. Auch der Zeuge, dessen Geburtsdaten auf die neuen Koordinaten hinweisen, wird aufgespürt und die grausamen Leichenfunde gehen weiter. Als der Zeuge kurz darauf spurlos verschwindet, ahnen Beatrice und Florin, dass er dem Täter in die Hände gefallen ist - und dass er nicht das letzte Opfer sein wird ...

Thanks For The Cache!


Wie man spannende Thriller schreibt, weiß Ursula Poszanski bereits seit ihrem Jugendroman "Saeculum". Während "Saeculum" in der Rollenspieler-Szene angesiedelt war, liefert hier das Geocaching die Folie für die mörderischen Ereignisse.

Die "Schätze" in den wetterfesten Dosen haben es allerdings in sich - Leichenteile eines Unbekannten, die fein säuberlich eingeschweißt wurden, um den Ermittlern ja erhalten zu bleiben. Zudem gibt es eine tote Frau, deren Rolle in diesem Verbrechen lange Zeit unklar ist. Warum wurden die Nachrichten des Täters in ihrer Handschrift geschrieben, warum befindet sich das Blut des zerstückelten Opfers auf ihrer Kleidung? War Nora Papenburg möglicherweise anfangs eine Komplizin des Mörders und wurde dann beseitigt oder war sie von Beginn an selbst ein Opfer? Die Befragungen ihres Umfelds bringen nur weitere rätselhafte Dinge zum Vorschein: Während einer fröhlichen Betriebsfeier in der Werbeagentur erhielt Nora auf ihrem Handy einen Anruf - kurz darauf verschwand sie. Der unbekannte Anrufer muss der Mörder gewesen sein, Schnappschüsse von der Feier haben zudem ihr entsetztes Gesicht während des Telefonats auf Fotos gebannt. Leider können weder ihr Mann noch die Kollegen etwas über den Anrufer sagen und es gibt keine Hinweise, woher sie ihn gekannt haben könnte.

Zusätzliche Spannung kommt durch zwei weitere Entwicklungen auf: Zum einen verschwindet der Mann, auf den das Rätsel in der Dose hingewiesen hat und man muss davon ausgehen, dass er ein weiteres Opfer geworden ist. Von nun an schweben natürlich auch die weiteren Personen in Gefahr, zu denen der Täter die Ermittler per Rätsel schickt. Einerseits sehen sich Beatrice und Florin gezwungen, den Rätseln zu folgen, um dem Täter in irgendeiner Form näher zu kommen, andererseits gibt es mit jedem neuen Zeugen ein weiteres potentielles Opfer. Zum anderen nimmt der Fall für Beatrice eine sehr persönliche Wende. Der Täter schreibt ihr nicht nur per Sms, er spielt auch auf ein schreckliches Erlebnis aus ihrer Vergangenheit an - ein Erlebnis, das außer ihr kaum jemand kennt. Diese direkte Kontaktaufnahme, wenn auch nur über Sms und ein nicht zuordbares Handy, scheint eine Chance zu sein, mehr über den Täter zu erfahren und weitere Hinweise zu erhalten - doch Beatrice muss auch fürchten, dass sie selbst als Opfer in Frage
kommt.

Wie in so vielen anderen Krimis und Thriller ist auch hier der Ermittler ein Mensch mit privaten Problemen. Beatrice muss fast täglich Kämpfe mit ihrem Ex-Ehemann ausfechten, immer wieder muss sie ihre beiden Kinder der Mutter in die Obhut geben. Dieses Thema nimmt zum Glück nicht überhand, schließlich soll die Kriminalhandlung im Vordergrund stehen, macht Beatrice Kaspary aber als Person greifbarer. Die Mängel fallen generell sehr klein aus: Das Ende ist ein bisschen klischeehaft gehalten, grundsätzlich handelt Beatrice manchmal ein bisschen zu eigenwillig und begibt sich unnötig in Gefahr. Die Dramatik im großen Finale ist zwar aufregend, aber auch ein bisschen dick aufgetragen und das Glück kommt hier Beatrice zu Hilfe. Sicher ist es auch Geschmackssache, ob ihre privaten Probleme mit Exmann und wenig Zeit für die Kinder den Leser interessieren, manch einer wünscht sich einen eher unbelasteten Ermittler.

Fazit:


Sehr kurzweiliger Thriller mit nur kleinen Schwächen. Insgesamt gelungene Ermittlerfiguren, eine originelle Handlung, die nicht nur Geocacher anspricht, ein schlüssiges Ende - wenn auch mit ein paar kleinen Mängeln, die es nicht ganz perfekt machen.

Kein Spaß ohne Hanni und Nanni - Enid Blyton

Produktinfos:

Ausgabe: 2005
Seiten: 160
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Die Autorin:

Enid Blyton, geboren 1897 und gestorben 1968, war eine der erfolgreichsten Kinderbuchautorinnen der Welt. Sie arbeitete zunächst als Lehrerin, begann aber schon früh mit dem Schreiben. 1922 erschien ihr erstes Buch, im Laufe ihres Lebens sollten es mehr als 700 Werke werden. Zu ihren bekanntesten Buchreihen gehören "Hanni und Nanni", "Die fünf Freunde", "Dolly" und "Geheimnis um".

Inhalt:

Wieder ist ein Schuljahr um und Hanni und Nanni sind eine Klasse aufgerückt. Diesmal bekommen sie vier neue Mitschülerinnen: Anne und Else wiederholen beide eine Klasse und Carla und Marianne kommen neu nach Lindenhof. Während die dickliche Anne sehr träge ist, ist Else vor allem boshaft. Dennoch werden die beiden als die Ältesten als Vertrauensschülerinnen eingesetzt - die Lehrerinnen hoffen, dass Anne dadurch etwas aktiver wird und Else mehr Kameradschaftlichkeit lernt.

Carla ist ein stilles, immer traurig wirkendes Mädchen, das bald den Spitznamen "Unglücksmädchen" trägt. Sie will mit niemandem über ihren Kummer sprechen und zieht sich zurück. Marianne dagegen ist aufmüpfig - sie wurde gegen ihren Willen ins Internat gesteckt und will Lehrern wie Mitschülerinnen das Leben schwer machen.

Durch Zufall erfährt Marianne, warum Carla immer so traurig ist. Sie nimmt dies als Ansporn, um sich endlich besser zu benehmen und die anderen kommen ihr dabei entgegen. Else allerdings nutzt jede Gelegenheit, um Zwietracht zu sähen und den Mädchen steht noch viel Ärger mit ihr bevor. Zudem sorgt der Bunte Abend für Aufregung, bei dem die Mädchen alle möglichen Aufführungen zu einem guten Zweck planen ...

Bewertung:


Im vierten Hanni-und-Nanni-Band sind es wieder einmal vor allem die neuen Mitschülerinnen, die für Furore sorgen - zunächst in negativer und später auch in positiver Weise.

Die vier neuen Mädchen könnten unterschiedlicher kaum sein: Die träge Anne, die keinen Finger zu viel rührt und sich am liebsten aus allem heraushält, die hinterhältige Else, die anderen ihre Beliebtheit neidet und ihre Position als Vertrauensschülerin ausnutzt, die stille, unscheinbare Carla, die sich am liebsten verkriecht und die aufbrausende Marianne, die anfangs mit Vorliebe den Unterricht stört und ihre Mitschülerinnen ärgert. Carla und Marianne haben unterschiedliche Beweggründe, warum sie sich in Lindenhof zu unglücklich fühlen: Carla hat nur noch ihre Mutter und diese liegt schwerkrank im Krankenhaus. Das Mädchen behält den Kummer lange für sich und niemand ahnt derweil etwas von dieser Last. Marianne dagegen hat mehrere kleinere Geschwister, die sie aber unterdrückt hat - im Internat soll sie lernen, Rücksicht auf ihre Mitmenschen zu nehmen.

Vor allem ahnt niemand, dass ausgerechnet diese beiden außergewöhnliche Talente besitzen. Marianne ist musisch sehr begabt und spielt hervorragend Geige und Klavier. Carla dagegen ist eine exzellente Schauspielerin und geht in den verschiedenen Rollen völlig auf. Doch es ist ein langer Weg, die anderen davon erfahren und bis sich für Marianne und Carla das Blatt zum Positiven blendet. Gerade Marianne braucht eine Weile, um zu lernen, wie man mit seinen Kameradinnen umgeht, ihr fehlt anfangs jegliches Fingerspitzengefühl und auch als sie ihr unleidliches Verhalten ablegt, tritt sie noch ein paar mal ins Fettnäpfchen mit ihrer ungestümen Art.

Junge Mädchen können eine Menge aus diesem Buch lernen. Es wird gezeigt, wie wichtig Zusammenhalt ist, dass man anderen ihren Kummer oft nicht ansieht und sie trotzdem große Probleme haben können, dass auch unscheinbare Personen große Begabungen in sich tragen können und man niemanden unterschätzen sollte und dass es sich manchmal lohnt, jemanden zu ermuntern, damit er über sich hinauswächst - so wie Anne, die nach und nach aus ihrer Rolle des trägen Mädchens herauskommt. Die intrigante Else dagegen wird für ihre Aktionen gehörig bestraft und muss auch einsehen, dass sie es sich im Leben selbst unnötig schwer macht. Der Band lässt sich zudem auch gut außer der Reihe lesen, man muss nicht die vorherigen Bücher der Serie kennen, auch wenn es hilfreich ist.

Spannung und Humor kommen dazu auch nicht zu kurz, Für den humoristischen Teil sorgt beispielsweise Elli, Hanni und Nannis affektierte Cousine. Im vorherigen Band schwärmte sie für die hübsche reiche Amerikanerin Sadie, die dann zurück in ihre Heimat kehrte, diesmal ist sie von der neuen Lehrerin Frau Quentin hingerissen. Frau Quentin ist eine junge, elegante Frau, die sich bemüht, den Mädchen mit ihrem süßen Auftreten und lieben Worten zu gefallen. Die meisten Schülerinnen finden Frau Quentin recht oberflächlich und reagieren genervt auf ihre Ansprachen wie "Liebes" oder "Schätzchen" - Elli dagegen blüht auf und sehnt jede Literaturstunde herbei, um ihre Lehrerin zu beeindrucken und trägt die gleiche Frisur wie sie.

Die Schwächen fallen gering aus. Etwas ungelenk ist eine Stelle der Übersetzung, an der Carla zunächst Marianne bittet, keinem von ihrem Geheimnis zu erzählen - und Marianne kurz darauf zu Hilda sagt, Carla habe sie gebeten, es nicht der ganzen Klasse zu erzählen. Daraufhin meint Hilda logischerweise, Marianne dürfe es demnach zumindest einzelnen Mädchen erzählen, solange es eben nicht die ganze Klasse erfährt - und offenbar glaubt Marianne das auch, obwohl es ihr anders gesagt wurde. Etwas seltsam ist zudem die Stelle, an der Marianne zugibt, sie habe das, was Carla ihr anvertraut hat, schlicht vergessen - das ist beim Inhalt des Erzählten sehr unwahrscheinlich. Zwar soll damit gezeigt werden, dass Marianne anfangs noch unsensibel ist, trotzdem ist das etwas ungeschickt und unrealistisch inszeniert. Nicht ganz glaubhaft ist auch das heimliche Mitternachtsfest, das ausgerechnet das Mädchen verschläft, das nicht eingeladen ist. Sie hört weder, dass ihre Zimmerkameradinnen sich anziehen und hinausschleichen noch dass sie Stunden später wiederkommen und wacht auch zwischendrin nie auf, das ist schon ein wenig zurechtgebogen, fester Schlaf hin oder her.

Fazit:


Guter Band der Hanni-und-Nanni-Reihe mit vielen kindgerechten Lehren, unterhaltsam aufbereitet. Es gibt kleine Schwächen, aber insgesamt dennoch wenig zu bemängeln.

14. Dezember 2012

Was du nicht weißt - Claus Beling

Produktinfos:

Ausgabe: 2012
Seiten: 320
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Herzlichen Dank an den Lübbe-Verlag und Blogg dein Buch zum Bereitstellen des Rezensionsexemplars.

Der Autor:

Claus Beling, Jahrgang 1949, war viele Jahre lang der Unterhaltungschef des ZDF und kreierte beispielsweise die Rosamunde-Pilcher-Reihe. Er veröffentlichte bereits Sachbücher wie den Reiseführer "Bezauberndes Cornwall".

Inhalt:

Gleich zwei Frauenmorde hintereinander erschüttern die friedliche Kanalinsel Jersey. Erst wird die Leiche einer polnischen Frau im Kofferraum eines Autos gefunden, dann entdeckt die Teehändlerin Emily Bloom die Leiche einer guten Bekannten, der jungen Debbie Farrow. Tief betroffen von deren Tod will Emily alles in ihrer Macht Stehende tun, um bei der Aufklärung zu helfen.

Bald stellt die Polizei fest, dass der gleiche Unbekannte Fingerabdrücke bei beiden Opfern hinterließ - doch ansonsten sind die Zusammenhänge der Morde unklar. Offenbar hat Debbie Hinweise gefunden, dass der Tod ihres kleinen Sohnes vor knapp einem Jahr nicht mit rechten Dingen zuging. Pikanterweise sind sowohl Debbies Vater als auch der Vater ihres verstorbenen Kindes unbekannt. Emily und ihr Schwager, der Chef de Police, ahnen bald, dass sie tief in der Vergangenheit der Inselbewohner forschen müssen - und dass mehrere Einwohner einige düstere Geheimnisse hegen.

Emily kommt bei ihren Nachforschungen ihr "absolutes Gedächtnis" zu Hilfe - ohne es zu wollen, kann sie sich an alles aus ihrem Leben detailgenau erinnern und so auch an zahlreiche Gespräche mit Debbie und anderen Beteiligten. Das sorgt allerdings auch dafür, dass sie selbst in Gefahr gerät ...

Bewertung:

Claus Beling ist bislang vor allem als langjähriger Unterhaltungschef des ZDF bekannt, auch als Sachbuchautor trat er schon in Erscheinung - nun ist er auch unter die Krimiautoren gegangen und das mit durchaus sehr lesenswerten Ergebnis.

In vielerlei Hinsicht ist der erste Band um Emily Bloom und Harold Conway sehr traditionell - ein scheinbar friedliches Setting, hinter dessen Fassade sich dunkle Geheimnisse verbergen, eine liebenswerte Amateurdetektivin mittleren Alters und ein Blick hinter komplizierte Beziehungsgeflechte mehrerer Familien. Außergewöhnlich ist allerdings Emilys Fähigkeit, ihr "absolutes Gedächtnis" - Segen und Fluch zugleich, wie der ähnlich beschenkte TV-Detektiv Monk wohl sagen würde. Zwölf Jahre ist es her, dass Emily die Diagnose gestellt bekam und seither damit leben muss, dass sich jeder Tag unauslöschlich in ihr Gedächtnis einbrennt. Glücklich ist sie darüber selten, denn schließlich bringt es diese Gabe auch zwangsläufig mit sich, dass schmerzhafte Erinnerungen stets so präsent wie am ersten Tag sind - so etwa der Unfalltod von Emilys Eltern, den sie als Siebzehnjährige hautnah miterlebte.

Zwölf Jahre sind nicht nur seit der Diagnose vergangen, sondern auch seit Emilys Ehemann Richard verschwand. Alles deutete darauf hin, dass er sie verlassen hat, doch dann wurde sein leeres Boot auf dem Meer gefunden - blutverschmiert und ohne weitere Spur von Richard. Auch dies ist eine Erinnerung, mit der Emily leben muss. Trotzdem hat sich die sympathische Frau nicht aufgegeben. Ihr erwachsener Sohn macht gerade den Facharzt, sie selbst lebt alleine und führt mit viel Herz ihr Teegeschäft, das eine Institution auf der Insel ist. Der Tod ihrer Bekannten Debbie trifft sie schwer - noch mehr allerdings, als sie feststellt, dass ihre eigene Vergangenheit enger mit Debbie verknüpft ist, als sie bisher ahnte. Die Nachforschungen zu Debbies Ermordung führen Emily zu ihrem Entsetzen immer näher zu Menschen, die sie gut kennt - oder zu kennen glaubte.

Der Roman hat durchaus eine gewisse Komplexität, nicht zuletzt wegen der nicht unwichtigen Nebenfiguren. Da ist beispielsweise Constance, Debbies jüngere Schwester, die nach Debbies Tod auf die Insel zurückkehrt und plötzlich unter Verdacht gerät. Da ist der charmante Pferdezüchter Frank Guiton, der gerade eine Beziehung zu Debbie aufbaute und in den sich eine junge Polizistin zu verlieben droht. Eine wichtige Rolle spielt auch der Chef de Police Harold Conway, zufällig Emilys Schwager. Das Verhältnis der beiden zueinander war schon während seiner Ehe mit Emilys Schwester nicht gerade rosig; nach der Scheidung sind sich die beiden erst recht nicht grün - und dass sich ausgerechnet Emily in die Ermittlungen einmischt, gefällt dem aufbrausenden Harold Conway gar nicht. Allerdings zeigt sich mit der Zeit, dass sich hinter der bärbeißigen Fassade doch auch liebenswerte Züge verstecken und der knurrige Conway entwickelt sich zu einer durchaus sympathischen Figur.

Auch die Handlungsverwicklungen sind komplex. Emilys Recherchen führen sie zurück bis in die Zeit, in der Debbies inzwischen verstorbene Mutter ein junges Mädchen war. Auch Debbies Vergangenheit wird durchleuchtet und schließlich erhält Emily auch auf ihre eigene Vergangenheit einen neuen Blick. Langeweile kommt nicht auf, dafür ist die Handlung zu dicht gefüllt mit düsteren Geheimnissen, die erst nach und nach an die Oberfläche kommen. Der Autor kennt das Setting seines Romans offenbar gut und versteht es daher, dem Leser die friedvolle Schönheit der Kanalinsel Jersey vor Augen zu führen und neugierig auf diesen sonnigen Flecken im Ärmelkanal zu machen. Weiterhin positiv ist der sehr flüssige Stil, der flott und souverän die Ereignisse erzählt.

Ohne kleine Schwächen kommt der Krimi allerdings nicht aus. Sicher wäre manch einem Leser lieber, die Hauptfigur wäre gerade jemand ohne besondere Fähigkeit, die ihr bei den Ermittlungen zugute kommt - das allein ist allerdings Geschmackssache. Etwas störend ist jedoch die Stelle, an der Emily ausgerechnet eine wichtige Erinnerung nicht einfallen will, denn das wiederum wirkt leicht konstruiert. Das Ende ist ein bisschen klischeehaft, vor allem ist es etwas simpel gelöst, dass Emily sehr viele Informationen allein durch heimliches Lauschen erhält und damit auf dem Silberteller serviert bekommt - hier wäre aus Sicht des erfahrenen Krimilesers eine Prise mehr Raffinesse wünschenswert.

Fazit:

Ein lesenswerter Krimi, der Lust auf die weiteren Bände der Reihe macht. Eine sympathische Protagonistin und weitere gelungene Charaktere, ein schönes Setting und eine kurzweilige Handlung machen den Roman zu einer unterhaltsamen Lektüre. Die kleinen Schwächen fallen nicht stark ins Gewicht - Emily Bloom darf gerne bald erneut ermitteln.

8. Dezember 2012

Hanni und Nanni in neuen Abenteuern (3) - Enid Blyton

Produktinfos:

Ausgabe: 2005
Seiten: 160
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Die Autorin:

Enid Blyton, geboren 1897 und gestorben 1968, war eine der erfolgreichsten Kinderbuchautorinnen der Welt. Sie arbeitete zunächst als Lehrerin, begann aber schon früh mit dem Schreiben. 1922 erschien ihr erstes Buch, im Laufe ihres Lebens sollten es mehr als 700 Werke werden. Zu ihren bekanntesten Buchreihen gehören "Hanni und Nanni", "Die fünf Freunde", "Dolly" und "Geheimnis um".

Inhalt:

Hanni und Nanni kehren nach den Ferien wieder ins Internat Lindenhof zurück, allerdings aus Krankheitsgründen eine Woche später. Diesmal gibt es gleich fünf neue Mädchen in ihrer Klasse: Carlotta, Bobby, Helene, Petra und Sadie.

Die Zwillinge und ihre Freundinnen schließen die wilde Halb-Spanierin Carlotta schnell ins Herz. Carlotta ist zwar sehr temperamentvoll und hält nicht viel vom Lernen, aber sie ist ein liebenswertes Mädchen und grundehrlich. Auch Bobby ist sofort in der Clique willkommen. Sie ist nicht nur lustig und verlässlich, sondern liebt es auch, den Lehrerinnen witzige Streiche zu spielen, an denen alle Mädchen Spaß haben. Petra ist ein Jahr jünger, da sie eine Klasse übersprungen hat. Sie lernt viel, ist still und schüchtern. Helene mögen die Mädchen nicht - sie erscheint ihnen hinterhältig. Elli, die Cousine der Zwillinge, ist sofort begeistert von der schönen verwöhnten Amerikanerin Sadie und die zwei reden nur über Mode, Frisuren und Filmstars.

Die Neuen sorgen für einige Turbulenzen im Internat. Bobbys Streiche bringen sie immer wieder zum Lachen und es gibt die üblichen Mitternachtspartys. Zudem ahnen die Mädchen, dass Carlotta irgendein Geheimnis verbirgt, über das sie nicht sprechen darf. Allerdings passieren auch unangenehme Dinge in Lindenhof - und schließlich gibt es sogar eine Entführung ...

Bewertung:

Der dritte Band um die lustigen Sullivan-Zwillinge in Lindenhof vereint nicht nur alle Stärken der Reihe, sondern gehört auch zu den besten Bänden. Gleich fünf neue Mitschülerinnen sorgen natürlich mächtig für Trubel und jeder der neuen Charaktere ist für sich interessant.

Absolute Sympathieträger sind Bobby und Carlotta, die auch in den weiteren Bänden erhalten bleiben. Bobby heißt eigentlich Roberta, aber so will sie nicht genannt werden. Sie ist ein sehr lustiges Mädchen, das ein großes Talent dafür hat, andere zu imitieren und immer wieder den Unterricht mit originellen Streichen auflockert. Carlotta ist ebenso sympathisch - zwar ein bisschen wild und schnell aufbrausend, aber immer für ihre Freunde da. Die Mädchen registrieren überrascht, dass Carlotta eine extrem gute Artistin ist und im Sportunterricht weit die Nase vorn hat. Zudem hat sie eine geheimnisvolle Herkunft, die später noch eine große Rolle spielt. Elli, die Cousine der Zwillinge, ist an sich nicht unsympathisch, noch weniger die reiche Sadie. Allerdings stechen sie mit ihren Interessen an Frisuren und Mode heraus und haben mit den restlichen Mädchen nicht gerade viel gemeinsam.

Helene und Petra sorgen für den ernsten Teil der Handlung: Helene ist falsch und ständig neidisch auf andere - sei es auf bessere Noten, da sie trotz aller Bemühungen nicht gerade zu den Besten zählt, oder wegen ihrer Beliebtheit, so wie Bobby und Carlotta, die genauso neu ist sind sie und trotzdem im Gegensatz zu ihr gleich Freundinnen um sich scharen. Die kleine, stille Petra ist ein liebes Mädchen, aber sie macht sich großen Druck, um ihre Leistungen auch in der höheren Klasse zu bestätigen. Helene sieht in ihr ein leichtes Opfer und spannt sie für ihre hinterhältigen Pläne ein - und Petra ist zu ängstlich, um zu widersprechen und möchte ihre scheinbar einzige Freundin Helene nicht verlieren.

Die Handlung ist in vielerlei Hinsichten lehrreich - es geht um Zusammenhalt unter Mitschülerinnen, um Ehrlichkeit, um Freundschaft ohne Rücksicht auf die Herkunft, um Toleranz und das Eingestehenden von Fehlern. Anders als sonst oft bei Enid Blyton gibt es nicht nur Schwarz-Weiß-Malerei - Helene mag beispielsweise zwar ein recht einseitiger Charakter sein, aber es wird nicht ausgeschlossen, dass sie sich in Zukunft bessern wird; ebenso muss sich am Ende die beliebte Bobby eingestehen, dass sie auch eine große Schwäche hat, an der sie arbeiten muss; und die kleine Petra ist der typische Mitläufer, der sich nur aus Angst und Scham so lange unterdrücken lässt und dabei Helenes Taten gar nicht gut heißt.

Darüber hinaus gibt es viel zu lachen, vor allem dank Bobbys Streiche. Sie kennt wunderbare Methoden, um den Unterricht kurzweiliger zu gestalten und ihr komödiantisches Talent tut das Übrige dazu. Besonders lustig sind die Auseinandersetzungen mit der Französischlehrerin "Mamsell", die in ihrem Temperament Carlotta in nichts nachsteht, was zu feurigen Diskussionen führt. Zum Schluss gibt es mit der Entführung sogar noch einen kriminalistischen Einschlag, was eher untypisch für die Reihe ist - an sich hätte es diese Episode nicht gebraucht, da der Band ohnehin voller unterhaltsamer Geschehnisse ist. Doch die Entführung passiert nicht willkürlich, sondern passt in mehrfacher Hinsicht zu vorherigen Ereignissen. Allerdings ist die Szene davor ein bisschen sehr konstruiert - wie wahrscheinlich ist es schon, dass man bei einem Auftrag, einen Brief jemanden zu übergeben, nicht nachfragt, wem man ihn den überhaupt geben soll und auch nicht auf den Umschlag schaut, weil man auch ohne dies glaubt, den Adressaten zu wissen - und das soll dann gleich zwei Mädchen passieren. Da hätte sich Enid Blyton schon eine bessere Lösung einfallen lassen können, um den Brief bei der falschen Person landen zu lassen.

Fazit:

Einer der besten Bände der Reihe, da er sich nicht nur wie üblich leicht lesen lässt, sondern auch viele lehrreiche Themen anschneidet, interessante Charaktere einführt und viele witzige Momente präsentiert.