30. September 2012

Fear Street - Falsch verbunden - R. L. Stine

Produktinfos:

Ausgabe: 2003
Seiten: 152
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Der Autor:

Robert Lawrence Stine, geboren 1943 in Ohio, lebt seit 1965 in New York City, und arbeitete zunächst als Lektor. Die ersten Bücher waren im Bereich Humor angesiedelt, seit 1986 aber hat sich R. L. Stine jedoch ganz den Gruselgeschichten verschrieben. Am bekannteste ist seine Kinder- und Jugendbuchreihe "Gänsehaut", die auch als Serie verfilmt wurde.

Inhalt:


Die Freundinnen Deena und Jade verbringen den letzten Feriensamstag zuhause mit Gesprächen und einem Beautyprogramm. Deena erzählt dabei, dass demnächst ihr Halbbruder Chuck zu ihnen ziehen wird. Er stammt aus der ersten Ehe ihres Vaters und sie hat ihn bisher nur wenige Male gesehen. Besonders erfreut ist sie aber nicht darüber, denn Chuck scheint oft in Schwierigkeiten zu geraten und ist nun von seiner Schule geflogen.

Als sie Chuck Tage darauf zu ihnen zieht, fühlt sich Deena anfangs in ihren Befürchtungen bestätigt. Chuck ist recht schweigsam und reagiert kaum auf ihre Versuche, ihn etwas aufzumuntern und aus der Reserve zu locken. In der Schule gerät er auch schon bald in einen handfesten Streit. Allerdings zeigt er auch manchmal sympathische Seiten und Deena bemüht sich um ein gutes Verhältnis.

Seit Kurzem machen Deena und Jade ab und zu Telefonspiele. Deena kann kostenlos telefonieren, da ihr Vater bei der Telefongesellschaft arbeitet und Jade überredet sie, ihren heimlichen Schwarm Rob mit verstellter Stimme anzurufen. Als Chuck das mitbekommt, will er mitmischen. Seine Telefonspiele sind aber weit weniger harmlos, etwa als er sich als Terrorist ausgibt und ein Gebäude geräumt wird. Noch brenzliger wird es, als Chuck schließlich in der gefürchteten Fear Street anruft, wo immer wieder unheimliche Dinge geschehen. Die Frau am anderen Ende schreit in Todesangst und fleht um Hilfe. Deena, Chuck und Jade sind verunsichert und suchen die Adresse auf - wo sie die Leiche der gerade ermordeten Frau finden ...

The person you have called is temporarily not available

In der Fear Street geschehen, Nomen est Omen, ständig grausige Dinge und man sollte sie am besten weder aufsuchen noch auch nur dort anrufen - aber Chuck will sich nicht daran halten und schon stecken er und die Mädchen in einem ziemlichen Schlamassel. Gelungen ist vor allem die Darstellung von Chuck. Der Leser weiß anfangs ebensowenig wie Deena, was von ihm zu halten ist und ob man ihm trauen kann oder nicht. Deena erzählt zwar von seiner kriminellen Vergangenheit, doch in was er genau verwickelt war und warum er seine Schule verlassen musste, bleibt im Dunkeln. Chuck verhält sich zwiespältig, mal sehr wortkarg und eher finster, mal ist er aber auch hilfsbereit und umgänglich. Jade ist recht angetan von seiner mysteriösen Art, das will allerdings nichts heißen, denn für Jade sind die meisten Jungs und Männer interessant und mit ihrer Menschenkenntnis ist es nicht so weit her.

Deenas Unsicherheit, was sie von ihrem Bruder halten soll, ist daher gut nachzuvollziehen und es ist ganz reizvoll, dass die drei Protagonisten nicht einfach gute Freunde sind, sondern eben einer von ihnen noch nicht wirklich ein Vertrauter ist. Auch die Entartung eines anfangs als harmlos gedachten Telefonstreiches ist eine gute Idee. Das Spiel der Mädchen hat noch nichts Gefährliches an sich, Chucks Streiche sind dann schon ein ganz anderes Kaliber und es wird recht gut dargestellt, wie Deena zwischen den Stühlen hängt - Jade ist nämlich begeistert von Chucks Ideen und reagiert patzig, als die Freundin sie darauf anspricht, dass sie mit diesem Spiel aufhören müssen. Dass sie dann in einen Mord hineingeraten, konnte natürlich niemand ahnen, trotzdem steckt hier auch die kleine Moral drin, dass Streiche ein durchaus ernstes Ende nehmen können.

Während der erste Teil des Romans noch recht überzeugend ist, kann der zweite Teil nicht so sehr daran anknüpfen. Das größte Manko liegt darin, dass der Leser viel zu früh weiß, wer der Mörder ist. Von Raffinesse oder überraschenden Wendungen ist hier nichts zu merken, es geht allenfalls darum, dass es den Mädchen gelingt, ihm zu entkommen und ihn zugleich zu überführen. Mehrere Verdächtige einzuführen hätte sicherlich einen größeren Reiz gehabt. Ironischerweise wird es in anderen Bänden durchaus mal ein bisschen mit den verdächtigen Personen übertrieben und es wirkt gezwungen, dass so ziemlich jede Figur im Umfeld der Hauptfigur ein Mordmotiv hat - aber dass es so einfach ist wie hier, den Mörder zu erkennen, ist auch nicht das Wahre. Ziemlich dämlich ist es auch von den drei Jugendlichen, nach dem verstörenden Telefonat überhaupt zu dieser Adresse zu fahren, anstatt alle Ermittlungen direkt der Polizei zu überlassen.

Natürlich gibt es am Ende den obligatorischen Showdown, aber auch das hat man innerhalb dieser Reihe schon besser gelesen und wirkt ein bisschen konstruiert. Am Schluss gibt es zwar noch eine kleine Pointe, aber auch die kann nicht recht überzeugen und reißt nichts mehr heraus. Nach dem vielversprechenden Beginn flacht die Handlung also ab und so ist das Buch insgesamt nur durchschnittlich, wenngleich als leichte, anspruchslose Lektüre nicht ungeeignet. Das Buch lässt sich problemlos an einem Abend durchlesen und ist mit der einfachen Sprache und den kurzen Kapiteln sicher auch für weniger lesefanatische Jugendliche leicht zu bewältigen.

Fazit:


Nicht der beste Roman der Fear Street-Reihe, aber auch kein Reinfall. Alles in allem kann er interessante Charakterisierungen bieten und ein reizvolles Thema, aber bei der Mörderjagd hapert es mit fortschreitender Handlung immer mehr. Kann man lesen, muss man nicht.

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