17. November 2012

Sherlock Holmes - Das Haus bei den Blutbuchen

Produktinfos:

Ausgabe: 2003
Label: Maritim-Verlag
Länge: ca. 63 Minuten
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Der Autor:

Sir Arthur Conan Doyle, geboren 1859 in Edinburgh und gestorben 1930 in Sussex, ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten britischen Schriftsteller. Er studierte zunächst Medizin und praktizierte als Arzt, ehe ihm 1887 der literarische Durchbruch mit "Eine Studie in Scharlachrot" gelang. Seine Figur Sherlock Holmes wurde zum berühmtesten aller Detektive. Es folgten zahlreiche weitere Erzählungen und Romane wie "Der Hund von Baskerville" und "Das Tal der Angst". Daneben verfasste er auch noch andere, weniger populäre Erzählungen und befasste sich stark mit Okkultismus.

Inhalt:


Holmes ist unzufrieden, weil ihm schon länger kein anspruchsvoller Fall angeboten wurde. Auch der Besuch der neuen Klientin Miss Violett Hunter verbessert seine Laune nicht: Miss Hunter hat ein ungewöhnliches Angebot als Gouvernante bekommen und sucht Rat bei Holmes, ob sie es annehmen soll.

Der wohlhabende Mr. Rucastle will sie für die hohe Summe von 100 Pfund im Jahr als Gouvernante für seinen kleinen Sohn Philipp einstellen. Miss Hunter irritiert nicht nur die Bezahlung, sondern auch, dass Mr. Rucastle sie offenbar allein nach ihrem Bild in der Kartei der Agentur einstellte und keine weiteren Auskünfte einholte. Vor allem aber muss sie für die Anstellung ihr langes, wunderschönes Haar radikal abschneiden - ohne dass eine Begründung genannt wird.

Holmes sieht keinen Grund für Misstrauen und rät Miss Hunter, die Stelle anzutreten. Dr. Watson versichert ihr, dass sie sich bei Problemen jederzeit an Holmes wenden kann. Die junge Dame schert ihre Haare und fährt zum Anwesen Villa Blutbuchen. Kurz darauf trifft ein Telegramm bei Holmes und Watson ein - Miss Hunter bittet sie dringend um Hilfe, da sich merkwürdige Dinge in der Villa ereignen. Wer ist der Fremde, der Miss Hunter vom Anwesen aus zu beobachten scheint? Was stimmt nicht mit dem Jungen, der so gerne Tiere quält? Warum ist Mr Rucastle so erpicht darauf, dass Miss Hunter keine Neugierde zeigt und was verbirgt der schweigsame Diener Toller ...?

Bewertung:


Hörspielumsetzungen zu Sherlock Holmes gibt es auch im deutschen Raum viele - die Maritim-Produktionen gehören dabei sicherlich zu den besten. Mehr als 60 Folgen umfasst mittlerweile die Serie um den berühmten englischen Meisterdetektiv. Die Adaption der Erzählung "Das Haus bei den Blutbuchen" liefert direkt einen sehr gelungenen Einstieg in die Reihe.

Der Fall mag harmlos beginnen, aber das macht ihn umso interessanter. Die Forderung des Arbeitgebers, dass sich Miss Hutton ihre üppige Haarpracht abschneiden lässt, ist natürlich sehr eigenartig und man kann sich lange Zeit keinen Reim darauf machen. Miss Hunter macht einen recht sympathischen Eindruck und man kann den Zwiespalt der jungen Dame gut verstehen - einerseits ist sie als mittellose Waise dringend auf eine gute Arbeit angewiesen und die Agentur will sie nicht weiter vermitteln, wenn sie Mr. Rucastles Angebot ausschlägt. Andererseits ist nachvollziehbar, dass sie die Forderung nach dem Haarschnitt befremdet und dass sie ungern zu einem Arbeitgeber zieht, der so seltsame, unbegründete Bedingungen stellt.

Die Atmosphäre in der Villa wird gut eingefangen: Es passiert zwar nichts Dramatisches zunächst, aber die vielen Kleinigkeiten summieren sich zu einem unangenehmen Gefühl. Auf die Frage nach dem Grund für den Haarschnitt gibt es keine Antwort, der Junge beachtet die neue Gouvernante überhaupt nicht, sondern ist ganz darin vertieft, einen Käfer zu töten, der Diener Toller lässt nachts einen scharfen Bluthund über das Anwesen laufen, der nur ihm gehorcht, mit dem Ehepaar Rucastle kann Miss Hunter nicht wirklich warm werden und ein Unbekannter starrt aus dem Garten zum Fenster hinauf. Alles keine Gründe, um sofort zu verschwinden, aber um Miss Hunter zu verunsichern und Holmes erneut um Beistand zu bitten. Die Auflösung ist logisch, der Hörer erahnt sie vielleicht auch bereits schon vor Holmes' Erläuterungen, aber zu offensichtlich ist sie nicht. Schade ist allerdings, dass Mrs. Rucastle und ihr Sohn eine weitaus kleinere Rolle im Hörspiel einnehmen als es anfangs den Anschein hat.

Bei der Darstellung von Sherlock Holmes fällt auf, dass er anfangs durchaus ein bisschen arrogant erscheint. Es stört ihn sehr, dass ihn die Leute mit seiner Meinung nach zu simplen Problemen belästigen, etwa verschwundenen Juwelen oder Erbschaftsstreitigkeiten - Holmes will herausfordernde, mysteriöse Fälle. Auch Miss Hunter bekommt zunächst zu spüren, dass ihre Bedenken dem großen Detektiv überflüssig vorkommen und Dr. Watson bemerkt hinterher vorwurfsvoll, dass er ruhig etwas sensibler hätte auftreten können. Watson, der auch als Erzähler fungiert, erwähnt auch, dass sein Freund und Mitbewohner einen schwierigen Charakter hat - und das merkt man in diesem Hörspiel. Beim Eintreffen von Miss Hunters Brief fürchtet Holmes auch, dass er langweilige Dinge zu lesen bekommt - doch stattdessen wird nun endlich sein Interesse geweckt. Holmes wird aktiv und das manchmal ein bisschen mehr als Dr. Watson lieb ist - statt sich nach der Ankunft im Hotel ein bisschen auszuruhen oder abends das Essen zu genießen, ist Holmes ständig auf dem Sprung und umso besorgter um Miss Hunters Sicherheit. Am Ende gesteht Holmes schließlich ein, dass er sich in seiner Einschätzung zum Fall geirrt hat und das macht ihn dann umso sympathischer.

Christian Rode, bekannt aus zahlreichen Auftritten in Serien wie Die Drei Fragezeichen oder Masters of the Universe und als Sprecher für Christopher Lee, lässt Holmes zwar bereits ein bisschen älter klingen, trotzdem ist Holmes hier ein durchaus agiler Mann, der Dr. Watson reichlich auf Trab hält. Watson wird überzeugend von Peter Groeger gesprochen. Überzeugend ist auch Kerstin Draeger als Miss Hunter, die etwa bei Regina Regenbogen, den Drei Fragezeichen, TKKG und Tom und Locke sprach und nicht zu vergessen Wolf Rahtjen als Mr. Rucastle in seiner letzten Rolle.

Fazit:


Von einer Kleinigkeit abgesehen ein sehr überzeugendes Hörspiel, das neugierig auf die weiteren Folgen dieser Holmes-Reihe macht. Gute Sprecher, eine kurzweilige Handlung und eine gelungene Darstellung der beiden Hauptcharaktere zeichnen das Hörspiel aus.

Sprechernamen:

Sherlock Holmes - Christian Rode
Dr. Watson - Peter Groeger
Miss Violett Hunter - Kerstin Draeger
Mr. Charles Rucastle - Wolf Rathjen
Mrs. Henriette Rucastle - Hannelore Minkus
Alice - Karin Eckhold
Alex Fowler - Nicolas Böll
Mr. Toller - Claus Wilcke
Wirtin - Sabine Hahn
Kutscher - Frank Straass

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