4. Oktober 2012

Die verhexte Ferienfahrt - Edmund Sabott

Produktinfos:

Ausgabe: 1955
Seiten: 126
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Der Autor:

Edmund Sabott, der auch unter dem Namen Horst Peter aktiv war, lebte von 1898 bis 1958. Zu seinem Werk gehören zahlreiche Kinder- und Jugendbücher wie "Die neugierige Brigitte", "Dagmars mutige Tat" und "Antje im Glück" aber auch Literatur für Erwachsene und Filmvorlagen wie "Mädchen im Vorzimmer" und "Die gläserne Wand".

Inhalt:

Christa freut sich schon seit Wochen auf den Sommerurlaub mit ihren Eltern in Schweden. Doch zu Christas großer Enttäuschung fällt die Reise aus, weil ihre Eltern zu einem wichtigen Kongress nach Genf reisen müssen. Als ihre Lehrerin Fräulein Langer von Christas Kummer erfährt, schlägt sie eine Reise ins Ferienheim Ellernwiese vor. Die Besitzerin ist Fräulein Holder, Christas ehemalige Sportlehrerin, mit der sie sich immer gut verstanden hat und Christa freut sich auf ihren Ersatzurlaub.

Am Bahnhof allerdings trifft sie ausgerechnet auf die verwöhnte Schulkameradin Dagmar, die ebenfalls nach Ellernwiese reist. Dort angekommen geht es turbulent weiter. Letzte Nacht ist ein Feuer ausgebrochen, das einen Großteil der Kinderpension zerstörte und eine Mitarbeiterin wurde mit Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert. Christa und Dagmar müssen in der Kammer der fünfzehnjährigen Hanna, einer tüchtigen Helferin, untergebracht werden. Während Christa sich schnell mit Hanna anfreundet, ist Dagmar entsetzt über die primitiven Zustände.

Am nächsten Tag besuchen die drei Mädchen im Krankenhaus die verletzte Frau Witt, die sich langsam erholt. Spontan beschließt Hanna, dass sie, Christa und Dagmar in Frau Witts Haus ziehen und sich um deren vier Kinder kümmern. Den drei Mädchen steht mit den beiden halbwüchsigen Söhnen, und den Kleinkindern Heiner und Rosl eine Menge Arbeit bevor - aber auch viel Spaß ...

Erstens kommt es anders ...

Ferien, die ganz anders verlaufen als gedacht, sind Thema dieses Mädchenbuches, das Leserinnen etwa etwa zehn Jahren gute Unterhaltung schenkt. Aber auch lehrreich ist die Handlung, denn Freundschaft und Zusammenhalt sind ganz wichtige Punkte. Die liebenswerte Christa und die verwöhnte Dagmar könnten gegensätzlicher kaum sein und wären bisher nie auf die Gedanken gekommen, Freundinnen zu werden. In Ellernwiese aber bleibt für Streitereien wenig Zeit, denn Christa, Dagmar und Hanna sind zu großen Teilen auf sich allein gestellt. Die kleinen Leserinnen ab etwa zehn Jahren lernen hier, wie wichtig es ist, Hilfsbereitschaft zu zeigen und zusammenzuhalten. Christa und Dagmar haben eigentlich Ferien und verbringen diese schließlich mit Kinderhüten und Wäschewaschen auf beengtem Raum. Vor allem Dagmar macht eine große Wandlung durch vom verwöhnten Töchterchen, das mehrfach ans Ausreißen denkt, bis hin zu einer patenten Freundin, auf die Christa und Hanna zählen können. Dabei kommt diese Wandlung nichts urplötzlich, sondern ganz allmählich. Dagmar wird nach und nach immer umgänglicher und zeigt auf realistische Weise, wie sich Menschen mit etwas Mühe ändern können, ohne sich zu verstellen. Nebenbei plädiert das Buch dafür, Spaß ohne Luxus zu haben und die Natur zu genießen.

Natürlich gibt es immer wieder Rückschläge und die Ereignisse werden nicht beschönigt. Die beiden halbwüchsigen Jungs fühlen sich in ihrer Ehre gekränkt, dass sie, die sie sich schon auf eine sturmfreie Bude gefreut haben, von drei "affigen Zierpuppen" beaufsichtigt werden sollen. Sie haben weder Lust, bei der Hausarbeit mitzuhelfen, noch wollen sie sich sagen lassen, wann Bettzeit ist. Die Geschichte ist durchweg unterhaltsam, denn ständig passiert etwas Neues, nie plätschert die straffe Handlung belanglos vor sich hin. Ein klein wenig gruselig wird es zwischendrin auch, als jemand ein Kreuz an die Haustür malt und die Jungen behaupten, dies deute kommendes Unheil an. Tatsächlich geht es gegen Mitternacht unheimlich im Haus zu, aber letztlich klärt sich alles auf.

Bei all dem Trubel geht es auch sehr oft witzig zu. Allein die Schilderung der anfangs verzogenen Dagmar ist nah an der Parodie. Ihre Mutter, eine Opernsängerin, nennt sie geziert "Ma", da ihr "Mutti oder "Mami" zu kindlich ist, sie trägt riesige Sonnenbrillen wie Filmdiven und ist anscheinend eine Menge Luxus gewohnt, den sie im ländlichen Ellernwiese nicht bekommt. Ein skurriles Original ist der uralte Kutscher "Vater Thomas", der zum Befremden der beiden Mädchen erst hartnäckig schweigt und sie dann wie aus dem Nichts mit einem "Schreit nachts der Kauz aus dem Eichenhag, droht Feuersbrunst oder Totenklag'" verschreckt.

Schwächen gibt es nur wenige, für Kinder ist es wahrscheinlich einfach nur gewöhnungsbedürftig, dass das Buch schon so alt ist. Die Handlung spielt in den fünfziger Jahren, ohne heutige Selbstverständlichkeiten wie Auto oder Fernseher. Fast schon komisch wirkt für heutige Verhältnisse Hannas Drohung an die beiden ungehorsamen Jungen, ihrem Lehrer über ihr Benehmen Bescheid zu geben. Schade ist zudem, dass ganz zum Schluss ein sehr böser geplanter Streich der Jungen zwar vereitelt wird, aber zu wenig von der Reue des Anstifters zu sehen ist und die Mädchen lassen den Vorfall verhältnismäßig rasch ruhen.

Fazit:


Ein lehrreiches und spannendes Buch für Mädchen ab zehn Jahren. Die Geschichte lässt sich leicht lesen, plädiert für Hilfsbereitschaft und bietet viele humorvolle Szenen. Ein paar Kleinigkeiten fallen störend auf, ansonsten aber definitiv empfehlenswert.

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