25. November 2012

Bibi und Tina - Falsches Spiel mit Alex

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Inhalt:

Bibi, Tina und Alex reiten zusammen aus. Tina ist zunächst sehr guter Laune, denn Alex hat ihr Rosen geschenkt. Dann aber hat er eine unangenehme Nachricht für sie: Sein Vater bekommt Besuch von einer gräflichen Bekannten, und Alex muss für die Zeit des Besuchs im Schloss Gesellschaft leisten. Übermorgen steht allerdings der Nachwuchswettbewerb im Distanzreiten mit Bibi und Tina an, auf den sie sich schon seit Wochen freuen - und Alex weiß noch nicht, ob er wie geplant teilnehmen kann oder im Schloss bleiben muss.

Kurz darauf prescht ein junges Mädchen auf einer Araberstute vorbei. Neugierig holen die Freunde sie ein. Überraschend stellt sich heraus, dass es sich bei der netten Fremden um Elisabeth von Turm handelt - den angekündigten gräflichen Besuch, denn Elisabeth vertritt ihre Mutter. Bibi und Tina sind erst mal erleichtert, denn nun scheint Alex' Teilnahme am Distanzreiten gesichert - Elisabeth wird ja ganz sicher Verständnis dafür haben.

Beim gemeinsamen Abendessen erfahren sie, dass auch Bella plant, beim Distanzreiten mitzumachen. Allerdings wusste sie nicht, dass man nur in einem Team teilnehmen darf - und da Teams nur aus maximal drei Personen bestehen dürfen, kann sie auch nicht bei Bibi, Tina und Alex mitmachen. Elisabeth gibt sich aber nicht geschlagen - sie versucht um jeden Preis zu erreichen, dass Alex mit ihr zusammen reitet, und sorgt damit bei Tina für erhebliche Eifersucht ...

Bewertung:

Und wieder einmal eine Eifersuchtsfolge - bei Tina ist es nichts Neues, dass sie ziemlich besitzergreifend auf ihren Alex reagiert und dazu noch oft mimosenhaft agiert. Dementsprechend gab es schon so einige Folgen, die sich um Streit mit Alex und Eifersucht drehten, und diese hier offenbart nicht viel Neues. Trotz dessen ist sie durchaus unterhaltsam.

Tinas Verhalten ist diesmal recht nachvollziehbar. Zunächst findet sie Elisabeth sehr sympathisch, doch beim Abendessen macht der Graf eine Bemerkung, dass er sich Elisabeth als künftige Schlossherrin - ergo als Alexanders Ehefrau - vorstellen könnte -, und Tina reagiert geschockt. Alex beruhigt sie zwar später, doch der Zweifel nagt an ihr. Elisabeth kommt nicht nur aus ebenbürtigen Kreisen, was dem Grafen nicht unwichtig ist, sie sieht eben auch gut aus und ist eine hervorragende Reiterin - und Tina schmeckt es gar nicht, dass Elisabeth jetzt die nächste Zeit im Schloss wohnt und viel mit Alex unternehmen wird. Elisabeth wiederum ist nicht so nett, wie es anfangs scheint, sie intrigiert geschickt, und der in der Hinsicht etwas naive Alex ist ein willkommener Spielball. Das Hörspiel demonstriert Kindern, dass sich so eine Hinterhältigkeit leicht rächt - aber auch Fairplay in Wettbewerben und Rücksicht auf Tiere werden angesprochen. Das Ende wirkt vielleicht ein bisschen konstruiert, aber für die jüngsten Hörer geht das schon in Ordnung. Das dramatische Finale kommt ein bisschen zu kurz, die spannenden Momente hätte man ruhig noch etwas effektiver in Szene setzen können. Ein bisschen nervig ist die ewig gestrige Art von Graf Falkenstein, der mehrmals betont, dass Elisabeth ja adelig ist und generell sehr auf der Adelsabstammung herumreitet - hört man ihm zu, kann man kaum glauben, dass der Adel bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert abgeschafft ist, und Kinder bekommen da schnell ein falsches Bild. Alles in allem ist die Folge aber kurzweilig. Die Episode sticht unter den besten Bibi-und-Tina-Folgen nun nicht gerade heraus. liegt aber auf jeden Fall über dem Durchschnitt.

Eine ungewohnt unpassende Besetzung wurde mit Elisabeths Sprecherin Ina Gercke getroffen. Ihre Stimme ist extrem jungenhaft und könnte ohne Weiteres die Stimme eines etwa vierzehnjährigen Jungen sein. Ansonsten spricht sie soweit sehr überzeugend und authentisch, aber dieser Eindruck stört die ganze Zeit über ein bisschen. Davon abgesehen ist die Rolle der Elisabeth durchaus interessant, und ein erneutes Auftauchen in späteren Folgen wäre zu begrüßen. Der sehr populäre Synchronsprecher Lutz Riedel ist hier wieder einmal in der sympathischen Nebenrolle als Friedhelm von Strauch zu hören. Er synchronisierte zahlreiche Hollywoodstars, von Timothy Dalton bis zu Richard Gere, fungiert als Sprecher diverser Horror-Hörbücher und wurde nicht zuletzt als Jan Tanner in der gleichnamigen Hörspielreihe berühmt.

Fazit:

Eine gelungene Folge aus der Bibi-und-Tina-Serie, die zwar ein altbekanntes Thema aufgreift, dieses aber sehr solide und kurzweilig umsetzt. Die Geschichte ist kindgerecht lehrreich, zeitweise witzig, und die Sprecher sind sehr gut - sieht man davon ab, dass Elisabeths Sprecherin eine sehr jungenhafte Stimme hat.

Sprechernamen:


Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Tina Martin: D. Hugo
Alexander v. Falkenstein: S. Hasper
Graf v. Falkenstein: E. Prüter
Elisabeth v. Thurm: I. Gercke
Friedhelm v. Strauch: L. Riedel
Erzähler: G. Schoß

17. November 2012

Sherlock Holmes - Das Haus bei den Blutbuchen

Produktinfos:

Ausgabe: 2003
Label: Maritim-Verlag
Länge: ca. 63 Minuten
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Der Autor:

Sir Arthur Conan Doyle, geboren 1859 in Edinburgh und gestorben 1930 in Sussex, ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten britischen Schriftsteller. Er studierte zunächst Medizin und praktizierte als Arzt, ehe ihm 1887 der literarische Durchbruch mit "Eine Studie in Scharlachrot" gelang. Seine Figur Sherlock Holmes wurde zum berühmtesten aller Detektive. Es folgten zahlreiche weitere Erzählungen und Romane wie "Der Hund von Baskerville" und "Das Tal der Angst". Daneben verfasste er auch noch andere, weniger populäre Erzählungen und befasste sich stark mit Okkultismus.

Inhalt:


Holmes ist unzufrieden, weil ihm schon länger kein anspruchsvoller Fall angeboten wurde. Auch der Besuch der neuen Klientin Miss Violett Hunter verbessert seine Laune nicht: Miss Hunter hat ein ungewöhnliches Angebot als Gouvernante bekommen und sucht Rat bei Holmes, ob sie es annehmen soll.

Der wohlhabende Mr. Rucastle will sie für die hohe Summe von 100 Pfund im Jahr als Gouvernante für seinen kleinen Sohn Philipp einstellen. Miss Hunter irritiert nicht nur die Bezahlung, sondern auch, dass Mr. Rucastle sie offenbar allein nach ihrem Bild in der Kartei der Agentur einstellte und keine weiteren Auskünfte einholte. Vor allem aber muss sie für die Anstellung ihr langes, wunderschönes Haar radikal abschneiden - ohne dass eine Begründung genannt wird.

Holmes sieht keinen Grund für Misstrauen und rät Miss Hunter, die Stelle anzutreten. Dr. Watson versichert ihr, dass sie sich bei Problemen jederzeit an Holmes wenden kann. Die junge Dame schert ihre Haare und fährt zum Anwesen Villa Blutbuchen. Kurz darauf trifft ein Telegramm bei Holmes und Watson ein - Miss Hunter bittet sie dringend um Hilfe, da sich merkwürdige Dinge in der Villa ereignen. Wer ist der Fremde, der Miss Hunter vom Anwesen aus zu beobachten scheint? Was stimmt nicht mit dem Jungen, der so gerne Tiere quält? Warum ist Mr Rucastle so erpicht darauf, dass Miss Hunter keine Neugierde zeigt und was verbirgt der schweigsame Diener Toller ...?

Bewertung:


Hörspielumsetzungen zu Sherlock Holmes gibt es auch im deutschen Raum viele - die Maritim-Produktionen gehören dabei sicherlich zu den besten. Mehr als 60 Folgen umfasst mittlerweile die Serie um den berühmten englischen Meisterdetektiv. Die Adaption der Erzählung "Das Haus bei den Blutbuchen" liefert direkt einen sehr gelungenen Einstieg in die Reihe.

Der Fall mag harmlos beginnen, aber das macht ihn umso interessanter. Die Forderung des Arbeitgebers, dass sich Miss Hutton ihre üppige Haarpracht abschneiden lässt, ist natürlich sehr eigenartig und man kann sich lange Zeit keinen Reim darauf machen. Miss Hunter macht einen recht sympathischen Eindruck und man kann den Zwiespalt der jungen Dame gut verstehen - einerseits ist sie als mittellose Waise dringend auf eine gute Arbeit angewiesen und die Agentur will sie nicht weiter vermitteln, wenn sie Mr. Rucastles Angebot ausschlägt. Andererseits ist nachvollziehbar, dass sie die Forderung nach dem Haarschnitt befremdet und dass sie ungern zu einem Arbeitgeber zieht, der so seltsame, unbegründete Bedingungen stellt.

Die Atmosphäre in der Villa wird gut eingefangen: Es passiert zwar nichts Dramatisches zunächst, aber die vielen Kleinigkeiten summieren sich zu einem unangenehmen Gefühl. Auf die Frage nach dem Grund für den Haarschnitt gibt es keine Antwort, der Junge beachtet die neue Gouvernante überhaupt nicht, sondern ist ganz darin vertieft, einen Käfer zu töten, der Diener Toller lässt nachts einen scharfen Bluthund über das Anwesen laufen, der nur ihm gehorcht, mit dem Ehepaar Rucastle kann Miss Hunter nicht wirklich warm werden und ein Unbekannter starrt aus dem Garten zum Fenster hinauf. Alles keine Gründe, um sofort zu verschwinden, aber um Miss Hunter zu verunsichern und Holmes erneut um Beistand zu bitten. Die Auflösung ist logisch, der Hörer erahnt sie vielleicht auch bereits schon vor Holmes' Erläuterungen, aber zu offensichtlich ist sie nicht. Schade ist allerdings, dass Mrs. Rucastle und ihr Sohn eine weitaus kleinere Rolle im Hörspiel einnehmen als es anfangs den Anschein hat.

Bei der Darstellung von Sherlock Holmes fällt auf, dass er anfangs durchaus ein bisschen arrogant erscheint. Es stört ihn sehr, dass ihn die Leute mit seiner Meinung nach zu simplen Problemen belästigen, etwa verschwundenen Juwelen oder Erbschaftsstreitigkeiten - Holmes will herausfordernde, mysteriöse Fälle. Auch Miss Hunter bekommt zunächst zu spüren, dass ihre Bedenken dem großen Detektiv überflüssig vorkommen und Dr. Watson bemerkt hinterher vorwurfsvoll, dass er ruhig etwas sensibler hätte auftreten können. Watson, der auch als Erzähler fungiert, erwähnt auch, dass sein Freund und Mitbewohner einen schwierigen Charakter hat - und das merkt man in diesem Hörspiel. Beim Eintreffen von Miss Hunters Brief fürchtet Holmes auch, dass er langweilige Dinge zu lesen bekommt - doch stattdessen wird nun endlich sein Interesse geweckt. Holmes wird aktiv und das manchmal ein bisschen mehr als Dr. Watson lieb ist - statt sich nach der Ankunft im Hotel ein bisschen auszuruhen oder abends das Essen zu genießen, ist Holmes ständig auf dem Sprung und umso besorgter um Miss Hunters Sicherheit. Am Ende gesteht Holmes schließlich ein, dass er sich in seiner Einschätzung zum Fall geirrt hat und das macht ihn dann umso sympathischer.

Christian Rode, bekannt aus zahlreichen Auftritten in Serien wie Die Drei Fragezeichen oder Masters of the Universe und als Sprecher für Christopher Lee, lässt Holmes zwar bereits ein bisschen älter klingen, trotzdem ist Holmes hier ein durchaus agiler Mann, der Dr. Watson reichlich auf Trab hält. Watson wird überzeugend von Peter Groeger gesprochen. Überzeugend ist auch Kerstin Draeger als Miss Hunter, die etwa bei Regina Regenbogen, den Drei Fragezeichen, TKKG und Tom und Locke sprach und nicht zu vergessen Wolf Rahtjen als Mr. Rucastle in seiner letzten Rolle.

Fazit:


Von einer Kleinigkeit abgesehen ein sehr überzeugendes Hörspiel, das neugierig auf die weiteren Folgen dieser Holmes-Reihe macht. Gute Sprecher, eine kurzweilige Handlung und eine gelungene Darstellung der beiden Hauptcharaktere zeichnen das Hörspiel aus.

Sprechernamen:

Sherlock Holmes - Christian Rode
Dr. Watson - Peter Groeger
Miss Violett Hunter - Kerstin Draeger
Mr. Charles Rucastle - Wolf Rathjen
Mrs. Henriette Rucastle - Hannelore Minkus
Alice - Karin Eckhold
Alex Fowler - Nicolas Böll
Mr. Toller - Claus Wilcke
Wirtin - Sabine Hahn
Kutscher - Frank Straass

10. November 2012

Geheimnis um einen Wohnwagen - Enid Blyton

Produktinfos:

Ausgabe: 2000
Seiten: 155
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Die Autorin:

Enid Blyton, geboren 1897 und gestorben 1968, war eine der erfolgreichsten Kinderbuchautorinnen der Welt. Sie arbeitete zunächst als Lehrerin, begann aber schon früh mit dem Schreiben. 1922 erschien ihr erstes Buch, im Laufe ihres Lebens sollten es mehr als 700 Werke werden. Zu ihren bekanntesten Buchreihen gehören "Hanni und Nanni", "Die fünf Freunde", "Dolly" und "Geheimnis um".

Die sechs Spürnasen der "Geheimnis um"-Reihe sind fünf Kinder und ein Hund, die im kleinen Örtchen Peterswalde wohnen und gemeinsam in jeden Schulferien ein Verbrechen aufklären. Ihr Anführer ist Dietrich Kronstein, wegen seines leichten Übergewichts immer nur Dicki genannt, der sowohl intelligent als auch schlagfertig ist und später ein großer Detektiv werden will. Außerdem besitzt er ein erstaunliches Talent darin, sich zu maskieren. Zu seinen Freunden gehören zwei Geschwisterpärchen, Rolf und Gina sowie Flipp und Betti. Die kleine Betti ist mit ihren neun Jahren die jüngste, aber sie will immer überall mitmischen und himmelt außerdem Dicki sehr an. Die sechste Spürnase ist Dickis Scotchterrier Purzel.

Der brummige Dorfpolizist Herr Grimm ist nicht gut auf die Kinder zu sprechen, die sich immer in seine Fälle einmischen und sie oft früher lösen als er. Weil er ihnen immer "Weg da!" zuruft, nennen die Freunde ihn heimlich "Wegda". Sein Vorgesetzter Jenks hingehen ist sehr angetan von den Leistungen der Nachwuchsdetektive und ermahnt Herrn Grimm zu dessen Frust oft, sie nicht zu unterschätzen. In späteren Bänden kommt noch Herrn Grimms Neffe Ern dazu, der die Ferien bei seinem Onkel verbringt. Ern leidet oft unter dessen Strenge, ist ein bisschen begriffsstutzig, dichtet in seiner Freizeit mäßige Gedichte und ist ein großer Bewunderer von Dicki.

Inhalt:


Obwohl Ferien sind, ist Dickis Laune gedrückt. Ein Bekannter der Familie, der Käferforscher Herr Schelle, wird für einige Zeit bei ihnen wohnen, um an einem Kongress über Käfer in Peterswalde teilzunehmen. Mit dabei hat er seine Tochter Eulalie, ein energisches und besserwisserisches Mädchen, das Dicki auf die Nerven geht. Eulalie möchte am liebsten immer bei den Unternehmungen der Spürnasen dabei sein und spielt sich gerne in den Vordergrund.

Von Direktor Jenks erfahren die Spürnasen aber bald von einem neuen Geheimnis das sie aufmuntert: Ein entflohener Häftling ist vermutlich in Peterswalde untergetaucht, da er hier Freunde hat. Zudem gastiert hier gerade ein Jahrmarkt, der gute Unterschlupfmöglichkeiten bietet. Der Mann ist zwar dank einer Narbe über dem Mund auffällig, gilt aber als Meister der Maskierung.

Die Spürnasen halten auf dem Jahrmarkt und auf dem Käferkongress ihre Augen auf und haben auch bald einige Verdächtige. Allerdings kommt ihnen Herr Grimm in die Quere und nicht zu vergessen die neugierige Eulalie ...

Bewertung:


Viele altbewährte Zutaten der Geheimnis-Reihe finden sich in diesem 13. Abenteuer, die man auch aus anderen Bänden kennt, vor allem Dickis Maskierungen, die Verwirrung stiften, und ein Jahrmarkt, auf dem sich möglicherweise ein Verbrecher herumtreibt. Für Spannung ist gesorgt, denn es wird kein leichtes Unterfangen sein, den entlaufenen Häftling zu finden. Die Spürnasen beobachten scharf alle Leute, die halbwegs in Frage kommen, der Gesuchte zu sein - aber da er maskiert sein wird, müssen sie sich andere Dinge einfallen lassen, um ihn zu entlarven. Die Kinder gehen systematisch vor, sie kommen durch Kombinieren auf die Lösung anstatt sich vom Zufall leiten zu lassen und auch Dramatik gibt es reichlich, vor allem als Dicki über Nacht gefangen gehalten wird. Wie üblich bei Enid Blyton ist der Fall zwar nicht extrem raffiniert, aber für Kinder ab dem Grundschulalter ist die Auflösung sicher nicht zu vorhersehbar. Ein bisschen Mitraten ist angesagt und macht das Buch zu einem vergnüglichen Kinderkrimi, der leicht verdaulich ist und trotzdem durchgehend fesselt.

Wie in den anderen Bänden auch gibt es hier zudem zahlreiche witzige Szenen. Eulalie und ihr Vater sind zwei gelungene Nebenfiguren, die für Spaß beim Leser sorgen: Herr Schelle ist ein etwas verschrobener Mann, der den ganzen Tag über seine Käfer erzählen kann und selbst bei schönem Wetter vermummt mit dicker Jacke herumläuft. Eulalie ist dagegen die selbstbewusste und penetrante Tochter, die gerne ungefragt gute Ratschläge erteilt und vor allem Dicki auf die Nerven geht. Dabei ist aber schön zu beobachten, dass sich Eulalie mausert und am Ende recht gut Freund mit den Spürnasen ist, auch wenn Dicki vermutlich sehr froh ist, wenn sie abreisen wird. Herr Grimm fällt natürlich wieder einmal auf Dickis Verkleidung herein - diesmal maskiert er sich täuschend echt als Landstreicher und wird erst von Eulalie und später von Herrn Grimm gesehen. Herr Grimm bauscht seine Begegnung mit dem "gefährlichen Burschen" gewaltig auf und blamiert sich dabei gegenüber Direktor Jenks, der wiederum schnell durchschaut, wer der "gefährliche Bursche" eigentlich war. Herr Grimm versucht sich seinerseits in der Maskierung auf dem Jahrmarkt, um verdächtige Personen zu beschatten, ist aber zu seinem Leidwesen sofort zu erkennen und wird von den Passanten als Witzfigur betrachtet.

Schwächen gibt es in diesem Band sehr wenige. Es stört sicherlich ein bisschen, dass Dicki den Fall wie schon andere Male fast im Alleingang löst. Die Spürnasen ermitteln zwar wie immer gemeinsam, aber es ist Dicki, dem am Ende der Geistesblitz kommt und der auch alleine eine wichtige Entdeckung macht die zur Auflösung führt. In der dtv-Ausgabe ist zudem eine Illustration unpassend gestaltet - dort wird gezeigt wie Dicki auf dem Jahrmarkt zu sehen ist, obwohl er in dieser Szene als Landstreicher maskiert ist und inkognito herumspioniert. Ein bisschen unnötig klischeehaft ist dazu die Darstellung der Jahrmarktsleute, die bei Enid Blyton generell und so auch hier recht abgerissen aussehen und oft zwielichtige Gestalten sind.

Fazit:

Ein sehr guter Band aus der Reihe, der sich ideal für Kinder ab dem Grundschulalter eignet. Die Handlung ist kindgerecht spannend und vor allem sehr witzig, abgesehen von Kleinigkeiten ein sehr empfehlenswertes Buch.

Geheimnis um eine Efeuvilla - Enid Blyton

Produktinfos:

Ausgabe: 2003
Seiten: 247
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Die Autorin:

Enid Blyton, geboren 1897 und gestorben 1968, war eine der erfolgreichsten Kinderbuchautorinnen der Welt. Sie arbeitete zunächst als Lehrerin, begann aber schon früh mit dem Schreiben. 1922 erschien ihr erstes Buch, im Laufe ihres Lebens sollten es mehr als 700 Werke werden. Zu ihren bekanntesten Buchreihen gehören "Hanni und Nanni", "Die fünf Freunde", "Dolly" und "Geheimnis um".

Inhalt:

Herr Grimm erhält seit Kurzem immer wieder anonyme Briefe, die ihm ein Unbekannter vor der Tür oder sogar im Haus ablegt. Der Schreiber fordert ihn auf, einen gewissen Schmidt aus einem Haus namens "Efeuvilla" zu werfen und ihn nach seinem richtigen Namen zu fragen. Allerdings ist in Peterswood kein Haus namens "Efeuvilla" verzeichnet und wiederum zu viele Schmidts, um den richtigen zu finden.

Gerade als sich Grimm über den letzten Brief ärgert, findet seine Haushälterin Mrs. Hicks wieder einen. Da kurz zuvor der Metzgerjunge eine Lieferung vorbei gebracht hat, vermutet Grimm, dass Dietrich "Dicki" Kronstein sich wieder einmal als Lieferjunge verkleidet hat und die Briefe brachte. Grimm sucht die Kinder auf, zeigt die Briefe und beschuldigt sie - doch die Freunde sind völlig ahnungslos und überrascht.

Während die Spürnasen jetzt wieder ein neues Geheimnis haben und nach dem Haus und herrn Schmidt suchen, beauftragt Grimm seinen Neffen Ern, die Ferien über bei ihm zu wohnen und nach dem Überbringer der Briefe Ausschau zu halten. Dennoch tauchen unbemerkt neue Briefe auf und Ern zieht nach einem Streit mit seinem Onkel zu Dicki. Nach einigem Suchen finden die Spürnasen schließlich das richtige Haus, in dem die alte Frau Schmidt mit ihrem kranken Mann lebt. Die Freunde können sich nicht vorstellen, warum das nette Ehepaar vertrieben werden soll - doch genau das macht Herr Grimm. Die Freunde wollen Herrn und Frau Schmidt helfen und ahnen, dass hinter dem efeubewachsenen Haus ein Geheimnis steckt ...

Bewertung:

Ungewöhnlich spät wird in diesem 14. Fall der Spürnasen klar, worum sich das Geheimnis eigentlich dreht. Die anonymen Briefe sind zwar rätselhaft in ihrer Bedeutung und ebenso, wer sie Herr Grimm immer heimlich bringt, doch ein Verbrechen lässt sich lange Zeit nicht erkennen. Der Fall ist dennoch nicht weniger spannend als andere. Die Suche nach dem richtigen Haus nimmt einiges an Zeit in Anspruch. Die Freunde stellen sich recht clever dabei an, bedenkt man, dass es für Kinder und noch dazu im Zeitalter ohne Internet wahrlich nicht leicht ist, das Haus aufzustöbern.

Für Auflockerung sorgt zudem, Ern, der hier zum wiederholten Mal mit von der Partie ist. Das efeubewachsene Haus inspiriert ihn schließlich auch wieder einmal zu "Pösie", wie er es nennt und er trägt stolz die erste und einzige Strophe seines Gedichts "Das traurige alte Haus" vor - nach dieser Strophe ist ihm nämlich de Inspiration wieder einmal ausgegangen. Dicki dagegen zeigt sich mal wieder als Meister im Dichten und vervollständigt Erns Gedicht spontan mit mehreren Strophen, was dieser fassungslos-bewundernd zu Kenntnis nimmt. Im Gegensatz zu den lustigen Gedichten, die Dicki sonst entwirft, ist dieses Gedicht tatsächlich ein bisschen anrührend und auf melancholische Weise schön. Dazu passt, dass es in diesem Buch auch ein, zwei bewegende Szenen gibt, in denen sich die Kinder und besonders Ern um das alte Ehepaar kümmern. Ern mag zwar nicht der hellste Kopf sein, in diesem Band aber bewährt er sich sehr und verhält sich tapfer und sensibel.

Ein paar Schwächen hat der Band aber auch. Zum einen gibt es einen kleinen Logikfehler, als Betty bei Herr Grimms Präsentation der Briefe fragt, was anonyme Briefe überhaupt seien und es ihr erklärt wird - denn der frühere, vierte Fall "Geheimnis um eine giftige Feder" drehte sich in erster Linie eben um anonyme Briefe und der Ausdruck wurde dort dauernd verwendet. Es ist allerdings nicht untypisch für Enid Blyton, dass es manchmal in ihren Bänden solche kleinen Unstimmigkeiten gibt, die darauf hinweisen, dass sie bei ihrer enormen Produktivität ein bisschen den Überblick verlor.

Nicht ganz stimmig ist auch Herr Grimms Verhalten, der hier so wenig Durchblick wie selten zuvor hat. Es interessiert ihn überhaupt nicht, welche unlauteren Beweggründe der anonyme Schreiber haben könnte und wer er überhaupt ist, sondern kommt seinen Forderungen einfach nach - und er übersteigt dabei auch noch eindeutig seine Befugnisse und es ist nicht gerade glaubwürdig, dass er sich diese Handlung anmaßt und ein altes Ehepaar auf die Straße setzt, ohne dass es dafür einen rechtlichen Grund gäbe. Eine kleine Schwäche liegt darin, dass den Freunden - und wiederum auch Herr Grimm - zumindest eine Person, die in die Sache verwickelt ist, sehr viel früher als verdächtig hätte auffallen müssen. Schade ist auch, dass nicht mehr thematisiert wird, wie diese Person mit den Vorwürfen konfrontiert wird.

Fazit:

Ein insgesamt gelungener Band der Geheimnis-Reihe von Enid Blyton, der gut unterhält und einige lustige wie auch bewegende Szenen hat. Auch spannend ist er überwiegend, wenngleich ein paar Unstimmigkeiten den Gesamteindruck ein wenig trüben. Einer der besseren Bände der Reihe, wenngleich wohl nicht der beste.

4. November 2012

Graf Duckula - Tapetenwechsel

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Inhalt:

Duckula hat in letzter Zeit vermehrt Alpträume und seiner Meinung nach liegt das an dem düsteren Schloss. Er wünscht sich eine moderne Runderneuerung mit hellen Farben und freundlichem Flair. Er heuert den Architekten Monsieur Robert an, der ganz begeistert Pläne entwirft.

Igor und Emma aber mögen Monsieur Robert nicht und vor allem Igor will keinesfalls eine Veränderung des Schlosses. Sie beschließen zu streiken. Frustriert setzt Duckula eine Anzeige in die Zeitung für eine neue Haushaltshilfe.

Dr. von Gänseklein liest die Anzeige und sieht darin seine Chance, sich ins Schloss einzuschleichen. Nichtsahnend stellt Duckula den verkleideten Vampirjäger ein. Aber auch mit der Renovierung gibt es Probleme ...

Bewertung:


"Tapetenwechsel" ist eine gelungene Folge, die den Fokus auf die humorvolle Handlung legt. Wie üblich sehnt sich der Graf nach Modernität und frischem Wind, während der altmodische Igor gerade den düsteren Charakter des Schlosses schätzt und ihm alles Farbige und Frische ein Graus ist - ein altbewährtes Thema in der Serie. Dazu kommt der überkandidelte Designer, der die Karikatur eines Künstlers ist: Mit nasaler Stimme und viel Pathos säuselt er Sätze wie "Diese Tür ruft: 'Ich muss weg, weg, weg weg'", "Sie wissen, wonach dieser Raum ruft - Spiegel" und erklärt den ratlosen Arbeitern, er zittere angesichts der transformativen Visionen bei Anblicks des Raumes.

Die beiden Arbeiter wiederum haben ihre ganz eigenen Vorstellungen von ihrem Job. Sie stellen zunächst ein Gerüst auf, weil sie das immer so machen, egal ob notwendig oder nicht, und halten dann eine ausgedehnte "gewerkschaftliche" Teepause ab, die sich auch schon mal über Stunden hinziehen kann. Dazu kommt noch der enervierende Streit von Igor und Emma und natürlich von Gänseklein, der dem Grafen endlich den Garaus machen will. Die Folge hat keine Längen und vereint witzige Charaktere mit einer unvorhergesehene Handlung. Es gibt sicherlich noch bessere Episoden, gerade was Spannung und Atmosphäre angeht, aber es ist definitiv eine der witzigsten der Serie.

Fazit:

Gelungene Folge mit viel Humor und originellen Nebencharakteren.

Sprechernamen:

Graf Duckula: Ilja Richter
Igor: Donald Arthur
Emma: Hartmut Neugebauer
Dr. von Gänseklein: Jochen Busse

Bibi Blocksberg - Schubia dreht durch

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Inhalt:

Bibi und ihre Hexenfreundinnen Flauipaui und Schubia haben mal wieder Unterricht bei der alten Mania und treffen sich vorher wie üblich auf der Hexeninsel. Schubia hat schlechte Laune, denn sie hat einige Probleme: Sie hat in der normalen Schule zum wiederholten Mal einen blauen Brief bekommen, und ihre Eltern haben ihr daher Hex- und Flugverbot ausgesprochen - nur zum Hexenunterricht darf sie fliegen. Und da sie nicht hexen darf, hat sie auch die Hausaufgaben für Mania nicht machen können.

Ausgerechnet heute haben die Freundinnen nach dem Unterricht einen Ausflug zur Klunkerburg geplant. Schubia will trotz des Verbotes mitfliegen. Im Hexenunterricht kommt es zum Eklat zwischen Mania und Schubia. Die alte Hexe ist genervt von Schubias Unzuverlässigkeit und schließt sie letztendlich als Schülerin aus - Schubia verschwindet wutentbrannt.

Später versuchen Bibi und Flauipaui vergeblich, ihre Freundin zu beruhigend. Als Schubias Besen plötzlich nicht mehr liegt, schnappt sie sich Flauipauis Besen und verschwindet. Ihren "Kawakasi" gibt sie zum Erfinder Eddi Eddison in Reparatur. Doch am nächsten Tag taucht Schubia dort nicht auf. Bibi und Flauipaui machen sich Sorgen. Die Hexenkugel verrät ihnen, dass Schubia auf Schloss Klunkerburg sein muss und offenbar in Schwierigkeiten steckt ...

Schubia im Zickenmodus

In dieser Folge erwartet die Hörer eine besonders hexische Geschichte aus Bibis Leben: Weder Karla Kolumna noch der Bürgermeister tauchen hier auf, dafür kommt mit einem Hexenring eine sehr brisante Hexerei ins Spiel.

Das Hörspiel hat leider zunächst einmal den Nachteil, dass Schubias Stimme hier ziemlich nervt. Sie ist in dieser Folge nämlich besonders penetrant und kreischt ziemlich viel, vor allem in der ersten Hälfte. Es ist eher die zweite Hälfte, die interessant und spannend gestaltet ist - ab dem Zeitpunkt, an dem klar ist, dass mit Schubia etwas auf Schloss Klunkerburg passiert ist. Bibi und Flauipaui wollen ihrer Freundin natürlich helfen, und Eddi Eddison, einprägsam gesprochen von Santiago "Spongebob" Ziesmer, ist eine sympathische Nebenfigur - nicht nur Schöpfer origineller Erfindungen, sondern auch witzig und gut gelaunt und sofort dabei, wenn es darum geht, zu helfen. Es ist auch nicht zu vorhersehbar, auf welche Weise Schubia befreit wird, denn mit Hexerei alleine ist da nicht viel zu machen. Bibi kommt eine pfiffige Idee und beweist wieder einmal, dass sie die cleverste der Junghexen ist. Die Geschichte ist auch lehrreich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen wird Zusammenhalt beworben, für Bibi und Flauipaui ist es keine Frage, dass sie Schubia helfen, auch wenn sie sich kurz zuvor über diese geärgert haben. Schubia sieht später wiederum ein, dass sie sich nicht richtig benommen hat.

Schwächen hat die Folge aber dennoch zu verzeichnen, und zwar mehrere kleinere. Die erste Hälfte ist noch nicht sonderlich spannend - Streit mit Mania ist nichts Neues, Schubias bockige Art ebensowenig. Schloss Klunkerburg ist als Handlungsort einerseits erfreulich, da man es bereits aus der alten Folge "Bibi als Prinzessin" kennt, und tatsächlich erwähnt Bibi diese Geschichte. Allerdings ist es seltsam, dass die Mädchen davon reden, dass das Schloss leer steht. In der alten Folge ist es schließlich ein bedeutendes Museum. Entweder ist es kein Museum mehr, dann wäre es aber gut gewesen zu erwähnen, weshalb - oder es ist nur am Wochenende geöffnet, und die Mädchen wollen sich dort heimlich einschleichen, das wäre allerdings auch nicht gerade schön.

Etwas untypisch ist es, dass Bibi und Flauipaui einfach so an Mutter Barbaras Hexenkugel gehen können. Meist schließt Barbara ihr Hexenlabor in Abwesenheit ab und selbst wenn nicht, kennt man es, dass auf der Hexenkugel ein weiterer Hexenbann liegt, da Bibi das wertvolle Stück nicht allein benutzen soll - in der Folge "Die Wahrsagerin" passiert es dann nämlich, dass plötzlich Barbara in der Kugel erscheint und Bibi bei der Benutzung ertappt. Zudem ist es fragwürdig, warum nicht erwähnt wird, ob sich Schubias Eltern sorgen - wovon auszugehen ist, da Schubia über Nacht nicht nach Hause kommt. Diese Sache wird etwas zu sehr übergangen. Leider war Manias Sprecherin Tilly Lauenstein in dieser Folge bereits verstorben, die "neue" Mania alias Luise Lunow reicht nicht an ihre charismatische Stimme heran.

Fazit:

Eine in der zweiten Hälfte unterhaltsame und spannende Folge, zwischendrin auch etwas witzig und generell recht lehrreich. Trotzdem kein Highlight innerhalb der Reihe, die erste Hälfte überzeugt weniger, und ein paar weitere kleine Schwächen trüben den Gesamteindruck.

Sprechernamen:

Bibi Blocksberg: S. Bonasewicz
Mania: L. Lunow
Schubia: G. Al-Akel
Flauipaui: M. Hinze (geb. Haggège)
Eddi Eddison: S. Ziesmer
Erzähler: G. Schoß

Der kleine Vampir liest vor - Angela Sommer-Bodenburg

Produktinfos:

Ausgabe: 1997
Seiten: 128
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Die Autorin:

Angela Sommer-Bodenburg wurde 1948 bei Hamburg geboren und lebt seit 1992 in Kalifornien. Bisher sind über 40 Bücher von ihr erschienen, darunter Romane, Kurzgeschichten, Gedichte und Bilderbücher. Ihre Werke wurden in 27 Sprachen übersetzt. Weitere Gruselbücher von ihr neben der Reihe um den kleinen Vampir sind z.B. "Die Moorgeister" und "Wenn du dich gruseln willst".
Eine weitere, sehr erfolgreiche Buchserie ist die Reihe um den sprechenden Bernhardiner "Schokolowski".

Hintergrund:

Der achtjährige Anton ist ein Vampirfan und liebt gruselige Bücher. Sein bester Freund ist Rüdiger, ein echter kleiner Vampir, der eines Abends auf seinem Fensterbrett saß. Da Rüdiger selbst noch ein Kind ist, freundeten sich die beiden rasch an. Auch Rüdigers kleine Schwester Anna steht Anton sehr nah. Antons Eltern jedoch glauben nicht an Vampire, daher müssen sie sich in ihrer Gegenwart als Menschen ausgeben und ihre nächtlichen Ausflüge mit Anton geheim halten.

Inhalt:

Immer noch ist Anton mit seinem Vater auf Zelturlaub im Jammertal, wo er sich nachts heimlich mit Rüdiger und Anna trifft. Nachdem sich aber Antons Vater an der Hand verletzt hat, ist Antons Mutter besorgt angereist. Zu Antons Enttäuschung haben die Eltern beschlossen, einen Landgasthof in Freudental zu beziehen. Seine Laune bessert sich aber schnell, als er hört, dass dies der Nachbarort ist, den er mit dem Vampirumhang schnell erreichen kann.

Am Abend will er sich eigentlich wie verabredet mit Rüdiger in der Burgkapelle treffen. Der kleine Vampir hat ihm versprochen, ihm aus der geheimen Familienchronik der Schlottersteins vorzulesen. Stattdessen trifft Anton aber unterwegs auf Lumpi. Lumpi besteht darauf, dass Anton ihm in der verlassenen Kegelbahn einige Kegeltricks vorführt, dank denen Rüdiger Lumpi kürzlich schlagen konnte. Versehentlich bricht sich dabei Lumpi seinen langen Fingernagel ab, kurz vor der Nagelkür, die unter seinen Freunden ausgetragen wird, und schwört Anton Rache. Unter diesen Umständen verschiebt Anton seinen Besuch bei Rüdiger lieber auf den nächsten Abend.

In der kommenden Nacht ist es soweit: Er trifft Rüdiger in der Burgkapelle. Dort erfährt er, was sich in jener Nacht im transsilvanischen Schloss anspielte, als die Eltern seiner umschwärmten Cousine Olga von Vampirjägern vernichtet wurden. Aber auch Anna taucht auf und schließlich muss sich Anton sogar vor Tante Dorothee verstecken ...

Lesestunde bei Schlottersteins

Nahtlos an den vorherigen Band "Der kleine Vampir im Jammertal" schließt dieses Buch und ist als eigenständige Lektüre daher eher nicht zu empfehlen. Das ungewohnte Setting, Anton im abgelegenen Jammertal statt zuhause, sorgt für ein abenteuerliches Flair, auch wenn der restliche Urlaub nicht mehr in der Wolfshöhle, sondern in einem Gasthof stattfindet.

Die Handlung birgt einige spannende Momente, die Anton in Gefahr bringen. Da ist einmal die Begegnung mit Lumpi, der zwar eine Vereinbarung mit Rüdiger und Anna hat, Anton nichts zu tun - aber so launisch und unberechenbar wie Lumpi ist, vertraut Anton nicht wirklich darauf. Er wagt es daher auch nicht, Lumpi zu widersprechen, als dieser Kegelunterricht von ihm haben will. Als er sich den Nagel abbricht, gibt er typischerweise sofort Anton die Schuld dafür. Noch prekärer wird es in der Burgruine, als sich Anton und Anna treffen. Viel früher als erwartet kehrt Tante Dorothee zurück und Anton bleibt nur das Versteck in einer Kleidertruhe. Ausgerechnet auf diese Truhe setzt sich schließlich Tante Dorothee und Anton, der schon einmal erlebt hat, dass sie Menschenblut erreichen kann, muss einige Ängste ausstehen.

Die Auszüge aus der Familienchronik gewähren einen näheren Einblick in das Vampirleben und schildern eindringlich, wie Olgas Eltern überfallen wurden. Auch wenn man Olgas Schicksal schon im fünften Band erfahren hat, ist es natürlich um einiges brisanter, die Details zu erfahren. Interessant ist ebenfalls, die Großeltern im Gespräch zu erleben, denn gewöhnlich spielt nur Tante Dorothee von den erwachsenen Schlotterstein-Vampiren eine größere Rolle. Dank der Erinnerung an Olgas Schicksal und Rüdigers Wehmut - da seine hoffnungslose Schwärmerei für Olga wieder ausbricht - sorgen für einige melancholische Elemente in der Handlung.

Amüsant wird es aber auch, vor allem dank Anna, die Anton ein groß angekündigtes Geheimnis präsentiert. Das "Geheimnis" ist dann aber lediglich ein viel zu großes, altmodisches Hochzeitskleid aus weißer Spitze und der zugehörige Anzug des Bräutigams. Anna zeigt sich voller Stolz darin, während Anton wenig begeistert ist, ihr zuliebe aber Haltung bewahrt. Schließlich schlüpft er selbst auf ihren Wunsch in den Anzug und fühlt sich unendlich lächerlich, wohingegen Anna alles sehr romantisch findet. Der Reiz im Zusammenspiel zwischen den beiden besteht im gegensätzlichen Verhalten trotz etwa gleicher Gefühle: Anna spricht stets sehr offen aus, dass sie sich eine Zukunft mit Anton erhofft, Anton dagegen mag Anna zwar mehr als gern, ist aber eben doch nur ein achtjähriger Junge, den ihre großen Worte regelmäßig überfordern.

Eine kleine Schwäche ist sicherlich, dass der Band nur mit dem Vorgänger Sinn macht und auch Olga sollte man schon aus dem fünften Band kennen. Zum Vorlesen aus der Familienchronik wären zudem andere Geschichten noch spannender gewesen, da Olga nur eine kleine Rolle in der Serie spielt - interessant wäre beispielsweise Rüdigers Vampirwerdung oder die Vernichtung von Onkel Theodor durch Geiermeier gewesen, was sowohl für den Leser auch auch für Anton wohl mehr Reiz hätte. Ein bisschen nervig ist wie öfter schon Antons Begriffsstutzigkeit. Gerade gegenüber Anna wiederholt er häufig einfach ihre Worte, stammelt vor sich hin. Sogar Lumpi wirft ihm in diesem Band vor, so schwer von Begriff zu sein, dass er gar nicht wisse, was Rüdiger an ihm fände und auch dem Leser fällt diese übertriebene Eigenschaft Antons negativ auf.

Fazit:


Ein lesenswerter Band aus der Reihe "Der kleine Vampir", der durch Spannung und einige witzige Szenen überzeugt. Das Buch ist noch weniger eigenständig als andere Bände, ein paar Kleinigkeiten trüben auch den Gesamteindruck, insgesamt aber auf alle Fälle empfehlenswert.

1. November 2012

Die Bilder der Ahnen - Johann August Apel

Produktinfos:

Erscheinungsjahr: 2007
Laufzeit: ca. 76 Minuten
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Der Autor:

Johann August Apel, 1771-1816, studierte zunächst Rechtswissenschaften und arbeitete als Anwalt, ehe er sich dem Schreiben widmetet. 1805 veröffentlichte er sein erstes Drama, später schrieb er vor allem Geistergeschichten. Große Berühmtheit erlangte er mit dem gemeinsam mit Friedrich Laun herausgegebenen "Gespensterbuch", das zahlreiche gruselige Volkssagen vereinigte.

Inhalt:


1811: Der junge adlige Ferdinand von Panner ist nach Auslandsreisen gerade in seine Heimat zurückgekehrt, nachdem er erfahren hat, dass sein Vater und seine Schwester verstorben sind. Als einziger Sohn ist er nun der Oberhaupt der Familie und soll bald heiraten - auf Wunsch der Mutter und des seligen Vaters soll es Klothilde von Hainthal sein, die er bislang nicht einmal kennt. Widerwillig bricht er auf, um Klothilde und ihre Familie in deren Residenz zu besuchen.

Auf der Reise will Ferdinand unterwegs in einem Gasthaus einkehren und wird zufällig in das Pfarrhaus gebeten. Er wird von einigen Gästen zu einem "Gespenstertee" eingeladen, wo jeder Gast eine gruselige Geschichte erzählt. Zunächst erzählt eine junge blonde Frau die Geschichte ihrer Freundin Juliane, die sich seit ihrer Kindheit vor einem Ahnenporträt gruselt - und am Tag ihrer Trauung tragischerweise von diesem Bild erschlagen wurde. Ferdinand registriert perplex, dass es die Geschichte seiner Schwester Juliane ist. Aus Vorsicht behält er dieses Wissen und seine Identität aber für sich.

Daraufhin erzählt er seine eigene Geschichte, gibt jedoch vor, es sei die Geschichte eines Freundes: Nach der Schulzeit verbrachte er die Ferien im Schloss seines Schulfreunds Allwill von Wartburg und wurde sehr freundlich in die Familie aufgenommen - vor allem Allwills Schwester Emilie fand schnell Gefallen an Ferdinand. Im Schloss ging das unheimliche Ahnenporträt eines Ritters, um das sich eine düstere Geschichte rankt. Vor allem Allwills kleine Brüder Felix und Philipp fürchteten sich immer vor dem Bild - und das zu Recht, wie sich leider herausstellt. Nach dem Gespenstertee erfährt Ferdinand, dass Emilie von Wartburg ihn nicht vergessen hat und er sie dringend sprechen muss - denn ihre Familiengeschichte ist mit seiner verbunden, und der jahrhundertealte Fluch betrifft auch ihn ...

Bewertung:


"Die Bilder der Ahnen" ist nach der "Totenbraut" und dem "Freischütz" eine weitere Gruselkabinettfolge, die sich einer Vorlage aus Johann August Apels und Friedrich Launs Geschichtensammlung "Das Gespensterbuch" bedient. "Die Bilder der Ahnen" ist eine insgesamt sehr überzeugende Folge, allerdings mit Sicherheit auch eine der komplexesten und damit kompliziertesten Geschichte der Reihe.

Man kennt es von den Gruselkabinettfolgen, dass die Geschichten meist eine Rahmen- und eine Haupthandlung haben. Diese Folge jedoch ist besonders verschachtelt und vereint die Geschehnissen aus mehreren Generationen. Der Hörer muss schon in der ersten Hälfte recht viele Informationen verarbeiten: die Reise zur Familie von Hainthal, die Geschichte von Ferdinands verstorbener Schwester Juliane und seine eigene Geschichte, die mit der Familie von Wartburg verknüpft ist. Danach kommt ein weiterer Rückblick, der Allwill von Wartburg thematisiert, und schließlich wird noch ausführlich die Geschichte des Ritters beleuchtet, dessen Bildnis für so viel Schrecken und Trauer sorgt. Es ist gewiss nicht leicht, beim ersten Hören alle Zusammenhänge zu verstehen, und zumindest leichte Verwirrung ist vorprogrammiert. Etwas seltsam ist vielleicht noch, dass Ferdinand nach dem Gespenstertee vermutet, dass die blonde junge Dame vielleicht Emilie sein könnte - auch wenn seit ihrem letzten Treffen Jahre vergangen sind, ist es doch etwas unglaubwürdig, dass er nicht eindeutig sagen kann, ob die Dame Emilie ist oder nicht, zumal er ja auch ihre Stimme gehört hat.

Ansonsten ist die Folge aber sehr empfehlenswert. Die Geschichte des Ritters, sein unruhiger Geist und sein Porträt sorgen für einige schauerliche Augenblicke. Ganz hervorragend ist die musikalische Untermalung - mal mit dramatischen Klängen, die mitreißen, und mal mit kurzen dezenten Einspielungen klassischer Stücke im Hintergrund, nämlich Mozarts Nachtmusik und Brahms' Wiegenlied, die wunderbar in die Atmosphäre passen. Die Handlung ist auf mehreren Ebenen spannend - zum einen möchte man wissen, was es mit diesem Familienfluch auf sich hat, womit er seinen Anfang nahm und wie er beendet werden kann. Für Dramatik ist gesorgt, denn es sterben auch Figuren, die man schnell lieb gewonnen hat. Reizvoll ist auch die Frage, wie es mit Ferdinands Zukunft aussehen wird - ob er tatsächlich wie von seinen Eltern gewünscht Klothilde von Hainthal heiraten wird oder ob sich aus dem Wiedersehen mit Emilie etwas ergibt.

Die Sprecher sind bis auf eine Ausnahme sehr überzeugend. Die Ausnahme bildet Ferdinands Mutter, gesprochen von Marianne Groß, die eigentlich eine sehr erfahrene Sprecherin ist und häufig Anjelica Houston synchronisiert. Ihre Sätze klingen trotzdem teilweise abgelesen und etwas unglücklich betont. Dafür ist der Rest der Besetzung umso besser: Dennis Schmidt-Foß verleiht dem jungenhaften Ferdinand eine sympathische Stimme, Melanie Hinze spricht sehr angenehm die junge Emilie, Lutz Riedels markante raue Stimme verleiht dem Baron von Hainthal viel Charakter. Bert Stevens spricht den Ritter Dietmar von Wartburg so intensiv und unheilvoll, dass einem bei seinem Monolog ein Schauer über den Rücken läuft. Auch die Rollen mit sehr wenig Text sind exzellent besetzt, etwa Wilfried Herbst mit seiner hohen Stimme als Pfarrer und die beiden Sprecher von Allwills kleinen Brüdern.

Fazit:

Eine spannende und sehr komplexe sowie unheimliche und bewegende Folge, die mit fast ausnahmslos sehr guten Sprechern besetzt ist. Auch Geräusche und Musikkulisse sind absolut überzeugend. Die Folge ist allerdings auch ein bisschen verwirrend, da sie mehrere Handlungsfäden zusammenfügt, und erfordert ein bisschen Konzentration.

Sprechernamen:


Ferdinand von Panner: Dennis Schmidt-Foß
Emilie von Wartburg: Melanie Hinze
Baron von Hainthal: Lutz Riedel
Ritter Dietmar von Wartburg: Bert Stevens
Pfarrer: Wilfried Herbst
Frau Pfarrer: Dagmar Biener
Graf Wartburg: Klaus-Dieter Klebsch
Gräfin Panner: Marianne Groß
Baronin von Hainthal: Viola Sauer
Allwill von Wartburg: Daniel Werner
Klotilde von Hainthal: Cathlen Gawlich
Philipp von Wartburg: Aljosha Fritzsche
Felix von Wartburg: Albert Werner