3. Oktober 2012

Urmel taucht ins Meer - Max Kruse

Produktinfos:

Ausgabe: 1970
Seiten: 198
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Der Autor:

Max Kruse ist einer der bekanntesten deutschen Kinderbuchautoren. Er wurde 1921 geboren. Seine Mutter ist die Schöpferin der Käthe Kruse Puppen. Seit 1958 widmet er sich der Schriftstellerei. Neben zahlreichen Kinderromanen verfasste er auch Reisebücher über Asien und Ägypten. Weitere bekannte Buchreihen von ihm sind u.a. "Lord Schmetterhemd", "Der Löwe ist los" und "Don Blech". Viele seiner Werke wurden von der Augsburger Puppenkiste verfilmt. http://www.max-kruse-urmel.de/

Vorgeschichte:

Auf der sonnigen Insel Titiwu leben Professor Habakuk Tibatong und sein Ziehjunge Tim Tintenklecks friedlich mit einer Gruppe Tieren, denen der Professor das Sprechen beigebracht hat. Um seinen Forschungen ungestört nachzugehen, hat er sich aus der Stadt Winkelberg auf die Insel zurückgezogen. Fehlerfrei spricht allerdings nur das mütterlich-energische Hausschwein Wutz, alle anderen Tiere besitzen einen kleinen Sprachfehler: Der freche Ping Pinguin, sein bester Freund Wawa, der Waran, der vorlaute Schuhschnabel Schusch und der melancholische See-Elefant Seele-Fant. Eines Tages strandet ein riesiges Ei auf der Insel, aus dem das Urmel schlüpft - ein saurierähnliches Wesen, das die Urzeit überdauert hat. Auch das Urmel lernt sprechen und muss von nun an besonders geschützt werden, damit es niemand einfängt - was schwierig ist, denn das Urmel hat vor allem Unsinn im Kopf. Beinah wäre es vom neugierigen Jagdfreund König Pumponell erschossen worden, doch der König kam zum Glück zur Besinnung und gehört nun zu den engsten Freunden der Titiwu-Bewohner.

Inhalt:


An einem besonders heißen Tag beschließt das Urmel, es Ping Pinguin gleichzutun und auch ins Wasser zu tauchen. Dabei stellt sich heraus, dass das Urmel fantastisch schwimmen und tauchen kann. Der Professor schließt daraus, dass es eng mit den Wasserlebewesen verwandt sein muss. Er arbeitet derweil an einer Taucherpille, die ermöglichen soll, stundenlang unter Wasser zu bleiben. Mit Hilfe der Pille will er zur Krabbe in die unterirdische Höhle vordringen und ihr Geheimnis erkunden. Auch Wutz ist schwer beschäftigt, den sie hat ihr schriftstellerisches Talent entdeckt und will schreiben lernen.

Kurz darauf sieht Seele-Fant im Meer seltsame Gestalten, die wie Meeresungeheuer aussehen und entfernt an das Urmel erinnern. Der Professor ahnt, dass die jahrhundertealte Krabbe ihm sicher darüber etwas erzählen könnte. Endlich ist die Tauchertablette fertig entwickelt und er wagt sich in die Höhle. Dank der Intelligenztropfen, die schon den anderen Tieren zum menschlichen Verstand verhalfen, lernt die Krabbe mangels Sprechmöglichkeit in mühevoller Arbeit mit dem Professor die Zeichensprache. Vor Jahrhunderten wurde sie als Kind von den seltsamen Meeresungeheuern aus ihrem Heimatschiff vertrieben und lebt seitdem in der Höhle. In einer der darauffolgenden Nächte erscheinen hunderte der Ungeheuer vor der Insel. Der Professor vermutet, dass sie die Krabbe bedrohen und bringt sie in Sicherheit.

Dabei hört er, dass die fremden Wesen menschliche Worte sprechen. Er möchte unbedingt mit ihnen reden und sie von der Friedfertigkeit der Krabbe überzeugen. Tim Tintenklecks baut ein Floß, auf dem sie alle gemeinsam aufs Meer hinausfahren und mit der Taucherpille in die Stadt der Seeungeheuer abtauchen. Bald treffen sie auf die Bewohner, die ihnen zunächst alles andere als freundlich gesonnen sind - und dann ist das Urmel auch noch verschwunden ...

Urmeleien unter Wasser

Im zweiten Band verschlug es das Urmel auf den Mond und den Planeten Futura, da bietet sich jetzt natürlich an, es die Tiefen des Meeres erkunden zu lassen.

~ Viel Spannung ~


Zunächst einmal konzentriert sich die Spannung auf die riesige Krabbe, die in der Höhle haust. Professor Tibatong hat sich schon im vorherigen Band fest vorgenommen, mit ihr in Kontakt zu treten und glaubt nicht daran, dass sie feindselige Absichten hegt. Trotzdem ist natürlich Vorsicht geboten und den Tieren, vor allem Wutz, ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass er sich mit diesem gruseligen Tier und seinen gefährlichen Scheren einlässt. Als sich herausstellt, dass die Krabbe dank der Tropfen Intelligenz entwickelt hat und die Zeichensprache immer besser verstehen lernt, erwarten alle aufgeregt ihren Bericht, vor allem, was die Seeungeheuer angeht.

Es ist für alle Bewohner Titiwus, auch für das Urmel selbst, eine Überraschung, dass es so ein talentierter Schwimmer ist. Für das Urmel ein guter Grund, sich den merkwürdigen Seeungeheuern sehr nah zu fühlen und sie unbedingt kennenlernen zu wollen. Der Professor hat vor allem wissenschaftliches Interesse und will die Krabbe vor weiteren Angriffen schützen. Die Seeungeheuer machen mit ihrer riesigen Gestalt und vor allem den langen Hälsen einen unheimlichen und bedrohlichen Eindruck und es ist sehr spannend zu verfolgen, wie der Professor und seine Freunde in ihre geheimnisvolle Stadt eintauchen.

In liebevollen Details wird geschildert, wie sich die Saurierwesen eingerichtet haben. Leuchtende Pflanzen und Tiere sorgen für ein märchenhaft-romantisches Licht, die Häuser bestehen aus untergegangenen Schiffen, Straßenreiniger fressen die Muscheln, die sich an den Wänden festsetzen. Zunächst aber stecken die Freunde gehörig in der Klemme, denn die Meeressaurier fürchten, dass der Professor für sie eine Bedrohung darstellt. Zudem hält die Wirkung der Taucherpille nicht ewig vor, sodass die Unterwasser-Gefangenschaft für zusätzlichen Kitzel sorgt. Natürlich geht am Ende alles gut aus, aber für Kinder sind die Ereignisse sehr fesselnd und aufregend dargeboten.

~ Sehr viel Humor ~

Jedes Urmel-Buch besticht durch einen unnachahmlichen Humor. Dieses Mal bietet vor allem Wutz Anlass zum Amüsieren. Auf ihren freien Nachmittagen, an denen sie sich wie eine feine Dame benimmt und mit einem imaginären Gesellschaftskreis Kaffee trinkt, entdeckt sie ihr Talent, sich Geschichten auszudenken. Sofort will sie schreiben lernen, was für ein Schwein mangels richtiger Hände reichlich schwierig ist, ihre Klauen bringen nur mit viel Mühe ein unscharfes "A" zustande. Glücklicherweise schenkt ihr König Pumponell eine schweinegeeignete Schreibmaschine, auf der Wutz nun stundenlang ihre Werke hämmert. Besonders stolz ist sie auf ihr Kriminalstück, in dem "Kommissar Wutz" ermittelt, aber leider fühlt sie sich auf der Insel von Banausen umgeben, die ihr Können nicht angemessen würdigen. Nicht einmal der Professor schenkt ihr viel Beachtung, zu sehr beschäftigt ihn die Krabbe, mit der er endlich kommunizieren kann. Dabei verinnerlicht er die Zeichensprache so stark, dass er beim Bericht immer noch mechanisch die Bewegungen ausführt, woraufhin Urmel und Wutz zunächst an seinem Verstand zweifeln.

Der melancholische Seele-Fant schwelgt auch dieses Mal wieder in seinen traurigen Liedern, die neuerdings von seiner Sehnsucht nach dem Fliegen handeln, etwa das stimmungsvoll dargebrachte "Wönn öch eun Vögleun wör" in seiner leider sehr fehlerhaften Ö-Sprache. Über diese Aussprache ärgert sich vor allem Schusch, doch leider kann er es ja selber nicht viel besser - während Schusch darauf beharrt, dass der "Himmel" "Hämmel" heißt, besteht Seele-Fant auf der Aussprache "Hömmel".

~ Kleine Lehre für Kinder ~

Auf unterschwellige Art wird in diesem Band vor allem für Kameradschaft und das Ablegen von Vorurteilen plädiert. Die Krabbe, die bisher von allen Inselbewohnern als unheimliche, stumme Kreatur gemieden wurde, entpuppt sich als liebebedürftiges Wesen, das froh ist, endlich Freunde gefunden zu haben, mit denen es, wenn auch über den Umweg der Zeichensprache, kommunizieren kann. Auch die Seeungeheuer sind gar nicht so ungeheuerlich. Auch sie müssen erst lernen, dass die Krabbe kein Feind ist, den sie bekämpfen müssen und dass Professor Tibatong gewiss nicht zu den Menschen gehört, die ihre Existenz aus Profitgier verraten würden. Die Bewohner Titiwus schließen sowohl mit der Krabbe als auch mit den Meeresungeheuern Freundschaft und es zeigt sich, dass der erste Eindruck durchaus täuschen kann.

~ Nur eine Schwäche ~


Die Urmel-Bücher besitzen eigentlich nur eine winzige Schwäche, die in den Sprachfehlern der Tiere begründet liegt. Schusch beispielsweise spricht alle "I"s als "Ä"s aus, am schlimmsten ist es jedoch bei Seele-Fant, der aus den "E"s und "I"s ein "Ö" macht und aus einem "Ei" ein "Eu". Gerade für die jüngsten Leser dürfte es nicht leicht sein, seine Sätze auf Anhieb zu entziffern, wenn Seele-Fant beispielsweise aus einem "Zentimeter" einen "Zöntömötör" macht, muss man schon sehr genau hinlesen. Allerdings spricht Seele-Fant nur recht wenig und die Sprachfehler der anderen Tiere fallen nicht so stark auf.

Fazit:


Ein gelungener Band um das Urmel und die anderen Bewohner der Insel Titiwu. Diesmal führt sie ihr Abenteuer in die Tiefen des Meeres zu den Seeungeheuern. Sehr witzig und spannend geschildert und ideal für Grundschulkinder. Störend könnten nur die Sprachfehler der Tiere sein, die das Lesen für Anfänger nicht ganz so einfach machen.

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