30. September 2012

Die Schandmaske - Minette Walters

Produktdetails:

Ausgabe: 1996
Seiten: 407
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Die Autorin:

Minette Walters, geboren 1949 in Hertfortshire, machte zunächst einen Abschluss in Französisch, ehe 1992 ihren Debütroman "Im Eishaus" veröffentlichte, der gleich ein Erfolg wurde, ebenso wie ihre weiteren Krimis wie "Die Bildhauerin", "Die Schandmaske" und "Dunkle Kammern".

Inhalt:


Die wohlhabende fünfundsechzigjährige Mathilda Gillespie wird tot in ihrer Badewanne aufgefunden. Sie hat eine hohe Dosis Schlafmittel in sich und die Pulsadern aufgeschnitten. Unheimlich ist allerdings die mittelalterliche metallische Schandmaske, die sie auf dem Kopf trägt und die mit Wildblumen dekoriert ist. Zunächst sieht alles wie ein dramatisch inszenierter Selbstmord aus, da keine Fremdeinwirkung erkennbar ist.

Sergeant Cooper irritiert allerdings das Fehlen eines Abschiedsbriefes. Auch Mathildas Ärztin Sarah Blakeney kann sich keinen Selbstmord vorstellen, auch wenn ihre Patientin stark unter Arthritis gelitten hat. Das Testament sorgt schließlich für eine große Überraschung: Weder Mathildas Tochter Joanna noch ihre Enkelin Ruth werden mit dem Vermögen oder dem Haus bedacht. Stattdessen erbt zu ihrer eigenen Überraschung Sarah Blakeney alles.

Nun rückt Sarah in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Sie muss sich nicht nur vor dem Dorfklatsch schützen, sondern auch mit der wütenden Joanna auseinandersetzen, die das Testament anfechten will. Auch Joanna und Ruth werden verdächtigt, da sie die ursprünglichen Erben waren. Zudem offenbart sich Mathildas dunkle Vergangenheit, die noch anderen Personen ein Motiv gibt ...

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In ihrem dritten Krimi greift Minette Walters wieder einmal ihre bewährten Zutaten auf: Verworrene Familienverhältnisse, düstere Geheimnisse der Vergangenheit, ein Widerspruch zwischen schönem Schein und der Wahrheit hinter der Fassade und komplizierte Beziehungsgeflechte. Hauptfigur ist die Hauptverdächtige Sarah Blakeney, bei der der Leser aber von Anfang an weiß, dass sie unschuldig ist. Sowohl Joanna als auch ihre Tochter sind verdächtig und erscheinen dem Leser beide zunächst recht unsympathisch - die hübsche, aber offenbar drogensüchtige Joanna, die ihre Schönheit gezielt einsetzt, um Männer zu verführen auf der einen Seite und auf der anderen Seite Ruth, die sich mehrfach heimlich am Geld der Großmutter bediente. Erst nach und nach lernt man ihre Charaktere besser kennen, vor allem Ruth erhält ein sehr viel differenzierteres Bild und der anfängliche Verdacht gerät ins Schwanken.

Ein großer Reiz der Handlung liegt in den knappen Tagebuchauszügen, die jedem neuen Kapitel vorangestellt sind. Der Leser erhält ein, manchmal auch zwei oder drei Seiten aus Mathildas inzwischen vernichteten Tagebüchern, die die Abgründe ihrer Familiengeschichte aus Mord und Inzest andeuten und Einblicke in ihren sehr facettenreichen Charakter gewähren. Obwohl Mathilda zu Beginn der Handlung bereits tot ist, lernt der Leser sie durch diese Einträge ein wenig kennen. Originell ist vor allem, dass die Protagonisten diese Tagebücher nie in die Hand bekommen, da sie bereits verbrannt wurden und der Leser somit mehr über Mathilda weiß als so manche Hauptfigur.

Sarah Blakeney ist eine ziemlich vielschichtige Hauptfigur, die daher für den Leser schnell interessant wird. Zunächst erscheint sie vor allem als bemühte Ärztin, die auf ihre Patienten eingeht und die von dem Erbe vollkommen überrascht wird - dass sie eine der ganz wenigen Personen war, die mit der streitlustigen Mathilda auskamen, spricht für sie. Kompliziert ist ihr Verhältnis zu ihrem Mann. Jack ist ein selbstbewusster, charismatischer Künstler, den sie der Untreue verdächtigt. Er lehnt es ab, seine Bilder zu einem niedrigen Preis zu verkaufen, auch wenn das bedeutet, dass er seit Jahren komplett auf Kosten seiner Frau lebt. Er ist ein charmanter, humorvoller aber auch zynischer Mann, dessen Reiz auch Mathilda erlag, die er malen durfte. Kurioserweise verteidigt Sarah Blakeney seine Kunst vehement und lässt nichts auf sein Talent kommen, obwohl sie sich gleichzeitig vorübergehend von ihm trennt und ihm Untreue und Egoismus unterstellt. Dieses etwas seltsame Verhältnis der beiden ist gewöhnungsbedürftig. Insgesamt dominieren die komplizierten Beziehungsgeflechte auch ein bisschen zu sehr und sind teilweise interessanter als die Suche nach dem Mörder, was für einen Krimi natürlich unpassend ist.

Ein bisschen blasser als erhofft ist auch der routinierte, bereits etwas ältere Sergeant Cooper. Nachdem er sich im Laufe der Ermittlungen eingesteht, dass er sich, obwohl eigentlich glücklicher Familienvater, ein wenig in Dr. Blakeney verliebt hat, erwartet man, dass er ein wenig mehr in den Fokus rückt, was dann aber nicht geschieht. Ein bisschen zu einfach wird dann schließlich der der Mörder entlarvt, da wäre ein bisschen mehr Finesse gefragt gewesen.

Fazit:

Ein gelungener Krimi mit recht interessanten Figuren, der gut unterhält. Zeitweise tritt allerdings die Mördersuche etwas in den Hintergrund und das Buch erscheint eher als eine Art Familiendrama. Kein Lesemuss für Krimifans, aber durchaus empfehlenswert.

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